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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1807-1815

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1807

Orientalis, Isidorus. Dichtkunst, Künste, Poesie. In: Georgia, Bamberg.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 276] Christlich im hohen, göttlichen Sinne ist Göthe nicht; und doch — wenn wir den herrlichen Mann in seinem ganzen magischen Thun, in all' seiner Kraft, Sehnsucht und Lebensfülle betrachten — ist es uns unbegreiflich, warum er nicht bis dahin gelangt ist.
   In Bürger find' ich den wahren Balladengeist nicht. Das Romantische fehlt. Seine Balladen schließen das schöne Wunderreich nicht auf. Er versetzt nur auf den Bloxberg, und in den unheimlichen Kirchhof.
   Bürgers Gedichte werden lange leben. Es thut wohl, bey dem hellen, gemüthlichen, von aller Verzärtelung und Affektation freien Geiste zu verweilen. Seine Poesien sind das Bild physischer und moralischer Gesundheit. Es ist alles so kernigt, so frisch, so jugendlich. Bürger verhält sich zu der neuen Periode, wie Johannes der Täufer zu der Zukunft des Christenthums.“

 

1807

Anonym. Miszellen aus Dänemark. In: Morgenblatt für gebildete Stände. 21. Mai. Tübingen, Digitalisiert von Google

“[S.484] Agnete ist eine Modernisirung eines wahrhaft alten Volksliedes mit einer äußerst melancholischen Melodie. Wenn ich diese Agnete von unserm Baggesen singen höre, so macht sie auf mich denselben Eindruck, wie wenn mir vor 30 Jahren unser Abrahamson Bürgers Leonore sang. “

 

1807

[zu Elise Bürger]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 848] Aus Prag, den 26sten Juny.
 Gestern gab man Maria Stuart nach langer Zeit hier wieder, wo Schillersche Stück meistens leider verboten sind. Gewöhnlich hat es das Publikum fremden Künstlern zu verdanken, wenn es ein solches Kunstwerk hier sieht, und so war es auch diesmal. Mad. Bürger, welche hier Gastrollen spielt, gab die Königin Elisabeth und ward, obgleich sie im 3en Akt nicht mehr erschienen war, weil das Stück mit der Szene schließt, wo Leffre den Monolog spricht, aus welchem der Tod der Maria bekannt wird, hervorgerufen. Sie erschien, obwohl ganz spät und umgekleidet, weil sie eben im Begriff war wegzufahren: und nach ihr ward auch Madame Liebich, welche die Maria gab, herausgerufen. Madame Bürger gibt hier 4 Vorstellungen und setzt ihre Reise nach Wien dann fort.

[Sp. 1176] Aus Wien
 Madame Bürger hat hier einige Deklamatorien mit vielem Beifall gegeben.

[Sp. 1520] Ungemein lehrreich und wie man es von Männern erwarten kann, die bei dem unsterblichen Verfasser der Hamburgischen Dramaturgie und der Mimik in die Schule gingen, sind die meisten hier ausgesprochnen Urtheile über dramatische Komposizionen und Darstellungen. Wie treffend ist für jeden, der aus Anschauung miturtheilen kann, die hier im 27sten Stück angedeutete Ursache, warum große Künstler nur leichthin skizzirte Rollen lieber spielen und vollendeter ausführen, als solche, wo sie nur dem vollendenden Dichter dienstbar seyn müssen? und wie fein ist die Vergleichung des Spiels der Unzelmann und Bürger in der so gemißhandelten Rolle der Orsina. ´Man hat an Mad. Unzelmann einige Minanderien, an Mad. Bürger überhaupt die Affektazion getadelt. Die ersten werden leicht, die andere wird sehr schwer verziehen. Die Unzelmann macht uns die Schulen und die Meister vergessen und wir haben nicht Zeit, an sonst etwas, als an sie selbst zu denken. Aber dafür ist sie Schauspielerin - die Bürger nur Dilettantin. Bei alle dem hat mich diese mehr gerührt, als jene; und sei es Natur, Takt oder Zufall, in der Rolle der Orsina stellt die Anfängerin nach meinem Gefühl, eine mehr tragische Person dar, als die geübte Aktrize.´ Mag dieß ketzerische Urtheil auch noch so viel Aergerniß geben, es ist doch wahr, und wer Lessings Intenzion bei dieser Rolle gefaßt und dann die beiden hier genannten Schauspielerinnen aus ihrem Jetzt und Vordem zu konstruiren gelernt hat, kann sich keinen Augenblick besinnen, ihnen vollen Beifall zu geben.“

 

1807

Eichhorn, Johann Gottfried. Geschichte der schönen Redekünste in den neuern Landessprachen. Erste Abtheilung.   Digitalisiert von Google.

“[S. 881] Wieland versuchte sie [die Heroide] blos als Jugendübung und Schiebler als Anfänger in der Poesie. Das vorzüglichste Stück in dieser Gattungung, das aber Pope, doch mit Selbstständigkeit und Freyheit, nachgebildet, ist bleibt Heloise´ns Brief an Abälard von Bürger: eine feurige, Gedankenreiche und innige Poesie, in welcher Fülle des Ausdrucks, Wohlklang der Versification
und rascher Gang der mannichfaltigsten Empfindungen verbunden sind.

[S. 916] Bürger war ein wahrer Meister in der leichten Liedergattung, durch seinen deutschen Sinn und Geist und den lauten, lebendigen Ton seines Gesangs ein wahrer Volksdichter. Möchte man auch einigen seiner Lieder etwas mehr Adel wünschen, so hält er dagegen in den meisten durch den edelsten Ausdruck und seltene Geschmeidigkeit, durch Grazie und Lieblichkeit, zuweilen so gar durch Süßigkeit dafür schadlos.

[S. 922] Bürger folgte mehr der Weise der altenglischen Balladen, und wußte geringfügigen Geschichten, Volksglauben in Sagen gekleidet, und unbedeutenden Handlungen durch die Darstellung, durch die Anordnung der Handlung, die Wahrheit der Leidenschaft, den Adel der Gesinnungen, Bedeutung und Interesse zu geben: und sein Romanzen würden in ihrer Art Muster heißen können, wären nicht hie und da niedrige Züge eingemischt, die auch der Volkspoesie nicht anstehen.

[S. 926] Bürger´s hinterlassene einzige Cantate auf die Jubelfeyer der Universität Göttingen ist so melodisch, so voll edler Darstellung und hinreißender inniger Gefühle, daß man mehrere ähnliche Stücke von ihm zu besitzen wünschen möchte; [...]”

 

1807

Anonym. Neue Musikalien von verschiedenen Verlegern, welche bey Breitkopf u. Härtel zu haben sind. In: Intelligenz-Blatt zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung. December No. IV Digitalisiert von Google.

“[Sp. 14] Schinn, G. Abschiedslied v. Bürger f. eine Singstimme mit Begltg. d. Guitarre. 5 gr.”

 

1807

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig. Die Aesthetik für gebildete Leser. 1-er Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 119] Der Ton der Romanze nähert sich am meisten dem Volksliede, und muß so gehalten seyn, daß die Romanze selbst den gemeinen Mann interessieren kann und ihm verständlich ist, ob sie gleich nicht selbst gemein werden darf, so nahe sie auch, besonders in der komischen Romanze, an der Sphäre des gewöhnlichen Lebens hinstreift. Deshalb ist auch Bürger, der erste Volksdichter unserer Nation, in der Romanze noch unübertroffen, und alle Romanzen, in denen die Sprache zu künstlich und gewählt ist, verfehlen den ursprünglichen Charakter dieser Dichtungsart.”

 

1807

Anonym. Rez. Miscellaneous Poetry. W. Herbert. In: The Edinburgh Review or Critical Journal for Oct. 1806-Jan. 1807

“[P. 221] Mr. Herbert, from the formation of his style, seems to succeed best in those which he takes from the German. There is a very good translation of the Blandine and Lenardo of Bürger, which is impressive, although strongly marked with the taste for outrageous sensibility, which disgraces most German poetry. The story is that of Tancred and Sigismunda; but Bürger, though he borrowed liberally, and without acknowledgment, from the English authors,* was unable to reach the manly vigour of Dryden, and therefore balladized the old tale as he found it in Boccacio. We are surprised to find, that some of our brother reviewers, upon the slight foundation of a verse or two in this translation, have taxed Mr Herbert with favouring revolutionary and levelling opinions. We should think it difficult to read far in his book, without seeing traces of very opposite politics, and would be more apt to number this ingenious poet with a party who must be allowed to possess a large share of literary merit, and of whom a professed dislike to innovation has been the leading and distinguishing principle.

*Witness his generously adopting Bishop Percy's beautiful ballad of the Child of Elle; and having bestowed upon fair Ellen and her lover, the sounding names of Ritter Karl von Eichenhorst, and Fraulein Gertrude von Hochburg, his very gravely calling it an ancient German Tale.“

 

1807

Orphal, Wilhelm Christian. Die deutsche Sprache. In: Die Jägerschule. Zweyter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 261] Ich selbst habe einen Oberforstmeister, der erst vor einigen Jahren gestorben ist, gekannt, der nur mit Mühe Geschriebenes lesen, und außer seinen Namen gar nichts schreiben konnte. Ja, selbst seine Namens-Unterschrift wurde ihm sauer. Ihm ging es in der That, wie dem Herrn von Gänsewitz in Bürgers Gedichten, der, wenn er nothgedrungen seinen Namen schreiben mußte, zu seinem Bedienten sagte:
  ´befehlt doch draußen still zu bleiben;
   ich muß jetzt meinen Namen schreiben.´
  Zur Ehre unserer jetzigen Jäger und vorzüglich zur Ehre aller derjenigen, die bisher zur Bildung des Jägerstandes nach Kräften beytrugen, sey es aber gesagt, daß jetzt solche Beyspiele nicht allzuoft mehr vorkommen, und in der Zukunft noch seltener seyn werden. “

 

1807

Anonym. Miszellen aus Dänemark. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 21. Mai. Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 484] Sie, liebster Freund, grüßt er [Baggesen] recht herzlich, und sendet Ihnen zum Beweise seiner Hochachtung drey noch ungedruckte Gedichte von ihm, 1) den ersten Gesang seines Nordischen Göttergedichtes: Odin betitelt 2) die Erschaffung des Riesen Ymer, 3) seine Agnete. Nach meinem Urtheil sind Nro 1 und 3 wahre Meisterstücke. Agnete ist eine Modernisirung eines wahrhaft alten Volksliedes mit einer äußerst melancholischen Melodie. Wenn ich diese Agnete von unserm Baggesen singen höre, so macht sie auf mich denselben Eindruck, wenn mir vor 30 Jahren unser Abrahamson Bürgers Leonore sang.“

 

1807

Campe, Joachim Heinrich. Wörterbuch der deutschen Sprache: A bis E, Band 1, Braunschweig. Digitalisiert von Google

“[S. 826] Eia! ein Ausruf der Freude.
     Komm! von hinnen laß uns scheiden!
     Eia, wären wir schon da!      Bürger
Oft ist es auch ein Ausruf von unbestimmter Bedeutung, dessen sich die Ammen zu bedienen pflegen, wenn sie die Kinder in Schlaf singen, in welchem Falle es gewöhnlich mit popeia verbunden wird.
     Wir herzten, wir drückten, wie innig, wie warm,
     Und wiegten uns Eia popeia! im Arm.    Bürger. “

 

1807

Anonym. Ansicht der Taschenbücher und Almanache auf 1807. In: Journal des Luxus und der Moden, Weimar. Januar

“[S. 12] Die Göttingische poetische Blumenlese ist bereits 1804 erschienen, weil sie aber damals verspätet wurde, dem Publikum nochmals für 1807 dargeboten worden. Neu ist nur die Vorrede des Herausgebers, welche zu mancherlei Betrachtungen Anlaß geben wird; den sie enthält eine Geschichte dieser Blumenlese, von hrer Entstehung durch Boie bis zu ihrem Untergange. Merkwürdig ist darin eine Erklärung über Bürgers Redaction derselben. In der bekannten Schillerschen Recension über Bürgers Gedichte wurde diesem Sänger auch der (gewiß nicht billige) Vorwurf einer Vernachlässigung des Rhythmischen gemacht, und er auf gewisse Muster verwiesen. Eben diese Muster aber verdankten - Bürgers Feile ihre Vollendung. Der bescheidene, discrete Bürger verschwieg dieses dennoch: es ist aber Pflicht, dieses nicht gänzlich zu verschweigen.“

 

1807

Zeune, August. Ueber moralisches und ästhetisches Gefühl der Blinden. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 17. Junius. Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 576] Ein dritter Blindgebohrner, übrigens ungebildet und ohne alle Erziehung, schluchzte laut, als ich ihm Bürgers Lied vom braven Manne vorlas. “

 

1807

Anonym. Rez. Theater von Schiller. Vierter Band. In: Göttingische gelehrte Anzeigen, 199. Stück, 12. December. Digitalisiert von Google

“[S. 1983] Als Liederdichter in dem weitesten Umfange wird ihm zwar die Nachwelt auch einen ehrenvollen Platz einräumen, jedoch schwerlich den, welchen ihm seine Zeitgenossen zuerkannten. Phantasie ist nicht das hervorstechendste Talent Schiller's, sondern trefflicher Ausdruck eines philosophischen Gedankens, der Resultate trauriger Gefühle. Der Dichter, der uns ein Lied an die Freude gab, weiß sie selten oder nie bey uns zu erwecken. An Reichthum der Phantasie, im Ausdrucke der verschiedensten Empfindungen, ragt unser erster Lieder- und Balladendichter, Bürger, über Schiller'n hervor, und das Studentische, was man mit Recht Bürger'n als Flecken vorwarf, muß uns nicht blind gegen seine wesentlichen Schönheiten machen. Als Geschichtschreiber lag Schiller's Stärke in der poetischen, auf Quellenstudium gebaueten, Darstellung der Charaktere, die seiner unvollendeten Geschichte des Abfalls der Niederländer unnachahmliche Schönheiten ertheilt. War es das Gefühl, seine vorzüglichste Kraft in dem Fortgange der Geschichte nicht weiter anwenden zu können, weil er die Haupthelden bereits dargestellt? Genug, die Fortsetzung unterblieb, wahrscheinlich zu Schiller's Ruhm, da man schon aus dem ersten Theile sieht, daß eine leichte klare Erzählung nicht sein Talent war, und er neben der Darstellung der Charaktere das wichtigste Erforderniß eines Geschichtschreibers, den politisch-philosophischen Blick, weder aus eigner Anschauung besaß, noch, zur Schadloshaltung für diese, in einem ausgezeichneten Grade von der Natur. Seine Geschichte des dreyßigjährigen Krieges wurde ein gutes Lesebuch, aber der Stoff reichte dem dichterischen Geiste keine ihm angemessene Arbeit dar.”
 

1808

Fernow, Carl Ludwig. Römische Studien. Dritter Theil, Zürich

“[S. 227] Der Verfasser ist weit entfernt zu wünschen, dass man allen Kehricht und Schmuz der Mundarten, den der Pöbel im Munde führt, beachte und aufsamle; aber er ist der Meinung, dass die dem Urstamme wirklich entsprossenen, im Geist der Sprache gebildeten, originellen ausdruksvollen Wörter und Redensarten, welche sich in den Mundarten in Menge finden, und deren oft die Gesamtsprache darbend entbehrt, die Geringschäzung und Vernachlässigung keineswegs verdienen, womit ein französisch verfeinertes Publikum und die Schaar der demselben sich bequemenden schöngeistelnden Modeskribenten mit ihren konvenzionellen Begriffen von alt und neu, von edel und unedel, von vornehm und gemein im Kopfe, und ihrem Adelung auf dem Pulte, naserümpfend und achselzuckend auf sie herabblicken. Auch suchten die grösten Dichter unserer Nazion, ein Klopstock, Wieland, Göthe, Bürger, Schiller Voss immer, allen Gotscheden und Adelungen zum Troz, die Sprache von den Fesseln falscher Delikatesse und geistloser Pedanterei, welche ihr von der französelnden feinen Welt und von geschmaklosen Grammatikern angelegt worden, wieder zu befreien.“

 

1808

[zu Elise Bürger]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“ [Sp. 880] Anzeige.
Die Unterzeichnete, durch ihre Gönner und Freunde bestimmt, kündigt zur Neujahrsmesse 1809 eine Sammlung poetischer und prosaischer Aufsätze an. Das Exemplar auf Schreibpapier, mit einem Titelkupfer versehen, kostet für die Subscribenten 1 thlr. 8 ggr. sächs. Die Namen der Subscribenten werden vorgedruckt, und sie werden gebeten in der Vossischen Buchhandlung in Leipzig solche aufzuzeichnen bis Ende Juny dieses Jahrs.
 Elise Bürger, geb. Hahn.

[Sp. 680] Frankfurt am Main, den 15ten May.
Frau Elise Bürger hat in verwichener Messe hier einige deklamatorische Akademien mit vielem Beifalle gegeben, und vom Fürsten ein ansehnliches Geschenk erhalten. Ihre Sonette auf verstorbene Dichter haben den Wunsch nach einer Sammlung ihrer Werke erregt, welche sie nun herausgehen will.“

 

1808

Voß, Johann Heinrich. G.A. Bürgers Sonnette, in den letzten Ausgaben der Bürgerschen Gedichte.
In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung.

 „[S. 410] Nicht Bürger eigentlich, sondern sein hinschwebender Schatten, war Hersteller des verschollenen Klinggedichts, welches unsere Alten und er selbst mit den Franzosen und Engländern Sonnet, in der Mehrheit Sonnette (vordem Sonnete), die Neueren hingegen nach dem Italienischen Sonetto, als dem angenommenen Ursprunge, Sonett nennen.

 [S. 415] Unserem Bürger scheint das Sonnet, wie es jetzo ist, eine sehr bequeme Form, um allerley poetischen Stoff von kleinerem Umfange, womit man sonst nichts anzufangen wisse, auf eine sehr gefällige Art an den Mann zu bringen: ein gleich passendes Kleid für Lyrisches und Didaktisches, ein schicklicher Rahm um kleine Gemälde, eine artige Einfassung zu allerley Bescherungen für Freunde und Freundinnen. [...] In der That, den gesammten Stoff der Bürgerschen Sonnette, etwa die komisch ernsthafte Schnurre an den jungen Aar ausgenommen, hätte früher der kraftvolle Lenorendichter schwerlich für poetisch angesehen. [...] Offenbar ward von Bürger nicht für seinen poetischen Stoff eine angemessene Form gewählt, sondern für die herkömmliche Form ein Stoff, wie er sich fand, zugeschnitten.

 [S. 440] So weit blieb Bürger von den Erfordernissen eines richtigen Sonnettes zurück. Und wenn er alles gethan hätte, was die Sonnetregel befiehlt; so musste sein besserer Geist ihm sagen: Du unnützer Knecht, warum hast du unter ein so willkührliches Gesetz dich geschmiegt, und die freye Kunst des Gesanges entwürdiget?“

Voß vierteilige Arbeit in der ONLINE-BIBLIOTHEK.

 

1808

Sonnenberg, Franz von. Minna´s Kanarienvogel. In: Gedichte. Rudolstadt. Digitalisiert von Google

“[S. 126] [...]
   Wo wohnt sie, ihr Vögelchen, singt, wo sie wohnt!
   Die Vögelchen schwiegen, und wußten es nicht;
   Da rief ich mit einmal: ´Ihr Vögelchen, sagt,
   Wo weilt denn Blümchen Wunderhold?´
   Da flogen die Vögelchen alle voran,
   Da flog ich den Vögelchen allen voran,
   Und bin bei Minchen Wunderhold.“

 

1808

Müller, Johann Valentin. Der Arzt für venerisch-verlarvte Krankheiten. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 277] Allein gesetzt, diese Erscheinung habe sich zugetragen, haben wir dadurch nur die geringste Aufklärung, die geringste Beruhigung erhalten? Was ist denn wahr? Eine Fortdauer nach dem Tode? Wie ist dieselbe beschaffen? Wird die ehemalige gehabte Form beybehalten, oder verwandelt? Welchen Umgang genießet der Verstorbene? Wo, und von welcher Beschaffenheit ist der Ort seines Aufenthalts? Giebt es ein Fegfeuer - ein Elysium, ein Tartarus? Von allem diesem keine Nachricht - was ist, was war denn wohl der Zweck dieser Erscheinung? Das weiße Pferd des Marsilius ist halt, doch wohl eine solche Fiktion, wie der schwarze Rappe in Bürgers Leonore. “

 

1808

Wied, Heinrich Victor. Sechs und zwanzigster Brief, 9. August 1808. In: Schattenbild eines für sein Vaterland als Opfer ritterlich gefallenen deutschen Prinzen [... ] Frankfuert am Main 1814

“[S. 136] In keinem Augenblicke meines Lebens hätte ich das schöne Gedicht von Bürger so genießen können, als in dem jetzigen. Sonderbar ist es aber doch, daß ich dasselbe gerade den Tag vor der Ankunft Ihres Briefes einem unserer Offiziere vorgelesen hatte, denn ich besitze Bürgers Gedichte selbst, unter welchen mir keines so gefiel, als seine Tode.“

 

1808

Schwarz, Friedr. Heinr. Christ. Geistesübung, oder Uebung der Phantasie. In: Erziehungslehre. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 141] Wir gingen mir dem Knaben manchmal lustwandeln, wo wir uns einander dieses und jenes Schöne zeigten; er mußte dabey zuweilen, nach der oben angegebenen Uebung, die schöneren Formen mir Worten zeichnen; wir ließen ihn gute Abbildungen von Blumen u. dergl. sehen, die er in der Natur wiederfand; er zeichnete selbst; und, was vorzüglich dient, wir gaben ihm allerley kleine mahlerische Gedichte auswendig zu lernen (z. B. Es lächelt aufs neue usw. - Der Winter hat mit kalter Hand usw., einige von Göthe's Blumendistichen u. dergl. m.), und ließen ihn diese bey Gelegenheit hersagen, doch ohne sie ihm in Verstandesbegriffe auszukatechisiren. “

 

1808

Fernow. Über die Nachahmung des italiänischen Verses in der deutschen Poesie. In: Prometheus, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 37] Bürger, der in neueren Zeiten zuerst wieder das Sonett in Gang gebracht hat, hat den größten Theil der seinigen im trochäischen Sylbenmaße gedichtet, welches auch der weichen elegischen Stimmung, die in ihnen herrscht, völlig angemessen war, also keinesweges Tadel, vielmehr Lob verdient. In den drey Sonetten, die er im jambischen Sylbenmaße gedichtet hat, die Eine, die Unvergleichliche und Naturrecht überschrieben, ist auch der Inhalt heiterer, und daraus erkennet man die zweckmäßige Wahl des Dichters, dem es mehr um den wahren Ausdruck seiner Stimmung, als um bloße künstlich Nachahmung fremder Formen zu thun war. Die 26 Stanzen mit der Überschrift Bellinn, Erster Gesang, in denen Bürger eine Novelle aus dem Orlando Furioso des Ariosto auf seine Weise deutsch erzählen wollte, sind durchaus regelmäßig, und haben gleichfalls abwechselnd männliche und weibliche Reime in den ersten sechs Versen. Abgesehen von manchen Eigenheiten der Bürgerschen Manier, sind sie von musterhafter Leichtigkeit, und wie von einem Bürger wohl im voraus zu erwarten steht, in reinem Deutsch gedichtet. “

 

1808

Becker, Johann Nicolaus. Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein [...], Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 94] Der nahe dabei liegende Rheingrafenstein war das kühnste Stück Arbeit für Menschenhände. Ein starker Wind, der über die Berge gefahren war, hatte hier einige alte Eichen entwurzelt und über den jähen Abhang in die Tiefe gestürzt. Über uns schwebten Reiher, und ersahen sich in der Wildniss ein Häschen zum Raube. Die Geister der zwei großen Menschen schienen durch das alte Gemäuer zu rauschen. Ich schrieb an den Felsen die herrlichen Verse BÜRGER'S:
    Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben, 
    Ist höchsterhabner Muth, ist Welterlösertod:
    Denn nur die edelsten der Heldenmenschen färben
    Dafür den Panzerrock mit ihrem Herzblut roth.

    Für blanke Majestät, und weiter nichts verbluten,
    Wer das für gross und schön, und rührend hält, der irrt:
    Denn das ist Hundemuth, der eingepeitscht mit Ruthen
    Und eingefüttert mit des Hofes Brocken wird.”

 

1809

Fuhrmann, Wilhelm David. Handbuch der classischen Literatur, oder Anleitung zur Kenntniss der Griechischen und Römischen Classischen Schriftsteller, ihrer Schriften und der besten Ausgaben und Uebersetzungen derselben. Dritter Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 223] Die Nachtfeier der Venus hat G. A. Bürger zwar nicht wörtlich genau, sondern mehr frei und eigen, aber so nachgebildet, dass der Geist des Gedichts völlig aufgefasst worden ist. Die Zartheit der Empfindungen, die Anmut der Bilder und der Diction, der entzückende Rhytmus des Originals ist wunderschön in der Copie wiedergegeben. Man findet sie im teutschen Merkur 2ter B. 1773. in Ramler's lyr. Blumenlese. Leipzig. 1774. 8.,so wie in der 2ten vermehrten und verbesserten Auflage. 1789. 8.”

 

1809

[Zu Elise Bürger]. In: Morgenblatt für gebildete Stände.  Digitalisiert von Google

[S. 536] Bamberg.
 Am 9ten May gab Madame Elise Bürger auf ihrer Kunstreise auf dem Bamberger Theater zu ihrem Benefiz: Klara von Montalban, ein Drama in fünf Aufzügen, von ihr selbst nach dem bekannten Romane der Frau von Genlis: Le Siége de la Rochelle, bearbeitet.
  Das Sujet bietet allerdings Stoff zu einigen theatralische Situationen. Uebrigens ist aber nichts hinlänglich tragisch motivirt, am allerwenigsten die Begebenheit, die doch den Knoten des ganzen Stückes schürzt, wie nämlich Klara Mitwisserinn von dem Morde ihres Vaters an seinem Sohne Julius wird.
  Ueber die Bearbeitung gebietet die Achtung für die verdiente Künstlerinn Schweigen - sie hat den Roman dialogisirt; von Kunsttalent ist weiter dabey nicht die Rede.
  Unbegreiflich war mir, daß Mad. B. in ihrem eigenen Werke sich selbst so wenig getreu blieb. Ihre Deklamation, gerade der Theil der Kunst, in welchem sie unstreitig das meiste Talent besitzt, war hier größtentheils gezwungen, eintönig, ja sie accentuirte sogar oft ganz falsch. Allerdings gehört auch diese Rolle nicht mehr in ihr Fach.
   Hr. Witz gab den alten Montalban recht brav; dies ist alles, was man von den Umgebungen der Mad. B. sagen kann. Wie man hört, wird sie ihre Reise von hier über Würzburg und Frankfurt fortsetzen.“

 

1809

Heinsius, Theodor. Der Bardenhain für Deutschlands edle Söhne und Töchter, Band 2, Digitalisiert von Google.

“[S. 97] Ein unglücklicher Mann, dessen leidenreiches Leben auch so manches Lehrreiche für Jünglinge enthält!

[S. 98] Bürger war ein Mann von lebhafter Imagination, warmen Gefühl und menschenfreundlichem Sinn, der mit ausgezeichnetem Talent auch Studium und brennende Liebe zur Kunst verband. Seine Gedichte machten in ganz Deutschland Glück; besonders wurden die Balladen, unter denen vorzüglich Lenore das größte Aufsehen erregte, mit Begierde gelesen. Freilich lag dies zum Theil in dem Geschmack damaliger Zeit, aber auch die Wahrheit und Originalität seiner Dichtungen selbst, und die Harmonie und Lieblichkeit des Versbaues, verbunden mit Klarheit und Popularität der Vorstellungen, haben zu diesem allgemeinen Beifall nicht wenig beigetragen. Noch lange wird sein dichterischer Ruhm unter den Deutschen leben, wenn gleich die Kritik die Fehler einer gewissen Derbheit in der Empfindung und Plattheit im Ausdruck nicht übersehen darf, die theils in einzelnen Stellen, theils in manchen Gedichten dem gebildetern Geschmack widerstehen, und manche seiner Arbeiten ungenießbar machen. “

 

1809

Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch, Amsterdam.

“Wenige Dichter haben das Glück, so allgemein gelesen zu werden, als dieser Lieblingsdichter unsrer Nation. Auch ist nicht nur der Stoff seiner Gedichte der allgemeinen Empfindungsart so angemessen, sondern auch der Ton derselben der lebendigen Mundsprache so entnommen, da es ihm unmöglich fehlen konnte, unter allen Classen von Lesern Freunde zu gewinnen. Und wiewohl man mit Grund befürchten muß, daß man, indem man ihm den Namen eines Volksdichters beigelegt, vorzüglich an diejenigen Eigenschaften seiner Werke gedacht habe, welche denselben sogleich auch bei den weniger gebildeten Ständen Eingang verschaffen, so würde man doch sehr irren, wenn man glauben wollte, da er das feinere Gefühl beleidige und für die gebildeten Stände weniger genießbar wäre, wenn er auch das Ideal des Dichters, welches der Recensent seiner Gedichte in der Jenaischen A. L. Z. vielleicht selbst idealisch, entwirft, nicht erreicht haben sollte.”

 

1809

[zu Elise Bürger]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[S. 223] Aus Wien, den 25ten Januar.
Mad. Bürger hat vorige Woche ein Deklamatorium vor einem zahlreichen vornehmen Publikum gegeben. Sie rezitirte über zehn Stücke und ward am Ende eines jeden sehr beklatscht. Indeß wollen doch viele Kenner ihre Deklamazion nicht so ganz vorzüglich finden, als sie in vielen literarischen Blättern ausposaunt wird, und, unbeschadet, übrigens den Verdiensten dieser Frau, auch ich bin nicht sehr davon erbaut gewesen.“

 

1809

Campe, Joachim Heinrich. Das Lied. In: Wörterbuch der Deutschen Sprache. Dritter Theil. Braunschweig. Digitalisiert von Google

“[S. 127] Das Lied, -es, Mz. -er; Vw. das Liedchen, O.D. -lein, (zusammengezogen Liedel), -s, Mz. gl. auch die Liederchen. 1) Alles was gesungen, durch die Kehle in abwechselnden und meist angenehmen Tönen hervorgebracht wird; es mögen Worte oder auch nur Töne sein; der Gesang. Die Lieder der Nachtigallen. Das frohe Lied der Lerche.
        Ihr Lied war zu vergleiche
        Dem Unkenruf in Teichen.  Bürger.
In engerer Bedeutung, ein Gedicht, welches bestimmt ist gesungen zu werden, oder welches doch gesungen werden kann; dann, in der höhern Schreibart, auch überhaupt ein Gedicht. Das hohe Lied. Das Lied vom braven Manne. “

 

1809

Klein, R. von. Des Dichters Fegefeuer. In: Jason. Dritter Band. Gotha. Digitalisiert von Google

“[S. 85] ´Nicht blos die Jugend unserer dramatischen Dichter,´ sagt Hottinger in seiner treflichen Preisschrift, ´nicht blos die ökonomische Lage des deutschen schönen Geistes, auch ihre übrigen Verhältnisse sind an der Unvollkommenheit unserer Schaubühne Schuld. Nur dem Britten öffnet ein Meisterstück Aussicht zu Glück und Ehre. Nur dem französischen Belletristen verschaffen Witz und Talente sorgenfreye Nahrung und offnen Zutritt in die beste Gesellschaft. In Deutschland versteht man es besser, wie man es mit den Gelehrten zu halten hat. Da ist zwischen der feinen Welt und ihm, wenn er anders nicht ein Edelmann ist, eine Scheidewand aufgestellt, welche nur selten eine Spalte hat, durch die sie umschlichen werden werden kann. Und Er? — wahrlich er ist der Demüthigung meistens so würdig, weil er sie sich so gerne gefallen läßt.
   Warum hält er's für eine so große Seligkeit, sich dieser Atmosphäre nähern zu dürfen! — Warum verschwendet er seinen Weihrauch an Große, die keine Nasen haben! warum wagt er es so selten, den Mann von Ansehen und Einfluß mit Freymüthigkeit und Wahrheitsliebe zu beurtheilen! warum fährt, der mit Männern von Talenten und Verdiensten so dreiste sprechen darf, so säuberlich mit dem Hochadelichen "Schriftsteller! usw.´
  ´Viel Klagen hör' ich oft erheben,
   Vom Hochmuth, den der Große übt:
   Der Großen Hochmuth wird sich geben,
   Wenn unsre Kriecherey sich giebt."
                       Bürger.
Nichts ist ekelhafter als gelehrter Stolz, aber auch nichts verächtlicher als ein Talent das kriecht, wie nichts liebenswürdiger ist, als ein Hofmann, der Vorzug in Höflichkeit und Verdienst sucht.“

 

1809

Schreiber, Aloys. Lehrbuch der Aesthetik. Heidelberg. Digitalisiert von Google

“[S. 319] Bürger ist unter allen Neuern der erste Balladendichter, und seine Leonore kann als das erste Muster in dieser Gattung gelten. Schiller, Göthe, Stolberg und A. W. Schlegel schließen sich zunächst an ihn an. “

 

1809

Broße. Ueber die Ballade. In: Ruthenia, Erster Band. St. Petersburg und Mitau. Digitalisiert von Google

“[S. 429] Wie endlich, - und das ist die letzte Ähnlichkeit der Ballade mit dem Gemälde, - wie endlich Luft, Wolken und Horizont der schwerste Theil in der Anlage und Ausführung eines Gemäldes sind, eben so hat auch die Ballade ihren magischen, duftigen Schleyer um sich, der das Ganze umwebt, und wo die Gestalten, wie aus dem Wogenspiegel eines bezauberten Seeufers, hindurchschimmern, wahr und unwahr, gegenwärtig und unerklärbar vergangen zugleich. Bürgers Pfarrerstochter von Taubenhayn hat diesen magischen Horizont, und vorzüglich in der Stelle: ´da ist ein Plätzchen, da wächst kein Gras, das wird vom Thau und vom Regen nicht naß, da wehen die Winde so schaurig!´ und am Schluß, wo (wenn ich mich so ausdrücken darf) diese magische Verswolke, dieses dunkelhelle Luftgebilde sich zu einer furchtbaren Nachterscheinung konzentrirt, vorzüglich.“

 

1809

Anonym. Ausländische Nachrichten. In: Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 13ten Oktober. Aarau. Digitalisiert von Google

“[S. 325]
Geschichte vom neuesten französisch-östreichischen Krieg.
  (Vierundzwanzigste Fortsetzung.)
Endlich wird's Licht! Man kauft schon Oel zum Illuminiren, packt die Bomben und Granaten ein, und behält nur noch Pulver draussen für die Freudens- und Friedensböller. Die Zeitungsschreiber fangen schon an, von allerlei Hochzeiten zu reden, und den natürlich darauf folgenden. Kindtaufen. Genug
   Die Herrn zu Totis und bei Wien,
   Des langen Haders müde,
   Erweichten ihren harten Sinn,
   Und machten endlich Friede.
   Und jedes Heer mit Sing und Sang,
   Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
   Geschmückt mit grünen Reisern,
   zieht heim zu seinen Häusern.
   Und überall, all überall,
   Auf Wegen und auf Stegen,
   Zieht Alt und Jung mit Jubelschall
   Den Kommenden entgegen.
   Gottlob! ruft Kind und Mutter laut,
   Willkommen! manche frohe Braut.
Das heißt kurzweg, es ist Friede, und der Schweizerbote bringt heut von der Geschichte des neuesten französisch-östreichischen Krieges hoffentlich mit der vier und zwanzigsten auch die letzte Fortsetzung, und nächstens den Beschluß. “

 

1809

Wagner, Johann Jakob. Theodicee. In: Hof und Staat, Zweyter Band. Bamberg und Würzburg. Digitalisiert von Google

“[S. 215] Heinrich. Ich erkenne es. Eben so ist seine Idee, daß man blos aus reiner Form des Gesetzes handeln solle, gänzlich entstellt worden.
       Eduard. Sehr wahr, und die Pedanten hätten uns bald die ganze Natur umgekehrt. Was Bürger so trefflich sagt:
    Die Sonne, sie leuchtet; sie schattet, die Nacht;
    Hinab will der Bach, nicht hinan.
    Der Sommerwind trocknet, der Regen macht naß.
    Das Feuer verbrennet. — Wie hindert ihr das?
    O laßt es gewahren, wie's kann!

    Es hungert den Hunger, es dürstet den Durst,
    Sie sterben von Nahrung entfernt.
    Naturgang wendet kein Aber und Wenn —
hatten diese Pedanten gänzlich vergessen. Sie hätten den Trieb aus dem Herzen gerissen, nur damit er sich nicht gegen ihren Imperativ rege, oder damit ihre dürre Abstraktion von Moral im Bewußtseyn des Handelns nicht durch das Gefühl eines Triebes, selbst wenn er ihr Handeln beförderte, verunreinigt würde. Ewig bleibt es wahr, nur den Reinen ist alles rein. “

 

1809

Anonym. Solarino und Teana. In: Herbstabende: Ein Sammlung interessanter kleiner Erzählungen, Zweites Bändchen, Erfurt. Digitalisiert von Google

“[S. 236] Er kam tagtäglich zu mir. Mein Vater bemerkte bald unser näheres Verhältniß, ohne jedoch den hohen Grad dieser Traulichkeit nur von ferne zu ahnen. Was gewöhnlich die Glut der Liebe, wenigstens bei Männern, schwächt, öfters langes Beisammenseyn, das verstärkte nur die Flammen meiner Brust. Solarinos Geschäfte, Glück und Widerwärtigkeiten verwebt' ich in meine Lebensgeschichte.
   ´Welch ein Sehnen, welch ein Schmachten,
   Wann ich ihn nicht sah und fand!
   Welch ein wonniges Betrachten,
   Wo er ging und saß und stand!
Niemals entfernte er sich aus seinem Atelier, ohne daß ich wußte, wohin er sich begab. Sucht' ihn ein Fremder auf, so war ich ängstlich besorgt, er möcht' einen vortheilhaften Ruf in's Ausland erhalten, und mir entrissen werden.”

 

1810

Pauli, Andreas Alois de. Vermischte Nachrichten. In: Königlich-privilegirte Baierische National-Zeitung. Digitalisiert von Google

“[S. 355] Dadurch vollkommen beruhigt, hatte ich beschlossen, von derlei Klatschereien keine weitere Notiz zu nehmen, und nach Bürgers goldener Regel, dem bellenden Hunde bloß auszuweichen. Aber da die Unverschämtheit nun so weit gegangen ist, daß man mich in einer gedruckten, sorgfältigst verbreiteten Brochüre vor dem ganzen Publikum angriff [...].“

 

1810

Arnold, Ignaz Theodor Ferdinand Cajetan. Rudolf Zumsteeg. In: Gallerie der berühmtesten Tonkünstler des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Erster Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 145] Am bekanntesten unter allen hat sich gewiß Des Pfarrers Tochter von Taubenhayn gemacht. Das Gedicht von Bürger - ein wahres Volksgedicht - ein veredeltes Bänkelsängerlied, bei dem nur das Wachstuchbild fehlt, mußte dieser vortrefflichen, mit Recht allgemein geschäzten Musik die allgemein günstige Aufnahme verschaffen, in der sie sich von ihrem Bekanntwerden, das noch in Zumsteegs frühere Periode gehört, bis jezt erhalten hat, und gewiß erhalten wird, so lange sich der Geschmak an schönen Balladen erhält.

[S. 148] Daß die Romanze eben so schließt, wie sie begann, ist der Natur der Sache sehr angemessen, denn dte Spukerei ist in den lezten Versen wiederholt. Der Dichter hat dem Komponisten gute Gelegenheit gegeben seine Komposizion zu konzentriren, und immer wieder auf den herrschenden Hauptgedanken zurükzuführen. Was nach Erzählung der Spukerei folgt vom zweiten Verse bis zum vorlezten ist ja doch nur Erzählung ihrer Veranlassung, und die beiden leztern erklären den Spuk, der in beiden ersten erzählt wurde.

[S. 149] Ritter Karl von Eichenhorst oder die Entführung.
 Ballade von Bürger. Der Inhalt ist heroisch, und folglich von den vorhergehenden verschieden. Es fehlt ihr so wenig als andern an Ausdruk und origineller Wendung, doch läßt der Gang der Dichtung, indem die Erzählung rascher vorschreitet, weniger Ausführung in der Musik zu, als in andern. Dafür gewährt sie mit der vorigen den Vortheil eines leichtern Vortrags und gewissen Gelingens.

[S. 149] Lenore.
 Ballade von Bürger, und schon früher von André in Musik gesezt. Sie ist von bedeutender Länge, und es gereicht Zumsteeg unstreitig zu großem Verdienst, daß er seine untergelegte Klavirbegleitung so schön einzurichten verstand, daß weder der Vortrag der Singparthie für den Sänger zu mühsam, noch durch jene eine Ausdehnung erhielt, die den Zuhörer ermüden könnte. Man findet darin nicht eine einzige überflüssige Wiederholung oder ein Ritornell, das ohne Bedeutung wär. Die Schreibart ist bei ihrer Korrektheit durchaus rein dramatisch, die Klavierbegleitung ungekünstelt, sprechend und an einigen Stellen äußerst frappant. Der ganze Plan ist meisterhaft angelegt, und mit genialer Einsicht und vielem Fleiße vom Anfange bis zum Schlusse ausgeführt.”

Ausschnitt aus “Rudolf Zumsteeg” in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1810

Reichardt, Johann Friedrich. Vertraute Briefe geschrieben auf einer Reise nach Wien [...]. Zweiter Band, Amsterdam.  Digitalisiert von Google

“[S. 82, Wien, den 31. März 1809] Madame Bürger hab´ ich aber in einem frühern Deklamatorium, welches sie im kleinen Redoutensaal gab, Gedichte von Bürger, vorzüglich gut, mit Kunst und Wahrheit deklamiren hören. In andern aber leuchtete das Bestreben nach partiellem Wortausdruck, bei großer Einförmigkeit des Tons, zu sehr hervor.“

 

1810

Heeren. Über die Mittel zur Erhaltung der Nationalität besiegter Völker. In: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Wien.  Digitalisiert von Google

“[S. 634] Sollte nicht auf diese Anerkennung der ursprünglichen Verschiedenheit der National-Poesie, in so fern sie aus der Verschiedenheit der National-Anlagen und Charaktere hervor geht, die Billigkeit der Völker in der wechselseitigen Schätzung ihrer Literatur gegründet werden müssen? Nicht darnach wird der Werth einer Literatur gemessen, wenigstens nicht unbedingt gemessen werden können, wie sie der andern Nation gefällt; sondern vielmehr darnach, wie sie für ihre eigene Natur paßt. Als Bürger's Lenore erschien, wußte man sie auch auswendig von der Elbe bis zur Donau. Darum war sie vortrefflich, und hätten alle Kritiker der Welt das Gegentheil demonstrirt.“

 

1810

Brandes, Ernst. Ueber den Einfluß und die Wirkungen des Zeitgeistes auf die höheren Stände Deutschlands. Erste Abtheilung. Digitalisiert von Google.

“[S. 165] So gut wie vergebens suchte man in Büchern viele Sagen der Vorzeit aufzubewahren. Von hieraus konnten sie nicht in gleicher Stärke, wie in frühen mündlichen Ueberlieferungen, wirken. Rübezahl und Hinzelmann in Büchern, in ästhetischen Messewaaren, sind nicht die kräftigen, der Einbildungskraft sich recht bemächtigenden Rübezahl und Hinzelmann mehr. Schwerlich hätte Bürger das Meisterstück aller deutschen Balladen - die Lenore - als Meisterstück gedichtet, wäre ihm das alte Volkslied nur durch den Druck, gewiß hier sehr unvortheilhaft, nicht durch mündliche Überlieferungen, bekannt geworden. Mit dem Verhallen der den Territorialpatriotismus früh weckenden Sagen war es um seine erste tief Gründung geschehen. Es war die Zeit des Aussterbens einer zwar nicht dichterisch-schönen, aber in ihren Folgen sehr wichtigen historischen Bardenpoesie.”

 

1810

Anonym. Peter Winter. In: Gallerie der berühmtesten Tonkünstler des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Zweiter Theil.  Digitalisiert von Google.

“[S. 41] Zu seinen [Winters] frühern Werken, die er zu München schrieb, gehört:
 1) Leonardo und Blandine. Ein Melodram; nach der bekannten Bürgerschen Ballade gleiches Namens. Die Anlagen sind glänzend, und alles spricht darin schon das Gründliche aus, wodurch sich Winter vor seinen Zeitgenossen hervor that. Das Melodram ist in zwei Aufzüge abgetheilt. Der Dichter hat für prächtige Dekorazionen, für Abwechslungen und, wie es die Ballade mit sich bringt, für Mannigfaltigkeit der Situazionen gesorgt, wodurch der junge Komponist denn freilich ein weites und glänzendstes Feld bekam. Es ist nicht sowohl, wie bei den eigentlichen Melodramen, eine einzige Situazion aufgegriffen, sondern vielmehr die ganze Fabel ist dramatisirt; und das Interesse unter mehrere Personen gleich vertheilt, nur daß Blandine hervorgehoben, das Stük schließt.”

 

1810

Bouterwek, Friedrich. Neue Vesta. Eilfter Band.  Digitalisiert von Google.

“[S. 105] Mehr als Eine fromme Seele hat Bürger's Gedicht Fortunens Pranger nicht nur ohne Aergerniß, sondern mit wahrer Andacht gelesen. Solche Komödien spielt das menschliche Herz mit sich selbst, wenn die Vernunft aus Gefälligkeit ein Auge zudrückt.”

 

1810

Eichhorns Geschichte der Literatur von ihrem Anfange bis auf die neuesten Zeiten, Bd. 4. Abth.2
[zitiert in Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, von Karl Heinrich Jördens 1810, S.800]

“[S.800] Die Heroide erwartet bei uns noch ihren Meister in der Darstellung des leidenschaftlichen Schmerzes und der leidenschaftlichen Sehnsucht. Das vorzüglichste Stück in dieser Gattung, das aber Pope´n, doch mit Selbstständigkeit und Freiheit, nachgebildet ist, bleibt Heloisens Brief an Abälard von Bürger; eine feurige, gedankenreiche und innige Poesie, in welcher Fülle des Ausdrucks, Wohlklang der Versifikation und rascher Gang der mannigfaltigsten Empfindungen verbunden sind.
Bürger war ein wahrer Meister in der leichten Liedergattung, durch seinen deutschen Sinn und Geist, und den lauten, lebendigen Ton seines Gesangs ein wahrer Volksdichter. Möchte man auch einigen seiner Lieder etwas mehr Adel wünschen, so hält er dagegen in den meisten durch den edelsten Ausdruck und eine seltene Geschmeidigkeit, durch Grazie und Lieblichkeit, zuweilen sogar durch Süßigkeit dafür schadlos.”

 

1810

Ayrenhoff, Cornelius Hermann von. Schreiben der Mamsell la Regle an den Herrn Gottfried August Bürger. In: Kleine Gedichte. Digitalisiert von Google

“[S. 35] Warum verhöhnst du mich, Mich gutes Weib,
Leichtsinn'ger Knabe?
Mich, die doch dein berneskisches Geschreib
Verhöhnet nie, nur nicht gebilligt habe? -
Alt bin ich wohl - doch keine alte Strunsel,
Wie dir's beliebte mich zu nennen;
Das Auge deren, die mich besser kennen,
Entdeckt an mir noch keine Runsel.
Mit Ehren leb' ich seit Jahrtausenden auf Erden,
Der Kunst und ihren Meistern nie verhaßt,
Den Meisterleinen nur zur Last; -
So alt wirst du wohl schwerlich werden!

    Nicht nur die Griechen und Franzosen,
Die besten Deutschen, so wie sie
Bekränzt mit Lorbeern oder Rosen,
Verdanken insgesammt mir meiner Wartung Müh.

    Mein Ansehn und Verdienst zu schwächen,
Nennst du mich Zaum des Geistes! Junger Mann!
Wiß, daß ich diesen Spott ertragen kann.
Ich Zaum - Du Wildfang — könnt' ich sprechen --
Doch nein! statt über dich mich zu beklagen,
Will ich dir ohne Groll, als Freundinn sagen:
Der Andaluser schönstes Pferd
Hat, unzähmbar, kaum höhern Werth,
Als Leonorens Rappe, hop, hop, hop,
Mit seinem höllischen Galop;
Der Zaum erst bildet es zum brauchbarn Pferd.-
Auch - konnte gleich dein Leichtsinn mich verachten -
Will ich dir doch durch Rath zu frommen trachten: 
Streich weg dein Juchsa, Juchsasa!
Dein Kling, kling, kling! dein Trallala!
Dein Trap trap trap! Hura hura!
Dein Husch husch husch, et caetera!
Die Knittelverse hier und dort!
Den niedern Pöbelscherz an jedem Ort!
And dann erst sieh, ob Madam Barbarey,
Ob Mamsell Regle dir die beßre Räthinn sey! -
Vor Hunderten bist Du der Mann,
Der, was ich fodre, leisten kann.
Doch folgst du meinem Rathe nicht,
Beleidiget dein Lied fortan Geschmack und Ohr,
So sing - wie euer Haller spricht -
Sing auf den Bänken Bauern vor! “

 

1810

Oldenburg, Peter Friedrich Georg von. An G. A. Bürger, den Verehrern desselben gewidmet gegen seine Verächter. In: Poetische Versuche. Moskau 1810. Hier nach: Magazin für die Literatur des Auslandes. 30. Juli. Leipzig 1859. Digitalisiert von Google

“[S. 367] An G. A. Bürger, den Verehrern desselben gewidmet gegen seine Verächter.

   Gekrönt führt dich mein Sieg´striumph zurück.
   Dich grüßen hehr im Sternenlicht
   Urania, Apoll im Sonnenblick,
   Jahrhundert, grüßest du ihn nicht?

   Du schmück´st den Lorbeerkranz, der dir geraubt,
   Und stehst im Sturm ein Biedermann,
   Dem Eichstamm gleich, den zwar der Herbst entlaubt,
   Doch kein Orkan entwurzeln kann.

   Dein hohes Lied hebt stolz das Haupt empor
   Und es erbebt der Dichterling;
   Der Schönen gleich, die Einen nur erkor,
   Reicht hold die Muse dir den Ring.

   Fleug weg, fleug weg, du leerer Hummelschwarm,
   Der du nur summest und nicht fühlst;
   Mit Terpsichorens leichtem Schwanenarm
   Wie mit der Buhlerin nur spielst.

   Schwach glimmt des Irrwisch's sterbend Flämmchen nur,
   Es prangt die sternenhelle Nacht:
   Die Erde bebt, es zittert die Natur,
   Den Todten weckt des Liedes Macht. “

 

1810

Anonym. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 5. November, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 1057] Kurze Bemerkungen auf langwierigen Berufswegen. Sachsen. Wir zogen durch das traurige Zwickau, durch lustige Chemnitz, durch Freiberg (den Seckel des Königreichs), das mit seine Schachten und Schmelzöfen, seinen kahlen Bergen und Schlacken-Hügeln einer Vorstadt des Tartarus ähnelt. Hier waltet Werner als hoher Priester der Geognosie, dessen Wort und Lehre bis Nertschinsk und Potosi fortwirkt: ein humaner Mann, dem Blümchen Wunderhold zugethan, das auf dieser Höhe des Wissens so selten gefunden wird.“

 

1810

Anonym. Musik. In: Zeitung für die elegante Welt, 28. Dezember. Berlin. Digitalisiert von Google

“ [Sp. 2062] Zu Leipzig im Kühnelschen Musikbureau sind eben folgende musikalische Werke herausgekommen:
Sechs vierstimmige Gesänge für 2 Tenor- und 2 Baßstimmen, mit begleitendem Pianoforte, zu geselliger Freude. Von F. A. Hoffmeister. [...] Die schöne Popularität und der wahre und gefällige Ausdruck, wodurch sich diese Gesänge empfehlen, verbürgt ihnen eine eben so beifällige Aufnahme im Kreise edler Geselligkeit, als den beliebten Maurerliedern des verdienten Komponisten. Die Gedichte sind folgende: Ermunterung zur Freude, von Mahlmann; Punschlied, von Schiller; Lust am Liebchen, von Bürger; Lied eines Friedlichen, von Starke; Häusliche Freuden, von Jäger; Sorgenfrei, von Jacobi. “

 

1810

Sessa, Karl B. Zweyter Auftritt. In: Unser Verkehr. Eine Posse in einem Akt. Digitalisiert von Google

“[S. 10]
Jakob allein.
Wos soll ich thun? Ich will doch werden raicch - bald - in kurzer Zeit - [...] (er besieht sich in einem Taschenspiegel) Hm! äne sprechende Physenemie! - ä schlauer Blick - ich wär machen äne Figur! ich wär gefallen dem schainen Geschlecht! Wenn ich wer kummen äsau - (er macht Bücklinge) Ich känn doch tanzen! - Wenn ich wer sprechen franzesch: bon jour, mademoiselle, a vos service, monsieur! - Ich känn doch franzesch! - Wenn ich wer deklämiren: ´Leonore fuhr ums Morgenroth empor aus schwere Träume´- ich kenn doch aach deklämiren [...]. “

 

1810

Anonym. Rez. System der angewanten allgemeinen Staatslehre, oder Staatskunst von Dr. Wilhelm Joseph Behr. In: Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, 9. July. Digitalisiert von Google

“[Sp. 42] Die Regierung müsste und könnte bloss hazardiren, da sie nicht göttliche Weisheit und Allmacht hat, oder sie müsste die Völker als kindische oder schlechthin unterworfene thierische Wesen behandeln, denen kein Urtheil zukomme über Das, was ihnen nütze sey; und so fällt denn die anmassliche nicht uneben sogenannte Völker - Fütterungs- und Völkergängelungskunst in sich selbst zusammen, sofern nämlich der Staat nicht ein Kinderhaus, oder ein Schafstall werden soll; oder die Regierung (um auch die lustige Seite vorzukehren) eine halb griechische, halb französische Mamsel la Regle nach Bürger:

„Nimmt sorgsam überall, nimmt Tag und Nacht
„Die lieben Kinderchen ganz wohl in Acht;
„Weiss wohl gewandt zu gängeln, weis spazieren
„Den kleinen Trupp vorsichtiglich zu führen,
„Und lässt fürwahr den trauten Kindelein
„Gefahr und Leid nicht eben leicht bedräu'n."
Aber —
„Wenn sie gar zu steif, mit Schneckenschritt
„Durch nakte Gäng' und Sandalleen tritt,
„und hin und her hofmeistert: „„fein gerade!
„„Hübsch Füsschen aus- und einwärts hübsch"
                      die Wade!
„„Den Rücken schlank! fein Hals und Kopf
                      empor!
„„Zurück die Schultern! Bauch ein! Brust
                      hervor !""
„Das lasst hier ein und aus zum Ohr dort wehn!
„Lasst Brüderchen die alte Strunsel geh'n!
„Nur Kinder mag also ihr Laufzaum schürzen!
„Was thut's, ob wir mal stolpern oder stürzen!"

Feyerlicher und ehrwürdiger kündigt sich die „Kultur" als Zweck des Staates an. “

 

1810

D*. Ankunft und Aufenthalt der französischen Kaiserin Marie Louise von Oesterreich an Frankreichs Grenzen. In: Miszellen für die neueste Weltkunde, 7, April. Digitalisiert von Google

“[S. 109] Nach einer der blutigsten Fehden, nach einem mit Leidenschaft geführten Kriege - - eine Vermählung. Nach zwei und drei mir tiefer Erbitterung geführten Kriegen, vier Monate nach dem letzten, der fast die Gestalt eines Vertilgungskriegs annahm, folgt — eine Vermählung. Hier war etwas mehr, als was Bürger einst sang:
   Der König und die Kaiserin,
   Des langen Haders müde,
   Erweichten ihren harten Sinn,
   Und machten endlich Friede!
Ja, Verehrtester Freund, Napoleon der Große wird seinen Feinden beweisen, daß die Ruhe des Kontinents ihm heilig ist. Lassen Sie uns die süße Hoffnung hegen, daß wenigstens der zivilisirte Theil von Europa auf lange hin einen beglückenden Frieden geniessen wird.”

 

1810

Gustaf af Leopold, 1756–1829. In: Svenskt översättarlexikon

“Under det nya seklet minskade Leopolds intresse för diktöversättning, men 1810 lät han trycka en tolkning av G.A. Bürgers ”Das Lied von Treue” (”Trohetsvisan”). Bürger, som är mest bekant för sina spökballader, illustrerar här i en berättelse från äldre tid människors otrohet kontra hundars osvikliga trohet. Hundvännen Leopold – han sågs ofta på promenad med en eller två hundar – har tydligen funnit stort behag i denna dikt av en författare som han annars inte skattade högt.”

 

1811

Anonym. Neue Musikalien von verschiedenen Verlegern. In: Intelligenz-Blatt May zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 199] Himmel, F.H. 3 Lieder von Tiedge, Müchler u. Elisa Bürger, mit Begl. d. Pianof.  8 Gr. “

 

1811

Anonym. Concerte. In: Allgemeine Musikalische Zeitung.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 360] Am 8. gab im Theater nächst dem Kärnthnerthore Hr. Reil, k. k. Hof-Schauspieler, zu seinem Vortheile eine declamatorische und musikalische Abend-Unterhaltung. Die vorkommenden Stücke waren: Erste Abtheilung 1) Symphonie (C dur) von Mozart, aber nur das erste Stück. 2) Bürgers Lied vom braven Mann, vorgetragen von Hrn. Reil. Seine Stimme hat zu wenig Modulation und Biegsamkeit. 3) Die Kuh, von Bürger, vorgetragen von Mad. Koberwein: sie verwendete zu viel Anstrengung; weniger wäre besser gewesen. “

 

1811

Kotzebue, August von. August von Kotzebue´s Selbstbiographie. Digitalisiert von Google.

“[S. 37] Es kam nähmlich ein Seiltänzer nach Weimar, der seine schöne, herkulische Gestalt durch die mannigfaltigsten Biegungen seines Körpers, in das vortheithafteste Licht zu setzen wußte. Die Verleumdung streuete aus, er habe - um dem Chevalier Boufflers einen Ausdruck abzuborgen - das Herz mancher Dame gewonnen, und mir kam dabey die lustige Idee in den Sinn, Bürgers Lied: die Weiber von Weinsberg zu parodiren. Ich muß bekennen, daß ich noch heute, nach sechzehn Jahren, diese Parodie für eines meiner witzigsten Produkte halte; aber um so mehr zog es mir den gerechten Haß der Damen zu.”

 

1811

Anonym. Die deutsche Litteratur. In: Rheinisches Archiv für Geschichte und Litteratur. Vierter Band. Erstes bis viertes Heft.  Digitalisiert von Google.

“[S. 385] Daß nichts daran ist, an der deutschen Litteratur nämlich, darüber sind die französischen Journalisten, die kein Deutsch verstehen, vollkommen einig. Das JournaI de l´Empire hat die Sache auch so evident dargethan, daß der geringste Zweifel nicht mehr übrig bleiben könnte, wenn es einem Menschen noch einfallen sollte, daran zu zweifeln. Die schöne humane Würdigung des deutschen Verdienstes, voll tiefer Sachkenntniß und feiner Urbanität, die ich hier zum Nuzen und Frommen der gutmüthigen Deutschen ins Deutsche überseze, ist nur ein mäsiger Auszug aus einer weitläufigen Kritik über Bürgers Leonore. Der Verfasser braucht kein Deutsch zu verstehen, weil er, nach seiner naiven Erklärung am Schlusse der Rezension, bei Beurtheilung der deutschen Werke gefunden hat, es lohne sich der Mühe nicht, die deutsche Sprache zu lernen. Fiel es einem linkischen Deutschen ein, die französische Litteratur beurtheilen zu wollen, dann fienge er wahrscheinlich damit an, Französisch zu lernen. Er bedenkt nicht, daß, wenn am Ende an der französischen Litteratur nichts seyn sollte, er alle die kostbare Zeit, die er auf die Erlernung der Sprache gewendet, verlohren hätte. Aber, wird ein Deutscher fragen, wie fieng es der Kritiker dann an, um die deutsche Leonore zu lesen, die er doch lesen mußte, wenn er sie beurtheilen wollte? Eine deutsche Frage! Gesezt man müsse erst lesen, was man rezensiren will, wogegen manche Kritiker noch manches einwenden dürften, konnte der Rezensent nicht eine französische Uebersezung der Leonore nehmen, die selbst aus dem Englischen übersezt ist? und das that er auch; und nach diesem authentischen Aktenstüke hat der Richter den Prozeß instruirt und sein Urtheil gefällt. Das heiße ich doch an der Quelle schöpfen, und den nächsten Weg von Paris nach Göttingen nehmen, der, wie jeder gute Geograph weiß, über London führt.

[S. 388] Nach diesem erbaulichen Eingang geht der gelehrte Rezensent auf die Untersuchung der Romanze selbst über, deren Verfasser bei ihm Hr. Bergher und etwas tiefer Hr. Burgher heißt. -
   Am Schlusse sagt er: " Werden nun die Liebhaber der deutschen Litteratur noch die Behauptung wagen, es seye nöthig die Originalsprache zu kennen, um solche Monstruositäten gehörig würdigen zu lernen? Und wenn man eine ganze Nation sieht, welche die guten, alten und neuen Schriften kennt, und sich mit Wohllust au diesen burlesken Narrheiten weidet, diese Träume eines Kranken für erhaben, diese vagen Karrikaturen einer verwirrten Einbildungskraft für Genie hält, kann man dann nicht voraussehen, daß die Litteratur ohne ein Wunder unmöglich sich je aus dieser ekelhaften Verderbtheit erheben kann!"

[S. 390] Soll in unsern ungläubigen Zeiten noch ein Wunder gewirkt werden, dann scheint es wirklich dem Manne vorbehalten zu seyn, dem schon ein gewisses Wunder gelungen ist, die deutsche Litteratur nämlich nach der französischen aus dem Englischen gemachten Uebersezung einer deutschen Ballade so gründlich zu beurtheilen, wie er es that. Er darf auf Dankbarkeit zählen.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1811

Anonym. Ankündigung [Elise Bürger] In: Baierische National-Zeitung. 20. Mai 1811. Digitalisiert von Google

“[S. 480] Von Mad. Elise Bürger wird nächstens ein Buch unter dem Titel erscheinen: Gedichte, Reiseblätter, Kunst- und Lebens-Ansichten. Man pränumerirt mit 1 Species-Thaler. “

 

1811

Anonym. Intelligenzblatt 1811. Nro. XXI. In: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. July. Heidelberg. Digitalisiert von Google

“[S. 162] Antikritik.
  Den Recensenten von Jördens Wörterbuche in den Heidelb. Jahrb. fordere ich auf, die Quelle anzuzeigen, welche ihm bewiesen, daß das, im Wunderhorn unter dem Namen Lenore abgedruckte Lied der bekannten Bürgerschen Ballade nachgebildet sey. Es ist den Herausgebern eingesendet, und da sich alle innere Gründe vereinigten, es sey das, in Bürgers Leben bezeichnete Lied, mit jener Notiz begleitet worden. Da mir noch kein Fall vorgekommen, daß ein weiter fortgebildetes Gedicht, wie Bürgers Lenore, das übrigens bey den frühern Dänischen und Englischen Gedichten gleichen Inhalts auf Originalität der Geschichte keinen Anspruch machen kann, wieder zu einer fast ursprünglichen Einfachheit wie in jenem Liebe des Wunderhorns zurückgeführt worden sey, so würde ich diese Entdeckung des Rec. als einen merkwürdigen Beytrag zur Geschichte der Poesie betrachten.
            Ludwig Achim von Arnim.

Antwort des Recensenten.
  Was schon einige Bedenklichkeit gegen die Echtheit des, unter der Aufschrift: Lenore, im Wunderhorn abgedruckten Gedichtchens in mir erweckte, das waren die der Aufschrift beygefügten Worte: ´Bürger hörte dieses Lied Nachts in einem Nebenzimmer.´ Nicht dieses Lied hörte Bürger in einem Nebenzimmer, sondern ( der Versicherung seines Biographen und seiner eigenen Versicherung nach) hörte der Dichter einst ein Bauermädchen bloß folgende Worte singen:
     ´Der Mond der scheint so helle,
     Die Todten reiten schnelle;
     Feins Liebchen, graut dir nicht ´?
Diese tief in seinem Innern widertönenden Worte wirkten so stark auf ihn, daß er schnell einige Strophen von der einige Monate nachher vollendeten Lenore entwarf. Sodann hat Bürger, seiner öftern Versicherung nach, sich überall recht angelegentlich nach dem alten Liede, von dem jene Laute ein Theil zu seyn schienen, wiewohl vergeblich, erkundigt. In diese Aussage des offenherzigen Mannes fand ich keine Ursache, Zweifel zu setzen. Wäre das im Wunderhorn eingerückte Lied damals schon vorhanden gewesen, so ist es doch kaum glaublich, daß nicht einer von Bürgers Freunden in den verschiedensten Gegenden Deutschlands es hätte auffinden sollen. Angenommen aber, daß Bürger dieß Lied nicht kannte, so wird der Bürger'sche Ton in einzelnen Stellen desselben um so auffallender, und läßt sich kaum durch bloßen Zufall erklären, z. B.:
   Es stehn die Stern am Himmel,
   Es scheint der Mond so hell,
   Die Todten reiten schnell.
       -----------------
   Der Hahn der thät schon krähen,
   Er singt uns an den Tag,
   Nicht mehr lang bleiben mag.

   Weit bin ich hergeritten,
   Zweyhundert Meilen weit,
   Muß ich noch reiten heut.
     -------------------
   Dort drin im Ungerlande
   Hab ich ein kleines Haus
   Da geht mein Weg hinaus.

In andern Stellen finden sich wieder Anklänge aus andern alten Volksliedern. Dieß alles erweckte die Vermuthung in mir, das im Wunderhorn abgedruckte Lied sey der Lenore von Bürger nachgebildet. Wer aber seit 1774, wo Bürger's herrliche Ballade zuerst erschien, diese Nachbildung versucht habe, kann ich freylich nicht sagen, und ich erwarte vielmehr den Beweis der Echtheit von dem Einsender des Liedes. Uebrigens setze ich keinen Augenblick Mißtrauen in die Angabe des Hrn. v. Arnim, daß dem Herausgeber des Wunderhorns das erwähnte Lied als echt zugeschickt worden sey.“

 

1811

r. Auch ein Urtheil über Reyers schriftliche Ansichten der neuesten französischen und sächs. Handelsverhältnisse. In: Der Verkündiger. 25. Juny. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 503] Herr Reyer hat über diese ein Büchelchen geschrieben, das ihn nothwendig von der besten Seite zeigt. Man sieht es dem Manne an, daß er viel gelesen, viel gesehen, über alles gedacht, und fürs Vaterland einen Enthusiasmus hat, der ihn über tausend Schwierigkeiten triumphiren lassen würde, wenn er die Mittel hätte. So aber läuft das Meiste auf Bürgers Sprüchelchen hinaus:
   Ja, wer das ´Wenn und das Aber erdacht,
   Hat sicher aus Häckerling Gold auch gemacht.´ “

 

1811

Westphalen, Christine geb. von Axen. Bürgers Gruft. In: Gedichte: Kleinere Gedichte, Denkmäler, Elegien u.Idyllen. Dritter Band. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 204] Bürgers Gruft.

Hat hier Indiens Flur die Gerüche gespendet? Wie duftet
   Aromatisch der Hain! Aber die Sonne sinkt ihm,
Es umdunkelt die Gruft sich! Der Nacht balsamische Botin
   Kündet den Blumen den Schlaf, Hauche versendend
                        umher.
Bürger! so sank dir die Sonne; so schlossen Blumen die
                        Kelche;
   Und so dunkelt dein Mal; aber noch duftet der Hain:
Aus der Gottesstimme des Volkes predigst du Wahrheit:
   Denn von Munde zu Mund hallen uns Lieder von dir. “

 

1811

Höck, J. K. Beyträge zur Literatur der Bürger´schen Gedichte. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 14. December. Tübingen. Digitalisiert von Google

“ [S. 1195] I. Die Frage: welchem Urstoffe Bürger's Lenore nachgebildet sey? hat kürzlich wieder einige Federn in Bewegung gesetzt. In Dänemark machte Rahbek auf die Aehnlichkeit der von ihm nach Sandvig's Recension herausgegebenen alt-dänischen Ballade Aage og Else mit der Bürger´schen Lenore aufmerksam*), und bemerkte dabey, daß dem deutschen Dichter einzelne Laute eines deutschen Volkslieds vorgeschwebt, auch daß die Engländer ähnliche Volkslieder hätten, wovon eines in Percy's Sammlung alt-englischer Balladen III, 126 stehe, eines andern im Monthly Magazine, Sept. 1796 gedacht werde: in Deutschland aber wird dermal, ohne daß noch zur Zeit die Sache für beschlossen angenommen werden könnte, über die Frage controvertirt, ob das Lied im Wunderhorn ll, 19 jünger oder älter, als Bürgers Lenore sey? Bürger selbst hat bekanntlich, in der Vorrede zu seiner 1778 erschienenen Gedichtesammlung, wo er sagt, daß er, um die Literatoren der undankbaren Mühe des Nachspürens zu überheben, alles, was nicht ganz sein eigen sey, getreulich anzeigen wolle, und sodann mehrere fremden Originalen nachgebildete Stücke seiner Sammlung anführt, die Lenore nicht genannt.
*)Mit Unrecht. Man sehe die Nachbildung jener Ballade in Nro. 293 des Mbl.

II.
Der Schwank, welchen der kräftige Dichter des achtzehnten Jahrhunderts in seiner Erzählung: ´Der Kaiser und der Abt´ so originell und lebendig darstellt, ist auch von einem zu seiner Zeit nicht unbeliebten Prosaisten des siebenzehnten Jahrhunderts erzählt.“

 

1811

Anonym. Das Weib; von demselben. In: Rheinisches Archiv für Geschichte und Litteratur. Mainz. Digitalisiert von Google

“[S. 362] Das ist aber keine Gelehrsamkeit, sondern Pedanterie; und ist ein pedantischer Mann lästig, dann ist ein pedantisches Weib unerträglich. Was sagt ihr von dem Schöngeiste, der ohne Kleist´s versifizirten Frühling den wirklichen sehr prosaisch und ohne besondre Reize findet; von jenem großen Pandektisten, der sich unter Bürgers Leonore nur einen tractatum de Leonora denken konnte, und von jenem philosophischen Rechtslehrer, dem die Ehe nichts als der usus membrorum et facultatum sexualium alterius ad omne vitae tempus ist?? “

 

1811

Schreiber, Aloys. Baden im Großherzogthum mit seinen Heilquellen und Umgebungen. Heidelberg. Digitalisiert von Google

“[S. 220] Wie im Schlosse alles heitres Leben andeutet, so herrscht in der Einsiedelei im Park melancholische Stille. Hier brachte die Markgräfin die Fastenzeit in strengen Bußübungen hin. Eine Strohdecke war ihr Lager, ein Stachelgürtel und ein härnes Gewand umschlossen den zarten Leib. - Wer möchte sie darob höhnen, und ein tiefes Gemüth an der flachen Zeit messen? Man hat eine Menge Märchen von den Kasteiungen dieser Fürstin erzählt, und unter andern auch, daß sie während ihres Aufenthalts in der Einsiedelei einige wächserne Heiligenbilder an ihren Tisch gestellt, und sie mit Wein und Speisen bedient habe! -
       Ach, laß sie ruh´n die Todten,
sagt Bürgers Leonore, und wir wollen ernst und dankbar das
       Sit tibi terra levis!
über das Grab der guten Sibylle Auguste sprechen.“

 

1811

Lafontaine, August. Capitain Bloem an Roger. In: Der Hausvater oder das liebt sich! und warum?  Dritter Theil, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 149] ´Hier, liebster Alexander, stand ich, und mein Mund verstummte; denn mein Herz war so voll!´ Als Julius seiner Frau erzählte von dem glücklichen Dünhof, von den Freuden der Liebe, die sie dort genießen wollten: da brach das Herz meiner armen Clementine. Sie trocknete heimlich das Auge, und mit leisen Tönen summte sie das Lied: hast du nicht Liebe zugemessen — O Roger, Roger, wie diese stumme Melodie auch mein Herz ergriff, was die Natur auch vergessen hat! “

 

1811

Ewald. Gesang, als Mittel zur Volks- und Menschenbildung. In: Süd-Deutsche Miscellen für Leben, Literatur und Kunst, 23. Februar. Karlsruhe. Digitalisiert von Google

“[S. 62] Mir ist eine Einzige solche Sammlung bekannt, die von einer Dame veranstaltet, und mit passenden Melodien begleitet, in der Grafschaft Lippe verkauft wurde. In manchen Gegenden des Landes wurden diese Lieder auf dem Felde sowohl, als bei häuslichen Arbeiten gesungen, und es machte dem Volks- und Menschenfreunde große Freude, schöne Lieder von Voß, Hölty, Stolberg, Göthe, Bürger, auf dem Felde, bei Bearbeitung des Flachses, oder in der Heuärndte singen zu hören, wo vorher lauter unsittliche Erzählungen oder sittenverderbliche Zoten gesungen worden waren. “

 

1811

Anonym. Anecdoten. In: Der Sammler, 22. Juny. Digitalisiert von Google


“[S. 298] Ein Prediger wurde in Untersuchung gezogen, weil er gesungen hatte: ´Leonore fuhr um's Morgenroth.´ Als die Sache zum Vortrag kam, rief der Präsident: ´Wie kann man um's Morgenroth fahren! Ich bitte Sie, meine Herren, sagen Sie selbst: ist der Mensch nicht toll?´”

 

1811

Chateaubriand, Franz August von, übersetzt von Ludwig. Ant. Haßler. Siebenzehntes Buch. In: Die Martyrer, Freyburg und Konstanz. Digitalisiert von Google

"[S. 5] Im Myrtenwäldchen tanzten Mädchen um der Wollust Heiligthum, Jünglinge sangen in Chören den Vorabend der Venusfeier. Der Zephyre Hauch wehte über das Meer die Worte zum Schiffe herüber:
  ´Morgen liebe, wer die Liebe Schon gekannt,
   Morgen liebe, wer die Liebe Nie empfand ! 1)
Des Weltalls Seele, der Menschen und der Götter Wonne, schöne Venus, du schenkst das Leben der ganzen Natur ! Du erscheinest, schon schweigen die Winde, die Wolken zerfließen, der Frühling lebt auf, die Erde deckt sich mit Blumen und der Ocean lächelt. Vor Dianens keuschem Blicke heißt sie Nymphen, nächtlich keck mit Amor scherzen. Nymphen, fürchtet
diesen Gott; er hat die Waffen abgelegt, aber auch da ist er nicht ungewaffnet. Cythereens Sohn ward in den Gefilden gebohren, und unter Blumen ernährt. Philomele hat seine Macht gesungen; laßt uns Philomelen nicht weichen
   ´Morgen liebe, wer die Liebe Schon gekannt,
   Morgen liebe, wer die Liebe Nie empfand!
Glückliche Insel, der Pygmalions Sohn und ein Götterbild den Namen liehen, an deinen wonnigen Gestaden verkündet alles die Wunder der Liebe. Schiffer, der Gefahren müde, werfet eure Anker in unsern Haven, und faltet auf immer die Segel. In Amathunts Hainen drohen euch keine Seeräuber, nur der schlaue Amor bereitet euch Ketten von Blumen. Hier wehen die Grazien der Menschen Tage. Mit unüberwindlichem Reize hat Venus einst die Parcen im Tartarus eingeschläfert; sogleich nahm Agläe der Lachesis die Spindel, den Faden Euphrosyne der Clotho. Doch Atropos erwachte, als Pasithea die Scheere ihr entwenden wollte. Alles weicht der Macht der Grazien und Venus!
    Morgen liebe, wer die Liebe Schon gekannt,
    Morgen liebe, wer die Liebe Nie empfand!
Diese Gesänge brachten die Schiffer in Verwirrung. Des Schiffes eherner Schnabel durchschnitt die Wogen mit harmonischem Geräusche, laue Lüfte, mit Wohlgerüchen von Orangenblüthen und dem Opferweihrauche gefüllt, schwellten sanfter die Segel, und rundeten sie wie einer jungen Mutter Schoos.

1) Nach Bürgers pervigilium.”

 

1811

h. z. Kriegrische Abenteuer eines Friedfertigen. In: Der Sammler, 19. November. Digitalisiert von Google

“[S. 556] Die drey flüchtigen Chasseurs hielten mich vermuthlich für einen Teufelskerl, der darauf geschworen habe, ihnen das Blut abzuzapfen. Denn sie sahen sich von Zeit zu Zeit nach mir mit Geberden voller Entsetzen um. Ach, die guten Herren! hätten sie nur gewußt, wie mir bey diesem Siege zu Muthe war.
     Und immer weiter hopp, hopp, hopp,
     Gings fort in sausendem Galopp,
     Daß Roß und Retter schnoben,
     Und Kies und Funken stoben.”

 

1811

Berichtigungen und Streitigkeiten. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, 02.07.

“[Sp. 1914] ´Ich habe´, schreibt der Hofkammerrath Schwan, ´von alle dem nichts gelesen, sondern es nur aus dem Munde Anderer erfahren [...]. Für ehrenrührige Beleidigungen habe ich übrigens kein Ohr, sondern denke:
   Wenn dich die Lästerzunge sticht,
   So laß dir dieß zum Troste sagen:
   Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
   Woran die Wespen nagen.”

 

1812

Anonym. Almanachsliteratur. [Rez.] Heidelberger Taschenbuch auf das Jahr 1812. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1081] So erhalten wir auch diesmal wieder einige treffliche Gedichte von Herder, die ihres Verfassers würdig sind; - einige von Bürger, dem edlen Volksdichter in der wahren Bedeutung - einige von J.M.R. Lenz, Göthens Jugendgenossen, [...]. Von Bürger erhalten wir drei ungemein liebliche Gedichte, die jeder Freund des Schönen gern der vollständigen Ausgabe dessen Werke hinzufügen wird.“

 

1812

Anonym. Korrespondenz und Notizen [zu Elise Bürger]. Aus Braunschweig. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 927]
 Nachdem Herr Unzelmann aus Berlin seine Gastdarstellungen auf der hiesigen Bühne beendet hatte, besuchte uns bald darauf Frau Professorin Elise Bürger, und trat zum ersten Male am 13ten Mai als Fürstin in Elise von Vahlberg auf. Sie empfahl sich in dieser Rolle durch Reinheit und Präcision des Vortrages, durch eine edle und würdige Haltung des Spiels, und beurkundete die denkende, gebildete Künstlerin, die ihre Gegenstandes Meister ist und ilm mit Sicherheit zu beherrschen weiß. Ihr zweite Rolle war die der Lady Milford in Kabale und Liebe, welche ebenfalls in einzelnen Theilen musterhaft war; [...]

[Sp. 928] Die von Madam Bürger selbst angeordnete Darstellung war, vorzüglich in plastischer Hinsicht, sehr lobenswerth, und die Künstlerin hatte besonderen Fleiß auf richtige und schöne Gestaltung und Gruppirung verwendet; [...].
  Außer diesen theatralischen Darstellungen, gab Madam Bürger noch ein Deklamatorium im Redoutensaale, welches insofern nicht übergangen werden darf, als sie die erste Frau war, welche zuerst öffentlich in Deutschland als Deklamatrice auftrat, und wirklich in dieser so häufig durch unberufene Nachfolger entwürdigten Kunst, Beweise von echtem Berufe ablegte. Sie traf nicht allein den Ton der verschiedenen Dichtungsarten, vom Didaktischen bis zum Lyrischen hinauf, im Allgemeinen sehr richtig, sondern Ihre Ausbildung der einzelne Partien selbst, und namentlich die Recitative der Bürgerschen Balladen, war so gelungen, daß niemand unter den Zuhörern ihr seinen Beifall versagen konnte. - Noch wird Madam Bürger, wie es heißt, vor ihrer Abreise von hier ein Reihe von mimischen Darstellungen geben. “

 

1812

Peschel, M. E. A. Petrarcha und Laura. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 404] Madonna Laura war also nicht, wie der Herr Professor glaubt, ´ein himmlisches Mädchen´ - sondern eine herrliche geistreiche Frau. Nicht ´verlebten sie der seligen Stunden gar viele,´ sondern selten ward dem Petrarcha das Glück zu Theil, sie zu sehen. Dem zu Folge, was er in seinen erotischen Gedichten (die er, um seiner Göttin verständlich zu seyn, italienisch schrieb) und in seinen lateinischen Schriften (die freilich wie schon Erasmus bedauerte, in wenigen Händen sind) von ihr sagt, muß sie freilich eine idealische Grazie gewesen seyn, schön an Körper und Geist. Ihre himmlisch lieblichen Augen, ihren sanften Blick, in dem Amor seine süße Gewalt offenbarte, ihren Mund voll Perlen und Rosen und süßer Worte, ihr Engelslächeln, ihre süße Rede, ihre blonden Locken, ihre schönen Thränen und zarten Seufzer, ihre unbeschreibliche Anmuth, ihre majestätische Haltung, ihr fast übermenschliches Wesen, lobt er überall, voll entzückter Begeisterung, als einzig; besonders auch in dem Sonette In qual parte del ciel, das unser Bürger so schön nachgesungen hat:
   Welch Ideal aus Engelsphantasie
   Hat der Natur als Muster vorgeschwebet,
   Als sie die Hüll´ um einen Geist gewebet,
   Den sie herab vom dritten Himmel lieh? -
   Der, welchem noch der Adel ihrer Mienen,
   Der Himmel nie in ihrem Aug´ erschienen,
   Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Scherz.
   Der kannte nie der Liebe Lust und Schmerz,
   Der nie erfuhr, wie süß ihr Athem fächelt,
   Wie wundersüß die Lippe spricht und lächelt.“

 

1812

Clodius, C.A.H. Ueber einige literarische Jugendurtheile des Herrn von Goethe im zweiten Bande von: Wahrheit und Dichtung aus meinem Leben. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 2075] Nichtsdestoweniger kann man nicht in Abrede seyn, daß diese Göthesche Tendenz keineswegs als Maßstab aller Geist erhebenden Poesie aufgestellt werden darf. Ja sie ist uns in den unsittlichen Karikaturen der Götheschen Nachahmer, in deren Tornister, mit Bürger zu reden, der Kobold Genie spukt, und denen gerade nur die Ungebundenheit gefällt, mit der ein oberflächlicher Witz über alle Fundamente der Menschheit hinwegspottet, sogar widerlich geworden.“

 

1812

Horn, Franz. Die schöne Litteratur Deutschlands, während des achtzehnten Jahrhunderts.

“[S.217] Hiezu kam noch ein Umstand, der dem kühleren Leser fast seltsam komisch erscheinen muß, der aber Bürgern, der nichts hatte als den reichblühenden Lorbeerkranz, auf das tiefste ergriff und verwundete. Ich meine die bekannte Recension der Bürgerschen Gedichte (vom Jahr 1791) welche Schiller elf Jahre darauf dem vierten Bande seiner prosaischen Schriften wieder einverleiben ließ....In der That enthält sie nicht viel mehr als einige abgerissene Gedanken über Objektivität und Idealität der Poesie, mit denen Bürger geschlagen werden sollte.

[S.218] Als Romanzendichter ist er, besonders in Hinsicht der mimischen Lebendigkeit, und der Fülle in der Klarheit, unübertroffen. In der Pracht der Sprache und dem goldenen Strom der Worte kommt ihm kein Dichter des achtzehnten Jahrhunderts völlig gleich,[...]

[S. 219] Von den Gedichten an Molly, besonders aber von dem: “Als Molly sich losreißen wollte,” mögen wir nichts weiter sagen, als daß wir uns von ihnen beinah dieselben Wirkungen versprechen dürfen, als von Tamino´s Zauberflöte. Vielleicht noch größere, da bekanntlich die meisten Thiere, die sonst nützlichen Hunde abgerechnet, sich ohnehin ziemlich musikalisch erweisen.
      Der größe Fehler, den Bürger jemals beging, war, daß er auch scherzen wollte, welches ihm, wenigstens in gedruckten Schriften, niemals geglückt ist.
      Daß übrigens einige rohe Schriftsteller und Nicht-Schriftsteller ihn im Allgemeinen für ein wenig roh erklärt haben, muß der Literaturhistoriker leider mit anführen; sonst ist es freilich am besten, sich an dergleichen Unziemlichkeiten nicht zu erinnern.”

Schöne Litteratur von Horn in der ONLINE-Bibliothek. 

 

1812

Heidelbergische Jahrbücher der Litteratur, Band 5.

“[S. 26] Münchhausens wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, herausg. von G.A. Bürger. 8. mit Kupf. Hamb., Vollm[er] 150 S. 1 fl.“

 

1812

Engel, Johann Jacob. Die Entführung. In: J.J. Engels sämmtliche Werke. Zehnter Band. Poetik. Zweyter Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 67] Eine aufmerksame Lesung dieses Stücks muß den Begriff, den wir von der Handlung gegeben haben, nicht bloß erläutern; sie muß ihn auch bestätigt haben. In dem Klopstockischen Gemählde des Selbstmörders, S 44 f. war es bloß der einzelne Seelenzustand, die einzelne That des Unglücklichen, die uns rührte, erschütterte: unsere ganze Empfindung war ein schreckenvolles Anschauen der Gegenwart; in der Bürgerischen Erzählung ist es weit weniger Anschauen der Gegenwart, als Erwartung der Zukunft, was uns beschäftigt: wir wünschen, hoffen, fürchten; wir haben von Anfang bis zu Ende eine unruhige Ahnung des Ausganges; kurz: wir werden, im genauesten Verstande des Worts, interessirt.

[S. 68] Da diese Art der Wirkung, dieses Hineintreiben der Seele in eine ungewisse, nur halb erhellte Zukunft, der pragmatischen Gattung so wesentlich ist, und durch keine andere Art von Wirkung ersetzt werden kann; so muß der Dichter, um das zu seyn, wofür er sich ausgibt, alles anwenden, was zur Erreichung oder Verstärkung derselben beyträgt. In der Bürgerischen Erzählung fanden wir sie in einem hohen Grade erreicht; aber auf welchen Wegen? durch was für Mittel?

[S. 89] Wer sich auf das sittliche Ideal des Menschen versteht, welches hier auszuführen nicht der Ort ist, der wird einsehen, daß in der That alle diese Fragen treffen, und die Antwort darauf wird wohl niemand erst fordern. Der Dichter gebe immer seinem Helden ein wenig mehr Reitzbarkeit, Leidenschaft, Hitze, als die wahre immer gleich gestimmte Weisheit erlaubt; er schränke seine Vollkommenheit durch Fehler und Schwachheiten ein, damit sie zur Schönheit werde, und wir sie fassen, anschauen, lieben können. Jene zu geistige, zu gränzenlose Vollkommenheit ist über unsere Sinne erhaben; sie ist das Werk einer tiefen Vernunft, und nur eine tiefe Vernunft kann sie fassen.

[S. 90] Kurz: die höchste dichterische Wirkung wird nie durch das Höchste in den Charakteren erreicht; beydes, zu viel Vollkommenheit und zu viel Unvollkommenheit, hebt die Lebhaftigkeit der Vorstellungen auf: jene, weil die Kraft, sie in einen lebhaften Gedanken zu fassen, fehlt; diese, weil noch außerdem der Wille, sie zu fassen, mangelt, wenn sie auch wirklich zu fassen wäre.

[S. 106] Es braucht wohl nicht erst Beweises: daß jeder pragmatische Dichter, in diesem Stücke, völlig wie der unserige verfahren; daß er die Charaktere nicht nur im Ganzen wahr und sich selber ähnlich erhalten, sondern auch bey dem vielseitigsten jede ihrer einzelnen Aeußerungen und Thätigkeiten dem Inbegriffe aller constituirenden Merkmahle gemäß machen; sie überall, er zeichne sie, von welcher Seite er wolle, so nüanciren, durch richtig angebrachte Schatten und Lichter ihnen die Ründung, die Solidität, das Körperliche geben muß, daß wir sie jedes Mahl ganz, nur freylich aus verschiedenen Gesichtspuncten, zu sehen glauben.

[S. 110] Allein die Rauhigkeit der Zeiten, in welche uns der Dichter hinein führt, erlaubt diese Stärke, diese Wildheit des Ausdrucks.

[S. 117] Ein besonderes Verdienst an der ganzen Dichtung unserer Romanze ist noch dieß: daß der Entwurf des Ritters, bey aller seiner Zweckmäßigkeit und Nothwendigkeit - denn es blieb ihm kein anderer zu machen übrig - noch um eine so gute Strecke vom Ziele entfernt ist. Dadurch wird eine Reihe von Situationen möglich, in welchen sich die Leidenschaften der Personen, unter sehr verschiedenen Verhältnissen und Umständen, mannigfaltig entwickeln. Einige dieser Umstände sind für die Leidenschaften vortheilhaft: sie geben ihnen freyen Spielraum, und führen sie an das Ziel, das sie wünschen. 

[S. 121] Die Auflösung in unserer Romanze ist abermahls in jeder der angegebenen Hinsichten untadelhaft, und besonders ist die Vorbereitung dazu vortrefflich.”

Die vollständige Analyse von Bürgers Entführung in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1812

Cullmann, J.A. Subscriptions-Anzeige. In: Heidelbergische Jahrbücher der Litteratur. Siebentes Heft. July.  Digitalisiert von Google.

“[S. 62] Subscriptions-Anzeige.
 Der Unterzeichnete hat Bürgers Ballade: Die Entführung, oder Ritter Karl von Eichenhorst, für Gesang und Pianoforte gesetzt. Kenner und Freunde der Tonkunst, welche Gelegenheit fanden, diese seine Lieblingsarbeit zu prüfen; fordern ihn auf, dieselbe dem größeren musikalischen Publikum vorzulegen. Er genügt dieser Aufforderung, indem er mit Bescheidenheit einer freundlichen Würdigung seines künstlerischen Bestrebens entgegen sieht. Das Werkchen wird 8 Bogen stark, in dem Simrokischen Musikverlag erscheinen. Der Subskriptionspreis beträgt 1 fl. 20 kr. und der Ladenpreis wird hernach beträchtlich erhöht werden.
 Frankfurt a.M. im Mai 1812.  J.A. Cullmann.
 Mohr und Zimmer nehmen Subskription an.”

 

1812

Conversations-Lexicon oder Hand-Wörterbuch für die gebildeten Stände [...].

“[S. 409] Denkt man sich nun den unglücklichen Dichter so im lebenslänglichen Kampf mit seinem widerwärtigen Schicksal, so muß man erstaunen über das, was er dessen ungeachtet als Dichter geworden ist. Er hat uns Lieder, Oden, Elegien, Balladen, erzählende Gedichte und Epigramme hinterlassen; in keiner dieser Arten behauptet er einen niedern Rang, in einigen hat ihn die Einstimmung der Nation seine Stelle unter den Ersten angewiesen. [...] Früher hatte man an ihm gepriesen, daß er allen Volksklassen genießbar sey, daß alles, mit dem sichersten Griff aus dem Mittelpunkt gehoben, alles, nicht blos gut, sondern einzig gedacht, empfunden und gesagt, der Ausdruck den Gedanken nicht angepaßt, sondern angeschaffen sey. Ganz im Gegentheil fand Schiller [...].

[S. 410] Wirklich war Bürger nie von dieser Schillerschen Idealität ausgegangen; seine leitenden Prinzipien waren ganz anderer Art, sie waren Popularität und Correktheit. [...] Von seinen Liedern im Volkstone gibt es einige, die nicht leicht zu sehr können gelobt werden. Sie sind eigenthümlich, ohne Bizarrerie und frei und leicht wie aus voller Brust gesungen. Bürger hat auch das Verdienst, das bei uns gänzlich vergessene und nach lächerlichen Vorurtheilen verachtete Sonett zuerst wieder zu Ehren gebracht zu haben.”

Der vollständige Lexicon-Eintrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK.

 

1812

P-. Bürger und Walther v. d. Vogelweide. In: Idunna und Hermode,, 5. December. Breslau. Digitalisiert von Google

“[S. 192] Wer kennt nicht Bürgers begeisterten Liebesgesang: ´O was in tausend Liebespracht die Holde, die ich meine, lacht!´
   Wem aber sollte es nicht interessant seyn, einen deutschen Liebesgesang, der fast 6oo Jahre älter ist, damit zu vergleichen? Mit ähnlicher Begeisterung singt Walther v. d. Vogelweide:
     Si wunder wol gemachet wib!
     Das mir noch werde ein Habedank!
     Ich setze ir minneklichen lib
     Vil hohe in minem werden sanc.
     Gerne ich allen dienen sol,
     Doch han ich mir dise us erkorn.
Wenn Bürger singt:
     Wer tuschte so mit Kunst und Fleiß
     Der holden Wange Roth und Weiß? -
     Er, der die sanfte Lieblichkeit
     Der jungen Mondelblüthe leiht -
sagt W. v.d. Vogelweide:
     Got hat ir wengel hohen Flis,
     Er streich so ture varwe dar,
     So reine rot, so reine wis,
     Da roeselroth, da lilien var;
     Ob ichs getar von sunden sagen,
     Ich sehe si iemer gerner an,
     Danne alle himmel. “

 

1812

Anonym. Wien. Concerte. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, 21. October. Digitalisiert von Google

“[Sp 708] Am 8ten wurde in dem Hofoperntheater zum Vortheile der hiesigen Handlungs- Kranken und Verpflegungs-Institute eine musikalische und declamatorische Academie gegeben. Die dabey vorkommenden Stücke waren: Ouverture von Hrn. Kapellm. Gyrowetz, aus dem Melodrama Mirina, Königin der Amazonen. Magdalis, Gedicht von Bürger, declamirt von dem pensionirten k. k. Hofschauspieler, Hrn. Lange.“

 

1812

Sauer. Allgemeine Uebersicht der auch den gemeinen Volksschulen unerlaßlichen Gegenstände des Unterrichts. In: Der Baierische Schulfreund. Zweites Bändchen. Erlangen. Digitalisiert von Google

“[S. 40] II. Auch die ästhetische Bildung hatten wir oben nicht ganz vergessen, wenn wir von der Schule verlangten, sie solle den Menschen in den Stand setzen, das Schöne zu fühlen. Es versteht sich von selbst, daß der Volksunterricht auf eine superfeine Ausbildung des ästhetischen Gefühles sich nicht ein lassen kann, und daß wir nicht verlangen, das Landvolk solle seinen Göthe, Bürger, Schiller mit sich in der Tasche tragen und auswendig lernen; aber ganz darf diese Seite der menschlichen Natur doch nicht vernachläßigt werden. “

 

1812

Peutlschmid, Wenzel. Denkblätter. Zur Belebung schöner Gefühle im weiblichen Herzen. Zweyter Theil. Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 208] Ganz geweiht der häuslichen Welt, innige Freundinn häuslicher Tugend umfließt dich Bescheidenheit wie ein Gewand, und strahlt aus jedem Blicke sie wie das freundliche Licht der Abendsterne. Sollten doch zuweilen die Vorurtheile der Kindheit ihre Macht äußern: so erquicke dich im Dufte des Blümchens Wunderhold.

  Auf steifem Hals ein Strotzerhaupt,
  Das über alle Höhn
  Weit, weit hinaus zu ragen glaubt,
  Läßt doch gewiß nicht schön.
  Wenn irgend nun ein Rang, wenn Gold
  Zu steif den Hals dir gab:
  So schmeidigt ihn mein Wunderhold,
  Und biegt dein Haupt herab. “

 

1812

Lafontaine, August Heinrich Julius. Blanka an Regina. In: Bürgersinn und Familienliebe, Erstes Bändchen, Halle. Digitalisiert von Google

“[S. 57] ´Ei, sieh da,´ rief er — ´die Mädchen wissen nach einer Minute von dem Manne mehr als wir in einem Jahre von Ihnen! Sie kennen mich. Nun auf Reisen muß alles ehrlich zugehen. Namen also gegen Namen.´
   ´Horrberg!´ sagte ich. — Nun spottete er über meinen Namen, und bewies mir, während er meine Sachen in den Wagen packte, daß ich die Wette verloren hätte; denn Sie haben den unbeweglichsten, starrsten Namen Horrberg, und bei mir gehts hopp! hopp! Nun sang er wieder eine Stanze aus ´Lenore fuhr ums Morgenroth.´”

 

1812

Genersich, Johann. Der Unwissende. In: Alfred, Erster Theil, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 14] Der Kenntnisse, welche den Menschen über das Thier erheben, glaubte er ohne Nachtheil entbehren zu können. Sollte er doch kein Schulfuchs und kein Gelehrter werden. Wozu denn mit den vielen, nach seiner Meinung unnützen Sachen, die in den Schulen gelehrt werden, sich den Kopf zerbrechen? Aber Moritz irrte sehr, und würdigte sich durch seine Denkart tief unter die Würde der menschlichen Natur herab. Der Mensch muß denken, sagt ein trefflicher Dichter, ohne Denken gleicht der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle. Und dieser ziemlich starke Vergleich paßte sehr wohl auf den unwissenden Moritz.”

 

1812

Schilling, Gustav  Die Opfer. In: Geschichten, Erster Theil, Dresden. Digitalisiert von Google

“[S. 91] Es leuchtet ja, kennbarer als bei tausend anderen, auf seiner Stirn und wird der Herrin noch zu Häupten wachsen, denn ein vollendeter Mann beherrscht uns ja, sobald er will. Als er Dir neulich, bei unserem Besuch auf dem Gute, das Körbchen mit dem Obste darbot, da schien mir ´Blandinen, der schönsten Prinzessin der Welt, Lenardo der schönste zum Diener bestellt´ und über Tafel gemahnte es mich, als sehe ´Eginhard mit trunknem Sinn, nach der süßen Emma hin´ - Sei immerhin ein Bischen auf Deiner Huth!
   Ich bin eine Fangenberg! sagte das Fräulein, von der Warnung geärgert.
   Blandine war eine Prinzessin, fuhr jene fort: - und Emma des größten Kaisers Tochter.”

 

1812

Anonym. Die deutschen Klassiker. In: Miszellen für die Neueste Weltkunde, 11. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 14] Auch eine andere Betrachtung noch muß hier Platz finden. Gesetzt, wir hätten in Rücksicht der Fülle, Neuheit und Fügung der Gedanken bis jetzt unerreichbare Dichter in ächtdeutscher Sprache: wieviel sind deren, welche zugleich mit dem Beifall des großen Haufens, der ohne Einsicht liebt, die Bewunderung des feinsten Kenners verbindet? Wessen Lieder tönen in aller Munde, wessen Sprüche in Hütten und Palästen? - Man hielt sonst das deutsche Volk für minder gebildet, empfänglich oder reizbar, als die südlichern Nachbarn. Allein daß es für Dichtungen vollendeterer Art hohe Empfänglichkeit hat, dafür zeugen Bürgers Lenore, viele Dichtungen Schillers, die der Kaufmann und Handwerker an den Ufern der Oder und Elbe so gut, als an den Ufern der Donau und des Rheins mit Entzücken spricht, ungeachtet sie weit entfernt sind, Volkslieder zu sein, von denen auch schlechtere wohl durch eine gefällige Sangweise große Verbreitung erhalten können. Es ist also doch gewiß, daß nicht Franzosen und Italiener allein, sondern auch Deutsche aus allen Ständen, Meisterwerke ihrer Dichter in Herz und Gedächtniß fassen können.”

 

1812

Höck, J. K. Sonderbare Todten-Denkmale. In: Zeitung für die elegante Welt, 4. April. Digitalisiert von Google 

“[Sp. 541] Sie, die den Bruder des Schlafs unter einem so freundlichen Bilde erscheinen ließen, haben gewiß auch die Denkmale ihrer Abgeschiedenen nicht durch Vorstellungen entweiht, an die sich düstere und grausenerregende Ideen anknüpfen konnten. Aber ganz anders ward dies in den finstern Zeiten des Mittelalters, wo Kultur und Geschmack von Stufe zu Stufe tiefer sanken. Der Genius mit der umgekehrten Fackel - welche Umwandlung erlitt er jetzt!
     Zum nackten Schädel ward sein Kopf,
     Sein Körper zum Gerippe,
     Mit Stundenglas und Hippe.
 Jetzt hielten auch die, welche Denkmäler aufstellten, nicht mehr für nöthig, Knochengerippe, wie Füger in einem seiner zu Klopstock's Messiade entworfenen Gemälde that, in ein Gewand zu verhüllen; offen nnd mit gräßlicher Treue stellten sie dieselben dem Auge dar.”

 

1813

Rezension Lenore, Ballade von G.A. Bürger, in Musik gestzt [... ] von W. Tomaschek. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. Digitalisiert von Google.

“[S. 674] Bürgers Lenore ist, wie alle Romanzen und Balladen, die nicht nur von solcher Länge, sondern auch (was allerdings noch mehr sagen will) so im Einzelnen ausgesponnen sind, und so vielerley in sich fassen - jeder musikalischen Behandlung sehr ungünstig, wo nicht ganz widerstrebend. Gleichwol hat sie, die Lenore, seit ihrer Entstehung, gar manche brave Componisten beschäftigt; und es ist nicht uninteressant, an ihren Arbeiten, theils die Wendungen, wie sie des (für sie) herben Stoffs haben Meister werden wollen, theils die Einflüsse des Zeitgeschmacks - besonders das immer weiter um sich Greifen der Musik gegen die Ansprüche des Gedichts, u. dergl. m. zu beobachten.”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1813

Hadermann, Karl. Das Universitäts-Leben. In: Rheinisches Archiv für Geschichte und Litteratur. Zwölfter Band. Wiesbaden. Digitalisiert von Google

“ [S. 19] Diesen Vater - von dem ich gerne recht viel erzählen möchte - verlor ich in meinem 15ten Jahre; aber doch habe ich keinem Lehrer so viel als ihm zu danken. Ich könnte mit Bürger von ihm sagen:
 ´Was ich bin und was ich habe,
  Gab der Mann in diesem Grabe,
  Alles dank ich dir, du guter Mann!´“

 

1813

Ashe, Thomas.  Prinzessin Caroline. In Briefen an ihre Tochter, die Prinzessin Charlotte. Aus dem Englischen. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 9] Bei der Bildnerei aus Thon schlug sie einen ganz eigenen Weg ein. Statt, wie gewöhnlich erst lange nach Mustern zu arbeiten, ließ sie sich bloß den Gebrauch der Werkzeuge und die nöthigen Handgriffe zeigen; dann faßte ihre Einbildungskraft aus einzelnen Zügen eines Gedichts das Bild einer erdichteten Person auf, und sie fing gleich damit an, dieses, ohne Vorbild, aus ihrem Kopfe darzustellen. Der erste Versuch war Leonore aus Bürgers Ballade; ihr zweiter ein ehrwürdiger Kopf eines alten Lords, und der dritte der Kopf ihrer Tochter, der Kronprinzessin von England. “

 

1813

Büschenthal, L. M. Serena. Eine Erzählung. In: Rheinisches Archiv für Geschichte und Litteratur, Wiesbaden. Digitalisiert von Google

“[S. 122] Einst kehrte der Marchese di Romano, ein benachbarter Edelmann, der mit dem Gutsherrn im nahen Forste gejagt, und durch Zufall sich von demselben entfernt hatte, bei dem Pächter ein, um sich mit einem Trunke Milch zu erfrischen. Dieser unbedeutende Zufall hatte - wie oft in der Welt -die bedeutendsten Folgen. Der Marchese sah und entbrannte für Rosa; ihr -
   ´Ihr lacht' in die Augen das stattliche Schloß,
   Ihr lacht' in das Herzchen der Junker zu Roß,
   Im funkelnden Jägergeschmeide;´
und - wer kennt nicht Bürgers Ballade von der unglücklichen Pfarrers-Tochter von Taubenhain?
Doch die Wendung, welche die Geschichte nahm, war verschieden. Jene Rosette brachte ihr Kind, und durch dasselbe auch sich ums Leben; diese wurde zwar auch von ihrem Vater mißhandelt und verstoßen, hatte aber sich und ihr Kind zu lieb, um beider Leben, mir nichts dir nichts, in den Wind zu schlagen. “

 

1813

S-dt-r. Ueber Deklamation. In: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, 25. September, München. Digitalisiert von Google

“[Sp. 613] Aber wozu, wird man mir einwenden, soll es überhaupt, daß man Gedichte deklamiret? Warum nannten sich die Dichter von jeher auch Sänger? Und was sind ihre Gedichte meistens denn anders, als nur Gesänge? Nicht das Lied allein ist Gesang, sondern auch die Ode, und das epische Gedicht besteht ja nur aus lauter Gesängen, so auch die Idylle! Warum singt man nicht lieber Romanzen und Balladen, statt sie zu deklamiren?
    Dieser Vorwurf ist von einer Seite gerecht: man wird dasselbe deutlich genug fühlen, wenn man z. B. einmal eine Romanze von Bürger hat mit Begleitung des Claviers oder der Guitarre singen und nachher erst von einem Deklamator hat vortragen gehört.“

 

1813

Anonym. Rez. Spiele des Witzes. [...] Heidelberg 1813. In: Der Nachläufer zum Schweizerboten No. 48. (Am 2 Dezember 1813) Aarau. Digitalisiert von Google

“[o. S.]
Der Herausgeber sagt in seiner Vorrede: Es fehlt nicht an Sammlungen für Aufheiterung, aber sie beschränken sich meist arg lustige Anekdoten, Charaden, witzige und unwitzige Einfälle, und sind wenig gemacht, den gebildeten Leser anzusprechen. Es schien darum dem Herausgeber der gegenwärtigen Blumenlese nicht unverdienstlich, aus unsern bessern Dichtern eine Auswahl scherzhafter Gedichte zu veranstalten, die in dieser Zusammenstellung sowohl zum Vorlesen in gesellschaftlichen Zirkeln, als zur Erholung in einsamen geschäftfreien Stunden sich trefflich eignen. Diese Anthologie will demnach keine höhere Ansprüche machen; geistreiche Unterhaltung ist ihr einziger Zweck, und der Herausgeber glaubt, denselben nie aus den Augen verlohren zu haben. Es war ihm strenges Gesetz, überall den guten Geschmack zu ehren, und er wird für seine kleine Mühe hinreichend belohnt sein, wenn der Leser in diesem freundlichen Garten einige Blumen findet, die er unter die Dornen des Lebens winden mag.
   Folgendes ist der Innhalt, aus welchem man sich überzeugen wird, daß es nach den Namen der geistreichen Verfasser beurtheilt, keiner weitern Empfehlung bedarf.
    Baggesen: Ja und Nein.
    Buri. Der Schäfer und der Matrose.
    Bürger. Der Kaiser und der Abt. Die Entfiihrung der Europa. Der kluge Held. Das Lied von der Treue.
          Veit Ehrenwort. Hummel-Lied. Frau Schnips. Der wohlgesinnte Liebhaber.
    [...] “

 

1813

Schell, Carl. Die Schulfrüchte. In: Kinder-Komödien. Landsberg. Digitalisiert von Google

“[S. 34, II. Auftritt. Lise, allein.]
Nro. 7. A riette.
  Hurre, hurre, hurre!
      Schnurre, Rädchen, schnurre! (rept.)
  Trille, trille lang, und fein,
      Trille mir ein Fädelein
  Wohl zum Busenschleyer! -
2. Hurre, hurre, hurre!
      Schnurre Rädchen, schnurre! (rept.)
  Inn', und aussen blank, und rein
      Muß das Herz des Mädchens seyn,
  D'rum Gespinnst sey klar!
3. Hurre, hurre, hurre!
      Schnurre Rädchen, schnurre! (rept.)
  Webe, webe zart und fein,
      Webe mir ein Schleyerlein,
  Wohl zur Kirchweihfeyer!
4. Hurre, hurre, hurre!
      Schnurre Rädchen, schnurre! (rept.)
  Inn', und aussen blank, und rein,
      Fleißig, fromm, und sittsam seyn,
  Das ist Sitte Baierns! “

 

1813

Anonym. Bürger. In: Kleineres Conversations-Lexikon oder Hülfswörterbuch für diejenigen [...] Erster Theil, Leipzig. Digitalisiert von Google
 
“[S. 72] Gottfr. Aug. Bürger, dieser so allgemein beliebte deutsche Volksdichter, geb. 1748 zu Wolmerswende im Halberstädtischen, Anfangs wegen Langsamkeit seines Geistes nichts bedeutendes versprechend, studirte zu Halle seit 1764, kam dann 1768 nach Göttingen, wo er zur Jurisprudenz überging, aber bald in schlechte Hände und - in Schulden gerieth, obgleich auf der andern Seite ein Boje, Hölty, Voß, die Stollberge u. m. ihm als Freunde zur Seite standen. Durch Bojes Vermittelung erhielt er endlich 1772 eine Justiz-Beamtenstelle zu Altengleichen, die aber seinem Geiste eben so wenig zusagte, als seine ökonomischen Umstände, auch durch mancherlei Unglücksfälle für ihn immer mißlicher wurden. Seine Verheirathung (1774) führte ein sonderbares Verständniß mit seiner Schwägerin, gegen welche er die glühendste Leidenschaft fühlte, zugleich aber mannigfaltige Verunglimpfungen und Kummer für ihn herbei. Von einem falschen Freunde der Veruntrauung angeklagt, legte er, obgleich gerechtfertiget, sein Amt 1784 nieder, zog nach Göttingen und heirathete, nach dem Tode seiner Gattin, jene jüngere Schwester derselben (1785), die er aber bald durch den Tod verlor. Zum Professor 1789 ernannt, trug ihm unerwartet ein fremdes Mädchen aus Schwaben in einem Gedichte ihre Hand an; sie (die nachher als Dichterin und Schauspielerin bekannt gewordene Mad. Elise Bürger) ward seine Gattin. Doch schon 1792 wurde diese Ehe wieder gerichtlich getrennt, die vielleicht zu seinem 1794 schon erfolgten Tode beitrug. In seinen Balladen - wer kennt nicht Leonore - behauptet er den ersten Rang unter Deutschlands Dichtern.”

 

1814

Briefe des neu angekommenen Eipeldauers an seinen Herrn Vettern in Kakran. Jahrgang 1814. Erstes Heft.  Digitalisiert von Google.

“[S. 53] In Danzig steht ein Rapp der ziemlich rappelköpfisch war, und lang g´nug g´bissen und g´schlagen hat. - Jetzt aber haben's ihm den Futtersack höher g´hängt, so ist er ganz rasig worden, und da passen ganz die Vers auf ihm, die mir der junge noble Herr gestern aus ein´ n der berühmtesten deutschen Dichter vorglesen hat.
"Rapp Rapp mich deucht der Hahn schon ruft,
 Bald wird der Sand verrinnen;
 Rapp Rapp ich witt´re Morgenluft,
 Rapp tumle dich von hinnen.   (Aha das ist aus´n Bürger seiner Lenore)
 Denn richtig hat sich der Rapp aus Danzig forttummelt.”

 

1814

Der Sprach-Gerichtshof; oder, Die französische und deutsche Sprache in Deutschland vor dem Richterstuhl der Denker und Gelehrten.

“[S. 54] G.A. Bürger. (Anweisung zur deutschen Sprache uud Schreibart.)
 In der ganzen Literaturgeschichte ist kein aufgeklärtes schreibendes Volk bekannt, welches im Ganzen so schlecht mit seiner Sprache umgegangen, so nachläßig, so unbekümmert um Richtigkeit, Reinheit und Schönheit, ja welches so liederlich geschrieben hätte, als bisher unser deutsches Volk.“

 

1814

Stigler, J. E. A. Empfindung bey Lesung des Briefwechsels zwischen Bürger und Boie, über die Lenore. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 16. July. Tübingen.  Digitalisiert von Google

“  (Burscheid, bey Aachen, 1812.)
O wie beneid´ ich deine Schöne,
Du Zeit, voll Dichterruhm und Glauz;
 Und euer selig Loos, ihr Söhne
Der Musen und des Vaterlands!
Euch flocht, vereinigt, die Kamöne,
Den neidenswerthsten Lorberkranz,
Von Blut und Thränen nicht begossen,
Und keinem Leichenfeld entsprossen.

Da hielt vereinte Kraft den Zügel
Und bändigte den Pegasus;
Da hob er willig seine Flügel
Für treuer Freundschaft Genius,
Uud trug euch über Sonnenhügel
Zu aller Schönheit Vollgenuß,
Auf neuentdeckte Sonnenbahnen,
Die keine Himmelsspäher ahnen.

Und auf der wundervollen Reise
Ward Viel vernommen und erschaut,
Was selten die Natur und leise
Nur ihren Lieblingen vertraut:
Des Herzens tief verborg´ne Gleise,
Und der geheimsten Seufzer Laut,
Uud der Verzweiflung grauses Wüthen,
Wenn wilde Leidenschaften glühten .

Da sahet ihr, wie einst Lenore
Der Liebe Sehnsucht unterlag;
Wie in des Wahnsinns dichtem Flore
Kein Lichtstrahl sie erreichen mag;
Und hörtet an dem Kirchhof-Thore
Den grausenvollen Geisterschlag;
Und wie aus Höhen und aus Tiefen
Des Jammers Klagestimmen riefen.

Dann horchte ob der Schauermähre
Der Jüngling' und der Mädchen Schaar;
Dann rollte manche milde Zähre
Herab, aus schöner Augen Paar;
Sie war des Sängers Lohn und Ehre
Wie sie der Menschheit heilig war.
Doch nun erpressen andre Thränen
Des wahren Elends Trauer-Scenen.

Verschwunden ist die Zeit der Rosen,
Der Musen und der Menschheit Glück,
Wir hören nur des Krieges Tosen;
Verarmter Völker Mißgeschick,
Das Machtgebot der mitleidlosen
Und unheilvollen Politik,
Und das Geleier von Karfunkeln,
Die, statt zu leuchten, nur verdunkeln.

Und weilen traurend bey Zypressen,
Ach! ungeliebt und unbekannt;
Von unsern Brüdern selbst vergessen,
Getrennt vom deutschen Vaterland.
Wer lehrt die steile Bahn uns messen?
Wer reicht zum Steigen uns die Hand,
Wo keine Theilnahm' uns begeistert,
Nur hier und da ein Krittler meistert.

Doch lieben wir der holden Musen
Gesetzern Ernst und heitern Scherz,
Und wahren sorgsam in dem Busen
Das Mitgefühl für Lust und Schmerz;
Der Zeit zum Trotz die, gleich Medusen,
Erstarren macht der Menschen Herz;
Des Mitleids milde Regung höhnet,
Und nur der armen Ichheit fröhnet.

O, wie beneid ich deine Schöne,
Du Zeit voll Dichterruhm und Glanz,
Und euer selig Loos, ihr Söhne
Der Musen und des Vaterlands!
Euch flocht, vereinigt, die Kamone
Den neidenswerthsten Lorberkranz,
Der, ohne Jenseits euch zu drücken.
Auf ewig euer Haupt wird schmücken.
           J. E. A. Stigler “

 

1814

Collin, Heinrich Joseph von. Erstes Buch. In: Sämmtliche Werke, Sechster Band. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 274] Bürgern aber schätzte er über alle, und konnte ihn nicht oft genug lesen und wieder lesen. Seine Leonore ins besondere hatte auf ihn einen so tiefen Eindruck gemacht, daß er dieß Gedicht vom Anfange bis zum Ende auswendig konnte. Einst führte er seinen Bruder in der Abenddämmerung plötzlich die Stiege hinauf in ein kleines Vorgemach, und hieß ihn, der nicht wußte, was mit ihm vorgehen sollte, sich in einen Winkel stellen. Er fing an, Leonoren zu declamiren; sein Bruder, der von Gedichten wenig wußte, anfangs befremdet, dann unwiderstehlich zum Erzähler hingezogen, endlich von bangem Schauder erfüllt, getraute sich am Ende des Gedichts in der Dunkelheit nicht mehr um sich zu schauen, und hatte die Macht der Poesie und eines begeisterten Vortrags hier zuerst, und zu seiner unauslöschlichen Erinnerung mächtig genug, gefühlt und erfahren. Was die Declamation der Leonore in Collins Munde besonders furchtbar machte, war gerade die Einfachheit, das Pomplose, Ungezwungene des Vortrags, während welchem die Schrecken der Erzählung den Erzähler gleichsam unwillkürlich überwältigten, und von ihm auf die Zuhörer ausströmten. Daß er sich hierbey nicht etwa seinem natürlichen Instincte blindlings hingegeben, sondern mit wahrhaft philosophischer
Gründlichkeit sein Verfahren bestimmte, und sich darüber in jeder Hinsicht Rechenschaft zu geben wußte, beweiset die im fünften Bande seiner Werke befindliche Abhandlung über Declamation und die Declamation der Leonore, eine mit solcher Sachkenntniß tief eindringende Zergliederung des Gedichts, daß sie nicht allein dessen Verständniß selbst befördert, sondern dadurch über die Declamation überhaupt viele bis dahin mangelnde Aufschlüsse gibt.“

 

1814

Voß, Julius von. Gideons und Raphielens Künstler-Leben und Schicksale. In: Kleine Romane. Achter Band. Zweiter Theil. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 247] Ferner hatte er einem Deklamatorium der Madam Elise Bürger, Wittib des Poeten, beigewohnt. Sie sprach das Gedicht ihres seligen Mannes, von dem schon einmal in diesem Büchlein geredet wurde, vom Kaiser und Abt. Aber, statt zu sagen:
   So laß ich Euch führen zu Esel durchs Land,
   Verkehrt, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand,
verbesserte Madame Bürger aus ästhetischem Feinsinn das Original so:
   Verkehrt, statt des Zaumes den Schweif in der Hand.
Da konnte also Gideon entnehmen, wie man angemessen handelt, die in einer oder der anderen Poesie gefundenen Härten auszumärzen.

[S. 263] Nun kam Bürgers Leonore an die Reihe. Gideon hatte eine begleitende Musik dazu gesetzt, die im Anfang schwieg, aber bei den Worten:
   Lenore fuhr ums Morgenroth
   Empor aus schweren Träumen,
mit einem heftigen Paukenschlag und Akkord einfiel. Das ganze Auditorium fuhr zusammen, Strickstrümpfe und Tabackspfeifen sanken zur Erde. Ein Triumph für den Komponisten.
   Nach den Worten:
     Der König und die Kaiserin,
     Des langen Haders müde,
     Erweichten ihren harten Sinn,
     Und machten endlich Friede.
brach Vater Nikolas laut seufzend aus: Wollte Gott, es wäre sieben Jahre früher geschehn. Stille, mein Freund, rief der Bürgermeister.
   Auf das
      und jedes Heer mit Sing und Sang,
      Mit Pauken und mit Trommelklang,
      Geschmückt mit grünen Reisern,
      Zog heim nach seinen Häusern.
hatte Gideon nicht allein die bezeichneten Instrumente angewendet, sondern auch die Trommel den preußischen Marsch schlagen, und eine Pfeife die österreichische Grenadiermelodie tönen lassen. Das that Effekt, und man sieht hieraus, wie er als Tondichter, so gut wie ein Reichard oder Weber, die Gemüther am Kragen packen konnte.
   Vater Nikolas blieb wieder nicht ruhig. Ach Gott, sagte er, ich weiß es noch, als wenns heute wäre. Zu den betenden Zeilen der Lenore gab es kirchenmelodische Sätze. Alle Frauen falteten andächtig die Hände.
    Als es späterhin Gideon rührend machte, flogen die Schnupftücher der jungen Mädchen im Nu heraus, und es rollten Thränen, wie nur je in den Hussiten vor Naumburg. Ein Triumph für Dichter und Deklamator.
   Wie die Rede auf Galgen und Rad kam, zitterte alles. Viele wären hinausgelaufen, wenn sie vor dem Gedränge es.vermocht hätten.
   Endlich da Wilhelms Koller abfällt, und ein Gerippe da ist, ließ Gideon seine Haarsträubemaschine wirken. Unvermerkt zog er den Faden, und, nach Schakespear, standen sie wie die Stacheln des ergrimmten Igels empor. Jesus, Joseph Maria! kreischten die Damen auf. Die Bürgermeisterin und die älteste Kaufmannstochter lagen richtig in Ohnmacht.
   Ueber das ihnen Beispringen und Wasserschaffen, unterblieb aller Applaus, indessen mußte das Gideon um so mehr schmeicheln, weil man auch hier den Künstler recht lobte, da man über sein Werk sein Lob vergaß.
    Im Hintergrunde schnaubte man sich, zog kleine Flaschen aus den Röcken, trank einmal, bot auch den Bürgerfrauen davon, die es annahmen, und urtheilte dann über die Lenore. Eine Tuchmacherin meinte: es sey doch ein Luder gewesen, weil sie sich an einen Soldaten gehängt hätte. Was, rief ein ehmaliger Kanonier, sind denn Soldaten keine ehrliche Leute? Ein Glaser trat berichtigend ein. Einen Soldaten möchte sie zum Liebsten gehabt haben, sagte er, aber es war ja ein gottloses Stück Fleisch, ergab sich dem Teufel. Schade, fiel die Glaserin ein, war doch sonst fleißig beim Spinnrad, und der Spindel. Das hat Sie nicht verstanden, liebe Frau Meisterin, unterrichtete sie der Consul dirigens, sich nach hinten wendend, es ist das Rad am Galgen gemeint.
    Pfui Teufel, hu hu, Gott sey bei uns, murmelte es im Hintergrund.“

 

1814

Gerber, Ernst Ludwig. Wenzel Johann Tomaschek . In: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler.
Vierter Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 366] Im J. 1799 vollendete er das Studium der Rechte auf der Universität zu Prag, und wollte, nach dem Wunsche seines ältern Bruders, sich ganz der Rechtsgelehrsamkeit widmen, als ihn ein glücklicher Zufall davon abzog und ihn ganz der Tonkunst erhielt. Seine eben um diese Zeit erschienene Komposition zu Bürgers Leonore hatte seinen Schüler im Klavierspielen, Hrn. Grafen Georg Bouquoy, so ergriffen, daß er ihn als Kompositeur in sein Haus nahm, und durch einen anständigen Lebensunterhalt in den Stand setzte, von nun an seiner Kunst ungestört zu leben.

 

1814

Fn. Rez. Heinrich E. v. Collins sämtliche Werke. In: Heidelbergische Jahrbücher der Litteratur, No. 55. Digitalisiert von Google

“[S. 878] Läßt sich das Gottesgeschenk erzwingen? Gibt es nicht Tage, in denen wir uns ganz Gotterfüllt fühlen, und andere, wo uns nur ein schwächerer Strahl erleuchtet? und andere, wo wir vielleicht in gänzlicher Dämmerung wandeln? Möge sich immerhin unser Hochmuth sträuben, diese Wahrheit anzuerkennen, es ist dennoch so, und die ganze Geschichte, so wie die einzelne der Dichter, die immer eine wahre Menschengeschichte ist, lehrt es uns also. Schrieb nicht Göthe den Götz und den Clavigo? Schiller den Ritter Toggenburg und die gelehrte Frau? Bürger ´Als Molly sich losreißen wollte´ und Frau Schnipps? und kann denn nicht auch Collin einen ´Max auf der Martinswand´ schreiben und das Verfehlte, was wir bezeichnet haben? “

 

1814

Matthisson, Friedrich von. Sämmtliche Werke. Zweyter Band. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 168] Blümchen Wunderhold.
Oft auf dem Gipfel des Pindus gedieh schon das
                  magische Blümchen
Wunderhold, seltner am Hang, niemahls am
                  Fuße des Bergs. “

 

1814

Anonym. Musik. In: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, 2. April  München. Digitalisiert von Google

“[S. 207] Hierauf deklamirte Hr. Pikoty Bürgers Pfarrerstochter von Taubenhayn mit einem Ausdruck des Gefühls und der Leidenschaften, daß wir bedauern, so herrliche Anlagen für die theatralische Kunst nicht an ihrem Orte zu finden. “

 

1814

Anonymer Aargauer. Noch eine zwar nur sehr kurze, doch aber auf Wahrheit gegründete Beleuchtung [...] [o. O.]  Digitalisiert von Google

“[S. 7] Sie kriechen freylich gerne, und sind des Kriechens lange schon gewohnt; man darf ja nur Ihre unter Napoleons Oberherrschaft geschriebenen Blätter lesen, und nach Ihrem eigenen Rath bey'm Lesen auch denken, so wird man, ohne eben auf Ihre frühere Geschichte zurückgehen zu müssen, ohne Mühe Ihren Charakter zu würdigen wissen. Fahren Sie also immerhin fort zu schimpfen und zu verunglimpfen, es bleibt ewige Wahrheit ´daß es die schlechten Früchte nicht sind, an denen die Wespen zu nagen pflegen!´ - fahren Sie fort, mit Vergeldstagten, Verschuldeten, Heuchlern u.s.w. um sich zu werfen; es giebt noch weit verächtlichere Benennungen, mit denen Sie wohl um sich zu werfen nicht wagen werden.  “

 

1814

Ersch, Johann Samuel (Hg.). Liederheft. In: Literatur der schönen Künste seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts [...] Amsterdam und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 398] 3281 a). J. Gli. Ulrich's Gesänge am Clavier, od. Auswahl ein. Lieder d. besten neuern Dichter: Voss, Stollberg, Ramler, Bürger u. a. mit Melodieen. Lpz., Breitkopf. 792. qu. fol. (12 gr.) “

 

1814

Liebel, Ignaz. An Herrn Joseph v. W**cker. In: Gedichte, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 358] [...]
   Diess alles wünscht' ich, Freund, von dir genau zu hören.
   Ich wollte dann in Reime, dir zu Ehren,
   Gönnt Phöbus seinen Beystand mir,
   Nach Bürgers trefflicher Manier
   Das ganze Abenteuer bringen,
   Und dir ein Lied davon (man nennt's Romanze) singen. 
       [...]”

 

1814

Anonym. Barbarei der deutschen Literatur (Aus den ungedruckten Memoiren des Freiherrn von S-a,). In: Minerva, Erster Band. Digitalisiert von Google

"[S. 219] An der frischen darstellenden Kraft und dem glücklichen Griff in die Sinnenwelt wird Göthe (ich erwähne nicht, daß sein König in Thule und die originellen Oden, Harzreise im Winter, Prometheus, Ganymed, in welchen die erweiternde moderne Ansicht antik gefühlt ist, gleichfalls in meinem Kodex stehe) von dem ungleich beschränktern, doch eben so echt poetischen Talent Bürgers erreicht. Die Ballade dieses Dichters, Lied von der Treue, hat einen überaus darstellenden Versbau, eine kerngesunde Sprache, die ohne Fehl ist, und bei aller Lebendigkeit in Ausführung eines vortrefflichen Planes, eine so vollendete Begrenzung durch einen reinen und festen Geschmack, daß man sich freuet, in ihr die letzte eigenthümliche Romanze Bürgers zu sehn. Zu früh aufgerieben von Kümmernissen des Lebens, ist er doch nicht früher aus demselben geschieden, als bis er sich in seiner eigentlichen Bestimmung, der des Balladendichters, vollendet hatte.
   Von Schillers Romanzen habe ich keine in den Kodex aufgenommen; denn wie stark und malerisch ihr Ausdruck seyn mag, so fehlt doch in ihnen der Romanzenton, oder wird wenigstens von der Malerei und dem Gewicht der Gedanken unterdrückt gehalten. Bei seinem Ritter Toggenburg ist dieses zwar nicht der Fall; doch wird er zu sehr zum Liede, und ermangelt ganz des Epischen, was der Romanze nie völlig entstehen darf."

 

1814

Anonym. Miscellen. In: Jurende's vaterländischer Pilger in dem Kaiserstaate Oesterreichs [...] auf das Jahr 1814. Digitalisiert von Google

“[S. 141] Bedeutungen von 146 verschiedenen Tauf-Namen
  [...]
Marie, streitbarer Held. Der Name Marie wird in manchen Gegenden auf vielfache Art verkürzt,
     als Marga, Mieke, Mrieke, Mätke, Mätje, Meigela,
     Mila, Midel etc. Die Engländer verkürzen ihn in
     Mall oder Moll, auch Pall und Poll, daher
     Molly, Polly. (Erinnerung an Bürgers Molly.)”

 

1815

Campe, Joachim Heinrich. Ein Ungenannter. In: Kleine Kinderbibliothek, Band 2  Digitalisiert von Google.

“[S. 101] "Für Geld," sprach er, "habe ich mein Leben nicht gewagt; hier ist eine unglückliche Familie, die jetzt Habe und Gut verloren hat: ihr geben Sie, was Sie für mich bestimmt hatten." Mit diesen Worten kehrte er sich um, und verlor sich unter der Menge.
     Sein Name ist nicht bekannt geworden, aber im Himmel steht er angeschrieben. - Der Volksdichter Bürger hat diesen merkwürdigen Vorgang im folgenden schönen Liede kräftig besungen: Das Lied vom braven Manne.[...]”

 

1815

Germaine de Staël-Holstein, Anne Louise. Von der deutschen Poesie. In: Deutschland Erster Band. Erste Abtheilung.   Digitalisiert von Google

“[S. 260] Bürger ist unter allen Deutschen derjenige, der diese Ader des Aberglaubens, welche so tief in das menschliche Herz hinabreicht, am besten zu benutzen gewußt hat. Daher sind auch seine Romanzen in Deutschland von jedermann gekannt. Die berühmteste unter allen, Lenore, ist, soviel ich weiß, noch nicht ins Französische übersetzt, wenigstens würde es sehr schwer seyn, alle ihre Einzelnheiten durch unsere Prosa oder unsere Verse wiederzugeben.

[S. 262] Ich schmeichle mir gewiß nicht, durch diesen Auszug das außerordentliche Verdienst dieser Romanze dargestellt zu haben: alle Bilder, alle Eindrücke der Schreckenstöne, sind in Bezug auf die Gemüthslage auf eine wunderbare Weise durch die Poesie ausgedrückt: Sylben, Reime, die ganze Kunst mit Worten und mit ihrem Schall zu malen, sind aufgewandt um Schauder zu erregen. Die Schnelligkeit der Hufschläge erscheint feierlicher und dumpfer, als selbst die Langsamkeit eines Trauermarsches. Die Gewalt, womit der Reiter seinen Lauf beschleuniget, dieser Uebermuth des Todes, verursachen eine nicht auszudrückende Angst, und man glaubt sich selbst von dem Phantom ergriffen, wie die Bejammernswürdige, die er mit sich in den Abgrund zieht.

[S. 264] Das wahrhaft Schöne in diesem Bürgerschen Gedichte [Der wilde Jäger] ist das Gemälde des heftigen Willens des Jägers, der erst unschuldig war, wie alle Gemüthskräfte, aber immer tiefer sinkt, so oft er seinem Gewissen Widerstand leistet und seinen Leidenschaften folgt. Zuerst treibt ihn nur der Rausch der Kraft; von da geht er zum Verbrechen über, und nun kann die Erde ihn nicht ferner tragen. Die guten und bösen Triebe im Menschen sind durch die weißen und schwarzen Ritter sehr gut characterisirt, und die immer in gleichen Ausdrücken wiederkehrende Abmahnung des weißen Ritters vortrefflich gefaßt. Die Alten und die Dichter des Mittelalters verstanden sich vollkommen auf das Furchtbare, das, unter gewissen Umständen, die Wiederholung der nämlichen Worte mit sich führt; es ist, als ob dadurch das Gefühl der unbeugsamen Nothwendigkeit erweckt würde. Schatten, Orakel, alle übernatürliche Mächte, müssen eintönig reden; was unwandelbar ist, ist einförmig, und bei gewissen Dichtungen liegt eine große Kunst darin, durch Worte die feierliche Stetigkeit nachzuahmen, wie sie die Einbildungskraft sich in dem Reich der Finsternisse und des Todes mahlt.
    Noch läßt sich von Bürger eine gewisse Vertraulichkeit im Ausdruck bemerken, die der Würde der Poesie keinen Eintrag thut und ihre Wirkung ausgezeichnet vermehrt. Wenn man uns den Schrekken oder die Bewunderung näher bringt, ohne eine oder die andere zu schwächen, so werden diese Gefühle nothwendigerweise viel stärker; in der Malerei vermischt man auf diese Weise das, was wir täglich sehen, mit dem, was wir nie erblicken, und das, was wir kennen, flößt uns Glauben ein an das, was wir anstaunen. ”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1815

Anonym. Recension Drey Lieder von Göthe mit Begl. d. Pianof. [...] componirt von C. Moltke. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. No. 20  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 344] Dies zusammengenommen würde beyden Werkchen schon ziemlich zahlreiche Freunde, und noch mehr Freundinnen werben, wenn sie auch nicht durch einen besondern Vorzug sich auszeichneten, der jedoch sehr hervorzuheben ist, und ihnen wieder mehr Freunde, als Freundinnen, verschaffen wird - durch den nämlich, dass man verschiedene, und ganz allerliebste Lieder und Liederchen von Göthe hier findet, die sonst noch nicht öffentlich erschienen sind; wie in No. 1. der freiwillige Krieger, und die noch anziehendere Antwort Molly´s auf Bürgers bekanntes: Ach könnt´ ich Molly kaufen; [...].”

 

1815

Rudolphi, Caroline. Drei und dreißigster Brief. In: Gemälde weiblicher Erziehung. Erster Theil. Heidelberg. Digitalisiert von Google

“[S. 287] Zur nächsten Stunde hat Mathilde den Perlenkranz von Pfeffel zur Aufgabe. Clärchen hat Hölty's Elegie auf ein Landmädchen gewählt, Ida Bürger´s Blümchen Wunderhold. Erklärt wird ihnen von den gewählten oder aufgegebenen Stücken nie alles unverstanden. Mehrere dunkele Stellen werden ihnen zum eigenen Nachsinnen so dunkel überlassen. “

 

1815

Cramer, Carl Gottlob. Der Minister und der Leib-Schneider. Zweiter Theil. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 45] Ja wenn immer alles so wär, wie man sich´s denkt, oder wie es seyn sollte, o dann wär das Leben eine wahre Lust - ein wahres Spiel! wenigstens ein Schatten-Spiel, und das ein recht schönes, amüsantes Schatten-Spiel an der Wand! aber da nun das einmal nicht immer so, sondern fast gewöhnlich ganz anders ist - je nun, so muß man laviren, pliiren usw. kurz, sich darauf einzurichten suchen, so gut es gehn will; und wer das am besten kann, sey er König oder Bettler, Minister oder Schreiber - der ist Meister! ist Herr über viel und vieles; ja fast möcht´ ich sagen: Herr seines Schicksals! Auch möcht´ es wohl nicht eben gar so weit von der Wahrheit abwärts, das heißt, auf deutsch: gelogen seyn; und der selige Bürger hat sehr wahr gesungen:
 Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht,
 Hat sicher aus Heckerling Gold schon gemacht. “

 

1815

Durst, Benedikt A. Romanze oder Ballade. In: Kurzer Leitfaden zur teutschen Sprachkunde. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 174] Sie ist eine Epopöe nach verjüngtem Maasstabe, in welchem sich in dem treuherzigen Tone der alten Vorzeit die Kraft des Ritterthums, der Religion, der Zauberei und Liebe in bunten Mischungen ausspricht. Am gelungensten bewährt sich Bürgers Eichenhorst und Leonore, und in den neuern Zeiten gaben Göthe, Schiller und Schlegel unter dem Hauche der griechischen Kunst und Mythologie der Ballade einen ganz neuen Character. “

 

1815

Anonym. Ein Wort an meine nordisch-deutschen Mitbürger. In: Johannes Falk´s Kriegsbüchlein. Weimar. Digitalisiert von Google

“[S. 226] Denn was ihr auch dafür und dawider sagen möget, so ist und bleibt es doch ein höchst unnatürlicher Zustand, daß eine große und kräftig gebildete Nation, sich ihre Vertheidiger vom Don und den Uralischen Gebirgen kommen läßt, während die eignen Männer, aus ihrer Mitte, ruhig da sitzen, die Hände in den Schooß legen, oder höchstens Anstalt machen, die Thaten aufzuzeichnen, die Bürger andrer und entfernter Himmelsstriche für sie ausüben sollen.
    ´Wer nicht für Freiheit sterben kann,
    Der ist der Peitsche werth;
    Ihn peitsche Pfaff´ und Edelmann
    An seinem eignen Heerd.´
                    Bürger 


[S. 138] Es ging wie in Spanien dem Weltpriester, der für Padilla geschwärmt hatte; die Leute des Padilla quartirten sich bei ihm ein, und sogleich den nächsten Sonntag betete er wieder für Karl V. Die ganze politische Schwärmerei endete jetzt in der politischen Alltagswelt mit Bürgers zwei Versen:
          Du hast uns lang genug geknufft,
          Man wird dich wieder knuffen, Schuft! “

 

1815

Anonym. Correspondenznachricht. Aus Pest. In: Friedensblätter. 16. März Wien. Digitalisiert von Google

“´Es wird Ihnen nicht unangenehm seyn, von dem Schicksal der Mad. Gottdant bey uns etwas näheres zu hören, die bey Ihnen schon mit so vielem Glück aufgetreten ist. [...] In Privatzirkeln, namentlich im adelichen Pikenik, in welchen sie eingeladen wurde, hat sie zweymal deklamirt, einmal die Pfarrers-Tochter von Taubenhain, das zweytemal Leonore, beyde von Bürger. “

 

1815

Plötz, v. Teutoniens Sänger. In: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, 21. Juny, München. Digitalisiert von Google

“   In des Bildes Gewand hüllt Schiller den Geist der Gedanken,
   Und sein Genius reicht über die Formen hinaus.
   Klopstock's Flügel ereilt der Erhabenheit mächtigen Gipfel,
   Und in der Andacht Gluth schimmert sein Auge verklärt,
   Aber aus tiefem Gemüth haucht Göthe des Lebens Gestalten,
   Zieht in die Kreise der Kunst magisch die Herzen hinauf.
   Hellas Blumen streut Voß auf Teutschlands Fluren, des Liedes
   Kraft und Lieblichkeit wog Bürger im teutschen Gesang.
   Herders forschender Geist enträthselt den Tiefsinn der Dichtung,
   Und in des Orients Duft taucht er den schwebenden Flug.
   Fröhlichen Scherz webt Gleim und Wieland attischen Zauber;
   Hölty's Klagetön schallt im Geflüster des Hayns.
   Matthisson lauschet auf Trümmern der Nachtigall zärtlichem Seufzen,
   Und auf Blüthen des May wiegt sich die Muse von Kleist. “

 

1815

J. H. K. Briefe aus dem Alexis-Bade. In: Zeitung für die elegante Welt, 3. November. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1741] Die vortrefflich gelegene, der Familie von Asseburg seit 1386 zugehörige alte Ritterburg Falkenstein, welche aus verschiedenen nähern und fernern Gesichtspunkten eine sehr reitzende und malerische Ansicht gewährt, nimmt durch mehrere Sagen der Vorzeit, durch manche geschichtliche Erinnerung, auch durch Bürger's Dichtung, des Pfarrers Tochter zu Taubenhain, das Gemüth und die Phantasie lebhaft in Anspruch. Zu der rührenden Ballade gab die in dem Munde des Volks sich aufbewahrende Geschichte der von einem Junker von Falkenstein verführten unglücklichen Kindesmörderin dem Dichter den Stoff. Dem Dorfe Pansfelde lieh er die mit Falkenstein kontrastirende Benennung Taubenhain.
   Im Garten des Pfarrers von Taubenhain
   Gebt's irre bei Nacht in der Laube:
   Da flüstert's und stöhnt's so ängstiglich;
   Da rasselt, da flattert und sträubet es sich,
   Wie gegen den Falken die Taube. “

 

1815

Hocheneicher. Bruchstücke des Liedes von der Bernauerin. Vorwort. In: Teutoburg, München. März und April. Digitalisiert von Google

“[S. 145] So lebten noch vor einem Menschenalter im Munde der Bewohner des Thüringer- und HarzWaldes die Fragmente eines Liedes, dessen Kehrvers war:
      Der Mond scheint hell,
      Wir und die Todten reiten schnell;
      Graut Liebchen auf für Todten?
- aus denen dann unseres herrlichen Bürgers unsterbliche Lenore hervorging. Noch erinnerte sich mein Vater, gebohren in einem Thale des Thüringer Waldes, daß, wenn er im Mondschein von den Grosältern nach Hause getragen wurde, die Magd oft diese Reime sang, durch die er immer wunderbar bewegt worden sey, und freute sich theilnehmend, diese Klänge aus seiner Kindheit zu einem, Teutschland ewige Ehre bringenden Gesang gestaltet zu sehen. Ich schon habe in derselben Gegend diesen Gesang nicht mehr gehört, [...].”

 

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