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Bürger-Rezeption
 

 Bürger-Rezeption Volltexte bis 1789

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1771

Boie, Heinrich Christian. Brief an Knebel (Göttingen, den 1. März 1771). In: K.L. von Knebel´s literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Zweiter Band. 1835.  Digitalisiert von Google.

“[S. 92] Der Sänger des Bacchus heißt Bürger und hält sich hier auf. Ein junger Mann von Genie, Laune und Gelehrsamkeit. Von ihm sollen Sie auch bald eine gedruckte komische Romanze haben, die Ihnen nicht mißfallen wird.”

 

1772

Herder, Johann Gottfried. Brief an J.H. Merk (Bückeburg, 1772). In: In: Briefe an Johann Heinrich Merck von Göthe, Herder, Wieland. 1835.  Digitalisiert von Google.

“[S. 42] Recensiren Sie doch den Musenalmanach bald. Es sind doch allerliebste Stücke darin. Von Bürger , der eben auch so ein Minneantlitz hat und Silberstimme, als er singt, und der Engel Schmidt bei Gleim: ich glaube da kann man für solche Sachen recht laut reden: und der Musenaccoucheur Boie verdient doch für seine Mühe auch Dank.”

 

1773

Goethe, Johann Wolfgang von. Rezension Musen-Almanach. Göttingen 1773. In: Goethe´s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Dreyunddreyßigster Band. 1830. Digitalisiert von Google.

“[S. 57] Es erscheinen dieses Jahr einige Namen von Dichtern, die nächstens allgemeiner bekannt zu werden verdienen; dahin gehören Herr (Clamer Eberhard Karl) Schmid zu Halberstadt, dessen Petrarchische Versuche unsre Leser schon kennen, Herr Bürger in Göttingen und Herr Hölty, der unter den neueren Klopstockischen Nachahmern vielleicht am meisten Sprache und Rhythmus in seiner Gewalt hat.
 Das Gedicht auf Selmars Tod in dieser Sammlung, von Herrn Schmid, ist ein Meisterstück in Tonfall, Sprache, Harmonie und wahrer Empfindung. Das Minnelied von Herrn Bürger ist besserer Zeiten werth, und wenn er mehr solche glückliche Stunden hat, sich dahin zurück zu zaubern, so sehen wir diese Bemühungen als eins der kräftigsten Fermente an, unsre empfindsamen Dichterlinge mit ihren goldpapiernen Amors und Grazien, und ihrem Elysium der Wohlthätigkeit und Menschenliebe vergessen zu machen. Nur wünschten wir, als Freunde des wahren Gefühls, daß diese Minnesprache nicht für uns werde, was das Bardenwesen war, bloße Decoration und Mythologie, sondern daß sich der Dichter wieder in jene Zeiten versetze, wo das Auge, und nicht die Seele des Liebhabers auf dem Mädchen haftete, und wenn er die Gesänge Kaiser Heinrichs und Markgraf Heinrichs von Meißen nachempfunden hat, so bildet er sich durch die Liebe einer Miranda, einer Julie u.s.w. bei Shakespear.”

 

1774

Anonym. Rezension Musenalmanach MDCCLXXI Göttingen In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Des zwey und zwanzigsten Bandes erstes Stück.  Digitalisiert von Google.

“[S. 228] - Das Dörfchen, hat viel Anmuth, und außer seinem innern Werth, auch das Verdienst eines sehr geglückten Mechanismus in der viersylbigen Versart - [...] An die Hoffnung, von Bürger, sanft und empfindungsvoll. [...] Die Minne von Bürger, und die Idylle, Philaide von Blum, haben geichfalls ihre Schönheiten. [...] Ein schönes Danklied von Bürger, [...]”

 

1774

Anonym. Rezension Musenalmanach 1774 [Göttingen]. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 1. Stück. 1774.  Digitalisiert von Google.

“[S. 4] Auf der 111 S. [Minnelied] singt Hr. Bürger: Heiliger und schöner war kaum die Hochgebenedeyte die den Heyland uns gebahr. Die Jungfrau Maria für ausserordentlich schön zu halten, hat ein Protestant keine Ursache, aber Verbindlichkeit ihr mehr Achtung zu erzeigen, als daß er sie zum Gegenbilde seines Mägdchens wählt. Ihre Heiligkeit besteht in etwas darinnen keine Sterbliche mit ihr verglichen werden kann, in dem, was Hr. B. in der letzten Zeile nicht würde geschrieben haben, wenn er ernstlich bedacht hätte was er schrieb. War ihm eine biblische Schöne nöthig, so giebt es ja dergleichen in Menge im alten Testamente, und Hr. B. kann zufrieden seyn, wenn er ein Mägdchen bekömmt, das so reich und so hübsch ist als Kerenhapuch. Von eben dem Hrn. B. steht 214 S. [Lenore] nicht ein Minnelied sondern ein Ammenmährchen Leonore. Ein Mägdchen verzweifelt, weil ihr Liebhaber, ein Kriegsmann, ihr nicht geschrieben hat; die Mutter stellt ihr aufs feyerlichste, den erhabensten Trost der Religion vor, den verschmäht sie, und entsagt allem was die Religion hoffen läßt, in Ausdrückungen die Schauern erregen. Indem, kömmts: trap, trap; an die Thüre, ihr Liebhaber ist da, nimmt sie mit sich aufs Pferd, sie thun eine grauenvolle Reise, und endlich wird der Reiter zum Gerippe mit Stundenglas und Hippe; man kann denken wie es Lenoren geht. Diesen Ausgang hatte der Recensent in der That nicht erwartet, denn, noch ehe von Lessingen ist der Todesengel empfohlen worden, fand er den Knochenmann wenn er nicht der Base Pest Gesundheit trinkt, sonst nirgends erträglich als im Holzschnitte hinter einem Leichencarmen; Und obgleich der Todesengel ins Ammenmährchen nicht paßt, so war es doch der Ammenpnevmatologie vollkommen gemäß, daß des Officiers Geist seine Braut abholte, die Hochzeit auf dem Schlachtfelde, und die Gäste, die mit ihm gefallene Helden wären, und dem jungen Paare früh das Glück wiederführe, das Philemon und Baucis spät erlebten; so hätte vielleicht das Mährchen bey empfindenden Lesern, denn diesen schreibt doch Hr. B. und nicht den Ammen, einen Eindruck hinterlassen, da sie jetzo bey der Mischung von Schrecklichen und Spielenden, damit es sich endigt, nicht wissen, ob Hr. B. sie zum besten haben will. Vielleicht wollte Hr. B. aber auch weiter nichts, als seine Kunst in Schilderung grauenvoller Scenen zeigen, in welcher Absicht das Lied allerdings ein Meisterstück ist; daß Lenore den Leser für sich intereßiren sollte, verlangt er wohl nicht. Der Character selbst ist nicht sehr wahrscheinlich. Verunglückte Liebe, geht bey dem sanften Geschlechte, leicht in Andacht über, (man s. diesen Musenalm. 53 S, [Liebe und Andacht, von Götz]) am allermeisten war das bey der Tochter einer so vernünftig frommen Mutter zu vermuthen.So hätte Lenore des Lesers Mitleid gewonnen, und über ihr Grab wären Thränen geflossen, wie über Heloisens Grab fliessen: jetzo wendet der fühlende Leser das Gesicht von einer Rasenden die sich wider Gott empört, und der Seligkeit entsaget. Was für einen Contrast mit diesem verunglückten Mährchen, macht nicht auf der 192 S. [An Agathe] eben des Verfassers vortrefliches Lied soll sanfter und frommer Empfindungen! - Aber in den alten Minneliedern und Ammenmärchen sind Religion, Tändeleyen und Possen durch einander gemengt. - Muß denn alles von den Alten nachgeahmt seyn was sich für unsere Zeiten nicht schickt?”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1774

Mo. Rezension Musenalmanach MDCCLXXI und 1773. Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des zwey und zwanzigsten Bandes erstes Stück. 1774. Digitalisiert von Google.

Musenalmanach MDCCLXXI:
[S. 228] Das Dörfchen, hat viel Anmuth, und außer seinem innern Werth, auch das Verdienst eines sehr geglückten Mechanismus in der viersylbigen Versart.

Musenalmanach für 1773:
[S. 228] An die Hoffnung, von Bürger, sanft und empfindungsvoll. [...] Die Minne von Bürger, und die Idylle, Philaide von Blum, haben gleichfalls ihre Schönheiten.[...] Ein schönes Danklied von Bürger, und manche andre kleinere Stücke, zärtlichen oder scherzhaften Inhalts, die der Gesellschaft der übrigen, und der besten unter ihnen, nicht unwerth sind.”

 

1774

Jacobi, Johann Georg. Rez. Poetische Blumenlese auf das Jahr 1774. In: Der Teutsche Merkur. Des Sechsten Bandes Erstes Stück. Weimar.  Digitalisiert von Google

“[S. 44] Ein Hymnus nach dem Lateinischen. Wenn ich gegen irgend einen Dichter mit gutem Gewissen strenge seyn kann, so ist es gegen den Verfasser der Nachtfeyer, weil ich ihn vorzüglich hochschätze und liebe. Mit Freuden erkenn´ ich auch in diesem Hymnus den blühenden Geist und die anmuthige Melodie seiner Muse, und verdank ihm die nicht geringe Mühe, die er auf ein solches Werk gewendet hat; aber zugleich fühl ich mich berechtigt, Forderungen an ihn zu thun, welche bey den wenigen unsrer jungen Sänger mir einfallen würden.

[S. 50] Nichts weiter mehr von den gegenwärtigen, als ein Glückwunsch an Hrn. Bürger zu seiner Lenore. Welche Kunst in der Behandlung eines solchen Gegenstandes! Eine beständige Mischung des Comischen und des Gräßlichen, ohne daß sie beleidigt! Am Putztisch und am Spinnrocken auswendig gelernt, und vom Kenner bewundert! Ein Gespenstermährchen, und ein Meisterstück der Poesie! “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1774

Wieland, Christoph Martin. Der Teutsche Merkur. Des Siebenten Bandes Erstes Stück. Julius 1774.
Digitalisiert von Google.

“[S. 191] Herr Bürger hat nach manchen Versuchen in der sanftern und feinern Poesie endlich seinen Namen durch die Ballade Lenore allgemein bekannt gemacht.”

 

1774

Stolberg, Christian zu. Brief vom 26. Juli 1774 an Bürger. In: Briefe von und an Gottfried August Bürger. Hg. Adolf Strodtmann, Berlin 1874.

“[S. 208] Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie sehr ihre Leonore hier bewundert wird, hier da man gar nichts, weniger als nichts aus Gedichten macht. Alle Menschen sogar vornehme Männer und Weiber lasen sie, und lernten Stellen davon auswendig. Ich bin mehr wie einmal Zeuge gewesen, daß beim Spieltisch die Damen den Almanach aus der Tasche gekriegt, und die Leonore laut gelesen haben. Die Karten wurden bei Seite gelegt und von anderen Spieltischen stand man auf und horchte zu. Das ist so unerhöret als – als – als wenn Sie in der ersten Nacht nicht ihre Pflichten ausgeübt hätten. “

 

1775

Mo. Rezension Musenalmanach 1774. Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des fünf und zwanzigsten Bandes erstes Stück. 1775. Digitalisiert von Google.

“[S. 216] Die poetische Blumenlese des diesjährigen Almanachs ist wiederum mit vielem Geschmack gesammelt, und enthält verschiedne sehr schätzbare Stücke. Sie sind nunmehr schon zu allgemein bekannt, auch schon so häufig angepriesen, daß wir in allem Betrachte zu spät kämen, wenn wir die schönsten Gedichte dieser Sammlung auszeichnen, und itzt erst dem Publiko, das zum Theil schon vertraut damit ist, empfehlen wollten. Die hier befindlichen Oden von Klopstock geben ihr die größte Zierde; aber auch eine gute Anzahl sehr gefälliger und glücklich gerathener Kleinigkeiten verdienen Aufmerksamteit, und sind vortrefliche Beyträge zu unsrer lyrischen Poesie. Wir gestehen aufrichtig, daß, uns, im Ganzen genommen, die Stücke von der leichtern Art hier besser gefallen haben, als die von der erhabner Gattung. In diesen letztern, aber freylich auch selbst in einigen Kleinigkeiten, wo es noch unschicklicher ist, haben wir einen gewissen Neologismus bemerkt, vor welchem wir unsre jungen Dichter nicht genug warnen können, weil dabey nichts geringers als der wahre Charakter und das Wesen der Poesie, vorzüglich aber die Reinigkeit unsrer Sprache aufs Spiel kömmt. Es ist alles mal sichrer, sich der Korrecktheit, als einer oft sehr armseligen Neucheit zu befleißigen, hätte sie auch den Anschein der ächten altdeutschen Manier, wie hier einige Nachahmungen der Minnesänger, worunter besonders die S. 203. [Minnelied von S.=Voß] unleidlich ist.”

 

1776

Anonym. Rezension Musenalmanach für das Jahr 1776. In: Der Teutsche Merkur vom Jahr 1776. Erstes Vierteljahr. Digitalisiert von Google.

“[S. 88] Von Bürgern ist eine ältere Romanze, der Raubgraf. Was seine Art in einzelnen Stücken verschiedentlich charakterisirt, ist hier beysammen. Hohe reine Herzens-Jovialität, und schauerliches magisches Gefühl, woraus ein ganz originales Mittelding entsteht. Nur wünschten wir, daß diese Romanze nach einer Abschrift, die uns ehemals vorgelesen worden, gedruckt worden wäre. Bürgern hat gewiß nicht sein Herz, sondern Gefälligkeit gegen seine Freunde und deren Ideen von moraliscehr und poetischer Schicklichkeit, zu denen Veränderungen bewogen, die uns aufgefallen sind. Es ist unbegreiflich, wie man einem Dichter zureden mag, seine warme Composition und treffenden Ausdruck ins Unbedeutende abzustimmen; und das blos aus dem politisch-litterarischen Mißverstand, weil das Publikum oft gegen die Sachen zu deklamiren pflegt, die es am meisten unterhalten. Lasse man eine Seele wie Bürgers nur ungeplagt und ungemeistert ! so viel Genie führt Geschmack, und zwar den wahren Geschmack in gleichem Grade mit sich; so wenig das den Geschmäcklern einwill, die sich doch mit ihrem unabzustreitenden guten Einfluß über Köpfe niederer Gattung begnügen sollten. [Hervorhebung K.D.] ”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1776

Anonym. Rezension Musenalmanach. 1776. Göttingen, bei Dieterich. In: Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur. Neunter Band.  Digitalisiert von Google.

“[S. 297] Unter den übrigen Verfassern zeichnen sich vorzüglich aus: Göthe ; Bürger; man sehe vorzüglich das Spinnerlied S. 77. Von dieser Art wünschten wir ein ganzes Bändchen von diesem Verfasser für alle Classen des gemeinen Volks. Mit so simpeln, angemessenen Melodien, wie dieses, begleitet, würden sie mehr, als irgend etwas anders zur Besserung und Verfeinerung des gemeinen Volks beitragen, wenn man sie unter demselben gemein machen könte. Ferner den Raubgraf S. 113, dessen burlesker treffender Ton sich so sehr vor dem gewöhnlichen faden Leierton unsrer Romanzen auszeichnet.

[S. 299] Von Bürgern finden wir unter andern ein Ständchen S. 155, ganz ln der Manier und von der Güte des oben angeführten Spinnerliedes, dem wir auch eine Melodie beigefügt zu sehen wünschten. Die Ballade von Schink, S. 85, ist der vortreflichst Pendant zu Bürgers Leonore, die ganz Deutschland auswendig weis.”

 

1776

Anonym. Rezension Musenalmanach (Göttingen) für 1776. In: Schwäbisches Magazin von gelehrten Sachen auf das Jahr 1776.  Digitalisiert von Google.

“[S. 40] Hingegen sind der guten Ritterromanzen mehrere, die das Publikum jezo so sehr liebt. Die vornehmste darunter ist unstreitig von Hrn. Schinck, welcher den Ton von Bürgers Lenore recht gut kopirt hat.[...] Hr. Bürger hat hieher seine minder gearbeiteten Stücke gegeben, aber sie sind doch alle wahre Lieder des Teutschen, vornemlich das: Trallyrum larum höre mich.”

 

1776

Anonym. Ueber Bürgers Homer. In: Beyträge in das Archiv des deutschen Parnasses, Zweites Stück (Sammlung Helmut Scherer)

“[S. 383] Mein Herr, Was ich von Bürgers Versuch einer Uebersezung Homers, im 1. Th. des deutschen Musäum, halte? – Bürgers – nicht den griechischen Homer, dünkt mich, werden wir bekommen, für die Kleinheit unsers Publikums zugerichtet; anstatt des im epischen Verse frey und gravitätisch fortschreitenden in ein kürzeres Verschen gepreßt und eingekerkert. Sein melitos glvkioon audy ist vertrocknet; die Kraft des Adlers ist Schweere des Kopfes; die Einfalt der Daube ist Grobheit oder Lustigkeit geworden. Haingebirg, Himmelsjägerin, Kettenpanzer Stralenrüstung, Schlachtgefahr u. d. g. sollen Machtwörter seyn, und sind steife, contrakte Glieder; daß Geschoß, daß ins Gesäß zwischen Blase und Huftbein durchgeht, ist in Peraults Manier.
   Kurz wenn ich meine Stimme auch zu geben habe (und Bürger hat ins Publikum angefragt, ob er mit seiner Arbeit fortfahren solle) so wollte ich für mich und einige meines Geschmacks, seyn es nun viel oder wenig, seine Uebersezung verbetten haben; oder vielmehr erklären, daß wir eine solche nicht lesen werden, um uns Aergerniß und Kränkung über den geschändeten guten Herrn Homer zu ersparen.
   Glaube er immerhin (es ist für ihn das bequemste) denen, die ihm sagen, daß Fehler von der Art des gerügten, deren noch mehrere vorkommen, Kleineleyen sind, worüber sich Genien nicht aufhalten, viel weniger sich zurechtweisen lassen. Verachte er die Scholien, wenn ihm das Genie Notiz historischer Dinge eingeistet, und hüte sich an solchen kalten Scholien sein Feuer zu verlieren, wenn Homers Gedanken, durch dieselben am sichersten beleuchtet, nicht im Stand sind, es allenfals wieder anzuzünden. – Leben Sie wohl! “

 

1776

Dähnert, Johann Carl. Neueste Critische Nachrichten, Zweiter Band, Greifswald. Digitalisiert von Google

“[S. 218] CXXV-CXXIX. Deutsches Museum. Erstes bis Fünftes Stück. 1 Alph. 6 B. in 8. Leipzig 1776
Eine neue mit Anfang dieses Jahrs herauskommende Wochenschrift, die nach diesem ihrem Anfange zu urtheilen viel Gutes und vorzügliches verspricht, und eine angenehme und nüzliche Lektüre voll unterhaltender Gelehrsamkeit ist. Wir wollen nur einige der darin enthaltenen Stücke anmerken. Die Uebersetzung von der fünften Rhapsodie von Homers Iliade durch Bürgern ist so beschaffen, daß wir uns freuen, dem Leser ankündigen zu können, daß derselbe den ganzen Homer, wenigstens die Iliade auf die Art übersetzen will, und daß er dazu Aufmunterung und Unterstützung verdient.
[...]
Einige Fragmente aus Daniel Wunderlichs Buch über die Eintheilung des Schauspiels und die Volkpoesie. Bürgers Leonardo und Blandine, eine der beßten Balladen des V.”

 

1777

Anonym. Rezension Balladen vom Maler Müller. 1776. In: Nürnbergische Gelehrte Zeitung auf das Jahr 1777. Erstes Quartal.  Digitalisiert von Google.

“[S. 54] 5) Amors Schlafstunde, eine Feen- und Elfenballade. - Noch müssen wir eine Erinnerung hinzusetzen. - Balladen sind, nach unserer Meinung alte singbare Gedichte, durch welche eine heroische oder wunderbare Landessage unter dem Volke erhalten worden. Ob es für den Geschmack, für die Kenntniß des Nationalcharakters, auch selbst der Nationalgeschichte vortheilhaft sey, solche Reliquien, wie der Engländer Percy in seinen Reliquies of ancient english Poetry, zu sammlen, braucht keine Entscheidung. Auch neuere Dichter, die im eigentlichen Verstande fürs Volk singen wollen, thun wohl, wenn sie sich die fast unnachahmliche Einfalt der Sitten und des Ausdrucks, die in diesen allen Balladen herrscht, zum Muster nehmen und uns mehr solche Meisterstücke, als Bürgers Leonore liefern. Aber noch besser thäten sie, wenn sie, wie Meister Bürger, in einer unsern Zeiten und unsrem gemeinen Volke verständlichen Sprache sängen, und nicht glaubten, daß das Einfalt und Natur wäge, wenn sie hie und da ein altes Wort hineinflickten, und ein Teutsch redeten, daß kein Sprachkenner, geschweige der gemeine Mann, verstehen kann. Es wäre Schade, wenn Herr Müller seinen Gedichten mit Vorsatz diejenige Zierde raubte, die dem Genie gewiß nie Schande gemacht hat.”
 

1777

Anonym. Rezension Poetische Blumenlese für das Jahr 1777 (J.H.Voß). In: Nürnbergische Gelehrte Zeitung auf das Jahr 1777. Erstes Quartal. Digitalisiert von Google.

“[S. 93] Die Weiber von Weinsberg von Bürger S.73. in seinem guten Volksliederton.
  Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt?
  Soll seyn ein wackres Städtchen.
Abendphantasie von eben demselben S.86. Wie viel Phantasirer ohne Herz und Feuer der Einbildungskraft läßt er weit hinter sich zurücke! ”

 

1777

Dz. Rezension Musenalmanach. In: Allgemeine Deutsche Bibliothek. Des dreyßigsten Bandes erstes Stück. 1777.  Digitalisiert von Google.

Rez. Musenalmanach für das Jahr 1776 Hg. Voß.
“[S. 514] Gefallen haben uns vorzüglich: das Frühlingslied eines Fräuleins, S.. 36; der Raubgraf, von Bürger, S. 113; [...]

Rez. Musenalmanach MDCCLXXVI Hg. Goeckingk.
[S. 515] Von den Herren Bürger, Gleim, Hensler, dem jüngern, Kästner, Fr. Karschinn, Hrn. Pfeffel, Schmidt, und andern, kommen hier gleichfalls beyfallswürdige Stücke vor, die unter manchen entbehrlichen, affektirten und verunglückten Geburten kleiner Dichterlinge desto mehr hervorstechen und [...].”

 

1777

Anonym an Herausgeber Goeckingk. 1777. In: A. Strodtmanns “Briefe von und an Gottfried August Bürger” Berlin 1874. Brief 314

“[S.55] 10) Nun komme ich endlich an das unverschämteste Lied unter allen, an das Lied, welches Bürger gemacht hat, mit der Überschrift: Das Mädel, das ich meine.[...]
   Da Gottes Reich, auch in so fern wir Menschen es kennen, so weitläuftig ist, daß es viele 1000 unanstößige Gegenstände giebt, die uns Gelegenheit, ein Lied zum Preise des Höchsten zu machen, geben können, sollen wir denn mit Fleiß, einen anstößigen Inhalt zu solchem Liede wählen? Ist das Ehrfurcht gegen Gott? Ist das Bestrebung Gott unsern Nebenmenschen, als höchst verehrungswürdig vorzustellen?
   Sind die Menschen so tugendhaft, daß sie bey der Bemusterung eines schönen Mädchens nach allen Theilen, die zwischen Kopf und Füßen sitzen, mit der ehrfurchtsvollen Gemüthsfaßung an Gott denken können, mit welcher sie an ihn denken sollen? Und wenn sie es nicht sind, ist es denn der Klugheit, der Ehrbarkeit, der Ehrfurcht gegen Gott gemäß, unter dem Vorwande, den Schöpfer zu preisen, ein Lied zu machen, welches die Phantasie mit 1000 unreinen Bildern anfüllen kann, welche zu 1000 Ausschweifungen verleiten, die weder Gott noch rechtschaffenen Menschen gefallen können?”

 

1777

B. Von Aehnlichkeit der mittlern engl. und deutschen Dichtkunst. In: Deutsches Museum. Zweyter Band. Julius bis Dezember Digitalisiert von Google.

“[S. 431] Wenn Bürger, der die Sprache und das Herz dieser Volksrührung tief kennet, uns einst einen deutschen Helden- oder Thatengesang voll aller Kraft und alles Ganges dieser kleinen Lieder gäbe: ihr Deutsche, wer würde nicht zulaufen, horchen und staunen? Und er kann ihn geben; seine Romanzen, Lieder, selbst sein verdeutschter Homer ist voll diesetr Akzente, und bey allen Völkern ist Epopee und selbst Drama nur aus Volkserzählung, Romanze und Lied worden. - Ja wären wir nicht auch weiter, wenn selbst unsre Geschichte und Beredsamkeit den simpeln, starken, nicht übereilten, aber zum Ziel strebenden Gang des deutschen Geistes in That und Rede genommen oder vielmehr behalten hätte: denn in den alten Chroniken, Reden und Schriften ist er schon da. Die liebe Moral und die feine pragmatische Philosophie würde sich jeder Machiavell doch selbst heraus finden können. Ja endlich wäre selbst unsre Erziehung deutscher, an Materialien dieser Art reicher, stärker und einfältiger in Rührung der Sinne und Beschäftigung der lebendsten Kräfte, mich dünkt, unsre Vorfahren in ihren Gräbern würden sich deß erfreuen und eine neue Welt ihrer wahreren Söhne segnen.”

 

1777

Wieland, Christoph Martin. Der Teutsche Merkur. October 1777.  Digitalisiert von Google.

“[S. 182] Herr Justiz-Amtmann Bürger hat mitten unter seinen Bauren recht schauerliche Romanzen-Erscheinungen und glückliche Augenblicke der muthwilligsten Laune. [Musen-Almanach für das Jahr 1778]”

 

1778

Schink, Johann Friedrich. Der Staupbesen. Eine dramatische Fantasei. In: Marionettentheater.  Digitalisiert von Google.

“[S. 118] Doch komt, ich mus Euch ein neues Stük
       Vorlesen, aus der Stechbahn´schen Fabrik,
       Es ist der klein fein Almanach, [Eyn feyner kleyner ALMANACH von Friedrich Nicolai]
       Wo Euch der Verfasser in der Vorrede vermessen,
       Herrn Bürger zu schinden nicht hat vergessen,
       Und viele andere Männer gros,
       Als wie die Buben skandalisirt.

[S. 144] Apollo.
 Aber alle Wetter, Hans Räsonnör, was soll ich denn machen? Soll ich mich von den Schuften des Genies bespeien, zerkrazen und zerknuffen lassen? Die Bestien spielen einem ja ärger mit, als die Bullenbeisser. Meine Leier haben sie mir schon ein Paarmal in tausend millionen kleine Stükke zertrümmert. Und´s war so´n herlich Instrument lauter Wolklang und Silberton. Darfst nur die Gesänge anhören, die KlopstokGerstenberg, Ramler, Uz und Gleim drauf gespielt haben, und wirst hören, wie's einem so gewaltig in's Herz strömt, daß man seine Flügel in die Morgenröte tauchen, und das ganze All um sich her mit Wonnegefül umfassen möchte. Kan ich dafür, daß sie die grossen Männer jezt liegen lassen, und nun die Trosbuben drüber kommen, und sie so verstimmen, daß sie ärger schnart, wie ´ne Bierfiddel. Haben die Schlingel nicht den ganzen Resonanzboden zerschmettert? Da hat Bürger vor ein Paar Jahren sein herliches Stük die Lenore drauf gespielt, nu kommen die Hunde und wollen's ihm nachmachen, klimpern allerlei Rabengekrächz und Pageschrei drauf, und nennen's Balladen.”

 

1778

Kaestner, Abraham Gotthelf. Rezension Bürgers Gedichte von 1778. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 132. Stück.

“[S. 1066]
  Wenn zur Erntezeit der Saaten
  Da das Korn geworfelt wird,
  Ausgestreuter Edelthaten
  Reine Frucht im Siebe schwirrt.
Das vortreffliche Gedicht, darinn dieß steht, 72.S. [An Agathe], ist das einzige seiner Art in dieser Sammlung. Auch werden sich manche Leser mit Lenoren und dem Raubgrafen unterhalten, die nicht im Stande sind, sich zur Agathe zu erheben. Von den Versen über die halb griechische, halb auch französische Donne, Mamsell la Regle, ist der letzte
  Was thuts, ob wir mal stolpern oder stürzen,
eine grosse Bosheit, nicht gegen die Tochter des Aristoteles, sondern gegen die Kunstjüngerlein, die Hr.B. dadurch verführt, ihm nachzupurzeln und ihre jungen Hälse zu brechen; Er selbst wird sich wohl verhalten, wie der Seiltänzer, der herabfällt, und am Fusse hängend sich wieder aufzuschwingen weiß. Der Rec. erinnert sich, später als von seinen Knabenjahren her, Günthers, eines Volksdichters, so sehr es einer seyn kann; Seine Leonore ward so sehr gesungen, als irgend eine andere; Bodmer setzte ihn neben Hallern; Jezo ist er so gut als gänzlich vergessen; Nur, weil er zu oft stolpert und stürzt.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1778

Bürger, Gottfried August. Wieland, Martin. Vermischte Anzeigen [Ankündigung der Herausgabe des Gö. Musenalmanachs]. In: Der teutsche Merkur. Digitalisiert von Google.

“[S. 95, Bürger] Ich bin bewogen worde, die Herausgabe des Dieterichschen Musenalmanachs, der wie bisher fortdauern soll, nach Abgang des Herrn Goeckingk zu übernehmen. [...] Das hängt nicht von mir, sondern von den Beyträgen ab. Sind diese hübsch - ey ! so wollen wir auch schon ein hübsches Almanächle komponiren. Aber - ex nihilo nil fit ! Die Bogen müssen voll werden. Ueber das Wie? wasche ich meine Hände in Unschuld. [...]

[S. 95, Wieland] Was ist am Ende so schlecht, widerlich, lumpicht, faul und stinkend, was die Natur oder die Kunst nicht zu etwas brauchbarem zu verarbeiten wüßte! Sollte z.Ex. poetischer Mist in seiner Art nicht eben sowohl als Dünger benutzt werden können, wie andrer Mist in der seinigen?”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1778

Anonym. Rezension Musenalmanach auf das Jahr 1778. Göttingen bei Dietrich. In: Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur. Dreizehnter Band.  Digitalisiert von Google.

[S. 665] Von Bürgern sind hier vier Lieder, alle nicht ganz so schön als man sie sonst von diesem vortreflichen Dichter gewöhnt ist. In dem Liede, die Elemente, paßt der niedrige Ton nicht zur Hoheit des Gegenstandes. So schön als auch Bruder Graurockund die Pilgerin romanziert ist, so ist man von Bürgern doch die Wahl eines interessantern Gegenstandes und eine kräftigere Bearbeitung gewohnt. Die Menagerie der Götter hat viel possierliches, allein wenn man es gelesen hat, so präsentirt es dem Geiste nichts. Das vierte ist an die Nymfe des Negenborns eines Felsenquels, ohnweit des Wohnorts des Dichters, welches uns unter allen am besten gefält. Im andern Almanach hat zwar Bürger nur eine Romanze geliefert, sie übertrift aber alles, was man hier von ihm findet, bei weiten.

[S. 671] Bürgers Lied vom braven Manne ist das einzige, was er dazu gegeben hat. Es ist aber vortreflich. Das Süjet ist die schöne That, die ein Bauer verrichtete, als der angeschwolne Adigeflus eine Brücke bei Verona einris. Solche Süjets, so bearbeitet, sind wahre Wohlthaten für die Menschheit, und freilich nüzlicher und besser als das so vortreflich dargestellte Süjet der Lenore. Wlr meinen hiemit gar nicht die Auswahl de leztern an Bürgern zu tadeln. Dichten ist nicht Predigen, das wissen wir so gut wie einer. Wir wissen auch, daß das Genie seine Launen hat, und wenn ein Gegenstand es erfült hat, so bearbeitet es ihn und keinen andern. Ist er denn nur poetisch gut gewählt und dabei poetisch schön gearbeitet, so erhält der Dichter den verdienten Kranz, wonach er gerungen. Wir sagen dies auch nur wegen des Heers der Nachahmer, die, wenn sie sehen, daß ein Werk des Genies Beifal findet, dasjenige, was es besonders hat, es sei Gegenstand, oder Ton, oder Versbau, ergreifen und sich zueignen, vermuthlich weil sie nicht einsehen, daß dieSache nicht durch das besondre, sondern durch die damit verwebten Schönheiten gefält. [...] damit man aber recht sehe, wie das Genie und wie der Nachahmer wählt, darf man nur diesen Udo mit Lenoren zusammen halten. Bürger nimt die Liebesgeschichte eines gemeinen Mädchen, das gegen Gott murret, und dafür gestraft wird. Er erzählt sie in dem affektvollen Ton eines Bänkelsängers, so daß es läst, als sei die Romanze bestimt, dem Volke zur Lehre vorgesungen zu werden. Hiedurch machen Süjet, Ton, samt dem angeblichen Zwek, ein Ganzes aus, wodurch Interesse und gleichsam poetische Wahrscheinlichkeit hinein versezt wird. Hier aber ist der Held ein Bischof, der den Lüften de Fleisches nachhängt [...]”

 

1778

Qu. Rezension Neue weltliche hochteutsche Reime [...]. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des fünf und dreyßigsten Bandes erstes Stück. 1778. Digitalisiert von Google.

“[S. 161] Wir haben dieses kleine Gedicht zwar von faden Bewunderern jedes Products eines bekannten Dichters erheben hören; aber wir können keinen Grund finden, auch nicht einen, in dieses Lob einzustimmen. Nicht durch Naivetät, noch durch Lächerlichkeit zeichnet sich das Ding aus, und das wären doch wohl die Eigenschaften, wodurch sich ein solches Ding auszelchnen müßte. Die Petulanz des Dichters in Gedanken und Ausdrücken ist zwar sehr groß; aber wenn denn dabey nicht große Lächerlichkeit ist, so wird sie unangenehm. Den Jupiter Homers im Schlafrock, Toffeln, Hose, vorzustellen, der des Morgens acht Tassen Kaffee ausschlürft, und denn vor langer Weile mit einer Pfeife Knaster im Munde zum Himmelsfenster hinauskuckt - wir können es nicht erträglich finden. Man wird uns zwar sagen, daß in solches Gedicht nur aus einem gewissen Gesichtspuncte angesehen werden müsse: aber wir werden wohl nicht irren, wenn wir für den rechten Gesichtspunct nehmen, daß eine solche Schnurre gefallen müsse; und das thut sie uns wenigstens nicht. Am besten gefällt uns fast die 52 Stanze, wo der Verfasser, statt zu erzählen, was mit der entführten Europa vorgieng, sagt:
  Drum weg mit Schäckereyn !
  Von süßkandirten Zoten
  Wird vollends nichts geboten,
  Hilarius hält fein
  Auf Ehrbarkeit und More
  Ihr Herren Auditores.
Interessantes hat die ganze Erzählung nichts, und keine einzelne hervorstechende Stellen sind auch nicht da; wir wollen aber darum nicht sagen, daß das Mechanische der Verse sich nicht über das Mittelmäßige erhebe; doch aber macht beydes einem guten Verfasser keine Ehre. Die letzte Stanze ist noch drollicht genug:
  Nun dank, o frommer Christ,
  Im Nahmen aller Weiber,
  Daß dieser Heyd und Räuber
  Bereits gestorben ist;
  Zwar - fehlts auch zum Verführen
  Nicht an getauften Stieren.”

 

1778

Anonym. Rezension Poetische Blumenlese 1779. In: Nürnbergische gelehrte Zeitung auf das Jahr 1778. Digitalisiert von Google.

“[S. 840] Fortunens Pranger von Bürger zieht freilich wegen seiner kräftigen und populairen Manier, auch raschen und lebhaften Sprache vornehmlich die Augen auf sich. So viel schon über die Fortuna geleiert worden ist: so findet man hier viele neue dichterische Idee.

[S. 841] B. hat gute, leichte Lieder gegeben.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1778

Cs. Rezension Beyträge zur Vertheidigung und Erläuterung des Canons der heil Schrift und der christlichen Religion überhaupt. Allgemeine deutsche Bibliothek. Des drey und dreyßigsten Bandes erstes Stück. 1778. Digitalisiert von Google.

“[S. 414] [...], daß diejenigen, so Christum gekreuzigt und Johannem den Täufer enthauptet haben, Westphälinger gewesen, die Berlinischen Zeitungen, Rheinischer Most, Göthens Puppenspiel, (daraus der Schattenspielmann orgelum orgeley, dudel dum dey, ach wie sie usw. hier von Anfang bis zu Ende den gnädigen und hochgebietenden Herren von Ihro Hochwürden vorgeleget wird,) Allmanach der Grazien, der Rennicottische Unfug, Wieland, Jacobi, Bürgers Leonore, die Minnelieder, Laidion, diese werden alle als Muster und Proben des verderblichen Unkrautes angegeben.

[S. 614] Herr Claudius in Wandsbeck will den zweyten Theil seiner sämtlichen Werke, oder Amus omnia secum portans, und Herr Bürger in Wölmershausen seine sämtlichen Gedichte mit Kupfern von Chodowicky gezieret, auf Subscription drucken lassen. Beyde sollen in der Ostermesse 1778 herauskommen.”

 

1778

Wieland, Christoph Martin. Rezension von Bürgers Gedichten 1778 In: Der Teutsche Merkur

„[S.93] Wer, in kurzem, wird nicht Bürgers Gedichte auswendig wissen ? In welchem Hause, in welchem Winkel Teutschlands werden sie nicht gesungen werden ? – Ich wenigstens kenne in keiner Sprache etwas Vollkommeneres, in dieser Art; nichts das dem Kenner und Nichtkenner, dem Jüngling und dem Manne, dem Volk und der Klerisei, jedem nach seiner Empfänglichkeit, so gleich angemessen, genießbar, lieb und Wert sein müsse als Bürgers Gedichte.[...] Die meisten scheinen, so lebendig und rein und ganz wie sie da stehen, auf einmal aus dem Wesen des Dichters hervorgekommen zu seyn, wie Minerva aus Jupiters Kopfe - Wahre Volkspoesie - und doch alles, was nicht blos Ausguß der Burlesk-komischen Laune eines Augenblicks ist, so schön, so poliert, so vollendet! und bey allem denn doch so leicht, so wie durch einen Hauch hingeblasen! und bey aller dieser Leichtigkeit und Grazie, doch so lebendig und markicht, so voll Saft und Kraft! Leib und Geist, Bild und Sache, Gedanke und Ausdruck, innere Musik und äussere Melodie der Versification, immer Alles so Ein Ganzes! “ 

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1778

Anonym. Götingen. In: Gothaische gelehrte Zeitungen. Zwey und neunzigstes Stück, den achtzehnten November. Digitalisiert von Google

“[S. 755] Dieterich hat den in seinem Verlag herauskommenden Mussenalmanach, nachdem Herr Goeckingk die Direktion darüber niedergelegt, auf das Jahr 1779 durch Herrn Bürger fortsetze lassen. Er enthält 172 Seiten in 16 und acht musikalische Kompositionen. (16Gr.) In der Vorrede rechtfertigt sich H. Bürger wegen der Wahl, die er bey dieser Sammlung beobachtet hat, und der Weglassung dieses oder jenes Gedichts, das eben nicht unter das ´Schofelzeug´ gehörte. Zu vielen fehlte der Raum. Denn es waren so viele Beyträge eingelaufen, daß man einen ziemlichen Folianten in gespaltenen Kolumnen, mit Perlschrift davon hätte voll drucken lassen können. Von Dichtern haben sich genannt: Bürger, Deurer, Dreßler, Philippine Gatterer, Hensler, Hindenburg, J. G. Jacobi, Kästner, Knorre, Laur, Meißner, Pfeffel, Schönfeld, Freyherr von Senkendorff, Zander. Der Gedichte sind in allen 121.“

 

1778

Anonym. Göttingen. Gedichte von Gottfried August Bürger. In: Gothaische gelehrte Zeitungen, Siebenzigstes Stück, den zweyten September. Digitalisiert von Google

“[S. 569] Seitdem H. Bürger seine berühmte Romanze Lenore verfertiget hat, hat man allenthalben in Teutschland angefangen ächten teutschen Volksgenius mit der Dichtkunst zu vereinbaren, Gedichte zu verfertigen, die dem Verständnisse jeder Klasse von Lesern angemessen, und dem Innhalte sowohl als der Dichtart nach, aus der Sphäre teutscher Sinnesart, Volkssitte und Tradition genommen sind. Gegenwärtige Gedichte tragen größtentheils diesen unterscheidenden Karakter an sich, und erwerben sich dadurch das Prädikat, national zu seyn und einzig dem Volke zu gehören, aus dem sie gekommen sind. Und in der That, welche Vorschrift sollte den Dichtern heiliger seyn als diese, nicht für fremde Ohren zu singen, nicht aus entfernten Jahrhunderten und Ländern hervorzutönen; durch Empfindung Empfindung zu wecken, und nicht fremden Kram alter Mythologie, Geschichte und sonstiger Kenntnisse, die man aus Büchern und in der Schule gelernt hat, in abgemessene Zeilen zusammen zu leimen. Sie sollen das Joch der gelehrten Erziehung ablegen und nicht Gegenstände aus den Zeiten Homers, Virgils und Ossians, Pindars und Horaz darum Heldengedichten und Oden wählen, weil diese Dichter die nemlichen Gegenstände eben auf die Art besungen haben. Es verräth Sklaverey, Nachahmungssucht und Armuth des Geistes und Herzens, zu glauben in teutscher Geschichte, teutschem Bürger und Menschen sey nichts mehr zu finden, das der Dichtkunst würdig wäre. [...]
   Zum Vergnügen unserer Leser schreiben wir aus den 66 Gedichten, die diese Sammlung enthält, das aus, mit der Ueberschrift: Das Mädel das ich meine. “

 

1779

Gr. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1779. Göttingen. In: Algemeine deutsche Bibliothek. Des sieben und dreyßigsten Bandes erstes Stück. 1779. Digitalisiert von Google.

“[S. 475] Herr Bürger, der mit diesem Jahre den zweyten, Göttingischen, Almanach zuerst herausgiebt, versichert in der Vorrede desselben, eine so ungeheure Menge von Beyträgen erhalten zu haben, daß sich ein ziemlicher Foliant in gespaltenen Kolumnen, mit Perlschrift davon voll drucken ließe. Nicht alles, aber vieles darunter, war Schofel, wie er sich gar euphemistisch ausdrückt. Was er hier daraus gewählt hat, erkennt er selbst nicht alles für meisterhaft und für vollendet; und jeder Leser von Geschmack wird darin völlig mit ihm einstimmen. Das Vorzüglichste ist, wie man leicht vermuthen wird, von dem Herausgeber selbst; nur wird man auf ihn unwillig seyn, daß er uns dießmal nicht mehr als zwey Stücke von seiner Arbeit geliefert hat.”

 

1779

Anonym. Rezension Bürgers Gedichte 1778. In: Litteratur- und Theater-Zeitung. Des Zweyten Jahrganges Erster Theil.

“[S. 90] Eines der wenigen Genies, die ihre Flügel in den Musenalmanachen zuerst versucht haben. Aber, wer nur Augen zu sehn hatte, erkannte beym ersten Fluge den jungen, herrlichen Adler, der hinaufschaut zur Sonne. Siehe! nun steht er da, der treffliche, Deutsche Mann, allein und einzig in seinem Vermögen, und fodert den witzelnden Gallier, den launigten Britten und den lieblichen Welschen zum Wettkampf. - Aber er verbindet Witz und Laune und Lieblichkeit mit Deutscher Kraft: Wer will´s mit ihm aufnehmen? Wem das Schwärmerey dünkt, wer kalte Aufzählung der Vorzüge dieses Dichters vom Rez. verlangt, ist wahrlich der Mann nicht, der Bürger´n zu würdigen weiß. Ihm würde auch jene frostige Aufzählung nicht helfen. Dem bescheidnen Vernünftler aber, der doch gern wissen möchte, wodurch B. so hoch hervorragt, dienet zur Nachricht, daß es tiefe anschauende Kenntniß des Menschen ist, und dessen, was auf ihn wirkt; dann scharfer, geübter Blick, der alle Seiten des Gegenstandes umfaßt; dann schnelles Gefühl, dessen, was am wirksamsten eben jetzt, eben hier, seyn müsse; dann endlich das Vermögen, das Entdeckte, das von allen Seiten Beschaute - darzustellen. Hierzu kommt noch tiefe Kunde der Sprache von ihrer Wiege an, und die daraus entspringende Gewalt über sie. Warlich! ein solcher Dichter, oder keiner, ist über Zeitungslob und Zeitungstadel erhaben, und nur aus der Hand eines Wieland ´s kann der dargereichte Bardenkranz ihm annehmungswerth seyn. Rez. unterdrückt in dieser Rücksicht manches, was er aus vollem Herzen so gern noch von seinem Lieblingsdichter, dem gegen seine ersten Zierden oft zu frostigen Deutschen Publikum, sagen möchte. Die meisten dieser Volkslieder kennt es freylich schon, als die herrlichsten Knospen seiner Blumenlesen. Doch sind einige treffliche neue hinzugekommen. Besonders war B. Muse im Jänner vorigen Jahrs ungemein fruchtbar. Ich führe nur drey davon an; das Zechlied, das an origineller Drolligkeit das lateinische auch sehr drolligte Lied, aus dem mehr der Inhalt, als die Verse genommen sind, weit zurückläßt; der Liebeszauber, der durch die neue schäkernde Wendung einer zwar nicht neuen aber gewiß noch nie in dieses Licht gestellten Idee überrascht; und endlich das an erhabner Einfalt und unwiderstehlicher Deutscher Kraft alles übertreffende Gedicht, das die Aufschrift hat: Männerkeuschheit. Ich kann mich nicht enthalten, aus dem letztern einige Strophen abzuschreiben, da sie die wahreste Schilderung des Dichters selbst darstellen. 
  Die Götterkraft, die ihn durchfleußt,
  beflügelt seinen Feuergeist;
  [...]
  und stelt es dar in Red´ und Sang,
  voll Harmonie, wie Himmelsklang.
Die Kupfer sind schön, und sowohl Chodowiecki´s als des Dichters, dessen Gemälde sie dem Auge darstellen, vollkommen würdig. Noch ein Wort in Liebe an den Rezensenten in den Göttingischen Anzeigen. Sollte wohl eine Parallele zwischen Bürger und Günther statt finden? Anlage zum Volksdichter hatte vielleicht Günther, blühende Phantasie, Feuer, Leichtigkeit und Wortfluß, auch einige Menschenkenntniß - aber welcher Klasse von Menschen? - ist ihm nicht abzusprechen. Aber hatte er wol Darstellungsvermögen, tiefe Kenntniß des Edeln und Kräftigen unsrer Sprache, Umgang mit dem bessern Theile des Volkes genug, um sein Dichter zu werden? und sollte es nicht mehr der Mangel dieser Vorzüge als Verachtung der Regeln gewesen seyn, was diesen bedauernswürdigen Jüngling, der mit der Zeit vielleicht den wahren Lorbeer errungen hätte, schon setzt der Vergessenheit Preis giebt!”

 

1779

Wieland, Christoph Martin. Brief (Weimar, den 20. November 1779) an J.H. Merck. In: Briefe an Johann Heinrich Merck von Göthe, Herder, Wieland. 1835. Digitalisiert von Google.

“[S. 193] Ich werde nun nächstens mit dem X. Gesang fertig seyn, und dann hab ich noch ungefähr 180 bis 200 Stanzen zu machen, so ist´s Matthä am letzten damit, mit dem Volksdichter Bürger zu sprechen.”

 

1779

Anonym. Rezension Homers Ilias verdeutscht durch Friederich Leopold, Graf zu Stolberg. Erster Band. 1778. In: Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur. Fünfzehnter Band.  Digitalisiert von Google.

“[S. 491] Mich dünkt; die Stolbergische Uebersetzung, die zwar den Hexameter, aber freilich nicht allemal den Homerischen, hat, und durch die griechische Nomenklatur mehr griechisches Kolorit, wenigstens dem ersten Anblik nach, erhält, steht der Bürgerschen in dem Antiken der deutschen Sprache nach, durch welches Bürger seiner Uebersetzung das Verhältnis, das Homers Sprache gegen die Sprache zu den Zeiten des Perikles hat, mehr zu geben wuste. Lezterer hat auch wol mehrere griechisch Sprachkentnis, und seinen Autor länger studiert - denn es sind ungefähr zwei Olympiaden, seitdem es nur bekant ist, daß H.B, den H. dolmetscht.”

 

1779

Zimmermann, Johann Georg. Brief an Boie vom 1. Mai 1779. In: Bodemann, Eduard. Johann Georg Zimmermann. Sein Leben und bisher ungedruckte Briefe an denselben. 1878. (Sammlung Helmut Scherer)

“[S. 100] Als Bürger an Boie sein Gedicht "Frau Schnips" einsandte und dieser dasselbe Zimmermann mitgetheilt hatte, schrieb dieser darüber an Boie am 1. Mai 1779: "Boye! - das wußte ich wohl - als ich Ihnen gestern so viele Erinnerungen gegen ""Frau Schnips"" machte, daß dieses Stück von Bürger ist! Darum sage ich eben alles das. Gern glaub ich Ihnen, daß die Griechen auch ihre Teniers hatten. Aber spricht man von diesen, wenn man von griechischer Anmuth, von Atticismus, von ausschließendem Geschmack am Schönen und Guten spricht? - Verzeihen Sie einem Layen die Frage. Hängt Bürgern nicht noch ein wenig hie und da der Student an? das ist: hat er in seiner maniére d´étre nicht noch vieles von Göttingischer Urbanität? - ""Aber es ist doch Weisheit und Wahrheit in diesem Küchenstück"",sagen Sie - ""und die Moral ist gut."" - Ich schätze Sie zu sehr, liebster Boye, um Ihnen nicht Ehrfurcht gegen die Religion zuzutrauen. Also frage ich: würden Sie, würde jeder andere Weise, Moralist, den Weltheiland in einem Küchenstücke aufführen? Sie sehen, liebster Boye, daß ich blos frage - und Sie wissen, daß ich lenksam und bildsam bin. - Bürger wäre der erste Mann seiner Zeit geworden, wenn er in der besten Gesellschaft von England und Frankreich und Italien häufiger gelebt hätte, als in den einzigen Göttingischen Gesellschaften, wo nicht Jeder ein Boye war. - Der Preis der Blonden hat nicht Johann Peter Krafts Wildheit; verzeihen Sie, bester Boye, Johann Peter Krafts Derbheit ist darin nicht. - Ich umarme Sie und beschwöre Sie, nicht böse zu werden, daß ich es einmal gewagt habe, Ihnen so - in das Herz zu greifen."

 

1779

Schummel, Johann Gottlieb. In: Spitzbart eine komi-tragische Geschichte für unser pädagogisches Jahrhundert. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 374] Schreyen um Hülfe: Wer hätte das hören können, oder wenns auch die Frau Direktorn und Fiekchen gehört hätten, wie konnten die helfen? Es war also mit unserm Helden Matthä am Letzten und es blieb ihm nichts übrig, als sich in Geduld zu fassen und fein stillzuhalten, bis die Lungen der Leute erschöpft wären und sie von selbst ihrer Wege giengen!
    Doch wenns Matthä am Letzten ist,
    Trotz Rathen, Thun und Beten:
    So rettet oft noch Weiberlist
    Aus Aengsten und aus Nöthen. “

 

1779

Anonym. Zusatz und Beschluß vom H. In: Der teutsche Merkur, März. Digitalisiert von Google


"[S. 217] Jeder von unsern Dichtern, der sich in seiner eignen Manier hervorgethan, oder irgend einen Ton zuerst und
glücklich angegeben hat, schleppt wider Willen einen größern oder kleinern Schweif von servis pecoribus hinter sich nach,
 die auch in dieser Manier - sudeln, auch aus diesem Tone - pfeiffen oder yaanen wollen, und denen der ehrliche
Magister Hilarius den lehrreichen Spruch, cacatum non est pictum, vergebens zur Beherzigung empfohlen hat.

 

1780

Anonym. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1780. Göttingen. In: Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Litteratur, Band 18.  Digitalisiert von Google.

“[S. 282] Nur diejenigen Stücke will ich hier auszeichnen, die mir gefielen - den Werth der übrigen, wie billig, dadurch unbeschadet! [...] Muttertändelei, von D.M.Bürger, geb. Leonhart. [...] Der große Mann, von Bürger - sind Zierden dieser Blumenlese. Nur sind die Postscripte bei dem leztern Gedichte S. 150. 151. meiner Empfindung ganz widerlich. Die Seele hob sich mit der Schilderung des wirklich großen Mann, verweilte so gerne bei dem Gedanken:
  Doch ringt sich aus der Menschheit Schoos
  Jahrhundertlang kaum einer los.
und sol sich gleich darauf zur Satire herab lassen, und zwar nur, um noch etwas zu hören, das schon bekant ist, daß nämlich mancher gros genent wird, ohne es zu seyn.So hätte der Verf. noch zehn Postscripte anhängen können - nach Lessings großem Manne. Mich dünkt also, sie zerrütten die ganze Wirkung des ersteren Lieds. - Und im Vorbeigehen noch eins ! Der Verf. redt von einem Schulsultan. Ich seh es nicht gerne, wenn unsere Dichter, oder ander gute Köpfe der Schulmänner spotten, und sie habens zu verantworten, wenn sie das ihrige noch dazu beitragen, daß dieser Stand nicht überal diejenige Achtung erhält, ohne welche selbst Sokrates nichts Gutes stiften kan.

[S. 283] Die Rose dieses Blumenstraußes ist: Untreue über alles S. 155. Der natürlichste Gedankengang ist mit den schönsten Empfindungen verwebt, und durch die passendste Versifikatlon dargestelt. Nichts mehr hätte ich gewünscht, als es von einer Melodie begleitet zu sehen, die es eher verdient hätte, als die Abendphantasien eines Hessen in Amerika - um es mit meinem Mädchen gleich anstimmen zu können; und dies wünschten vielleicht neun und neunzig Leser von hunderten.”

 

1780

Gr. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1780. Göttingen . In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des drey und vierzigsten Bandes erstes Stück. 1780.  Digitalisiert von Google.

“[S. 141] Wie bekannt, veranstaltet itzt Hr. Bürger diesen göttingischen Almanach, der zwar im Ganzen dem Hamburgischen an Güte nicht gleich kömmt, aber doch auch manche schätzbare Poesien enthält, und dadurch ein würdiges Gesellschaftsstück von jenem wird. Die eignen Beyträge des Herausgebers sind ohne Zweifel immer das erste, worauf die Neugier des Lesers bey dieser Blumenlese fällt; und seine Erwartung wird auch diesmal nicht getäuscht; denn, außer einigen anders bezeichneten, aber mit Bürgers Stempel zu sichtlich geprägten Stücken, sind die beyden von ihm anerkannten, besonders das Lied: Untreue über alles, ungemein schön. Eben so ist auch die Muttertändeley seiner Gattin in schöne poetische Frucht, sie mag nun von Hrn. B. nur gezeugt, oder auch gebohren seyn.”
 

1780

Of. Rezension Gil Blas von Santillane, neu übersetzt. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des zwey und vierzigsten Bandes erstes Stück. 1780.  Digitalisiert von Google.

[S. 107] Noch bemerken wir, daß sich der Übersetzer, der, vom Herrn Bürger in Vorschlag gebrachten Orthographie hier bedienet hat, jedoch nur crescendo, so daß er von Band zu Band, wie er sagt, zu Schonung für das Auge des Lesers, in derselben fort gerückt ist. Ist denn diese Rechtschreibung so blendend, daß das Auge diesen Glanz auf einmal nicht verträgt; oder so befremdend, daß der Verf. solches dadurch zu beleidigen glaubt? “

 

1780

Müller, Johannes von. Brief vom 9. Sept. 1780. In: Lebensgeschichte, von ihm selbst beschrieben. S. 18.1806.  Digitalisiert von Google.

“Melde mir, was Gutes in Deutschland erscheint. Ich habe die Gedichte der Grafen von Stolberg zum Theil mit großem Vergnügen gelesen; aber der verdammte Bürger mit seiner Lenore hat mein ganzes Nervensystem eine Nacht hindurch erschüttert, und dem Bonstetten ist, als er um die Mitternachtsstunde las und plötzlich die Thür aufsprang, das Buch aus der Hand gefallen und alle Haare sind ihm gen Berg gestiegen.”

 

1780

Anonym. Rez. Gedichte von Gottfried August Bürger. Mit 5 Kupfern von Chodowieki. Göttingen 1778.   In: Anhang zu dem fünf und zwanzigsten bis sechs und dreißigsten Bande der allgemeinen deutschen Bibliothek. Zweyte Abtheilung. Berlin und Stettin 1780. Digitalisiert von Google

“[S. 784] Da haben wir nun einmal wieder eine Sammlung von Gedichten, so wahr, so stark, so männlich, so original, wie sie selten in unserm lieben deutschen Vaterlande erscheinen. Die meisten Stücke haben in den Musenalmanachen und andern periodischen Schriften gestanden, und schon damals den allgemeinsten Beyfall erhalten, den sie mit so vielem Recht verdienen. Der V. hat sie hier mit einigen neuen vermehrt, die eben so schön sind. Auch die alten sind sehr verändert, ob allemal verbessert, das ist wider eine andre Frage. Man vergleiche z. B. das Lied an die Hoffnung, wo es in der ersten Ausgabe so hieß:
  ´Das hat mein Herz erfahren,
  Schon lange wäre wohl
  Von meinen Trauerjahren
  Die kleine Summe voll;
  Wenn Gram mich würgen würde,
  Gram den mir Liebe schuf,
  So minderst du die Bürde
  Durch deinen Schmeichelruf.
Hier heissen die letzten Zeilen nun so:
  ´Dem Kummer hingegeben
   Brach mir bereits der Blick.
   Du loktest mich ins Leben
   Mit Schmeicheley zurück.
Das letztere scheint härter und künstlicher, zu geschweigen, daß der erste Eindruck immer der stärkste ist, wie der Rec. besonders aus der Erfahrung weiß, die er mit Lesern angestellt hat die dies Stück auswendig wußten. Freylich war das ´würgen würde´ nun auch nicht so ganz richtig gesagt. So ist auch das Lied an Agathe sehr verändert und größtentheils verschönert. So hieß es da z. B. vorher:
  ´Wenn von falschen Attestaten,
  Flittergolde nicht umschwirrt,
  Ein Gefolg von Edelthaten
  Deinen Werth bezeugen wird.
Und itzt:
  Und zur Erndtezeit der Saaten
  Da das Korn geworfelt wird,
  Ausgestreuter Edelthaten
  Reine Frucht im Siebe schwirrt.
Wie viel schöner und richtiger ist dies letztere Bild, und so sieht man überall, mit welchem Fleiß und Sorgfalt der Dichter die Feile gebraucht hat, und wie korrekt er geworden ist. Von den übrigen Meisterstücken, darunter Lenore wohl den ersten Rang einnimmt, brauchen wir desto weniger zu sagen, da sie ganz Deutschland liest und singt, und sie im eigentlichsten Verstand Volkslieder sind. Das Lied vom braven Manne sollte billig in allen Schulen gesungen werden, so wie St. Stephan, Männerkeuschheit und andere, die so ganz fürs Volk gehören. Der V. äussert in der Vorrede den Grundsatz: ´Alle darstellende Bildnerei kann und soll volksmäßig seyn. Denn das ist dasSiegel ihrer Volkommenheit´ aber was heißt denn nun volksmäßig? Es ist seit einiger Zeit, wie so viele andere, ein Modewort geworden, und so oft gemißbraucht, daß es einen fast anekelt. Wie sehr wäre es zu wünschen, daß der V. der größte Dichter dieser Gattung, uns selbst hierüber bestimmte Begriffe hätte mittheilen wollen, und zwar recht bestimmt und ausführlich. Denn so wie der Satz da steht, läßt sich sehr viel gegen ihn einwenden. Wenn nur das wahre Poesie ist, was für ein Volk im Ganzen genommen gehört, was jedermann der Gelehrte so gut wie der Ungelehrte versteht, liest, singt, wo bleiben denn die höhern Dichtungsarten, die lyrische Ode, die Epopee? Was würde aus Klopstoks Messias und Oden werden, die so wenige recht verstehen und lesen? Der V. verwechselt hier die Wirkung der Poesie mit ihrer Beschaffenheit. Denn ein anders ist, ob nicht ein Volkslied größeren allgemeinern Eindruck macht, als sonst irgend ein poetisches Stück; ob nicht der Volksdichter derjenige ist, der auf sein Zeitalter am meisten wirkt — obgleich auch hier der geistliche Liederdichter mit in Betrachtung kommt — ein anders, ob alle Poesie, alle ihre Arten und Gattungen, volksmäßig seyn sollen, ob sie es seyn können. Und das kann niemand behanpten. Und wenn sie auch volksmäßig behandelt werden könnten, so müßte es doch nicht so ausschliessungsweise seyn, so alleinig, daß man nun durchaus gar keine andere Darsstellungsart leiden wollte. “

 

1780

Gadebusch, Friederich Konrad. Livländische Jahrbücher. Erster Theil. Riga. Digitalisiert von Google

“[S. 671] Es ist mir eine nichtswürdige Recension meiner livländischen Bibliothek, von ohngefehr, in die Hände gerathen, welche Aufruhr, Leichtfertigkeit, Grobheit, Unbesonnenheit, Skurilität und Unerheblichkeit athmet. Eben hatte ich Bürgers Fabel: der Hund aus der Pfenningschenke, gelesen, welche sich also schließt:
     Dies Fabelchen führt Gold im Munde:
     Weicht aus, dem Rezensentenhunde! “

 

1780

Anonym. Rez. poet. Blumenlese für 1780. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 15. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 49] Göttingen. Der Musenalmanach oder poetische Blumenlese für 1780 bey Dieterich, beträgt, 169 S. Beyträge dazu haben gegeben, Aemilia, Bertuch, Bürger, Mad. Bürger, Eduard, Engelschall, Filidor, Philipp. Gatterer, Hilarius, Hindenburg, Kästner, Karoline, Knorre, Langbein. Gottlieb Leon. Meißner, Pfeffel, Pine, Hanns Schlau, Siegm. Freyh. von Seckendorf, Swift, H. und J. C.. Wagner, Zimmermann. Verschiedene nur mit Buchstaben angezeigt. Die Herren Dichter, alle nach Würden zu loben, ist hier der Platz nicht, und die Weggelassenen, möchten es für Verachtung annehmen. Also bittet der Rec.sie sammt und sonders, ihm das Vergnügen zu gönnen, sich nur mit den Frauenzimmern zu unterhalten. In Aemiliens drey Liedern ist viel natürliche Empfindung. Es ist unangenehm, daß über dem an den Mond in einer Krankheit, 1778. steht. Man könnte wohl wünschen, wie es zuerst steht, sey es auch zuerst gemacht, der Mond bescheine nicht ihr Grab, sondern sie ergötze sich seitdem an dem Schönen des Winters, das das Winterlied beschreibt. Mad. Bürger Muttertändeley, wird jedem Kinderfreunde gefallen, nur wird man ihr den Refrain nicht glauben.
   Leutchen habt ihr auch so eins,
   Leutchen, nein, ihr habet keins.
Denn ihre Mama hat ja auch schon so eins gehabt. [...] “

 

1781

Gr. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1781. Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des acht und vierzigsten Bandes erstes Stück. 1781. Digitalisiert von Google.

“[S. 134] Merklich armer an vorzüglichen Gedichten, als in den vorigen Jahren. Fast scheint es, Hr. Bürger besorge diese Blumenlese nicht mehr, die eine Menge von Mittelmäßigkeiten, und, ausser den kleinen Beyträgen von Kästner und Pfeffel, wenig sonderliches enthält.”

 

1781

Kuetner, Karl August. Gottfried August Bürger. In: Charaktere teutscher Dichter und Prosaisten.

"[S. 544] So ganz frey von Nachahmung, als Bürger, sind nur wenige Dichter unsers Jahrhunderts. Weder die Griechen, noch Horaz, noch die französischen Liedersänger waren seine Führer und Muster; nur in seinen Romanzen blickt Studium der alten englischen Balladen durch. Er ist ein Mann von teutschem Geist und teutschem Herzen, originell in seinen Erfindungen und im Ausdrucke populär und erhaben. Seine kleinsten Lieder sind voller Geist und Grazie, warm und markigt, und von unbeschreiblicher Lieblichkeit. Er singt Liebe, Freundschaft und Freude mit eigenthümlicher Züchtigkeit und Naivetät, er lehrt Tugend und teutschen Biedersinn mit einnehmender Ueberredung. Bald rührt er die Leyer zum Preise der holdseligen Mutter Natur, oder ihres Meisterstücks, der weiblichen Schönheit, bald erweckt er Empfindungen, die jede Nerve des Gefühls erschüttern. Unsrer Sprache ist er ganz mächtig; er hat Worte von altem Schrot und Korn und viele burleske Wendungen, ächten Witz und überfließende Laune."

Kuetners G.A. Bürger in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1781

Anonym. Rezension Poetische Blumenlese auf 1782. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 125. Stück. Digitalisiert von Google.

“[S. 1001] Die poetische Blumenlese auf 1782 [...] enthält viel Stücke für Witz und Herz. Des Pfarrers Tochter von Taubenhain und Rosinde, verdienen jungen Frauenzimmern empfohlen zu werden [...]

[S. 1002] Frau Schnips,nach einer alten Englischen Ballade, enthält allerdings gute Moral, in Leichtsinn verkleidet. (In ältern Dichtern, an deren guten Gesinnungen für die Religion niemand zweifelt, z.E. im Hanns Sachs, findet man häufig solche Erzählungen, die damahls selbst erbaulich schienen.) [...] Hrn. Bürgers Nachrede enthält viel Lehrreiches für Musenalmanachsdichter, zulezt, den so gerechten Wunsch, andere Gegenstände, als die Liebe, zu wählen.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1781

Anonym. Laura Rosetti. Ein Schauspiel mit Gesang in drey Akten, Stuttgardt. Digitalisiert von Google  

“[S. 15] Rinaldi. Sing eins, liebe Gianetta! Hörst du!
 Gianetta. Und was denn? Ein Gespensterlied? ein recht grauerliches? - Nicht wahr, das schmeckt deinem Gaumen? - Lenore fuhr 
          ums Morgenroth etc.
Rinaldi. Da würden wir vor Tages Anbruch nicht fertig!
Gianetta. Nun, und was denn sonst? -
Rinaldi. Sing was dir einfällt; in deinem Mund' ist alles schön.”

 

1781

Anonym. Der argwöhnische Ehemann. Lustspiel in fünf Aufzügen, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 22]
Bruno. Sie lachen? Wer ist denn der gute Freund?
Klara. (lachend) Ein Geist, lieber Mann, Lachen Sie doch mit über meine alberne Einbildungskraft! Die Mädchens lasen 
       mir gestern Bürgers Lenore vor – Sie werden’s kennen. – –
Bruno. (spöttisch ) Einbildungskraft und Gegenwart des Geistes, ich bewundere beydes an Ihnen. Die letztere wird Ihnen 
       immer heraushelfen, wenn die erstere Sie zu tief verwickelt.”

 

1781

Tibullus, Albius und Johann Friedrich Degen. Sechste Elegie. In: Tibulls Elegien, Anspach. Digitalisiert von Google

“[S. 123] Hofnung erhält den Landmann; Hofnung vertraut der aufgepflügten Furche das Gesäme, so das Feld in reichen Ernden wiedergiebt. Sie fäht das Gevögel mit Schlingen; mit Angelruthen die Fische, indeß, den dünnen Hacken vorher der Köder birgt. Sie ist die mächtigt Trösterinn des gefesselten Sklaven, er singt bei der Arbeit zum Gerassel seiner Fußketten.*

* Man vergleiche Ovids Briefe aus Pontus I, 6, 27, fgg. und Bürgers fürtrefliches Lied an die Hofnung.”

 

1782

Kästner, Abraham Gotthelf. Abraham Gotthelf Kästners neueste großentheils noch ungedruckte Sinngedichte und Einfälle. Digitalisiert von Google.

“[S. 124] An Herrn Amtmann Bürger.

       Wie unsre Dramen zu Ende gehn,
       Das kanst du gleich am Anfang sehn;
       So giebt dir der Anfang mehr Bericht,
       Als oft der hatte, der´s Drama gedicht´t.

[S. 41]  Gelehrsamkeit unserer Jahre.

       Lernt das, Verächter unsrer Zeit
       Der Scaliger und der Salmase Streit,
       Wer vom Homer die Meinung richtig traf?
       Den streiten jezt ein Amtmann *) und ein
                      Graf. **)
*) Bürger.
**) von Stollberga”

 

1782

Schulz, Joachim Christoph Friedrich; Erbstein, Karl Friedrich Wilhelm. Almanach der Belletristen und Bellettristinnen für´s Jahr 1782.  Digitalisiert von Google.

“[S. 23] Gottfried August Bürger.
Unser Volksdichter! Wol keiner unsrer Dichter kan sich rühmen, so von Klein und Gros, von Hohen und Niedern, von Jung und Alt, gelesen zu werden! Und er verdient auch den Beifal, den er überal hat. Er ist, dünkt uns, aus dem Halberstädtischen gebürtig; studirte erst in Halle - und wie komt es doch, daß die grossen Geister mehrentheils einen kleinen Hang zum Lokkern haben? Zwar Kloz hatte um die Zeit noch sein Wesen dort - doch last uns darüber hinwegeilen! - Von Halle ging er nach Göttingen, wo er anfing, mit dem grösten Eifer, die Rechte zu studiren. Dabei trieb er die Dichtkunst, hielt es aber ganz geheim. Nur dann und wann zeigte er seinen vertrautesten Freunden etwas von seinen Arbeiten, und sie sahn gleich, was in ihm stekte! Deutliche Spuren von seiner kräftigen Einbildungskraft, von seiner männlichen Sprache sc. kurz Alles, was ihn in der Folge so berühmt machte, lagen schon klar vor Augen. Er kam in Bekantschaft mir Hölty, Voß, Miller, den beiden Stolbergs sc. und fing an, zu glänzen. Seine Stükke, die er hier und dort in die Blumenlesen und Almanache einrükken lies, machten Aufsehn, theils durch den Schwung seines Dichtergenies, theils durch die sichtbare Politur, deren Stempel all´ seine Werke an sich trugen! Lenore entschied seinen Ruf ganz. Wer las, wer deklamirte, lernte sie nicht beinah auswendig! Und wenn man sie hundertmal gelesen hat, ist sie immer noch anziehend, hat immer wieder neuen Reiz! Unser Lob, wird keinen Deut zu seinem einmal erschwungnen Ruhm zusezen; er sizt auf dem Gipfel des schroffen Felsen und lächelt der Unsterblichkeit entgegen! Er, der Einzige unsrer neusten Dichter! Und seine Bescheidenheit, wie löblich und rühmlich ist die! Von dem unumschränkten Beifal, den er unter unserm Volke hat, zeigt das Pränumerantenverzeichnis vor seinen Gedichten! - Eine seiner ältsten Arbeiten ist Anthia und Abrokamas, ein Roman aus dem Griechischen des Xenophon von Efesus, der sich sehr gut lesen läst. Wer lies´t Bürger´s Prose nicht gern; sie ist ja eine der besten unsrer jeztlebenden Bellettristen! Auch den Homer wolt´ er übersezen; aber Leop. Fr. Graf zu Stolberg kam dazwischen. Hätt´ er ihn doch nicht liegen lassen! Der Weteifer wäre Stolberg's Uebersezung zu manchen Dingen nüz gewesen!”

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1782

Pezzl, Johann. Briefe aus dem Novizziat. Drittes u. leztes Bändgen.

“[S. 90] Parallelstellen.
 Benedikt sagt in seinem XL. Kapitel vom Maaß des Getränks:
  Unusquique proprium habet donum ex
  Deo, alius sic, alius vero sic.
Qualterus de Mapes, Diakonus von Oxford, sang im eilften Jahrhundert:
  Suum cuique oroprium dat natura munus:
  Ego nunquam potui scribere jejunus,
  Me jejunum vincere posset pucr unus,
  Sitim & jejunium odi tanquam funus.
 In dem praktischen Kommentar unsrer Mönche über dieses Kapitel Benedikts, heißt es, wie dort bey Bürger;
   Jedermann hat von Natur
   Seine sondre Weise,
   Mir gelinget jedes Werk
   Nur nach Trank und Speise.
   Wiz und Weisheit dunsten auf
   Aus gefüllter Wampe:
   Bas glükt Kirch- und Chorgesang
   wann ich brav schlampampe.“

 

1782

Degen, Johann Friederich. Anakreons Lieder. Anspach

“[S. 28] Der unsterbliche Sulzer [Allgemeine Theorie der Schönen Künste,Erster Theil.1771] scheint mehr im Geiste des ernsten Philosophen als in dem hieher gehörigen Gefühl den Dichter beurtheitt zu haben. Das Vorzüglichste in seinem Räsonnement ist ohngefehr dieses: Der Inhalt seiner [Anakreons] Lieder ist durchgehends die Frölichkeit, die den Genuß der Liebe und des Weines begleitet. Sie bezeichnen den Karakter eines feinen Wohllüstlings, der sein ganzes Leben dem Bakchus und der Venus gewidmet hat, dabei aber immer scherzhaft und vergnügt geblieben ist. Sollte der fürtrefliche Philosoph hier nicht zuviel vorausgesezt und als wahr angenommen haben, was erst zu erweisen ist? Kann man wol aus einigen Liedern eines Dichters sogleich auf seine Denkungsart ü berhaubt schließen? Hängen seine Empfindungen nicht von der iedesmaligen Laune und dem Zustand ab, in welchem er seine Leier nimmt? Man rechnet bisweilen den Dichtern ihre unschuldigen Scherze zu hoch an. So sang Horaz im süssen Taumel der Frölichkeit einige Lieder und verschiedene Kritiker schrieen ihn sogleich als einen Epikuräer aus. Wozu würde der finstre Moralist einen Gleim machen können, einen frommen Hölty, wenn er singt
   Gebet Harm und Grillenfang
   Gebet sie den Winden;
   Ruht bei hellem Becherklang
   Unter grünen Linden!

   Schmeckt so lang es Gott erlaubt
   Kuß und süsse Trauben!

 und einen geliebten Bürger, wenn er sein meisterhaftes Zechlied anstimmt? Wozu noch andere grose Dichter? -
  Man muß also, sagt Sulzer weiter, seine Lieder blos als artige Kleinigkeiten ansehen, die zum Absingen in Gesellschaften gemacht worden, wo die sinnliche Lust durch feinen Witz sollte gewürzt werden. - Dieß ist nun wol gewiß die Absicht des Dichters nicht allein gewesen. Er sang eben, wie die Dichter überhaubt, für Freude und Vergnügen, ohne sich deßwegen auf den Gebrauch einzuschränken, den man von seinen Liedern machen würde. “

 

1782

Brun, Sophie Christiane Friederike geb. Münter. Tagebuch meiner ersten Reise, Kopenhagen

[S.36] Den 13ten machte ich eine Bekanntschaft, die ich lange zu machen gewünscht hatte, die des Amtmanns von Wölmershausen B****r, eines offnen freundschaftlichen Mannes. Er sieht sehr kränklich aus; hat in seinen Augen sehr viel Geist, der aber durch seine Kränklichkeit gemildert wird; in seinem ganzen Gesicht einen rührenden Zug von Güte. Auf unsere Bitte las er uns eine freye Uebersetzung vom Makbeth vor, und es braucht wohl keiner Versicherung, wie schön! Wir spazierten den Abend und es wurden Gespensterge- schichten erzählt, die fürchterlichsten, die ich je gehört habe. Wir giengen bey Sonnenuntergang aus; es ward Abend, der Mond stand am Himmel, und die Sterne mit ihm; wir gingen noch immer, und erzählten, und wurden nicht müde zu erzählen; endlich rief die tiefe Stille uns nach Hause.

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1782

Meidinger, Franz Sebastian. Dritter Abschnitt. In: Perioden der Litteratur und Industrie kritisch betrachtet. München. Digitalisiert von Google

[S. 64] Im ganzen Homer ist keine Stelle, die die ganze Hoheit der menschlichen Idee so sehr anspannt, als der tiefe Schmerz des Vaters der guten Plandine. Und die einzelnen kleinen Schattierungen desselben Gedichtes würden Reichthümer für einen Raphael seyn, seit unsern lieben Mengs Tod, Scenen dieser Art auf die Leinwat zu bringen: es sind die kleinsten Erzehlungen, wenn Bürger selben Vortrag besorgt, uns die intressantesten Geschichten. Und Cervantes hatte die Laune auf keinen höhern Grad der feinen lachenden Poesie stimmen können, als die delikaten Rythmen im Raubgrafen, in der Leonore, und mit euer Erlaubniße ihre Herren! die ihr die Bücher mit der Nase beurtheilt, der Raub der Prinzeßinn Europa hinaufgestimt sind.
   Ich lasse allen epischen, moralischen, und wie sie sich selbst zum liebsten hören, ernsten Dichtern ihren Werth; allein! die Welt wird es ehender müde werden, mythologische Erzehlungen in polternden Hexametern zu lesen, als man es müde wird, den originalen Scherz eines Minnesängers zu bewundern; denn wir haben nicht nur einen Kopf, den wir, wenn wir uns ja zum Lesen entschliessen, etwas zu gute thun wollen; sondern auch ein Herz, das wir erbauen, ein Blut, so wir verdünnern, ein Milz, so wir erschüttern wollen. “

 

1782

Kotzebue, August von. Dem Herrn Professor Musäu gewidmet. In:  Erzählungen. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 10] Du lehrtest mich den ersten Grundakkord
      Der ganzen Dichterharmonie;
      Und Deine Lehren, Freund! was wär ich ohne sie?
      Du gabst mir Wielands, Bürgers Schriften:
      Ich sah, wie unbegreiflich leicht
      Der Dichtkunst Klippen sie behend vorüberschifften,
      Wie stets ein Vers den andern zeugt,
      Und Wieland hier, und Bürger dort,
      Den Helikon, als wärs ein Stockwerk hoch, ersteigt.
      Unwiderstehlich riß michs fort! “

 

1782

Meldung. In: Allgemeine Deutsche Bibliothek. Berlin und Stettin. Digitalisiert von Google

“[S. 609] Hr. J. F. von Götz, ein sehr geschickter Maler, der sich jetzt in Augsburg aufhält, hat vor etwa drey Jahren ein Schauspiel Lenardo und Blandina, nach Bürgers bekannter Romanze gleiches Namens verfertigt, welches auch auf dem Münchenschen und andern Theatern mit Beyfall ausgeführt worden ist. Das Besondere bey der Verfertigung dieses Stücks war, daß er die Scenen so wie er sie schrieb, auch zeichnete. Hieraus ist eine Folge von 120 Zeichnungen entstanden, die er selbst radirt hat, und unter dem Titel: Leidenschaftliche Entwürfe für empfindsame Kunst- und Schauspielfreunde gegen die Michaelismesse dieses Jahres auf Subscription herausgeben will.“

 

1782

Anonym. Musikalischer Almanach auf das Jahr 1782, Alethinopel. Digitalisiert von Google

“[S. 13] Gruber.
Hat Claviertrios geliefert, die unter aller Kritik sind - und Bürgers Balladen gesetzt! Ohe, iam satis. Er ist Stadtcomplimentenmacher in Nürnberg, und vermuthlich rührt die unverdauliche Steifigkeit und das Ceremoniöse seines Satzes vom Complimentenmachen her. Spielt ausser dem Clavier die Violin, und würde sie gut spielen (- ob ihm gleich kernhafter Cannabichischer Bogenstrich fehlt), wenn seine gesuchte, studirte, monotonische Süßigkeit im Vortrag weniger auffallend wäre.”

 

1782

Göckingk, Leopold Friedrich Günther von. XXII. Epistel. In: L. F. G. Goekings sämtliche Gedichte in drey Theilen, Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 301] An die Gräfinnen Eleonore und Charlotte von N**
       Im Dec. 1778
´Wer hohes Muths sich rühmen kann,
 Den lohnt nicht Gold, den lohnt Geang!´*
 Was aber, was belohnt den Mann,
 Der zu dem weit gestekten Ziele
 Der edlen Minnesinger drang,
 Von ächter deutscher Liebe sang,
 Und ihre zartesten Gefühle,
 Wofür noch keiner Worte fand,
 Dem Haufen prieß, der im Gewühle
 Der Mod´ und Eitelkeit, dem Spiele
 Des Wizes, sonst nur Kränze wand?
 [...]

* Der Anfang von Bürgers Liede vom braven Manne”

 

1783

Fr. Rezension Macbeth von G.A. Bürger, Göttingen 1783. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Des sechs und füntzigsten Bandes erstes Stück. 1783.

“[S. 456] Herr Bürger ward vor fünf Jahren durch den Schauspieler Schröder, der den Macbeth auf die Bühne bringen wollte, zur Bearbeitung der Hexenscenen aufgefodert; und glücklicher konnte die Wahl eines dazu geschickten deutschen Dichters wohl nicht getroffen werden. Hernach trug er ihm auch die Verarbeitung des ganzen Stücks auf, wozu er ihm nicht nur mit einer neuen Anordnung der Scenen, sondern mit der beynahe vollendeten Ausführung des Ganzen behülftich war, wobey er größtentheils die Wielandisch-Eschenburgische Uebersetzung zum Grunde gelegt hatte. Hr. B. folgte ihm darin oft, aber nicht überall; er ließ manches weg, und setzte manches hinzu, wovon er nur wünscht, daß es keine Bettlerflicken auf dem Shakspearischen Purpurmantel seyn mögen. Sein größtes Verdienst bey dieser Umarbeitung bleiben allemal die Hexenscenen, die ihm vortrefflich gelungen sind. Wenn indeß Hr. B. glaubt, diese Scenen müssen auf jedes Zeitalter, auf jede Klasse von Zuhörern gleich stark wirken, und sich über Dr. Johnson und andre ihm, so genannte ästhetische Philosophunkeln von der Art, die das nicht glauben, lustig macht, so fürchten wir sehr, daß die Erfahrung seiner Zuversicht widersprechen werde. Und so zweifeln wir auch, daß die hier vermehrte Anzahl dieser Scenen, die Sh. vielleicht aus weiser Sparsamkeit nicht vermehrte, zur Wirkung des Ganzen, die freylich an sich schon stark genug ist, etwas beytragen werde; wenn wir gleich zugeben, daß ihr Zusammenhang mit dem Stücke selbst durch ihre öftre Wiederkehr sichtbarer geworden ist, und daß Hrn. B. Antheil vielleicht manchem, der das Original nicht kennt, kaum kennbar seyn werde; so trefflich hat er sich in den Geist dieser Scenen hinein zu denken - und der ganzen Shakspearischen Manier in denselben zu bemächtigen gewußt.”

 

1783

Dm. Rezension Lyrisches Theater der Deutschen. 1782. Erster Band. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des drey und funfzigsten Bandes erstes Stück. 1783. Digitalisiert von Google.

“[S. 411] Die Apotheke von Engel und die sämtlichen Opern des vertorbenen Michaelis sind viel zu bekannt, als daß es nöthig sein
sollte, hier weiter etwas von ihnen zu sagen. Ausser diesen Stücken enthält das lyrische Theater noch folgende: [...] 2) Laura Rosetti von d´ Arien. Aus der empfindsamen Klasse. Einzelne Arien und einzelne Scenen sind gut gerathen. Das Ganze scheint auch darum weniger zu gefallen, weil der Charakter einer eifersüchtigen Italienerin seit den Zeiten der Lessingschen Orsina gar zu oft auf die Bühne gebracht worden. Wie kommen Ausländer dazu, Bürger Leonore singen zu wollen? Es ist nichts Unmögliches, aber von Italienern nicht wahrscheinlich.”

 

1783

Anonym. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1782. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des drey und funfzigsten Bandes erstes Stück. 1783. Digitalisiert von Google.

“[S. 142] Auch diese Sammlung enthält dießmal einige Gedichte von ausgezeichneten Werth, von denen wir nur folgende nennen wollen: Bürgers Ballade, des Pfarrers Tochter von Taubenheim, ein würdiges Gesellschaftsstück seiner Leonore, und fast noch schauerlicher, als diese, weil es weniger romantisch ist; verschiedne Sinngedichte von Kästner; ein Lied an den Wind von Klinguth; Sankt Alberich, eine Legende, von Oe=y; fünf epigrammatische Fabeln von Pfeffel u.s.f. Das auffallendste Gedicht unter allen ist wohl die Ballade, Frau Schnips, deren Verfasser sich unter dem Namen M. Jocosus Serius nur wenigen versteckt haben wird. Es ist eine Nachahmung der englischen Ballade, The wanton Wife of Bath, die Dr. Percy - der aber nicht Doktor der Theologie, sondern der Rechte ist - in seine Reliques of anc. Engl. Poetry aufnahm, und Addison im Spectator eine vortrefliche Ballade nannte. Sowohl diese, als andere Entschuldigungen werden im Register für die Einrückung dieser Ballade angeführt. Der beygefügten musikalischen Stücke sind nur zwey; eins von einem Ungenannten, und das andere von D. Weiß.”

 

1783

Cramer, Carl Friedrich. Rez. Lieder im Volkston von J. A. P. Schulz. In: Magazin der Musik. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 61] 5) Lieder im Volkston, bey dem Klavier zu singen von J. A. P. Schulz. Kapelmeister Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen Berlin. 1782. Bey George Jacob Decker.
   Es ist nun ohngefähr ein zehn Jahre her, daß Herder, der zu seinem Fouragiren in allerley Gebieten der Litteratur umherstreifte, der Witterung von den Relicks of ancient Poetry nachgehend, auf das brachgelegene Feld der Volkspoesie kam, das bisher eben von niemand war betreten worden. Sogleich machte er das Abendtheuer in den fliegenden Blättern über deutsche Art und Runst bekannt. Bürger, der gerade um die Zeit derselben Lectüre oblag, that etwas noch wichtigers als der Theoretiker; er realisirte, wiewohl von selbst und ohne Jenes Anstoß zu bedürfen, diese Ideen in seiner vortreflichen Lenore, und verschiedenen andern Balladen. Unmittelbar in seine Fußstapfen traten Hölty und Stolberg mit einigen gleichfals sehr schönen Stücken. Nun stellte vollends Bürger in dem Aufsatze des Daniel Wunderlich im Musäo, das misverstandne Theorem von der alleinigen Herrlichkeit der Volkspoesie auf: und siehe da! alle Sümpfe am Fusse des Parnasses wurden wach, und ihre kleinen Bewohnerchen quackten allenthalben so viel Volksgesang, daß Bürgern endlich selbst die Ohren davon gellten, und er es nöthig fand, in einem epanorthotischen Fragmente dem Froschgesindel Stillschweigen aufzuerlegen. Aber schwichtige einmal Einer eine solche lebendige Lache voll reger Sänger! alle Steine, dahineingeworfen, thun wenig Wirkung, wenn man nicht den Choripräfectum trift. Bürgers Bann schreckte eben so wenig, als Daniel Säuberlinchs langweiliger Almanach; man sang fort; durchstänkerte alle Spinnstuben und Bergmannsschachte und Pfennigschenken, nach den erhabenen Geistesgeburten des Volksgesangs; die Epidemie theilte sich auch den Musikern mit; sie setzten die Gassenhauer in Noten, erfanden selbst welche; priesens auch wohl, als das Nonplusultra der musicalischen Kunst und als die Ersten Consoöations des Miseres de la vie humaine an. Dieß ist in Nuce die litterarische Geschichte der Manie des Volksgesangs, welche einige Zeit gewütet hat, und gottlob meist vorbey ist; und an deren dagewesene Existenz man in wenig Jahren nur durch die etwanigen guten Sedimente sich erinnern wird, so die vorübergehende Gährung nachgelassen hat.
     Der Inhalt dieser Vorrede, wird man denken, solle nun auch Herrn Schultz treffen, der hier Lieder im Volkstone herausgiebt: — aber mit nichtem! Der Zusatz: im Volkstone ist bey ihm nicht vielmehr als einVehiculum, durch das er seinen, jedes Lob verdienenden, herzlichen, gedachten, und innigst empfundenen Gesängen, einen leichtern Zugang zu den Ohren guter, aber von der Menge herauskommender Liedercompositionen fast abgeschreckter Zuhörer hat bahnen wollen. Zwar sieht man ihnen allen die auch nicht mislungne Bestrebung nach wahrer Faßlichkeit, Popularität, und Leichtigkeit an, die er manchmal sogar durch Aufnahme bekannter Gänge und Wendungen der simpeln Manier guter Volksweisen zu erreichen gesucht hat: allein dieß alles sind auch Eigenschaften des guten Liedes überhaupt, das von gar mancherleiy Schattirungen des Affects seyn kann; und demnach wollen wir sie als Lieder überhaupt betrachten.
   Und aus diesem Gesichtspunkte angesehn, getraut man sich zu sagen, daß nicht leicht unter uns etwas bessers von solchen Sammlungen erschienen ist. Schon die Wahl der Texte, die durchgehends die originellsten unsrer besten Dichter sind, kündigt Herrn Schultz als einen Mann von dem geläutersten Geschmacke an. Er hat diese, ohne allen Aufwand von Kunst, oder vielmehr durch weislich verborgene Kunst mit Melodien vom reinsten Fluß der Empfindung, und des Ausdrucks bekleidet; und ich glaube es wird schwerlich jemand seyn, der sich nicht einige Lieblingsstücke daraus erköhre, die er bald in- und auswendig wissen wird. Es bedarf eben nicht, daß man ins Detail gehe, dieß Urtheil zu bestätigen; der Liebhaber schlage auf wo er wolle: er wird sich fast überall befriedigt und gewiß nie beleidigt finden.“

 

1783

Wolf, Ernst Wilhelm. Anzeige. In: Magazin der Musik, Erster Jahrgang. Zweyte Hälfte. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1119] 2.) Auf Begehren verschiedener Freunde, Liebhaber und Kenner der Music kündige ich hiermit einem geehrtesten Publico eine Sammlung 50 deutscher Lieder mit treffenden Melodieen, und einer simpeln Clavier-Beleitung von meiner Composition auf Vorausbezahlung an. Die Dichter davon sind: Hagedorn, Gleim, Kleist, Lessing, Bürger, Klopstock, Claudius, Graf von Stollberg, von Gerstenberg, von Einsiedel, Weise, Hölty, Blumauer, und von einer noch unbekannten Dichterinn.
[...] Weimar, den 1sten November. 1783. Ernst Wilhelm Wolf. “

 

1783

Möser, Justus. Schreiben an einen Freund über die deutsche Sprache und Litteratur. [Entgegnung auf Lettre de la littérature allemande von Friedrich dem Großen]. In: Jahrbücher des Geschmacks und der Aufklärung. Erstes Stück. Jänner. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 13] Schön und groß aber können unsre Produkte werden, wenn wir auf den Gründen fortbauen, welche Klopstock, Göthe, Bürger und andre neuere geleget haben. Alle können zwar noch in der Wahl der Früchte, welche sie zu bauen versucht, gefehlt und das Gewählte nicht zur höchsten Vollkommenheit gebracht haben. Aber ihr Zweck ist die Veredlung einheimischer Produkte, und dieser verdient den dankbarsten Beifall der Nation, so wie er ihn auch würklich erhielt, ehe diese in ihrem herzlichen Genusse von den alten verwöhnten Liebhabern der auswärtigen Schönheiten gestöret, und durch den Ton der Herren und Damen, die eine Pariser Pastete, dem besten Stücke Rindfleisch vorziehen, stutzig gemacht wurden. “

 

1784

S. Rezension Poetische Blumenlese aus Jahr 1785. In: Gothaische gelehrte Zeitungen Hundert und zweytes Stück. 22.December. (Sammlung Helmut Scherer)

“[S. 835] Unsre neuesten Dichter scheinen nach einer Poetik zu arbeiten, die platte Wahrheit, in jedem Falle, der Schönheit vorzieht, und worin Geschmack, Beurtheilungskraft und feines Gefühl, nicht etwa als wesentliche Eigenschaften eines guten Dichters, sondern als leere oder wohl gar schädliche Grillen betrachtet werden. Den Anlaß zu dieser Muthmassung können unsre Leser in den eben nahmhaft gemachten - der Himmel weiß, wie sauer hier dem Recensent dies Wort niederzuschreiben wird, - poetischen Almanachen finden. Nr. 1. Was sollte Hrn. Bürger abhalten, von seinen Dichterlingen, die jede dem Publikum schuldige Achtung aus den Augen setzen, alles, wie es auch sey, aufzunehmen da die ärgste Platitüde in dieser Sammlung gerade von ihm ist? Ohne Zweifel hat er gute Ursachen, auf gewisse Leute verdrüßlich zu seyn; berechtigt das aber einen Bürger, seinen vornehmen Pöbel so zu behandeln, wie z.B. S. 88.[Schnick und Schnack] geschiehet:
  Das Pack, -
  Es gleicht dem Galgenrabenvieh:
  Es schnüffelt nur nach Luder. [diese Lesart nicht in Häntzschels Bürger-Werkausgabe von 1987]
Einige artige Gedichte von Pfeffel, eins von Bürger S. 191. [Volkers Schwanenlied] eins von Kästner S. 48. und zwey von Ungenannten S. 35 und 132. verdienen gerühmt zu werden [...].”

 

1784

Staats-Relation Derer neuesten Europäischen Nachrichten und Begebenheiten. 17. November. Regensburg. Digitalisiert von Google

“In der Montagischen Buchhandlung allhier ist zu haben: [...] 2) Göttinger Taschenkalender auf das Jahr 1785 mit Chodowiekischen Kupfern, theils Coeffüren und neueste Kleidungstrachten, theils auch die merkwürdigsten Scenen aus Shakespears Macbeth, von Bürgern umgearbeitet, und Zeichnungen der vorzüglichsten Köpfe aus Hogarths Leben des Liederlichen vorstellend, 12. Göttingen gebunden im Futteral mit vergoldten Schnitt, französisch oder deutsch, á 1 fl. 24 kr.3) Blumenlese, poetische, aufs Jahr 1785 von Bürger, mit Musik, 16. Göttingen, 54 kr.“

 

1784

Cramer, Carl Friedrich. Magazin der Musik, Band 2.

“[S. 696] Einige Gedichte von G.A. Bürger, in Music gesezt von E.J.B. Lang“

 

1784

Bk. Rezension Poetische Blumenlese auf das Jahr 1784. Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Des acht und funfzigsten Bandes erstes Stück. 1784. Digitalisiert von Google.

“[S. 110] Warum wir uns bey dieser Blumenlese alles Lobes, Tadels und Auszeichnens begeben, davon ist die Ursache beym vorigen Jahrgange angeführt. Es bleibet den Lesern überlassen, die grünlichen Früchte wegzuwerfen, und die reifern auszusondern. Mit seinem Namen hat der Herausgeber, Herr Bürger, nur folgende kleine Erzählung bezeichnet, die zugleich eine gar bescheidne Rechtfertigung über die Einzelnheit dieses Beytrages enthält:
   Die beyden Maler
   Sie loben mich oft recht mit Pracht,
   Und freun sich dessen, was ich dichte:
   "Nur schade, heißts, mit Runzeln im Gesichte,
   Daß er so langsam ist, so wenig macht!"

   Zum Zeuxis prahlt´ einst Agatarch, in kleiner,
   Fixfingriger, behender Pinselmann:
   "So schnell, wie ich, malt wohl so leicht nicht Einer!" -
   "Und ich, hub Zeuxis ruhig an,
   Ich rühme mich, daß ich so langsam malen kan!"
   Den Fingerfix nennt jetzt fast keiner;
   Den Zeuxis noch fast Jedermann.
Doch, auch die am Schluß befindliche Dusch-Cantate, auf dem obersten Altane abzupauken, eigentlich freylich auf Paucken gesetzt; es geht aber auch auf Gießkannen, ist wohl ohne Zweifel von ihm; vielleicht sind es auch zwey mit G.A.B. bezeichnete Sinngedichte, deren eins, auf einen Erzcujon, gar fein und witzig ist:
 O wüßt´ ers nur, der Erzcujon,
 Der nun so manches Unheil schon
 Mir an zu cujoniren dachte,
 Wie kalt und tief ich ihn verachte,
 O fühlt ers nur, der Erzcujon;
 Die Schwerenoth kriegt´ er davon! ”

 

1784

Wekhrlin, Wilhelm Ludwig. Das graue Ungeheur, Erster Band.  Digitalisiert von Google

“[S. 72] Ohne weiter, zur Sache. Sie sagen, daß unser Jahrhundert den Ehrentitel des philosophischen verdiene. Wenn sie solches vom Auszug der guten Köpfe, der Quintessenz (oder, wie es Bürger verteutscht, von dem Fünftelsaft) des denkenden Theils von Europa, oder wenigstens unsers lieben teutschen Vaterlands verstehen, dann habe ich nichts dagegen; [...] “

 

1784

Anonym. Augsburg. In: Gothaische gelehrte Zeitungen, Neun und funfzigstes Stück, den vier und zwanzigsten Julius. Digitalisiert von Google

“[S. 490] Lenardo und Blandine, ein Melodram, nach Bürger, in 160 leidenschaftlichen Entwürfen erfunden, gezeichnet, geätzt, und mit Anmerkungen begleitet, von J. F. v. Göz 1783. Der Gedanke, der mannichfachen Pantomime, deren ein ganzes Drama fähig ist, nachzuforschen, und solche systematisch zu behandeln, ist neu, und für den Künstler, besonders aber Schauspieler, von grossem Nutzen. Hr. v. Göz (selbst Verf. des Melodrams) hat ihn mit eben so viel Geschmack in der Erfindung, als Stärke im Ausdruck, ausgeführt, und seine Arbeit dadurch noch lehrreicher gemacht, daß er nicht allein jedes vorliegende Bild, sondern auch die Ursache, warum er sich dasselbe so, und nicht anders gedacht, mit kritischen Anmerkungen erläutert hat, die viel Gutes über körperliche Beredtsamkeit enthalten. Sehr interessant scheinen uns diejenigen Reihefolgen von Blättern, auf denen er die Modificationen, mittelst deren ein Bild in das andere überfließt, so anschaulich darstellt, daß er diese transitorischen Bewegungen gleichsam zu erhaschen und zu fixiren weiß. Der Schauspieler, der in diesem Werke nicht bloß, wie in einem andern Bilderbuche, blättern, sondern studiren will, kann mit Wenigem Viel ausdrücken, und den Aufwand oft widersinniger und einander gerade entgegen laufender Bilder vermeiden lernen. Nur muß er sich zugleich hüten, nicht daraus den allgemeinen Schluß ziehen zu wollen, daß man jeden kleinen Perioden mit einer eignen Attitüde und besondern Geberde begleiten müsse. In Stellen der Ruhe und Betäubung zum Exempel, thut der Zauber der Declamation, von der einfachsten Stellung unterstützt, oft mehr Würkung, als die herrlichste Pantomime. “

 

1784

Kurze Nachrichten. In: Gothaische gelehrte Zeitungen. siebzehnten Merz. Digitalisiert von Google

“[S. 184] Göttingen. Der bisherige Herr Amtmann Bürger, wird nun bey uns seinen beständigen Wohnsitz nehmen, und hoffentlich auch Vorlesungen halten. “

 

1784

Anonym. Anzeige. In: Magazin der Musik, Zweyter Jahrgang. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 696] Bey eben demselben Kupferstecher Schmidt in Nürnberg sind auch noch zu haben: [...]

5. Einige Gedichte von G. A. Bürger, in Music gesezt von E. J. B. Lang, 4 Th. 1 Fl. 24 Kr. “

 

1785

Cs. Rezension von Musenalmanach 1785 Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des zwey und sechzigsten Bandes erstes Stück. 1785.  Digitalisiert von Google.

“[S. 397] Sonst enthält diese Sammlung manche gute Stücke von Bürger, Gleim, Hök, Kästner, Lichtenberg, Pfeffel, u.a.m. Auch unter den mit bloßen Anfangsbuchstaben bezeichneten Gedichten verdienen manche Aufmerksamkeit und Beyfall, besonders einige Sinngedichte. Der Schwank von Langbein, S.40, hätte doch, seiner Derbheit wegen, wohl wegbleiben mögen. Aber der Herausgeber dieses Almanachs, Hr. Bürger, scheint noch immer an einer recht derben, oder vielmehr plumpen Sprache sein Wohlbehagen zu finden, und seiner Lesewelt eben diesen Kraftgeschmack zuzutrauen. Man sehe z.B. seine Fabel, Prometheus, S.39, und folgenden Schluß seines Gedichts, Schnick und Schnack, S.38:
 Das Pack borgt dann die List vom Fuchs;
 Vom Spürhund seine Nasen;
 Die glühen Augen von dem Luchs;
 Die Ohren von dem Hasen;

 Und spürt und schnackt und schonet mir,
 Seys Schwester oder Bruder;
 Und gleicht dem Galgenrabenvieh;
 Es schnüffelt nur nach Luder.”

 

1785

Fk. Rezension Versuch einer zahlreichen Folge leidenschaftlicher Entwürfe [...] von J.F. von Göz. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des sechzigsten Bandes erstes Stück. 1785. Digitalisiert von Google.

“[S. 419] Ein Zufall veranlaßte den Verf. auf einmal, an die Ausführung seines Versuchs zu gehen. Bey seinem Aufenthalte in München fiel seine Phantasie während eines einsamen Spazierganges auf Bürgers bekannte Ballade, Lenardo und Blandine, und er sah eine ganze Reihe von Handlungen, die bey dieser Begebenheit sich vor oder nach ereignen konnten, sich gleichsam im Geiste vorschweben. Von diesen Bildern versuchte er hernach einige mit Feder und Kreide zu entwerfen. Kunstfreunde ermunterten ihn fortzufahren; und so ward nach und nach dieser Stof in dramatische Scenen eingeleitet, und von Punkt zu Punkt so niedergezeichnet, daß die hier gelieferten, und von dem Verf. selbst radirten, 160 Blätter daraus entstanden. [Damit entstand 1783 der erste Comic weltweit: Text von Gottfried August Bürger, Zeichnungen von J.F. von Göz - K.D.] ”

 

1785

Anonym. Etwas zur Dresdner Scharfrichter-Geschichte. In: Magazin der Sächsischen Geschichte. Zweiter Theil. Dresden. Digitalisiert von Google

“[S. 66] In einer solchen melancholischen Stunde kam ich einst auf den Annenkirchhof, und befand mich unvermerkt bei den Gräbern der Scharfrichter. Schauder überfiel mich und ich zitierte, mich in der Gesellschaft solcher Personen zu wissen, die, nach dem allgemeinem Wahne, Vertraute der Geister, Eingeweihte der geheimsten Magie sind. Meine Phantasie sah Geister, Räder, Galgen, Richtschwerd und das ganze luftige Gesindel, was Bürger in seiner Leonore ums Hochgericht tanzen läßt.“

 

1785

Weizenbeck, Georg Anton. Botanische Unterhaltungen, Zwölftes Stück für den May 1785. München. Digitalisiert von Google

“[S. 371] Sie redeten zwar wenig , aber desto zahlreicher waren ihre Umarmungen, und immer lachten sie sich einander an. Nach der Mahlzeit setzten sie sich zu Pferde, um nach Hause zu kehren.
   Und Hurre, Hurre hop hop hop
   Gieng's fort im sausenden Galop,
   Daß Roß, und Reiter schnoben,
   Und Kies, und Funken stoben. “

 

1785

Franç. Mar. Arouet de Voltaire. Der kleine Voltäre, Liegnitz und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 373] Er nahm alle seine Kräfte zusammen und gieng weiter. Anette wartete seiner schon am Fenster; das ihr von Crosigk aufgelegte Verbot war nun aufgehoben, und — und
  Da wurde vom glühenden Hauche der Lust
  Die Unschuld zu Tode vergiftet.
O Lorchen, Lorchen! zärtlichste, unglücklichste Mutter! Klopfte dir denn während dieser acht Tage nicht ein einzigesmal das Herz starker als gewöhnlich?”

 

1785

Gotter, Friedrich Wilhelm. Der argwöhnische Ehemann, Ein Lustspiel, Achter Auftritt, Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 182] 
Angelika. Ich glaubte, weil sie den gestrigen Abend so still und häuslich bey uns hingebracht hat. –
Klara. Eines der schönsten Abende meines Besinnens. Hedwigs muntere Unterhaltung – Ihr Gesang, liebe Angelika – die
     artigen Sachen, die ihr mir vorlaset – ich war ganz entzückt – Bürgers Lenore – die ganze Nacht hat sie vor meiner
     Phantasie geschwebt – ich habe so unruhig geschlafen, und doch so süß – O Sie müssen das kennen, um mich zu
     verstehen.”

 

1786

Fr. Rezension Musenalmanach aufs Jahr 1786. Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des siebenzigsten Bandes erstes Stück. Digitalisiert von Google.

“[S. 98] Unter allen diesjährigen Stücken erregt vielleicht des Herausgebers, Herrn Bürgers, Ballade, der wilde Jäger, die größte Aufmerksamkeit, worin er den Stof einer alten Volkssage mit der ihm gewöhnlichen meisterhaften Vergegenwärtigung aller Gegenstände bearbeitet hat.”

 

1786

Schulz, Joachim Christoph Friedrich. Neun und dreyßigster Brief, Göttingen. In: Litterarische Reise durch Deutschland. Viertes Heft. Leipzig

“[S. 10] Diese [Lenore] drang, wie jene [Blumauers Aeneis], so plötzlich und mit solcher Gewalt, in die Köpfe der deutschen Leser, daß sie von Jung und Alt nicht gelesen, sondern verschlungen, auswendig gelernt, und überall, wo es nur seyn konnte, recitirt, deklamirt und gesungen ward.

[S.78] Gottfried August Bürger, seit kurzem Magister der freyen Künste auf der hiesigen Universität. Man weiß schon in was für einem Fache der Dichtkunst dieser Mann Beyfall gesucht, und in vollem Maaße gefunden hat. Das höchste Ideal der Poesie ist ihm Volkspoesie, und ich gestehe, daß sie unter seinen Händen einen grossen Grad von Schönheit und Vollkommenheit erreicht hat; aber desto ekelhafter und geschmackloser ist sie unter den ungeübtern Händen seiner Nachahmer geworden.[...] Die rasche und feste Manier, mit welcher er seine Charaktere malt; die kurzen, ausdrucksvollen Züge, mit welchen er grosse Leidenschaften darstellt; die eigene grosse Kunst dem Leser mit zwei oder drey Blicken die ganze Seele seiner Helden zu öffnen, und dadurch Theilnehmung und Bedauern, Haß oder Abscheu im Nu zu bewirken; sein Sinn für Politur; seine reine, männliche, allgemein verständliche Sprache; seine genaue Beobachtung der Costüme, durch welche er uns unwillkürlich in die Zeiten zurückziehet, wo seine Geschichten spielen - sind so viel Attribute, die seiner erzählenden Poesie ganz eigenthümlich zu seyn scheinen.
       Aber auch seine kleinen Werke der lyrischen Gattung im engern Verstande, haben eben so viel Eigenes und Empfehlendes. Einige seiner Lieder sind so süß, so einschmeichelnd, fliessen so gefällig, harmonisch und sanft durch die Seele des Lesers, daß er von den himmlischen Tönen der Sänger aus dem paradiesischen Italien eingewiegt zu seyn glaubt. Erinnere Sich an seinen Schwanengesang, an die Gedanken eines Liebenden u.v.a.
      Nur diejenigen seiner Gedichte, worin er launigt spricht, nicht minder seine prosaischen Aufsätze, beleidigen hie und da das feinere Ohr. Sein Witz ist derb, rauh und voll Stoß- und Hornkraft. Seine Satyre hauet mit Schlachtmessern auf ihre Gegenstände, und züchtigt mit Skorpionen, wo ein feiner Nadelriß eben die, und noch größere Wirkung thun würde. Hier verwechselt er oft Kraft mit Ungezogenheit, erlaubtes Selbstgefühl mit Störrigkeit, und Einwendungen, und bescheidene Gegengründe, mit rechthaberischer Unfehlbarkeit. Hier wird es sichtbar, nach welchen Mustern er sich gebildet hat.”

Litterarische Reise von Schulz in der ONLINE-Bibliothek.

 

1786

Moritz, Karl Philipp. Anton Reiser. Ein psychologischer Romn, Band 3-4. Digitalisiert von Google.

”[S. 99] Der dißjährige Musenalmanach enthielt vorzüglich vortreffliche Gedichte von Bürger, Hölty, Voß u.s.w. Die beiden Balladen Leonore von Bürger, und Adelstan von Hölty, lernte Reiser sogleich auswendig, wie er sie laß - und diese beiden auswendig gelernten Balladen sind ihm nachher auf seinen Wanderungen oft sehr zu statten gekommen. Schon damals versammlete er öfters in der Dämmerung des Abends, entweder bei seinem Wirth zu Hause, oder bei seinem Vetter, dem Perukenmacher, einen Cirkel um sich her, und deklamirte Leonore oder Adelstan und Rößchen - und theilte auf die Weise mit den Verfassern das Vergnügen des Genusses von dem Beifall, den ihre Werke erhielten - denn so gut war er gesinnt, daß er diesen Beifall immer in ihrer Seele fühlte, und sie sich in denselben Zirkel wünschte.”

 

1786

Binder von Kriegelstein, Johann Fr. Freiherr von. Gegenstück zu Bürgers Ständchen. In: Pfalzbaierisches Museum. Dritter Band. Mannheim. Digitalisiert von Google

“[S. 314] Holla, thu auf dein Fensterlein,
     Ich bin es, liebe Traute!
     Dicht an der Lind im Lampenschein,
     Ich mit der lieben Laute.
     Die Saiten, horch! durchseufzt gelind,
    Vom Felde her ein Abendwind.

    Spät komm´ ich her, früh brach ich auf
    schon mit dem Abendsterne;
    schnell gieng durch dick und dünn mein Lauf
    beim Schein der Mondlaterne.

    Denn träumend bei dem Hirsche liegt
    das Reh auf Moos am Hügel;
    beim Weiblein hockt der Fink vergnügt,
    das Köpfchen unterm Flügel.

    Allein, kaum daß der Himmel glüht
    von Phöbens Morgenscheine,
    flieht Thier, und Fink und Taube flieht
    vom Mann in Feld und Haine.
    Das Weiberherz ist einerley,
    o Mädchen, bleibst du mir auch treu?

     Schleuß wieder zu dein Fensterlein,
     hier schweigen ich und Laute.
     Heim kehr ich nun im Mondenschein.
     Adje, schlaf wohl, du Traute!
     Schleuß zu, kalt saußt, nicht mehr gelind,
    durch Laub und Haar der Abendwind. “

 

1786

Anonym. Den 17ten Decemb. 1786. Recensionen. In: Magazin der Musik, Zweyter Jahrgang. Zweyte Hälfte. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1056] 20) Leipzig, bey Friedrich Gotthold Jacobäer: Lieder fürs Clavier, in Musik gesetzt von Friedr. Preu, 2tes Heft, 1785.)
 Die Freunde eines gefälligen Gesangs werden auch in diesem Hefte jene Leichtigkeit und Anmuth der Melodien wieder finden, wodurch sich das erste vor ähnlichen Sammlungen so sehr zu seinem Vortheil auszeichnete. Die Anzahl der Lieder beläuft sich auf sechszehn, und sind von unsern besten Dichtern, Hölty, Bürger, usw. “

 

1786

Gld. Rez. Lieder und Gesänge am Clavier zu singen, nebst einem Rondo, verfertigt von Samuel Friedrich Brede [...] Offenbach, 1786. In: Magazin der Musik, Zweyter Jahrgang, Zweyte Hälfte. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1295] 5) Gegenliebe, von Bürger. Weit hinter Schultzens himmlischer Melodie! Warum der ruhige Schluß am Ende und noch ein Nachspiel von vier Takten, da die drey ersten Strophen ein zusammenhangender Gedanke sind. Wie hat Schultz auch da seinen Text gefühlt, und wie einfach und schön ist das Band, womit er die Glieder desselben zusammenbindet. Wem, der dies Lied nur einmal gesungeu und gespielt hat, kann diese Feinheit unbemerkt geblieben seyn!

[S. 1296] 13) Bürger Romanze: Robert, ganz durchcomponirt. Der Herr Verf. wünscht besonders darüber das Urtheil der Kenner zu hören; und wir wünschen es mit ihm. Dürfen indessen auch wir unser Dafürhalten den Kennern zur Prüfung vorlegen, so ist es hier ganz kurz dieses: daß die Romanze keineswegs hätte ganz durchcomponirt werden sollen, weil sie bloß leidenschaftliche Erzählung vergangener Begebenheiten und Empfindungen ist; alle Eigenschaften eines Volksliedes hat, und dieselben nicht allein unter einer fortlaufend abwechselnden Composition verliert, sondern auch auf keiner Seite, selbst unter der meisterhaftesten Composition sondern auch auf keiner Seite, selbst unter der meisterhafteste Composition, dagegen etwas wiedergewinnt, wodurch der Eindruck, den sie unter einer strophirten Melodie machen kann, hervorgebracht oder ergänzt werde. Schultzens Composition ist Beweiß. Ueberdem, um nicht ganz mit Stillschweigen des Hrn. B. Arbeit vorübergehen zu lassen, finden wir bey allem ruhmwürdigen Bestreben doch, daß manches verfehlt ist, was leicht in die Angen fällt. Die zweyte Hälfte der siebenden Strophe gränzt ans niedrig komische. Das Ende der zehnten scheint uns nicht getroffen; und noch weniger die letzte Hälfte der eilften. Die zwölfte ganz verfehlt! Vergaß der Componist hier nicht seinen Robert, der in der ersten Stanze von vergangenen Jünglingstagen spricht, der hier am Ende seiner Erzählung eine Frage an sich thut, die er wohl ehedem oft im Ernst gethan haben mag, jetzt aber geschwind abzubrechen für gut hält, weil er in den Augenblick, da er sie thut, fühlt, daß sie sich aus jenen Zeiten her unwillkührlich dem Gedächtnisse darstellt, und durch Erfahrungen, die er seitdem gehört oder selbst gemacht hat, schon längst beantwortet ist. Also setzte Bürger einen Gedankenstrich dahinter, und läßt Roberten, der eben in Gedanken wieder ein Jüngling war, als Mann seine Geschichte auserzählen. Falsche Declamation in der Melodie diese Strophe treffen wir auch im ersten, zweiten, dreizehnten Takt und in der Frage am Ende des zweiten Verses. Eine kurze Silbe muß, auch in der Frage, nicht hinaufgezogen werden, um (dies ist dabey zu bemerken,) auf sie den Ausdruck der Frage zu legen; sondern dieser muß immer in der vorhergehenden langen Silbe sich finden. Hunderte der Componisten beobachten diese in der oratorischen Declamation liegende Regel nicht; aber einzelne Thun es, und nicht von ungefähr.

[S. 1298] 21) Wie selig, wer sein Liebchen hat, von Bürger, im Character verfehlt. In einer dänischen Liedersammlung (Vise og lyriske Sange, hatte i Musik af Fr. L. Ae. Kunzen.) steht S. 30 eine dänische Uebersetzung dieses Liedes in demselben Silbenmaasse, und eine Melodie dazu, die man nur mit der gegenwärtigen vergleichen darf, um unsre Meinung wahr zu finden. [...]
24) Bürgers Zechlied, ganz durchcomponirt. Im dritten Takt ist die dritte Silbe des folgenden Takts nicht stark genug accentuirt; die erste Silbe des folgenden Takts bekommt zu viel Gewicht. Im zehnten Takt ist dieselbe Unrichtigkeit; auf Hefen sollte ein stärkerer Accent fallen, und der geringe, der darauf gesetzt ist, wird durch den Contrast mit der vorigen Note g völlig geschwächt. Im achtzehnten Takt könnte die dritte Note statt c, es seyn, so wäre das Wort: Natur, richtiger declamirt. “

 

1786

Anonym. Rez. Musenalmanach aufs Jahr 1786, Göttingen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Des siebenzigsten Bandes erstes Stück, Berlin und Stettin. Digitalisiert von Google

“[S. 98] Unter allen diesjährigen Stücken erregt vielleicht des Herausgebers, Herrn Bürger, Ballade, der wilde Jäger, die größte Aufmerksamkeit, worin er den Stof einer alten Volkssage mit der ihm gewöhnlichen meisterhaften Vergegenwärtigung aller Gegenstände bearbeitet hat.”
 

1786

Anonym. Reise nach dem Rostrap [...], den 14ten September 1783 in einem Schreiben an den Herrn L. E. H. in B. In: Neue Reisebemerkungen in und über Deutschland, Zweiter Band, Halle. Digitalisiert von Google

“[S. 227] Auf diesem Felsenplatze hat die oft spielende Natur einen Eindruck gleich dem Fuß eines Rosses gemacht. Dieser geringe Umstand hat diesem großen Ban zufällig den Namen des Roßtrappes, und Gelegenheit zu einer kühnen Erdichtung gegeben, der nur der schöpferische Geist eines Bürgers zu Hülfe kommen müste, um alle die großen Vorstellungen, die in ihr verborgen liegen, durch eine Ballade zu entwickeln.”
 

1786

Motto. In: Salzburger Intelligenzblatt, 16.12.

"Trost.
Wenn dich die Lästerzunge sticht,
    So laß dir dieß zum Troste sagen,
Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
    Woran die Wespen nagen.”

 

1787

Anonym. Rez. erste Münchhausen-Ausgabe von 1686. In: Allgemeine Deutsche Bibliothek 75. Band 

“[S. 142] Eine Sammlung von Lügen, die von dem Baron M. lange erzählt sind; zum Theil aber von dem ungenannten Verf. dieser elenden Schrift wohl selbst erfunden seyn mögen.Sein Windhund läuft die Beine so weit ab, bis ein Taxhund aus ihm wird. Ein Kutscher läßt in seinem Bart das englische Wappen graviren. Aus dem Himmel kömmt eine Stimme: hol´ mich der Teufel Münchhausen, die gute Handlung soll dir vergolten werden. Sein Ueberrock wird von einem tollen Hunde gebissen, und wird wüthend, u. dgl. m. Die Uebersetzung ist überaus schlecht, und die ganze Schrift unausstehlich gedehnt.Wer nichts, wie den Eulenspiegel gelesen hat, mag vielleicht Unterhaltung darinn finden, und wenn dieß ist, werden neue Auflagen und Nachdrucke davon erscheinen. “

 

1787

Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm. Rezension Ueber Anweisung [...]. In Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 206. Stück. 1787.  Digitalisiert von Google.

“[S. 2057] Unser Hr. Magister Bürger hat als Einladungsblatt zu seinen Vorlesungen: über Anweisung zur deutschen Sprache und Schreibart auf Universitäten, 48 Seiten in Octav drucken lassen. Seinen Zweck bestimmt er bescheiden, als Wiederholung nützlicher, zwar bekannter aber verkannter Wahrheiten, ohne auf Neuheit oder Tiefsinn Anspruch zu machen. Leichtlich aber gelingt es dem, der seines Gegenstandes voll und demselben gewachsen ist, auch die Aufmerksamkeit des Lesers zu erhalten, dessen Ueberzeugung er nicht erst auf seine Seite zu lenken hat.”

 

1787

Lenz, C.G. Brief an Schlichtegroll 1787. In: Kluckhohn, August. Archiv für Litteraturgeschichte. 1884. S.83.

„Bürger hat ein einladungsprogramm zu seinen vorlesungen geschrieben, worin er vom deutschen stil handelt. Es ist noch nicht zu haben, sonst hätt ich dirs gleich überschickt; denn es lohnt sich der Mühe, es zu lesen. Mit männlicher beredsamkeit und beißender satire rügt er die unverzeihliche nachlässigkeit der deutschen schriftsteller im stil, verbreitet sich besonders über den zustand des kanzleystils und pholosophirt überhaupt über den einfluß der sprache auf kultur. Tausend interessante bemerkungen trifft man darin an über schönen stil, über eintheilung der wissenschaften und künste, in höhere und schöne, über den begriff eines schönen geistes etc. Kant wird der erste philosoph auf erde genannt“.

 

1787

Anonym. Wien, vom 30. August. In: Bayreuther Zeitungen, 6. Sept. Bayreuth. Digitalisiert von Google

“Ein gewisser Herr Geiger aus Bayern, kündigte mit Spanischer Grandezze in dem kleinen Saal des Augartens ein Leseconcert an, das er für Geld und gute Worte zu geben gedenkt, um unsere arme Wiener empfinden zu lehren. Der Tag erschien, und er las so hinreißend schön, daß kein Mensch vier zusammenhängende Worte verstehen konnte. Darauf entschuldigte er sich mit dem Gebot des Doctors nicht zu lange zu lesen, strich sein Geld ein, und invitirte die Zuhörer auf ein andermal, wo er Bürgers Leonore fühlbar zu machen versprach, wobey Gott unsern Ohren gnädig seyn wolle.“

 

1787

Haschka, Lorenz Leopold. Zuruf an Deutschlands Dichter. In: Neue Litteratur und Völkerkunde. Erster Band. Dessau und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 81] O zersprengt, ihr Barden! zersprengt das Silber,
   welches das Lob eurer Fürstcn getönt!
    und schmettert in Trümmer den Buchas,
     dessen Wölbung mit erschollen!

   Denn die Thronen Deutschlands verschmähn Gesänge.
    Pfeifengequick, Paucken-Trommelgeroll,
     der Ketten, der Peitschen Getös,
       und das Brüllen der Gepeitschten

   ist den Landesvätern allein Music. Zwar
     neigen sie auch, Glücklichmachens nun müd,
      ihr hohes Paar Ohren herab,
       zu den Trillern der Entmannten,

   zu der fingerhabenden Stimme fremder
      Dirnen, geschickt in der Zunge des Pabstes,
        neunfältigen Unsinn mit Art
          herzugurgeln, herzugaukeln!

   Viel zu dumpf, ein ewiges Lied zu schätzen,
      regnen sie Gunst, Gold und Ehr´ auf das schnell ver-
        hallende Künstchen, die Luft
          mit der Kehle zu erschüttern!

   Muß nicht Ramlers, Bürgers Talent schulmeistern,
      nur daß es eß? Ach, der Karschin! sie darbt!
        und Klopstock, daß der nicht auch darbt,
           hat der Däne groß gesorget!

    Doch der Deutscht größer: denn ein Herzogthum
       hat sich erkauft Kasparelle; gebaut
         Quadagni sich einen Pallast.
           Jabrieli und die Mara

    in Juwelen ein sich genäht! Und solche
       preißt ihr denn doch, Barden! solche denn doch?
         und spannet die Segel des Liedes
            an den Wimpel bis empor auf ?

    Weder Maro strich, noch Horaz des Schmeichels
       Saiten so grob: ob August und Mäcen
         die Dichter gleich anders geehrt,
           als ein heutger Cancelist euch!

    O so fühlet, fühlet doch die Schmach als Männer,
       hat gleich die Noth euch den Künstler gestümpft! 
         Schreibt Noten, schreibt Noten! nur, o!
           Midas Enkel nicht mehr singen!  “

 

1788

Anonym. Rezension Ueber Anweisung zur deutschen Sprache [...]. In: Allgemeine Literaturzeitung Julius 1788.

“[S. 175] Die vornehmsten Gedanken, welche hier ausgeführt werden, sind: 1) dass vorzüglich in Deutschland die Vollkommenheit in Sprache und Stil vernachlässiget wird, [...]. 2) Der Grund davon liegt darin, dass die Sprache, als jedem von Kindheit auf bekannt vorausgesetzet [...], daher 3) der Jüngling meistens nur nebenzu nach seiner Bestimmung das nöthige davon bey Theologen oder Juristen mit lernen will. [...] 4) Es sollten also vielmehr jene Kenntnisse auch auf hohen Schulen mit Eifer und unter Anführung eigner rechter Meister darin getrieben werden, [...]. Diese richtigen und leider nur zu oft verkannten Grundsätze nun trägt Hr. B. mit der ihm eigenen Kraft deutlich, bestimmt, lebhaft und angenehm vor, und seine Bemühungen im Unterricht zu Göttingen, "wenn er da bleiben und leben kann" (so sagt er selbst, es wäre aber ungerecht, daran zu zweifeln) werden gewiss viel beytragen, eine heilsame Besserung zu bewirken. Insonderheit aber ist von ihm das beste für die Reinigkeit, Kürze und Rundung des Geschäftsstils zu hoffen. Denn davon hat das Publicum bey Gelegenheit der Niederlegung seines Amts in öffentlichen Blättern schon rühmliche Proben gesehen, die ihn fast mehr empfehlen, als diese Einladungsschrift selbst. Denn in Absicht des Ausdrucks möchte ein strenger Richter hier doch manches zu tadeln finden. Nicht selten zeigt sich nemlich wie in der ersten Periode bey aller unvergleichlichen nur einem solchen Kopf erreichbaren Schönheit eine gewisse Uebertreibung des Schwunges, Haschen nach zu viel Blumen, Schmuck und Inversionen, und zwischen durch doch auch wieder die sonderbar gegen jene abstechende Weitschweifigkeit des Geschäftsmannes in leeren Beywörtern, Zusätzen und Verbindungen, und die fast zu sehr ans niedrige gränzende Derbheit des Volksdichters.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1788

B. Rezension Göttingischer Musenalmanach auf das Jahr 1788. In: Kritische Uebersicht der neusten schönen Litteratur der Deutschen. Ersten Bandes zweites Stück. Digitalisiert von Google.

“[S. 113] Indeß, da die Sammler solcher Almanache insgemein keinen Mangel an eingesendeten Gedichten leiden; so versteht sich von selbst, daß sie nur die bessern darin aufnehmen werden; und soll nun ja eins und das andere mittelmäßige oder schlechte mit unter laufen, so muß es doch so beschaffen seyn, daß selbst aus dem Schlechten eine Dichterfähigkeit hervorschimmert, die wahrscheinlicher Weise in Zukunft etwas Besseres erwarten läßt. Ein einsichtsvoller Redacteur muß dieses allerdings zu beurtheilen wissen, und einen solchen finden wir am Herrn Bürger. Wir haben schon vor einem Jahre die Göttingische Sammlung mit Vergnügen gelesen, und es war heuer nicht geringer. Einige der darin befindlichen Gedichte sind meisterhaft, vortrefflich. Dahin gehören: der Gesang am heiligen Vorabend des funfzijährigen Jubelfestes der Georgia Augusta, (S.168) und die darauf folgende Ode bey der Jubelfeyer (S.177) beide vom Herrn Bürger. So schön diese beiden in Ansehung des Erhabenen sind; eben so schön ist (S. 149) Molly's Abschied in Ansehung des Zärtlichen, auch vom Herrn Bürger. S. 83. An Amalien auf ein Stammbuchsblatt von eben demselben ist Molly's Abschied in Ansehung des Tons ziemlich ähnlich, der Güte nach aber etwas geringer. In der zweiten Strophe hat uns ein Gedanke nicht gefallen. Wir wollen die zwey ersten Strophen, des Zusammenhang wegen, hersetzen.
 Schön wie du, o Huldin, blüht der Garten,
 Den des Dichters Phantasie dir schafft;
 Sein als Gärtner treu und hold zu warten,
 Sehnet sich des Herzens ganze Kraft.

 Hundert Wünsche, ächte Leibessprossen
Dieses Gärtners, schwärmen froh hinaus,
 Und durchziehn die Beete unverdrossen,
 Blumen anszuspähn, zum Busenstraus.

 In wie fern Wünsche, ächte Leibessprossen des Gärtners, oder vielmehr Geisteskinder des Dichters, von welchem hier die Rede ist, können genannt werden, begreifen wir nicht ganz. Denn es giebt ja wohl noch mehr ächte Geisteskinder des Dichters, als bloße Wünsche! Bey einem Gelegenheitspoeten mögen sie wohl unter die ächten Kinder seiner Muse gehören, aber nicht bey Herrn Bürger ! Die meisten übrigen in dieser Sammlung befindlichen Gedichte sind ebenfalls wohl gerathen.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1788

Anonym. Belohnung. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena. 8. Februar. Digitalisiert von Google

“[Sp. 367] Der König von Preussen hat dem Kapellmeister Reichardt zum Zeichen seiner Zufriedenheit mit der Composition der Oper, Andromeda, eine jährliche Gehaltszulage von 800 Rthlr. ertheilt.— Vor kurzem ward auch auf dem National - Theater Macbeth nach Bürger´s Uebersetzung, aufgeführt, wozu Hr. Reichardt die Hexenchöre componirt hat. Dies Trauerspiel kann wohl schwerlich auf irgend einem Deutschen Theater so gut und mit dem Pomp als hier noch gegeben worden seyn. A. B. d. d. Berlin d. 21 Jan. 1788. “

 

1788

Güntherode, Karl "von". Korrespondenz der Heiligen aus dem Mittelalter; und Briefe der Narren aus den neueren Zeiten. Drittes Paket.  Digitalisiert von Google.

“[S. 3] Es ward daher gar löblich und weise veranstaltet worden, den auf dem Hochaltare stehenden Georgen-Hengst zu kastriren, um dadurch den jungfräulichen Augen das Objekt des Skandals und der Obscönität aus den Augen zu räumen. Da nun hierdurch dem Uebel dennoch nicht gänzlich geholfen zu seyn scheinet, und sich hie und da unerwartete Jungferschafts-Fälle ereignen, so muß es vermuthlich noch andere Hengste geben, welche leicht zu errathen wären, wenn man den Worten des Dichters Bürger glaubet, da er bey Gelegenheit der Prinzessin Europa behauptet, daß es dem gesammten Europa nicht an getauften Stieren oder Hengsten mangelt.”

 

1788

Schubart, Christian Friedrich Daniel. Notizen vom Parnassus. Aus dem 44. Stück, 30. Mai der Vaterlandschronik von 1788. In: Schubarts Werke in einem Band. Volksverlag Weimar 1962.

Bürgers Einladungsblatt über deutschen Stil und Sprache ist gar köstlich. Er tritt hier selbst als Muster in der Sache auf, die er behandelt. Sein Vortrag strotzt, wie ein gesunder Körper, von Kraft und Sehnenschwung, und der Stil ist lauter wie Ätherluft. Mit Recht jammert der Edle über die unter uns noch immer fortdaurende und gegen andre große Völker so sehr abstechende Vernachlässigung unserer Heldensprache, er zeigt die Notwendigkeit und den allumfassenden Nutzen dieses Studiums, geußt dann den Schwefelregen seiner Laun und seines Witzes auf die Verächter der Musen und der schönen Wissenschaften herab. Er wird mehrere solche Blätter zum Behuf seiner Vorlesungen herausgeben. - Über dies Thema sowohl als über die Kantische Philosophie, die er mit Herakles' Kraft an die Brust gedrückt hat, liest er jetzt in Göttingen mit dem zugedrängtesten Beifall.”

 

1788

C. Rezension Ueber Anweisung der deutschen Sprache [...] Göttingen 1787. In: Kritische Uebersicht der neuesten schönen Litteratur der Deutschen. Zweiten Bandes erstes Stück. 1788. Digitalisiert von Google.

“[S. 13] Man erwarte in diesen Blättern, welche nur ein Programm zu Herrn Bürgers Vorlesungen über den deutschen Styl ausmachen, nicht neues; denn der Leser, dem man schreibt, heist selbst das vorgesetzte Motto, bestimmt des Autors Pflicht; aber die Nothwendigkeit, mehr als bisher gewöhnlich war, die Muttersprache zu erlernen, ist den jungen Studirenden mit so viel Wahrheitsgefühl, mit so viel Wärme und Nachdruck ans Herz gelegt, daß wir recht sehr wünschen, diese kleine Schrift möge allgemein gelesen, und was noch mehr ist, eben so allgemein beherziget werden. [...] Er drückt sich hin und wieder etwas stark darüber aus, und das mit allem Vorbedachte, denn "wenn Umstände sagt er (S. 7.) und Verhältnisse erfordern, daß die Geissel der Kritik rasch und derb auf fühllose Rücken falle, so muß der Pedant nicht die sanfte wellenförmige Schwungbewegung der Grazien verlangen, "der Leser dem man schreibt, bestimmt des Autors Pflicht." Er hat Recht; denn es wird auf allen Universitäten Deutschland's noch lange dauern, ehe die studirende Jugend die Erlernung ihrer Muttersprache, für etwas mehr ansieht, als für eine Art von Galanterie, mit welcher es jeder halten könne, wie er wolle.

[S. 19] Die andere Ursache, warum die Muttersprache noch so vernachlässiget wird, giebt Herr Bürger kurz, aber treffend genug an, und unter diesen ist, die Verachtung der Muttersprache bey den Facultätsgelehrten - die Philosophen ausgenommen - gewiß nicht die Kleinste. Besonders verfährt hier Herr Bürger mit der hochlöblichen Juristenfacultät, wie sie's verdient; denn in den dahin einschlagenden Werken oder schriftlichen Ausarbeitungen herrscht bekanntermaßen noch alle die Barbarey des Vortrags, die nur ein menschlicher Kopf auszudenken vermag.

[S. 22] Was übrigens Herr Bürger in dieser Schrift weiter ausführt, wie er z.B. die gelehrten Pedanten geiselt, welche einen Gelehrten, dessen Schreibart korrekt, zierlich, lebhaft u.s. ist, mit dem Ehrennamen des schönen Geistes belegen, wie er ferner die Nothwendigkeit seine Muttersprache gut zu studiren einleichtend macht, ist alles sehr gut und für nicht wenige Individuen empfelenswerth, wenn anders zu hoffen ist, daß sie nicht unheilbar sind. Wir schließen diese Anzeige mit dem Wunsche, daß die Vorlesungen des Herrn Verfassers über die deutsche Schreibart, die er ohne Zweifel auch künftig halten wird, fleissiger mögen besucht werden, als es insgemein von der studirenden Jugend auf Akademien zu geschehen pflegt. Nicht bloß die Juristen, sondern auch die Herrn Theologen mögen sich solche bestens empfolen seyn lassen; denn es zeigt doch von einer auffallenden Unverschämtheit, alle acht Tage und noch öfter in öffentlicher Versammlung zu reden, und seine Muttersprache nicht gelernt zu haben.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1788

Kraus, Joseph Martin. Etwas von und über Musik für's Jahr 1777. Frankfurt am Mayn. Digitalisiert von Google

“[S. 104] Weise. Dieser erschreckliche Liederkomponist ist in Göttingen. Zwo Sammlungen gab er uns schon. Auf die Michaelsmesse hat er in allergeheim eine ganze Menge Trinklieder gesammelt, die er uns auch um unser gut Geld schenken will, und noch dazu - bekommen wir bis zukünftige Ostern eine dritte Sammlung. Weil's der rüstigste von allen ist, so muß ich mich etwas näher erklären, Weise ist ein Mann, der in jeder Stunde des Tags im Stande ist, sich der Begeistrung des Apolls zu rühmen. Ein immerwirkender Enthusiasmus macht, daß man's seinen Arbeiten unmöglich ansehn kann, ob sie vor oder nach Tische, beim Weine, Bier oder Wasser fabrizirt worden sind. Daß er Herz und Mut hat, kann man leicht aus seiner zweiten Sammlung sehn, worinn er mir einer Dreistigkeit die Lenore des lieben Bürgers notzüchtigt, die man an keinem Orte in der Welt einem verzeiht als im Hanövrischen. Bei all diesen mörderlichen Arbeiten und schweren Amtsgeschäften (er ist auch Doktor der Medicin!) liefert er noch alle Jahre in die hochberümten Göttinger Almanachs etliche Stücke wohlgeratner Lieder.
   Noch vor ihm ließ ein Kandidat in Göttingen, mit Namen Forkel, eine kleine Sammlung Lieder drucken, die er der aufgeklärtesten Dame seiner Zeit, der Professorin Heine, gehorsamst dedizirt hat. Mein und aller Welt Urtheil ist dieses: Sowol die Sammlung des Herrn Kandidaten als die zwo des Herrn Doktors, enthalten elendes Zeug, worüber 's Wort verloren ist, das man darüber spricht, und meine unmaßgebliche Meinung gienge dahin, beiden Herrn entweder das Komponiren ganz zu verbieten, oder, wenn sie doch schreiben wollen, ihnen zu erlauben, schlechte Poesien erst völlig zu prostituiren — die exemplarischste Strafe, die man den wäßrigen Reimeschmidten anthun kann. Auch Herr A ...... hat Bürgers Lenore die Ehre angethan, sie vor aller Welt zu blamiren — und das mit vielem Effekt. Diesem Herrn wünsch' ich gut und langes Leben und seiner Muse viel Segen.“

 

1789

Qw. Rezension zweite Münchhausen-Ausgabe von 1788. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. 89.Bd 

“[S. 598] Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abentheuer des Freyherrn von Münchhausen, wie er dieselben bey der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt. Aus dem Englischen nach der neuesten Ausgabe übersetzt, hier und da erweitert, und mit noch mehr Kupfern geziert. Zweyte vermehrte Ausgabe. London, 1788. 11 Bogen, 8.

“In der That, sagt der deutsche Uebersetzer, ist es eine etwas sonderbare Erscheinung, die folgenden Erzählungen, die aus deutschem Grund und Boden erzeugt sind, und in mannichfaltiger Gestalt und Tracht ihr Vaterland durchwandert haben, endlich im Auslande gesammelt, und durch den Druck bekannt gemacht zu sehen." So sonderbar eben nicht. Denn so sehr auch der Troß unserer Skribenten auf alles Jagd macht, was ihm gangbare Waare zu seyn dünkt, so war es doch begreiflich, daß sie mit einer Sammlung von Schwänken kein Glück zu machen hoffen durften, die fast allgemein bekannt, in allen öffentlichen Häusern erzählt und wiedererzählt, ja sogar bis zum untersten Pöbel herabgekommen waren. Ehe sie mit Anstand in die Lesewelt eingeführt werden, und da sich eine günstige Aufnahme versprechen konnten, mußten sie vorher von einem englischen litterarischen Freybeuter aufgestöbert, übersetzt und von dem Londner Publikum, das freylich auch nicht aus lauter Leuten von Geschmack besteht, so begierig gelesen werden, daß in kurzer Zeit fünf Auflagen vergriffen wurden. Nunmehr fanden sie mit dieser Empfehlung auch in Deutschland Eingang, so daß hier bereits die zweyte Auflage erscheint; ehe wir noch Zeit hatten, die erste anzuzeigen. Der englische Uebersetzer meint, die Absicht des Herrn von Münchhausen sey gewesen, durch seine zügellosen Einfälle und ungeheuern Uebertreibungen, Lügner von Profession zu beschämen, und zum Schweigen zu bringen, und räth ein ähnliches Verfahren auch seinen Lesern als probat an. Wir zweifeln aber, daß viel gesetzte und verständige Leute von diesem Mittel Gebrauch zu machen Lust haben möchten.“

 

1789

Heyne, Christian Gottlob. Rezension Bürgers Gedichte 1789. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. 109. Stück.

“[S. 1090] In den alten Stücken findet man Veränderungen; sie betreffen aber selten das Wesentliche, sind fast nie Umschmelzungen des Gedankens, sondern zeugen nur von dem unermüdeten Streben des Dichters nach Correctheit, und von seiner tiefen Kenntniß der Sprache. [...] Indessen scheint der Dichter zuweilen zu vergessen, daß er den aus der lebendigsten Mundsprache aufgegriffenen Ausdruck selbst für den besten hält, indem er größere Energie einer vielleicht nur im Kopfe manches Sprachforschers existirenden Regel aufopfert. Eine merkwürdige Erscheinung in dieser Sammlung ist eine Anzahl Sonnetten, unter denen ein Paar eine Idee des Petrarca zum Grunde haben, die meisten aber dem Dichter ganz gehören. Wir können sie nicht kürzer und nachdrücklicher würdigen, als wenn wir sagen, daß die Forderungen, der der Dichter an ein vollkommnes Sonnet macht, und die selbst in den meisten Sonnetten des Petrarca nicht erfüllt sind, darin fast immer in dem Grade erreicht sind, wie es in unserer Sprache möglich ist.

[S. 1091] Aber allen Zauber der Kunst, Pracht von Bildern und Symbolen, Schätze der Sprache, Musik des Versbaues und was mehr ist, die ganze Fülle und Tiefe seiner Empfindungen hat der Dichter in dem hohen Liede von der Einzigen aufgeboten. Es ist, nach des Rec. Gefühl, das erhabenste und vollendetste in der lyrischen Poesie, was unsere Sprache aufzuweisen hat.

[S. 1092] Unter den Balladen sind die trefflichsten Stücke beynahe die, welche in der ersten Ausgabe noch nicht erschienen sind, und doch haben sie lange nicht so viele Sensation gemacht, als die älteren. So lassen z.B. der wilde Jäger und des Pfarrers Tochter zu Taubenhayn, die in eben dem Geiste geschrieben sind, als die berühmte Lenore, diese gewiß an Kunst und Stärke der Darstellung weit hinter sich. So ist Untreue über alles sehr wenig bekannt, ob es gleich in seiner kindlichen Einfalt einem unverdorbenen Herzen wunderbar schmeichelt.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1789

Anonym. Ankündigung. Allgemeine deutsche Bibliothek. Des neunzigsten Bandes erstes Stück. 1789. Digitalisiert von Google.

“[S. 303] Herr Bürger kündigt eine Ausgabe seiner Gedichte an, in zwey Bänden Medianoktav, auf schönem geglättetem Schweizerpapier mit schöner lateinischer Didotischer Schrift, und mit Kupferverzierungen, wofern sich bis zu Ende dieses Jahres eine hinlängliche Anzahl Subscribenten finden, die auf jedes Exemplar einen Louisdo´r subscribiren. Er wird die Namen der Beförderer dieser Ausgabe vordrucken lassen: >>Zur Ehrenrettung eine Zeitalters, in welchem von höchsten allgemeinen deutschen Regiments wegen, der vaterländische Schriftsteller nicht einmal durch gerechte Vertilgung, des von allen Weisen und Edlen tief verworfenen Nachdruckerhandwerk geehrt und belohnt wird.>> ”

 

1789

Schiller, Friedrich. Brief vom 30. April 1789. In: Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eignen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner. Erster Theil. (Hg. Caroline von Wolzogen) 1830. Digitalisiert von Google.

“[S. 399] Sie erwarten Göckingk; unterdessen habe ich Bürger kennen lernen. Bürger war vor einigen Tagen hier, und ich habe die wenige Zeit, die er da war, in seiner Gesellschaft zugebracht. Er hat gar nichts Auszeichnendes in seinem Aeußern und in seinem Umgang - aber ein gerader, guter Mensch scheint er zu seyn. Der Charakter von Popularität, der in seinen Gedichten herrscht, verläugnet sich auch nicht in seinem persönlichen Umgang, und hier, wie dort, verliert er sich zuweilen in das Platte. Das Feuer der Begeisterung scheint in ihm zu einer ruhigen Arbeitslampe herabgekommen zu seyn. Der Frühling seines Geistes ist vorüber, und es ist leider bekannt genug, daß Dichter am frühesten verblühen. Wir haben uns vorgenommen, einen kleinen Wettkampf, der Kunst zu Gefallen, mit einander einzugehen. Er soll darin bestehen, das wir beide das nämliche Stück aus Virgils Aeneide, jeder in einer andern Versart übersetzen. Ich habe mir Stanzen gewählt.
       Bürger sagt mir, daß er noch mehr Aufsätze in Manuscript gelesen habe, die für die Götter Griechenlands gegen Stolberg Partei nehmen und noch gedruckt werden würden. Er macht sich herzlich über Stolbergs Schwachsinnigkeit lustig, und kämpft für sein gutes Herz, das Einzige, was sich allenfalls noch retten läßt.”

 

1789

Hottinger, Johann Jakob. Versuch einer Vergleichung der deutschen Dichter mit den Griechen und Römern. 1789.

“[S. 227] Die Rückseite von Götz ist Bürger. So wie jener ein Dichter für die feine Welt, so ist dieser Dichter für das Volk. So wie er, hat noch kaum Einer seine Leyer herabgestimmt, ohne sie ganz zu verstimmen. Für alle Klassen von Lesern ist er geniesbar. Alle werden ihn verstehen, und fühlen: aber auch beinahe ein jeder wird wähnen, ihn mehr als alle zu verstehen, und zu fühlen. Empfindung für Empfindung, Gedanke für Gedanke wird jeder glauben, das Seinige zurückzuempfangen, und auf jedem kleinen Zuge seinen Stempel zu erkennen. Es wird uns wol thun, einen Mann gefunden zu haben, der unsere Gefühle so trefflich zu sagen weiß, und wir werden uns geschmeichelt finden, einen Schaz von Empfindung, Geist, und Laune in uns selbst zu entdecken, der uns bis dahin verborgen geblieben war.

[S.228] Bürgers Lied scheint von der Hand weg zu entstehen, und zwar aus unserer Seele, wie von einem Knaul sich loszuwinden. Keine Lücken und Sprünge verrathen uns die Mühe des Dichters. Die Reihe der Gedanken und Empfindungen fügt sich so natürlich, daß man jede derselben, noch ehe sie gesagt war, dunkel empfunden zu haben glaubt. Alles ist mit dem sichersten Griffe aus dem Mittelpunkte gehoben: alles, nicht gut, sondern einzig gedacht, empfunden, und gesagt. Der Ausdruck scheint dem Gedanken, nicht angepaßt, sondern angeschaffen. Was in dem ersten Augenblicke uns als Eigensinn, oder als Nothbehelf vorkömmt, das wird der zweite und dritte uns als die glückliche Kühnheit eines Mannes empfehlen, der mit seiner Sprache zu wuchern versteht.

[S. 229] Fast durchgehend ist sein Gesang nichts, als ein loses, muthwilliges Spiel. Er scheint beinahe immer nur zu präludiren, bald, um uns fühlen zu lassen, was er könnte, und bald, um des fruchtlosen Schweisses mancher seiner Konsorten zu spotten. Diese Empfindung drängt sich mir allemal auf, so oft ich sein meisterhaftes Lied an den lieben Mond lese. Sollte man nicht glauben, daß der Dichter die Dichterlinge herausfodere? Mir wenigstens deucht, daß ich eine wahre Satire auf die abgeschmackten Liebeleien lese, welche unsere poetischen Kinder mit dem lieben Monde so oft getrieben haben. Er hält darin durchaus, wenn ich so reden darf, den Schritt des Fußgängers: und doch ist darin so viel Poesie, so viel wahre, ungekünstelte Empfindung, mit so viel drolliger Laune vermischt, daß man nicht weiß, von welcher Seite man den Dichter am meisten bewundern soll.
     Alle die Züge, welche sonst in einzelnen Liedern zerstreut vorkommen, findet man in diesem, und in verschiedenen andern beisammen. Diese Vermischung des Gefühlvollen und Zärtlichen mit loser Schalkheit, und Muthwillen, und Schnurrigkeit, kleidet Bürgern, unter allen deutschen Dichtern allein, und kleidet ihn gut: denn sie trägt das ächte, unverfälschte Gepräg seines Geistes. Solche Charaktere finden sich äusserst selten, aber doch finden sie sich.
     Was Shakspear dem Drama, ebendasselbe ist in dieser Rücksicht Bürger dem Liede.

[S.231] Etwas anders ist ein Dichter für das Volk; etwas anders ein Dichter für den Pöbel. Viele haben den Volkston von Bürger anzustimmen versucht, und sind unausstehlich geworden. Um dem Volke verständlich und geniesbar zu werden, haben sie die niedrige Denkungsart des Pöbels, seine abgeschmackten Irrthümer und Vorurtheile angenommen, und eine Sprache geredet, welche man sonst nur von Trödelweibern und Handwerksgesellen zu hören gewohnt war. Sie haben recht einfältig gethan, um desto feiner zu scheinen, und haben nicht gewußt, daß diese Larve nur demjenigen gut steht, der in der That nichts weniger als einfältig ist, und daß ein Narr eckelhaft wird, wenn er uns das für eine Larve geben will, was sein Gesicht ist. Bürger hat in seinem Minnesinger, einem der vortrefflichsten Lieder, und in verschiedenen andern, die auffallendsten Beweise gegeben, daß der wahre Volkston mit Delikatesse der Empfindung und des Ausdruckes sich sehr wol verträgt.
 

[S.232] So sehr ich zum Beispiel, seine Lenore als ein Meisterstück von Poesie schätze, so sehr ich die Zaubermacht seines Genius, und die Kraft der lebendigen Darstellung bewundere, welche die Seele mit Schauer erfüllen, und vor unserm Blicke Himmel und Erde schwindelnd herumdrehen, so sicher wird meinem Verstande allemal, und ich hoffe nicht dem meinigen allein, dieses ganze Stück als ein abgeschmacktes Ding erscheinen. Von einem so vortrefflichen Kopfe erwarte ich übrigens in der neuen, angekündigten Ausgabe Veränderungen, welche von reifem Geschmack und Urtheile zeugen, und auch eine Vorrede, welche weniger jugendlich klingt.”

Hottingers Vergleichung in der ONLINE-Bibliothek.

 

1789

Baggesen, Jens. Die Postverzweiflung, Göttingen, den 13.Juli 1789 in: Das Labyrinth oder Reise durch Deutschland in die Schweiz 1789.

“[S212] Bürger ist ein Mann von etwa vierzig Jahren, mit einem einfachen Äußeren, das jedoch mit der Zeit gewinnt, er ist weder groß noch klein, ziemlich untersetzt, mit eher schmelzendem als feurigem Blick und von einem leichten, natürlichen, ich möchte sagen - gemächlichen Wesen. In seinem ganzen Betragen, Aussehen, Verhalten war nicht das geringste, was mir den Dichter verriet, wohl aber den Freund der Dichter. Er schien die Musen mehr zu lieben, als mit ihnen umzugehen. Insgesamt hatte seine Person denselben Ton wie seine Arbeiten. Ich erzählte ihm, daß ich seine Ballade “Lenardo und Blandine” übersetzt hätte, was ihn sehr zu vergnügen schien [...] Lieder, Romanzen und vornehmlich Balladen sind seine Lieblingsdichtungen; von dieser, wie er sie nannte, eigentlichen Poesie, seiner Lieblingssache, sprach er mit besonderer Wärme [...] Wir sprachen [...] über Göttingen, wo er so gut wie unbekannt im Hintergrund lebte, wie er sagte -, über jene Barbarei, die in den schönen Wissenschaften hier im Schwange ist, weil Politik und Jurisprudenz alles verschlingen, was da sprechen und hören, schreiben und lesen kann [...]”

Baggesens Postverzweiflung in der ONLINE-Bibliothek.

 

1789

Novalis. Band I Das dichterische Werk,Tagebücher und Briefe,WBG Darmstadt 1999.

[S.43] An Bürgern den Sänger der Deutschen [1789]    

Trotz der Jugend, die um meine Wangen
Kaum noch erst den Pflaum des Jünglings schlang,
Fühlt ich doch oft der Empfindung Drang
Und der Ehrfurcht schimmerndes Verlangen
Meinen Busen hehr und hold umfangen,
Hörte früher Wollust Zaubersang;
Doch der Musen süßer Lautenklang
Ließ die Pfeile nicht zu mir gelangen,
Die Verführung auf mich abgeschnellt;
Und darum will ich auch nimmer fliehen,
Will mich süße Musenlust entglühen,
Wenn Apollo meinen Busen schwellt,
Will den Berg mich zu erklimmen mühen,
Den herunter Bürgers Quelle fällt.


[S. 497]Novalis an Gottfried August Bürger in Langendorf (Entwurf)
                        [Weißenfels,c.10.Mai 1789]
Verehrungswürdigster Herr Amtmann,
Mit Recht werden Sie sich wundern, daß sich ein ihnen völlig Unbekannter und dazu noch ein unbärtiger Jüngling die Freyheit nimmt Ihnen zu schreiben. Doch Sie wissen gewiß, daß eine ganze Menge deutsche Jünglinge die nur etwas warmes Gefühl haben, Ihre unbekannten Freunde sind und Sie durch Ihre Schriftlein so innig verehren und lieben, als ob sie jahrelang Sie gesehen hätten und unter Ihrer Anzahl bin ich. Wenn Sie mir meine Bitte gewähren, daß ich Sie in dieser Woche zu Langendorf besuchen darf, so werde ich Gelegenheit haben, Ihnen meine Hochachtung deutlicher zu erkennen zu geben. Ich verharre mit der größten Hochachtung
Dero gehorsamster Diener
Fridrich von Hardenberg.

Novalis an Friedrich Schiller in Jena
                 Weißenfels: am 7ten Oktober. 1791. [Freitag]
[S.517] Bey Gelegenheit der Lektüre des Don Karlos habe ich noch einmal die Rezension von Bürgers Gedichten gelesen und sie ist mir beynah in der Stimmung, worein Sie mich versetzt hatten, noch zu gelind vorgekommen.

 

1789

Anonym. Gedichte von G.A. Bürger. 1. Teil der Rezension in: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste.  Digitalisiert von Google.

“[S. 181] So viel also vermögen Jahre, Liebe zur göttlichsten aller Künste, und ein Geist, der, unbekümmert um der Kurzsichtigen Lob und Tadel, das Ziel der Vollkommenheit zwar als erreichbar, aber nicht als leicht zu erreichen denket. Man verzeihe uns diesen etwas ungewöhnlichen Anfang. Es ist die Aeußerung eines Gefühls, das sich uns so natürlich bey der Erinnerung an alles, was Hr. Bürger vor nun zehn Jahren von seiner Dichtungsart rühmte, in Vergleichung mit seinem itzigen Geständnisse aufdrängt, es ist ein Ausruf, den uns die Freude, ein Menge schiefer Urtheile über den Werth und die Vorzüge seiner Manier durch ihn selber berichtigt, ein Heer blinder Nachahmer durch seinen eignen Ausspruch beschämt, und über die Eigenschaften wahrer Volkspoesie belehrt zu sehn, auspreßt. So wenig es in der Natur ist, den Genuß einer einladenden Frucht über der Geschichte ihrer Erziehung und Pflege zu vergessen, so wenig, fürchten wir, wird man es uns verübeln, wenn wir dießmal, der gewöhnlichen Sitte entgegen, bey einer Vorrede verweilen, die so viel Wahres und Gedachtes, so viele für den Kritiker merkwürdige Winke und Erläuterungen enthält.

[S. 185] Räumt er dem erstern den Vorrang vor dem letztern ein, in so fern es jenem wegen seiner allgemeinern Faßlichkeit möglich ist, auf einen größern Zirkel zu wirken, Mehrern zu gefallen, so treten wir ganz auf seine Seite. Hält er aber diesen Grund für hinreichend, um jede nicht volksmäßige Poesie, z. B. die Meisterstücke eines Ramlers und seiner wenigen glücklichen Nachahmer, als unächte Ware zu verwerfen, so irrt er in doppelter Rücksicht. Einmal, worauf gründet sich denn der Canon, daß ein Dichter Allen Alles seyn müsse? Wie? wenn es ihm nun um kein zahlreiches, aber um ein desto gewählteres Auditorium zu tun wäre? Wie? wenn er nun auf keinen andern, als auf den Beyfall der höhern und gebildetern Volksklasse rechnete? Sollen wir ihm, weil er bloß für wenige und Eingeweihte schreibt, des Dichterkranzes unwürdig halten? Welche Behauptung! Das wäre gerade so viel, als wenn man den beschreibenden, oder den didaktischen Dichter vom Zutritt auf den Parnaß ausschließen wollte, weil er weniger Dichter ist und es der Natur der Sache nach weniger seyn kann, als der lyrische und pragmatische.

[S. 186] Selbst die allgemeine Sensation, die Hrn. B. Gedichten gefolgt ist, und vorzüglich die Stimme, die ihm Männer von Talent und Einsicht schenken, die nicht bloß von verworrenen, unsichern Empfindungen abhängt, gehört, wie er gewiß ohne Neid bekennen wird, nicht allein und ausschließend ihm und seiner Manier, sondern zum Theil den Sängern, die vor ihm gespielt und Ohr und Herz für jeden Reiz der Musen empfänglich gemacht haben.

[S. 189] Wahr und artig gesagt, ausgenommen, daß uns der didaktische Stoff für das Sonnett, das Kind der Phantasie, selten, oder nie so gut, wie der lyrische Stoff, zu passen scheint. Aber möchte es doch Hrn. B. gefallen haben, zur Warnung für unerfahrne Dichter, hinzuzusetzen, daß man vielleicht nirgends mehr, als im Sonnette, Gefahr laufe, Wohlklang für Empfindung, und Reime für Ideen zu haschen, daß die Täuschung, eine alltägliche Wendung für eine neue, und schaale Tändeleyen für wahres Gefühl zu halten, nirgends öfter eintreten könne, als hier, daß es endlich überhaupt so leicht nicht sey, einen Gedanken, der sich in die Fesseln des Sonnetts schmiege, zu finden, einen Gedanken, der, weder zu reichhaltig, noch zu leer, sich bis zu einem festgesetzten Ziele fortführen läßt, mit dem Fortschreiten der Strophen steiget und, wo er endet, am stärksten leuchtet. [...] Wie weit glücklicher unser Dichter die sich selbst gegebnen Gesetze ausgeübt hat, hoffen wir unsern Lesern, die gewiß, des langen Commentars über die Vorrede müde, gern mit uns zu den Gedichten fortgehen werden, an mehr denn Einem Beispiele zu zeigen.

[S. 192] Auf mehr als Einem verweilt Geist und Herz mit Vergnügen, aber nirgends länger und wohlgefälliger, als auf dem der Einzigen geweihten Gesange.

[S. 197] Wir bemerken den Einklang der Reime, aber keinen Zusammenklang der Gedanken und Bilder, den Hr. B. gleichwohl für eine so nothwendige Eigenschaft wahrer Poesie anerkennt. Möchte es Ihm doch überhaupt gefallen, diesem an Schönheiten aller Art so vorzüglich reichen Gedichte, in Absicht auf die Bilder, mehr Beständigkeit und Einheit zu geben, die Uebergänge von einer Idee zur andern, die zuweilen so abgebrochen und rauh sind, geschmeidiger und sanfter zu machen, endlich dem Ganzen selbst mehr innern Zusammenhang zu erteilen. Wir sind überzeugt, daß schon das Wegschneiden einiger Strophen und das Zusammenziehn anderer ihm manche dieser Vollkommenheiten gewähren, und es noch außerdem von vielen üppigen Auswüchsen und Tautologien befreien würde; allein wir wissen gar wohl, daß die Nothwendigkeit einer so bittern Kur oft spät erst einleuchtet, und das Glück derselben nur zu sehr von Zeit und Umständen abhängt.

[S. 199] Zunächst an das Lied der Einzigen reicht, wenn wir auf die Dauer der Empfindung sehn, die Elegie, als Molly sich losreißen wollte aber wir möchten doch nicht sagen, daß dies Gedicht die Leiden der schmachtenden Liebe so treu und wahr singe, als jenes das Glück der belohnten lebhaft und feurig schildre. Was gefällt, ist mehr der überhaupt elegische Gang des Stückes, dieser Kampf zwischen Furcht und Hoffnung, Muth und Verzweiflung, Pflicht und Leidenschaft, als die Vollkommenheit der Details und der Darstellung. Ungeachtet der Charakter dieser Dichtungsart auch zuweilen eine höhere Diction verträgt, so empfiehlt sie sich doch hauptsächlich durch eine klare, natürliche und gemäßigte Sprache, so gefällt sie doch vorzüglich durch die Beobachtung jener glücklichen Mittelstraße, die sich gleich weit vom Erhabenen und Prosaischen entfernt, so ist doch gewiß hier besondre Aufmerksamkeit nöthig, um nicht den simpeln Ausdruck bald durch ein niedriges, bald durch ein zu starkes und pomphaftes Wort zu verfälschen, und uns dünkt, diese Klippen hat Hr. B. nicht immer vermieden.

[S. 203] Aber fast möchten wir wieder zurück nehmen, was wir oben von dem Liede der Einzigen rühmten, daß Geist und Herz nirgends mit so viel Wohlgefallen verweile, fast möchten wir es wieder zurücknehmen, indem der wir den Eindruck, den das Blümchen Wunderhold nach nochmaligem Lesen auf uns gemacht hat, mit jenem vergleichen. Welch eine treffliche, gedankenreiche Allegorie!

[S. 206] Molly´s Werth überrascht nicht durch hervorstechende Empfindungen, aber es gefällt durch liebliche Bilder und süße Versification. Sanfte Schwermuth athmet aus Volkers Schwanenlied und Mollys Abschied. Der glücklich getroffene Ton und das mit ihm so harmonische Sylbenmaaß helfen schon hie und da eine Kleinigkeit verdecken. Den niedlichsten Tändeleyen der Franzosen verdienen das Lied und die Warnung an die Bienen an die Seite gesetzt zu werden. Sollten sie, wie uns fast dünkt, dem Dichter nicht ganz als Eigenthum zugehören, so erhebt sie die Geschmeidigkeit der Nachbildung zu dem Werthe wirklicher Originale. Aber was soll man über die Menschengesichter und Fortunens Pranger sagen! Beide sind ein Beweis, daß der Gedanke eines Gedichts sehr wahr, und das Gedicht gleichwohl sehr mittelmäßig, und mehr als dieß, daß es niedrig und abgeschmackt seyn könne; kurz, daß Wahrheit so wenig die einzig poetische Tugend sey, als sie die einzige des guten Styls überhaupt ist.”

Der erste Teil der anonymen Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1789

P.L.L. Rezension Bürgers Gedichte von 1789. In: Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung. (Sammlung Heinrich Tuitje)

“[S. 395] Die alte Vorrede, die sich hauptsächlich mit der Rechtschreibung beschäftigt, ist ganz weggelassen, da Hr. Bürger von jenen Sonderbarkeiten lange zurückgekehrt, sich nun fast durchgängig nach Adelungschen Grundsätzen richtet; [...]

[Sp. 396] Die Reimenfabrikanten, die durch ein hurre, hurre, hop, hop, hop! zweyte Bürgers zu seyn glauben, haben schon ihre Lection oft genug von ihren Recensenten empfangen; folglich hätte Hr. Bürger, dem von ihm so meisterhaft besungenen Blümlein Wunderhold, sage, Bescheidenheit zu Lieb´, immer davon schweigen können. Das übrige der Vorrede besteht aus einer Vertheidigung des beinahe ganz in Vergessenheit, wenigstens in Verachtung versunkenen Sonnetts. Wie viele unserer Dichterlinge werden sich nun ihre Flügel an dieser neu aufgesteckten Fackel wieder verbrennen! Indessen muß Rec. gestehen, daß er Herrn Bürger, so sehr er seine übrigen Dichtertalente verehrt, eben nicht für den glücklichsten Sonnettendichter hält. Wenigstens scheint ihm das in der Vorrede eingeschaltete Schlegelsche Sonnett alle Bürgerschen zu übertreffen; [...]
   Die meisten Verbesserungen hat die voranstehende Nachtfeyer der Venus erhalten. Ein Meisterstück, wie dieses, verdiente auch eine vorzügliche Aufmerksamkeit des Künstlers. Fast durchgänging hat auch Hr. Bürger nach meinem Urtheil ungemein glücklich verändert.

[Sp. 398] Ganz haben mein Herz folgende Gedichte gewonnen: An die Menschengesichter, Elegie, als Molly sich losreissen wollte, Fortunens Pranger (ganz in Blumauers Manier), das hohe Lied von der Einzigen. (Ein Stück im höchsten lyrischen Schwung, das durch 42 zehnzeilige Strophen fast immer gleiche, wo nicht gar steigende Begeisterung hält.

[Sp. 399] Die Frau Schnips hätte, Trotz der angehängten Apologie, wegbleiben können. Nicht klaußnerische Muckerey veranlassen dieses Urtheil; sondern die Ueberzeugung, daß dergleichen Farcen bey leichtsinnigen Menschen böses stiften; und hoffentlich wird Hr. Bürger nicht auf lauter gesetzte Leser gezählt haben, da er mit unserm Publicum so bekannt ist. Die darein gewebten Moralia, deren er sich in der Apologie rühmt, möchten von vielen nicht gehörig herausgezogen werden; und überhaupt ist mir der Schauplatz, auf welchem er seine Figuren auftreten läßt, durch die Posse entweiht.

[Sp. 400] Verschiedene Epigramme sind Ausfälle gegen Neider und Feinde - wahrscheinlich durch besondere eigene Verhältnisse erzeugt. In dieser Rücksicht möchten sie Herzenserleichterungen seyn; werden aber das Böse führwahr nicht besser gemacht haben. [...]
  Alles, was ich bisher anführte, sind kleine Flecken, die sich in den hohen Sommerglanz des übrigen Schönen verlieren; und stolz darf unser Vaterland auf einen Volksdichter seyn, der alle in einem so hohen Grade in sich vereinigt. Wenn die meisten seiner poetischen Zeitgenossen in dem Meere der Zeit ertrunken seyn werden, wird Bürger noch oben schwimmen; denn das Siegel der Unsterblichkeit ist den meisten seiner Werke unverkennbar auf die Stirne gedruckt.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1789

Fr. Rezension. Musen-Almanach aufs Jahr 1788 Göttingen, Musen-Almanach, aufs Jahr 1789. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Des neun und achtzigsten Bandes erstes Stück. Digitalisiert von Google.

“[S. 412] In dem ersten dieser beiden Jahrgänge empfiehlt sich gleich das erste Stück, mit der Aufschrift: Was schwindet und was
 bleibt, von Kosegarten, der auch noch einige andre Beiträge geliefert hat. Auch unter den übrigen von Becker, Bouterweck, von Einem, Ziseke und Langbein ist viel Gutes. Am meisten aber zeichnen sich die Gedichte des Herausgebers, Hrn. Bürger´s, aus, und unter ihnen am meisten die beiden mit edler Begeisterung geschriebenen auf die Göttingische Jubelfeier. In seinen Epigrammen herrscht wieder ein gewisser Unmuth, durch welchen der Ausdruck fast bis zum Anstößigen nachdrücklich geworden ist. Noch gedenken wir der Beiträge von Kästner, Heydenreich, v.Halem, und der vier schönen Fabeln von Pfeffel. Wer der Dietrich Menschenschreck sey, läßt sich aus dem Tone leicht errathen.
     Fast noch besser ist die neueste Bürgerische Blumenlese für das jetzige Jahr ausgefallen, wozu die meisten vorigen Dichter, und noch einige andre, beigetragen haben. Ihre größte Zierde ist wohl das meisterhafte Lied von Treue, von dem Herausgeber. Dem obengedachten Dietrich Menschenschreck, der wieder ein halbes Dutzend Sinngedichte in seiner Schreckmanier geliefert hat, gesellt sich hier ein Dietrich Schofelschreck zu, ein Dichter gleichen Schlages. Die Stücke von Kästner, Pfeffel, und A.W. Schlegel, besonders der Adonis des letztern, empfehlen sich von selbst.”

 

1789

Lengefeld, Charlotte von. Brief an Friedrich Schiller, Lauchstädt den 18ten Juli 1789. In: Schiller und Lotte. 1788. 1789.  Stuttgart und Augsburg 1856. Digitalisiert von Google

"[S. 344] Guten Morgen! Ich habe schon viel vorgenommen heute früh; das Bad scheint mir ganz wohl zu bekommen; aber Luft und Erde sind heute nicht freundlich; so kalt, so feucht, und ich kann mir die gehörige Bewegung nicht machen, sonst würde es mir doch leichter sein. — Unser Weg nach Eisleben war gar traurig; so öde kahle Berge, und so viel Morast. So viel, wie es die Stöße erlaubten, lasen wir in Bürger. Ich habe seiner Sprache nicht so viel Kraft zugetraut, wie ich in dem Lied an die Einzige fand; sie ist sehr wohlklingend, und eine Wärme darin, die hinreißt; es hat viele schöne Stellen. Und man fühlt, daß er diese Empfindungen wirklich hatte, da er's hinschrieb. In dem Gedicht an Molly sind auch schöne Stellen und es hat mir gefallen. Seine Balladen haben mich gefreut; Leonore habe ich auch gar gern und lese sie oft wieder. Bürger hat doch viele Vorzüge in Vergleichung mit den Dichtern seiner Zeit, die mit ihm zugleich sich hervor thaten, Göckingk zum Beispiel; auch hat er mehr Einfaches und wahres Gefühl als Stolberg."

 

1789

Anonym. Der Gang der Vorsehung oder: Wird es mit dem Menschengeschlecht besser oder schlimmer? Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 219] Sein Name ist nicht bekannt geworden, aber im Himmel steht er angeschrieben. Seine große That hat unser Bürger in folgendem meisterhaften Gedichte, betittelt: Das Lied vom braven Mann, verewigt, das ich mich nicht erwehren kann, bey dieser Gelegenheit einzurücken.
  Hoch klingt das Lied vom braven Mann,
  Wie Orgelton und Glockenklang.
        [...] “

 

1789

Schiller, Friedrich. Stammbucheintrag in Album amicorum. - Stammbuch des Theologen Georg Wilhelm Prahmer (1770-1812).

“Der Geist gedeyht durch Weißheit
Das Herz durch Schönheit,
Dieser Adel führt zum Ziele
Dauernder Glückseligkeit.
(Bürger's Gedichte)
Zum Andenken von Friedr. Schiller
Jena d 23. Aug. 1789.”

[Das korrekte Zitat lautet:

Denn der Geist gedeiht durch Weisheit,
Und das Herz gedeiht durch Schönheit.
Dieser Einklang rauscht in Stärke;
Dieser Adel führt zum Ziele
  Dauernder Glückseligkeit.

und ist entnommen dem Gesang am heiligen Vorabend des funfzigjährigen Jubelfestes der Georgia Augusta.]

 

1789

Z. Rezensionen. In: Musikalische Real-Zeitung, 16ten Dezember

“Leonore in Musik gesezt und seinem Herrn Peter Bernard gewidmet von Johann Andre. Offenbach am Main bei dem Verfasser. 57 S. in Fol. (Pr. 4 fl.)
Diese Bürgerische Ballade, womit sich der Herr Kapellmeister A. schon vor mehreren Jahren den Dank des musikalischen Publikums verdient hat, liefert uns nun derselbe in einer vollstimmigen Partitur. Bei der ersten Ausgabe dieses Werks hat man dem Herrn Verf. mit Recht einige Nachlässigkeiten zum Vorwurf gemacht. Diese sind nun hier vermieden und Herr A. giebt uns dieses schöne Produkt seiner gefälligen Muße in einer korrekten Schreibart und mit Zusäzen, die ganz am rechten Ort stehen. Dahin rechne ich die Rittornette vor einigen Stanzen und die schöne Intrade in Es von 23 Takten. Hingegen gefiel es uns nicht, daß Herr A. bei dieser neuen Ausgabe den Text dramatisch behandelt hat, nicht daß Herr A bei dieser neuen Ausgabe den Tert dramatisch behandelt hat. Wahrscheinlich wollte er dadurch mehr Abwechslung in diese an sich meistermäsige Komposition bringen und eine stärkere Täuschung bewirken, wenn er die Worte der Mutter von einer Altstimme, Lenorens von einem Sopran, Wilhelms von einer Basstimme und den Gesang der Geister von einem
vierstimmigen Chor vortragen läßt. Rec. will zwar hierüber nichts entscheiden: doch konnte er sein Gefühl an diese Vertheilung der Stimmen bei einem solchen Gedicht, das ganz erzählend ist, unmöglich gewöhnen.
      Z.”

 

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