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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1846-1850

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1846

Anonym. Eine Nacht aus dem Leben eines Dichters. In: Fliegende Blätter. Nr. 41, München

“[S. 129] Wer hat uns schönere, wer anmuthigere Gedichte geliefert, als Bürger, der edle Bürger, dem sie rauben wollten den Namen eines Volksdichters, und doch singt heut zu Tag noch das Volk die Lieder, die er gedichtet; er aber litt Mangel an Allem, als das Alter ihm nahte, obgleich viele Schuld auf seine eigene Rechnung fallen mag.“

 

1846

Laube, Heinrich. Rezension Müller, Ein deutsches Dichterleben. In: Novellen-Zeitung. 28. Januar 1846. Leipzig

“ [S. 248] Darin liegt die Schwäche des Buches, und diese offenbart sich fast störend sogleich im Eingange in dem Verhältnisse zu Molly. Dies Verhältniß ist die Seele des Bürger´schen Lebens. Sähen wir dies entstehen und wachsen, bemerkten wir früher, als Bürger es bemerkt, daß diese aufsprossende Mädchennatur sich seines Lebens um und um bemächtige, dann wäre die Romanstimmung gewonnen, und dann würde der Dichter von selbst darauf gekommen sein, nach dem Tode Molly's das Dichterleben als beendigt anzusehen und die unglückliche Extravaganz mit der Schwäbin nur als eine Episode des Todes kurz zu skizziren. Dann wäre aus dieser einzigen Idee heraus die künstlerische Fassung für das Ganze gewonnen und das blos Factische in zweite Linie gedrängt worden. [...] Wir können uns glücklicherweise unserer Haut nicht entäußern, sonst würden wir peinlicher betroffen werden von den Lebensgeschichten unserer Dichter. Diese Noth, diese kläglichen Verhältnisse, dieser beschämende Jubel, wenn denn doch einmal irgend ein vornehmer Herr dem Dichter die Hand reicht und etwa hundert Thaler ohne Anspruch auf Zinsen fallen läßt, dieses ganze Spiegelbild eines Vaterlandes, welches nicht aus den Kinderschuhen und der Kleinstaaterei heraus kann, ist unserer Mehrzahl noch immer nicht so widerwärtig, als es dies wirklich sein könnte. Hat man doch den einzig liebenswürdigen Zug eines wirklich vornehmen Mannes vergessen, der mich wenigstens immer in unserer Literaturgeschichte zu Dank verpflichtet. Ich meine jene stattliche Pension, welche die Bernstorffs aus eigenem Antriebe dem armen Schiller verliehen, damit er ausruhen, unbefangen sinnen und trachten, nicht um Geld schreiben solle, und damit solchergestalt eine Vorbedingung erfüllt wäre, wenn dem Dichter ein unsterbliches Buch oder Stück entstehen könne. Solche Handlung war die eines Edelmannes, ach, fast die einzige in einem Lande, welches so überhäuft ist oder doch war an kleinen Edelmanns-Prätensionen, und doch ist sie fast übersehen!
   Ich aber für meine Person kann diesen nationalen Jammer unserer Dichter niemals übersehen, und Bürger unter Anderen ist mir immer ein Stich in's Herz mit seiner üblen Stellung zum nöthigen Besitz und zum Gelehrtenstande. Letzteres hat Otto Müller in Betreff der damaligen Göttinger Professoren vortrefflich gegeißelt. Dieser Unverstand für Das, was Genius heißt, diese barbarische Nichtachtung für Das, was Talent ist, schreit in unserer Literargeschichte zu den Wolken. Heute noch! Und was Bürger speciell anbetrifft, so ist mir dies Thema immer doppelt peinlich bei Erwähnung seiner, weil man gerade bei ihm einen wahrhaft genialen Poeten unverantwortlich vernachlässigt hat, so weit vernachlässigt hat, daß das Aergste, was ihm begegnen konnte, die Recension durch Schiller, der größte Mißgriff Schiller's, wiederum Bürger zum Nachtheile ausgehen mußte! Es ist ein wahres Labyrinth von Quälerei um diesen Namen gebreitet. Gerade Das, was Schiller selbst nicht in solchem Grade besaß, den poetischen Wurf, die kindliche Unbefangenheit, den sinnlichen Hauch, welcher das Gedicht zum Kunstwerk macht, den Reiz des poetischen Dranges, welcher in jedem Bürgerschen Verse pulsirt, gerade Das kündigte sich prachtvoll an in einem Manne wie Bürger, gerade Das konnte eine verwandte Größe neben der Goethe'schen Jugend werden, gerade Das ist unter uns, die wir zu philosophiren und zu machen geneigt sind, so selten und gerade Das ist mit Füßen getreten und gemißhandelt worden.Daneben darf man wohl erschrecken vor dem Detail des Bürger'schen Lebens und zaghaft an die Lectüre desselben gehen.Otto Müller hat dies mit poetischem Geschmack behandelt. Es ist in vielen Einzelheiten dieses Buches ein schöner, warmer Geist und überall ein entschiedenes Schriftstellertalent.Mit großem Vergnügen sehe ich, daß von diesem neuen Autor bereits ein zweites Buch: „der Freund des Kaisers", ein Roman, versprochen wird.“

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1846

Risler, C. Ueber die Ballade überhaupt, und insonderheit über Schiller´s Behandlung der Dichtart. Nebst einer genaueren Kritik der "Bürgschaft". In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Band 1.

“[S. 327] Keine Dichtungsart ist in der neueren deutschen Dichtung so beliebt und so allgemein worden, als die Ballade.[...] Auch Bürger's Lenore ruht bekanntlich auf einer solchen einfachen Grunddichtung. Wie aber Alles vom Leichteren zum Schwereren, vom Einfachen und Schmucklosen zum Geschmückteren und Durchdachteren sich zu erheben pflegt, so ist es auch der Ballade ergangen. Sie ist zu kunst- und schmuckreicheren Formen fortgeschritten, und die alte Grundzeichnung, die fast nur die Hauptzage der Geschichte festhielt, ist mit reicher Farbenpracht ausgestattet worden. Man vergleiche in dieser Hinsicht die schon angeführte Dichtung „Der Kaiser und der Abt" mit Bürger's bekannter Ballade.
    Theils aber in der Wahl des Stoffes, theils in der Art der Behandlung finden sich unter den deutschen Dichtern bedeutende Unterschiede, und es treten hier Bürger, Goethe und Schiller als diejenigen hervor, denen sich die späteren mehr oder weniger anschließen. Bürger und Goethe wählten vorzüglich plastische Stoffe, d. h. solche, welche der dichterischen Darstellung gleichsam eine malerische Seite darboten. Daß er bei seinen Kompositionen das Plastische vor Augen habe, gibt Goethe in seinen Gesprächen mit Eckermann mehrfach zu erkennen.
    Wie plastisch ist Bürger's Lenore, seine wilde Jagd, sein Ritter Karl von Eichenhorst! An diese Plastik des Stoffes nun schließt sich seine Darstellung selbst malend und nachahmend an, so daß er zuweilen sogar auch in der ernsten Gattung — die komische lasse ich hier unerwähnt — die Gränzen des guten Geschmacks überschreitet, z. B. in Ausrufungen u. dergl. Goethe ist kein Freund solcher sprachlichen Nachbildungen. Ihm genügt es, wenn der Stoff an sich plastisch ist, und er behandelt ihn mit der ihm eigenen Zartheit und Angemessenheit des Ausdrucks. [...] Anders ist es bei Schiller. Ihm ist nicht der plastische, sondern - gemäß seiner Subjektivität - der sittliche Gehalt des Stoffes die Hauptsache. Hierin liegen seine Motive.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1846

Anonym. Der Conciliatore von Mailand. In: Die Revolution und die Revolutionäre in Italien. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 100] Ein anderer Dichter H. Giovanni Berchet blieb der revolutionären Begeisterung des Conciliatore getreuer. Noch jung, ein begeisterter Verehrer Bürgers, sprach er gegen das Jahr 1816 zum ersten Male von der Romantik zu Italien. In dem Journal Pellico's machte er die servilen Italiener lächerlich, jeder seiner Aufsätze war ein Lachkrampf; seine gute Laune schadete seinem Geiste. Im Jahre 1821, dem Jahre der Hinrichtungen, ging er in die Verbannung; von da an verschwindet seine Ironie, die Entrüstung weckt seinen Genius wieder, er fühlt sich als ein Dichter wie Bürger; die rasche energische Bewegung der Ballade Lenore kommt ihm in den Sinn, und seine zornigen Strophen schildern die tragischen Scenen der italienischen Contre-Revolution. Die Schande, das Elend unter allen Gestalten, welches die Folge der östreichischen Eroberung sei, der Verrath Carignanos, der Traum von der italienischen Unabhängigkeit, der durch Kerker und Schaffot verscheucht wurde, der Bund der Könige gegen die Völker, die heldenmüthigen Kämpfe Griechenlands, das begeistert Berchet, das erzählt er mit einem Ausdruck von Zorn, der in Italien noch nie erklungen war.“

 

1846

Ruge, Arnold. Gesammelte Schriften, Band 1-2. Digitalisiert von Google.

“[S. 115] Bürger, der durch seine populäre Balladen- und Romanzenform einen tiefen Eindruck machte und sich ein poetisches Verdienst erwarb, verfolgt im Wesentlichen die Wielandische Richtung, auch Heinse, der sinnliche Feuergeist, während der Göttinger Dichterbund, Johann Heinrich Voß an der Spitze, entschieden zu der Klopstockischen Fahne schwört.

[S. 116] Die Bürgerische Lyrik hingegen, bewegt sie sich gleich in einer eingeschränkten Manier, ist eine Eroberung auf dem Gebiete der Dichtung und ein ideeller Erwerb für in großes ausgebreitetes Bewußtsein.

[S. 190] "Das Absolute, aber nur innerhalb der Menschheit, ist die Aufgabe des Dichters." Er hat seine Natur zu vollenden und die wahre menschliche Natur, die nicht anders als edel sein kann, zu erreichen, bevor er sie darstellt. Darum urtheilt er [Schiller] über Bürger: "Der Geist, der sich in seinen Gedichten darstellt, ist kein gereifter, kein vollendeter, und seinen Producten fehlt nur deswegen die letzte Hand, weil sie ihm selber fehlt." "Ihm fehlt das Ideale und die Erhebung ins Ideal."
   Dies gilt für alle Zeiten und in diesem Princip hat Schiller das Höchste erreicht.”

 

1846

Janj, Moritz. Hochgericht (Leipzig). In: Denkwürdigkeiten der großen Völker- und Befreiungs-Schlacht bei Leipzig [...] Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 325] Der Ort selbst aber, welcher auch jetzt noch, ungeachtet der fast unausgesetzt betäubenden und rauschenden Lärmmusik und Lüstre des ihm anliegenden Salons, auch in den leichtsinnigsten, leichtfertigsten Leuten (wie man wenigstens glauben sollte) unwillkührlich zur Betrachtung reizt, sey sie auch nur wie in Bürgers Lenore poetisch*), gewinnt und hat in Ansehung der Völkerschlacht bei Leipzig und der Person des Napoleon Buonaparte eine tiefere Bedeutung, welche der Geschichte angehört, und in ihr durch die Offenbarungen des gerechten Gerichts des Allmächtigen erschlossen wird, der über sie, wie über die weltbeherrschenden Personen und deren geheimsten und verborgensten Betriebe in ihr, Herr und Gott ist.
*)´Sa, sa, Gesindel dort und hier!...´ “

 

1846

Schlegel, August Wilhelm von. An Bürgers Schatten. In: August Wilhelm von Schlegel´s sämmtliche Werke. Erster Band.

“[S. 375]Mein erster Meister in der Kunst der Lieder,
   Der über mich, als meiner Jugend Morgen
   Noch meinen Namen schüchtern hielt verborgen,
   Der Weihung Wort sprach, väterlich und bieder!

Den deutschen Volksgesang erschufst du wieder,
   Und durftest nicht gelehrte Weisen borgen;
   Doch Müh, verworr´ne Leidenschaften, Sorgen,
   Sie drückten früh dein krankend Leben nieder.

Zürnst du, daß ich zu männlich strenger Sichtung
   Des reinen Golds von minder edlen Erzen
   An deines Geists Gepräge mich entschloßen?

In dumpfen Tagen schien der Quell der Dichtung
   Dir schon versiegt; er hat sich neu ergoßen,
   Doch tragen wir dein wackres Thun im Herzen.”

 

1846

Anonym. Bürger, Gottfried August. In: Wigand´s Conversations-Lexikon. Zweiter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 845] Seine Lieder, Oden, Elegien, Balladen, erzählenden Gedichte und Epigramme haben seinen Namen der Nachwelt erhalten, und obwohl Schiller in denselben das Ideal vermißte, und eine gewisse Sinnlichkeit und Genußsucht darin überall hervorschimmern sah, so nahm sich doch A. W. Schlegel derselben an, und beurtheilte sie in seinen Charakteristiken und Kritiken mit Mäßigkeit, Unparteilichkeit und gewohntem Scharfsinne, und der größte Theil des deutschen Volks sprach sich günstig für den Dichter aus. Schiller´s Recension that ihm sehr weh, und er rächte sich in Wort und Versen mit einer gewissen derben Burschikosität, die überall in seinen poetischen Leistungen hervortritt, die übrigens Naturkraft, Popularität und Correctheit bekunden. So hält man seine Balladen, vor allem die oben erwähnte Lenore, für unerreichbar. Reine Reime, Gefühl für Assonanz und Alliteration und Klarheit finden sich überall. Das Sonett brachte er wieder zu Ehren. “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1846

Allgemeine Realencyclopädie oder Conversationslexikon für das katholische Deutschland.

[S. 631] Alle diese Verhältnisse wirkten niederdrückend auf den Geist u. Gemüth des, sonst allzu leicht gesinnten Dichters, viele seiner Freunde gaben ihn, wegen mancher seiner unangemessenen Handlungen, auf, Schiller selbst schrieb eine bittere u. verletzende Kritik gegen den Volksdichter, u. äußerer Mangel drückte ihn von allen Seiten, so daß er den Tod freudig begrüßte (8.Juni 1794). Unter seinen Balladen gilt „Leonore“ für die vollendetste. Sein Vers ist, trotz der scheinbaren Nachlässigkeit u. Leichtigkeit, kunstvoll u. mit vielem Fleiße geschaffen, u. sein „Hohes Lied“ zeugt von der größten Meisterschaft der Sprache, die er mehr, als ein gleichzeitiger Schriftsteller, in seiner Gewalt hatte, wie dieß noch viele seiner Dichtungen beweisen. In der Prosa war er weniger gewandt, u. er gilt nur für einen mittelmäßigen Uebersetzer.“

Der vollständige Encyclopädieeintrag zu Bürger in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1846

Mundt, Theodor. Allgemeine Literaturgeschichte. Bd. Die Literatur der Reformationsperiode und des achtzehnten Jahrhunderts.

“[S. 495] Der letztgenannte Dichter, Gottfried August Bürger (1748-1794) hatte einen mächtigen Ansatz genommen, ein deutscher Volksdichter zu werden, und in seinen Balladen und Liedern fließt oft ein ursprünglicher Quell volksthümlicher Begeisterung, die frische, pralle, gesunde und lebensübermüthige Gebilde hinstellt. Aber in dem drangvollen und stürmisch bewegten Gemüth dieses Dichters waren die Elemente nicht klar und bestimmt genug gesondert, um die heitere und sonnige Blüthe ächter Volkspoesie darin gedeihen zu lassen. Doch hat er namentlich in seinen Liedern oft den deutschen Volkston in wunderbarer Kraft und Herrlichkeit getroffen. Ein unglückliches und mannigfach zerschelltes Leben brachte aber viel Trübes, Eckiges und Gewaltsames auch in seine Poesie, und ließ ihn sich maaßlos überstürzen, wo er im Gefühl der ihm verliehenen Macht recht aus dem Vollen greifen wollte.”

 

1846

Koßarski, Ludwig. Ein Stelldichein. In: Der Anecdotenjäger. Band 2, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 398] Es war eine kalte, feuchte Decembernacht. Der Wind pfiff durch die Dächer der alten Gebäude, der Schnee fiel in dichten Flocken herab und verband sich, nach einem chemischen Prozesse mir dem Regen zu Wasser und dies mit meinen Stiefelsohlen zu einem Körper, für welchen die Chemiker, selbst der Professor M., noch keinen Namen erfunden haben, der mir aber ein sehr unangenehmes Gefühl verursachte. Doch was schadete das! Der Dichter Bürger singt in einem Liede [Lust am Liebchen] :
   Hei, hei! ruft er, wer macht aus Wind,
   Wer sich aus Regen was?!
   Nur wehen, wehen kann der Wind,
   Und regen macht nur naß!
Ich mochte ungefähr eine halbe Stunde in dem Kopf- und Fußbade gestanden haben, als ich durch das Dunkel die Gestalt eines Mannes zu bemerken glaubte, der vor dem Hause des Professors auf und ab ging.“

 

1846

Fraling. Grundzüge der Entwicklung der deutschen Poesie mit besonderer Rücksicht auf die neueste staatliche Lyrik. In: Bilder und Skizzen aus der Zeit. Erster Theil.(Hg.Friedrich Steinmann). Münster. Digitalisiert von Google

“[S. 241] Wieland und die individuellen Gestaltungen seiner Schule concentriren sich vollständig in der Lyrik Bürgers, nur daß hier nebenbei durch Klopstock's Einfluß bisweilen auch eine Flamme des Erhabenen auflodert. Die verschiedenen Elemente in ihr bestehen meist nebeneinander, aber die natürliche antike Anmuth und der genialische Rhythmus, durch welchen Bürger seine Produkte zu beleben wußte, gaben ihm den Schein der Einheit. Mit solchen künstlerischen Gaben erwarb sich dieser Mann eine Stelle unter unsern größten Balladendichtern, von denen er Einer der Ersten war, und stimmte sehr wirksam den ursprünglichen Ton des deutschen Volksliedes an, den ein aufmerksames Ohr bei M. Claudius fand. “

 

1846

Ficker, Franz. Rez. Die deutsche Nationalliteratur von Hillebrand 1845-6. In: Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, 6. Juni. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 533] ´Durch die Dichter des Göttinger Bundes wurde nicht nur die deutsche Lyrik trotz manchem Mißtone doch wesentlich zuerst auf ihren wahren Ton gebracht und kam in vielfacher Weise zu freierem Ausdrucke; sie erhoben nicht nur einzelne Seiten der Dichtung, wie z. B. die idyllische, zu neuem Ansehen, sondern es gebührt ihnen auch das Verdienst, das deutsche Lied dem Volke inniger befreundet, die lyrische Muse tiefer und verständlicher in die Mitte der Nation geführt zu haben.´ Und nun werden die einzelnen der Reihe nach charakteristrt; zuerst Boie, der Stifer des Bundes, dann Bürger, Joh. Heinr. Voß, Friedr. Leop. v. Stollberg und Christian v. Stollberg, Hölty, Joh. Martin Miller nnd einige andere.
   Unterzeichneter kann aus dieser Charakteristik nur Einzelnes Hervorheben: zuerst die treffende Bemerkung, es habe sich an Bürger wie an Günther und so manchen Anderen bewährt, daß der Preis der Musen nur da vollkommen errungen wird, wo sich der Genius mit der Sitte, die Sinnesfreude mit der Geistesbildung paart, und die Sorge um das Leben nicht des Lebens frische Wurzeln tödtet. Er hebt sodann die Oberflächlichkeit seiner Originalität und die Bewußtheit formeller Kritik hervor, ´daraus ging fast nothwendig ein Übergewicht der Manier über die Reinheit objektiver Gestaltung hervor, wodurch selbst das Musikalische seiner Dichtung nur zu oft in das Brillante eines kunstfertigen Vortrags verwandelt wird,´ rügt ferner, daß Bürger in den Balladen die Einfachheit vielfach dem Streben nach pragmatischer Zweckmäßigkeit opferte, daß er in der Aneigung des Fremden nicht verstand, gleich Herder, sich in die Unmittelbarkeit und Eigentümlichkeit des Nationalen zu versetzen, daß er daher oft mehr nur umarbeitete als umdichtete, den Ton der Unbefangenheit nicht immer trifft, dagegen die Absicht, recht volksmäßig zu erzählen, uns mehr als billig fühlen läßt, endlich wohl gerade wegen dieser Nebenrücksichten in die Weise rhetorischer Breite und unzeitiger Motivirung geräth, wodurch denn das eigenthümliche Kolorit naiver Unmittelbarkeit nur zu häufig verwischt erscheint. Selbst ´Leonore,´ welche seinen Namen durch ganz Europa trug, und die sich hauptsächlich durch dramatische Lebendigkeit, durch die wirksamsten Kontraste und eine angemessene Steigerung des Furchtbaren und Grauenvollen auf eine hohe Stufe poetischer Bedeutsamkeit erhebt, zeige doch mehrfache Spuren unnützer rhetorischer Figuration und gesuchter Effektmacherei. Übrigens müsse man zugestehen, daß unsere lyrische Sprache durch ihn zunächst eine freiere Lebendigkeit gewonnen hat, und zum Bewußtsein ihrer musikalischen Innigkeit und ihres melodischen Reichthums gelangt ist, daß er in einigen Gedichten selbst den Preis lyrischer Vollendung verdient und überhaupt diesem ganzen Gebiete eine größere Mannigfaltigkeit der Melodien und Formen vermittelt hat. Der ´Brief der Heloise an Abälard´ von Pope sei eigentlich eine freie, willkürlich und unpoetisch erweiterte Umarbeitung, bei der die ohnehin schon mehr als billig obwaltende Deklamation des Originals in elegische Redseligkeit verflüssigt wird. “

 

1846

Pfeiffer, Ida. 21. Juni 1842. In: Reise einer Wienerin in das heilige Land. Zweiter Theil. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 31] Meine Bettstätte war eine alte Kiste, meine Unterhaltung und Beschäftigung - Nichtsthun. Ich hatte kein Buch zum Lesen, keinen Tisch zum Schreiben, und erhielt ich wirklich einmal Etwas zum Lesen oder versuchte ich zu schreiben, so kam der ganze Schwarm der holden Jugend und sah in mein Buch, oder auf meine Feder; da hieß es dann wohl:
  Geduld, Geduld! wenn's Herz auch bricht,
  Mit Gott im Himmel had´re nicht.
Hadern - nun das hätte so nichts genützt, allein den Ärger konnt´ ich nicht ganz unterdrücken. “

 

1846

Sidonie, Baronesse von Seefried. Memoiren von Großmutter, Tochter und Enkelin. In: Das neue Europa. Karlsruhe. Digitalisiert von Google

“[S. 394] Die meisten literarischen Freunde meines Großvaters führten eine ununterbrochene Korrespondenz mit ihm, ohne ihn je gesehen zu haben. Bogenlange Briefe wurden über einen Vers geschrieben. Was hat Bürgers Leonore nicht für Briefe gekostet! Während man über den ´sausenden Galopp´ hin und her schrieb, galoppirten die Franzosen unbemerkt an der deutschen Lesewelt vorüber. Dieses Leben in und auf dem Papier gehört auch nur jener Zeit, wo es, wie es scheint, die einzige sichere Verbindungsbrücke war, die der Zug fremder Truppen nicht abschneiden konnte.“

 

1846

Hieronymi, Wilhelm. Die Hegelianer als Lichtfreunde. Darmstadt. Digitalisiert von Google

“[S. 17] Unter der Sonne ist nichts neues; auf ähnliche Weise wie hier Herr Prof. B. die Dogmen, so suchten einst die Neuplatoniker die heidnischen Götter wieder lebendig zu machen, aber sie sind doch gestorben. Die hauptsächlichsten Versuche, die Dogmen wieder zu beleben, machte der Philosoph Hegel mit bewundernswürdiger Kunst, weßhalb, wie schon einmal gesagt, die Männer der Dogmen ihm höchlich befreundet waren, bis sie sprachen wie Bürgers Leonore: ´kein Sacrament kann Leben dem Todten wieder geben.´ “

 

1846

Anonym. K. Hannover. Göttingen. In: Allgemeine Zeitung, 13. August. Stuttgart und Augsburg. Dgitalisiert von Google

“[S. 1797]  Wie früher erwähnt, wollen die Göttinger Studenten dem Dichter der Leonore ein einfaches Denkmal setzen, nachdem man sein Grab mit Mühe aufgefunden. Jetzt enthalten Kuranda's Grenzboten einen Aufsatz ´Bürgers Heimath,´ woraus zu ersehen daß bisher auch Bürgers Geburtsort nicht richtig bekannt war; derselbe heißt nicht ´Wolmerswende,´ wie die Althof´sche Biographie, und nach ihr Heinrich Döring und andere melden, sondern ´Molmerswende.´ Dieses Dorf liegt im Harz, zwei Stunden von dem hannöverischen Schloß Falkenstein. Auch der Ort, wo Bürgers Vater Pfarrer war, heißt nicht ´Pomsfelde,´ wie seine Biographen schreiben, sondern ´Pansfeld.´ “

 

1846

Anonym. Feuilleton. In: Der Volks-Freund, 18. December. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 556] - Der dreißigjährige Krieg. Ein Bauer im Hanöverschen hatte das Unglück, ein böses, überaus zänkisches Weib zu besitzen. Das belferte, wie die Frau Schnips vor der Himmelsthür, einen und alle Tage ununterbrochen fort.“

 

1846

Dr. Vollmer in Siegen. Beiträge zur Berichtigung und Feststellung der Lehre von der Zurechnungsfähigkeit. In: Adolph Henke's Zeitschrift für die Staatsarzneikunde. Erlangen. Digitalisiert von Google

“[S. 222] Auch die Dichter, welche so eigentlich im Reiche der Phantasie leben und dort die Materialien zu ihren Schöpfungen finden, haben diesen Uebergang von der höchsten Exaltation der Leidenschaft zum wiedererwachenden Selbstbewußtsein nach vollendeter That in ihren Meisterwerken geschildert. Schiller's Kindesmörderin spricht nach vollbrachter That:
   ´Seht! da lags entseelt zu meinen Füssen;
   Kalt hinstarrend mit verworrnem Sinn
   Sah ich seines Blutes Ströme fliessen,
   Und mein Leben floss mit ihm dahin.´
Bürger sagt in seiner Pfarrerstochter zu Taubenheim:
   ´Erst als sie vollendet die blutige That
   Da musst auch ihr Wahnsinn sich ändern" u. s. w.
Einen rasch gefaßten Vorsatz zur That dürfen wir hier annehmen, er hatte nichts darauf vorbereitet, der Gedanke und die Vollführung desselben fallen fast in einen Moment zusammen; er bedient sich zu derselben eines Mord Werkzeuges, welches ihm zuerst in die Augen fällt, einer Feile, welche zufällig auf der Bank liegt.“

 

1846

Hagen, A. Vier Dainos und eine Ballade. In: Neue preußische Provinzial-Blätter Band I, Königsberg. Digitalisiert von Google

“[S. 21] Als Nachtrag zu dem Aufsatz: ´Ueber das Wesen der litthauischen Volkslieder´) mag die Mittheilung von vier Dainos, die vom Consistorialrath Rhesa übersetzt und noch nicht gedruckt sind, und einer Ballade, die einem im polnischen Litthauen gehörten Liede nachgedichtet seyn soll, angesehn werden. Jene sind den beschriebenen durchaus ähnlich, diese ist abweichender Natur und wegen der Ähnlichkeit mit Bürgers Lenore merkwürdig.
  
[S. 324] In einer Gedichtsammlung ´Prutena´, durch die Rhesa 1809 viele Freunde für die litthauische Poesie gewann, finden wir eine Ballade ´Sigal und Ina´. Hier heißt es:

   Als ins Feld die Krieger zogen,
   Eilt' er mit Jagellos Macht,
   Kühn zu Roß mit Schild und Bogcn
   In die Tannenberger Schlacht.
   [...]
Die Ballade führt die Ueberschrift: ´Eine litthauische Daina.´ Im Verlaß darauf wurde behauptet, daß der Stoff der Bürgerschen Lenore auch im Munde der Litthauer, als ein weit verbreitetes dichterisches Eigenthum, sich wieder finde. Rhesa in der ´Betrachtung über die litthauischen Volkslieder´ führt unter den in seiner Prutena ´als litthauische Volkslieder´ bezeichneten Gedichten auch ´Sigal und Ina´ auf, deren Originaltext er nicht liefern könne, weil ein solcher nicht vorhanden sey.
   Und dennoch soll in Litthauen ein Volkslied des Inhaltes gesungen werden. Adam Mickiewicz begleitet ein Gedicht mit der Anmerkung: ´die gegenwärtige Ballade habe ich nach einem Liede gearbeitet, das ich einst in Litthauen polnisch singen gehört. Inhalt und Anlage habe ich treulich bewahrt, aber von den Versen des Volksliedes waren mir nur wenige im Gedächtniß geblieben und diese haben mir zum Muster des Styls gedient.´
   Von Anfang bis zu Ende liegt Erfindung und Beschreibung in der Ballade außerhalb dem Vorstellungskreise der Natursänger, die die Dainos vortragen. Die Zauberei, die hier so bedeutungsvoll erscheint, ist dem Litthauer in Preußen, wenn er auch von lang vererbten abergläubischen Gebräuchen sich nicht lossagen kann (die aber alle den Charakter der Unschädlichkeit haben), durchaus fremd. Die vorkommende Neunzahl dürfte nur als ein Anklang angesehn werden. Wenn auch im polnischen Litthauen das Heroische, wunderbar Abenteuerliche mehr, selbst in den niedern Kreisen, gepflegt werden mag, so liegt doch die Annahme nicht fern, daß eine polnische freie Bearbeitung der Lenore, vielleicht durch den Reiz einer dazu erfundenen Komposition eine volksmäßige Geltung erhalten. Das Schauerliche, selbst in Einzelheiten, mahnt an die Lenore, wieviel auch die Ballade durch Mickiewicz, der sie aus der Erinnerung nach dem Eindruck, den die vor Jahren ihm vorgesungene auf ihn gemacht, dichterisch herstellte, wieviel sie ferner durch den deutschen Uebersetzer an der Ursprünglichkeit eingebüßt haben wird. “

 

1846

Helbig, K. G. Rez. Die deutsche Nationalliteratur [...] von Joseph Hillebrand, 1845. In: Blätter für literarische Unterhaltung, 18. Juni, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 676] Und solchen Mangel sehr wesentlicher Erörterungen findet der kundige Leser überall. Cronegk und Brawe, von denen Letzterer 1755 20 Jahre alt den ´Brutus´, ein beachtenswerthes Trauerspiel in fünffüßigen Jamben schrieb - das vollendete Originalstück in dieser Form, denn von Elias Schlegel besitzen wir blos ein Fragment in diesem Metrum - fehlen ganz; das größte Verdienst Bürger's, die dem Volksbewußtsein abhanden gekommene Ballade wieder eingeführt zu haben, wird nicht gehörig herausgehoben; im Maler Müller, der seinem ´Faust´ allerdings der Sturm- und Drangperiode angehört, durften die Vorklänge der spätern Romantik (´Genoveva´) nicht verkannt werden. “

 

1846

54. Rez. Die Psalmen. In Kirchenmelodien übertragen von F. A. Koethe, Leipzig 1845. In: Blätter für literarische Unterhaltung, 11. Januar, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 43] Die reformirte Kirche hielt alle Psalmen ohne Ausnahme für den evangelischen Gottesdienst geeignet und alle 150 Psalmen wurden frischweg für den Kirchengesang mundrecht gemacht; geht das aber wol an? Man denke nur an die materielle Fülle des 119. Psalms, aus welchem zwanzig Choräle gebildet werden könnten! Was müßte das für ein Choral werden! Man wird dabei an Bürger's Wort: ´Da wäre zu besorgen, ich säng' bis übermorgen´, erinnert. “

 

1846

Kannegießer, Karl Ludwig. Ueber die Dichtungsarten und den Hauptcharakter der neueren Poesie. In: Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde. Siebenter Band, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 79] Wenn so das Didaktische auf der einen Seite jetzt vorherrschend ist, und im Roman und in der Novelle die bei weitem größte Hälfte der gedruckten Poesie ausmacht, so ist doch die lyrische die ewige, unsterbliche, und hat durch ihre Mischung mit dem Epischen eine neue Gattung hervorgebracht, die Ballade, welche schon früher als Volksdichtung, besonders in Schottland, England und Spanien aufblühte, kunstvoll in Deutschland seit Bürger geworden ist, und in den neuesten Zeiten hauptsächlich durch Uhland sich viele Freunde erworben hat.“

 

1846

Eylert, Rulemann Friedrich. Charakter-Züge und historische Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. Dritter Theil. Zweite Abtheilung. Magdeburg. Digitalisiert von Google

“[S. 153, Fußnote] Es erfolgte keine restitutio in integrum, wiewohl größtenteils fromme Vorfahren als Particuliers diese milden Stiftungen mit ihrem eigenen Vermögen fundirt hatten, und die Anzahl der unvermögenden Töchter, also das Bedürfnis milder Stiftungen, zunahm. Alle diese bedeutenden Summen flossen in den absorbirenden Schlund der Staatskassen, denen sie im Fluche des Unsegens keinen Segen brachten. Aber hin ist hin, verloren ist verloren! “

 

1846

Crüger, Friedrich. Unser politischer Liberalismus. In: Königsberger politisches Taschenbuch für 1846. Königsberg. Digitalisiert von Google

“[S. 182] Krug wurde wegen seiner Briefe über die Perfektibilität der geoffenbarten Religion aller ferneren akademischen Aussichten für verlustig erklärt, nachdem man ihn vorher vor den Wittenberger Senat gefordert hatte.
   Die traurige Reaktion, welche die Presse erlitt, war anhaltend, sie schritt aller übrigen voraus.* 1798 wurde Fichte wegen eines Aufsatzes in dem von ihm und Niethammer herausgegebenen philosophischen Journal durch ein Kurfürstlich-Sächsisches Rescript des Atheismus angeklagt. Der kräftige Philosoph schrieb eine geharnischte Vertheidigung, eine Stelle in derselben zeichnet den damaligen Terrorismus, der sich immer mehr befestigte.

* Bürger empfahl sich schon 1793 der Politik zu Gnaden mit den Worten:
- - - -
   Die Schrift-Censur ist heut zu Tage scharf.
   Was mancher Edle will, scheint er oft nicht zu sollen;
   Dagegen, was er schreiben soll und darf,
   Kann doch ein Edler oft nicht wollen. —   “

 

1846

Th. Welche Geltung hat in unseren Tagen die Pädagogik? In: Das Inland. Eine Wochenschrift für Liv-, Esth- und Curländische Geschichte [...]. Digitalisiert von Google

“[Sp. 975] Denn sie sprechen mehr oder weniger Alle gern über alles ab, was nicht von ihnen herrührt, was sie nicht selbst sind, und doch kann man sie auch wiederum nicht leicht bei ihrer Meinung packen und des Irrthumes, der Einseitigkeit, der Unfolgerichtigkeit überführen, denn sie haben gar keine feste, rationell und systematisch begründete Meinung; sie lassen sich überhaupt nicht viel auf Schlüsse, Beweisführungen ein, sondern ziehn sich gleich den Mystikern alsbald auf ein Gebiet zurück, auf das ihnen ein anderer nicht wohl folgen kann, auf das Gebiet der unmittelbaren Erfahrung, des inneren Lichtes, eines – wie soll ich sagen – genialen Instinktes, der sie überall das Rechte unmittelbar, ohne viel Studium und Kopfbrechen, Princip und Regel finden laße. Diese Leute sprechen, indem sie keinen anderen Gegensatz kennen als den zwischen todter Gelehrsamkeit und gesundem Menschenverstande oder sogenanntem Mutterwitze, sie sprechen wie Hans Bendix zum Abte:
     Versteh ich gleich nichts von lateinischen Brocken,
     So weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken.
     Was ihr euch, Gelehrte, für Geld nicht erwerbt,
     Das hab ich von meiner Frau Mutter geerbt.
Auch das haben sie mit dem guten Hans Bendix gemein, daß sie sich gern wie dieser in gewissen allgemeinen Redensarten und Sprichwörtern bewegen, sie schlagen damit gern alle ihnen unbequemen Fragen und Erörterungen nieder.”

 

1846

Flandrisches Album. In: Mittelfränkische Zeitung für Recht, Freiheit und Vaterland (Fränkischer Kurier), 10.11.

“Wäre ich Dichter, so sagte ich, daß ich am anderen Tage mit der Lerche erwachte, oder -ums Morgenroth aus schweren Träumen empor fuhr; allein das bin ich weder von Profession, noch von Natur.”
 

1846

Anonym. Großbritannien. London. In: Allgemeine Zeitung, 15.12.    

“[S. 2786] Bürgers Lenore ist, neben Goethe's Faust, diejenige deutsche Dichtung deren Nachbildung von der englischen Uebersetzungskunst am öftersten versucht worden ist; es sind wohl ein paar Duzend Uebersetzungen jener Ballade gedruckt, darunter eine von Walter Scott. Die neueste Nummer des Dublin University Magazine enthält abermals eine Uebertragung derselben von einem ungenannten Verfasser, und diese dürfte wohl die gelungenste von allen seyn; sie liest sich wie Original. Die Strophe z. B. ´O Mutter, Mutter! hin ist hin´lautet wie folgt:
 ´Oh, mother, mother, Gone is Gone!
    Departed is Departed!
  Woe, woe is me! - Alone, alone,
    Alone and broken-hearted!
  Die out, die out, my life's lost light!
  Down, down, in everlasting Night!
    God spareth not nor careth,
    Woe! woe! my soul depaireth!´”

 

1847

Schwenck, Konrad. Rezension Bürger-Ausgabe von A.W. Bohtz 1835. In: Literarische Charakteristiken und Kritiken.

“[S. 162] Die Frische und Heiterkeit ist und bleibt der vorzüglichste Grundzug der Bürger´schen Gedichte, welcher nie seine Wirkung auf den Leser verfehlen kann, falls derselbe nicht durch Gefühlskränklichkeit und forcirte Phantasie geistig verstimmt ist. Hätte Bürger seiner natürlichen Anlage ganz getreu bleiben können, ohne rechts oder links zu schauen und falsche Wege zu betreten, so würden seine Lieder trefflicher, wahrscheinlich für alle Zeiten herrlich seyn. Aber seine nie sich selbst ganz klar werdende Ansicht über Volkspoesie verführte ihn öfters zu einem Tone, welcher in das Gemeine sinkt und den scharfen Tadel Schiller's, welcher allem Gemeinen innig gram war, hervorrief. Ging dieser große Geist auch wirklich zu weit in seiner Schärfe gegen Bürger, so hatte er doch nicht ganz Unrecht, sondern verkannte nur einseitig das Gute über dem Schlimmen. Leider faßte unser Dichter den Begriff der Volkspoesie etwas einseitig auf, und huldigte einem Tone, welcher manchmal den Gegensatz zu dem feinen Tone bildet.

[S. 163] Die bündige Kürze, welche Alles enthält, was zur Darstellung gehört, und der Phantasie so viel bietet, als geschehen muß, um sie in die Thätigkeit zu setzen, welche das poetische Gefühl erzeugt, diese bündige Kürze erweitern Bürger und Schiller, und schwächen dadurch sowohl die Kraft als auch das besonders Ansprechende, was der schönen Einfachheit eigenthümlich ist. Doch soll damit nicht gesagt seyn, daß die Bürger´schen Gedichte, welche hier gemeint sind, und ebenso Schiller's Toggenburg, nicht schöne, werthvolle Gedichte seyen, sondern nur, daß Bürger die Volkspoesie mit der sogenannten Kunstpoesie (in welcher er, einigen falschen Flitter abgerechnet, Gedichte voll wahrer, ächter, natürlicher Empfindung mit gelungener Darstellung gedichtet hat) vermengte, weil es ihm an einer ganz genügenden Einsicht in jene gebrach.

[S. 164] Wenn nun auch Bürger sich in seinem Bestreben geirrt und zuweilen einen gemeinen Ton mit dem Volksliederton verwechselt hat, so kann dies doch nicht abhalten, in seinen Gedichten Genuß zu finden, da seine Haupteigenschaft, kräftige, gesunde Phantasie und frische Heiterkeit, Gaben sind, welche in angemeßener und glücklicher Darstellung immer erfreuen, und obendrein Niemand abgehalten werden kann, das Verfehlte für sich auszuscheiden und dann unbeachtet zu laßen. Zumal erfreuend sind sie in unserer Zeit, welche jenen Eigenschaften weniger günstig ist, wie überhaupt der Begeisterung fremder.

[S. 165] Bei solchen Umständen liegt ein eigner Reiz in dem Lesen der Dichter heiterer Zeiten, und man erquickt sich an ihrer Frische und behaglichen Unbefangenheit, wenn man auch durch den vergleichenden Nebenblick auf die Gegenwart nicht ganz von Wehmuth frei bleiben kann. Ja, man gewinnt solche Dichter doppelt lieb, weil sich zu dem Genuß, den sie als Dichter bieten, noch ein zweiter, den sie uns gar nicht zu bieten gedachten, gesellt. Darum mag auch unser trefflicher Bürger uns werth bleiben und immer wieder gelesen werden, ohne daß uns das Störende in seinen Leistungen abschrecke.”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1847

Pischon, Friedrich August. Gottfried August Bürger. In: Denkmäler der deutschen Sprache von Haller bis jetzt. Zweiter Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 129] Durch Percy's Sammlung altenglischer Balladen wurde Bürger auf eigentliches Talent der Volksdichtung, besonders der Dichtung von Balladen geführt und gab von seiner Genialität hierin einen glänzenden Beweis durch seine "Lenore", welche bald ganz Deutschland durchflog und den ungetheiltesten Beifall erlangte, in welchem sich Bürger über den göttingischen Dichterkreis, auf welchen die Lenore ebenfalls den gewaltigsten Eindruck gemacht hatte, erheben und in seinem Übermuth sich den Condor und die Dichter des Hainbundes Eulen, Rohrdommeln, Wiedehopfe und Rohrsperlinge nennen konnte, wogegen sie ihn nur für einen Sperber und sich für Adler gelten lassen wollten. Unstreitig ist auch Bürger der bedeutendste Dichter der Volksballade geworden, wie noch sein Lied vom braven Mann, die Kuh, des Pfarrers Tochter von Taubenhain, der wilde Jäger, der Bruder Graurock u.a. beweisen, wenn auch der Stoff zu manchen ihm nicht ursprünglich gehören sollte.

[S. 131] So traurig endete der Lieblingssänger der deutschen Nation freilich nicht ohne eigene Schuld. - Außer den schon berührten Flecken seines Charakters war Bürger ein Mann von hoher Herzensgüte und Wohlwollen, selbst dem bittersten seiner Feinde (dem Hofrath Liste) zur Hülfe und Verzeihung bereit, für alles Edle empfänglich und vertrauungsvoll, trotz manchen erlebten Täuschungen. Er war keineswegs träg und unthätig, wenn auch in seinen Arbeiten die strengste Ordnung fehlte. Wie wir ihn gegen fremdes Verdienst gerecht finden, so war ihm Mißbilligung und Tadel nicht gleichgültig, und Schillers strenge Recension seiner Werke hat ihn tief geschmerzt.”
 

1847

[Todesnachricht] In: Zeitung für die elegante Welt.   Digitalisiert von Google

“[S. 802] Celle. Am 11. November starb hier die Tochter des Dichters Bürger und Molly´s in einem Alter von 60 Jahren. Sie war Witwe, früher an einen Amtsassessor Mühlenfeld verheirathet und eine Frau von trefflichen Eigenschaften. “

 

1847

Anonym. Deutsche Literatur im Auslande. In: Allgemeine Realencyclopädie oder Conversationslexicon für das katholische Deutschland. Dritter Band. Regensburg. Digitalisiert von Google

“[S. 429] Was indeß das Interesse der Franzosen an deutscher Poesie betrifft, so beschränkt sich dasselbe auch noch in neuester Zeit fast ausschließlich auf die classische Periode, namentlich auf Göthe und Schiller. Nächst Göthe's ´Faust´ ist Bürgers ´Lenore´ in Frankreich am populärsten. Callot-Hoffmann's Novellen sind dort ebenfalls sehr beliebt.“

 

1847

Laube, Heinrich. Montebello. In: Reisenovellen, Vierter Theil. Mannheim. Digitalisiert von Google

“[S. 42] Es war immer noch klarer Mondschein, als ich auf der Station ankam. Der Postillon blies ein altes Reiterlied, ich dachte an die Schwadronen Latour-Maubourgs in dem Franzosenkriege, dachte an Reiten, Reiten, ich dachte, ob man nicht aus der Welt reiten könne. Beim Mondscheine fällt mir gar zu oft Bürgers Lenore ein, da reiten sie auch gespenstisch zum Teufel. “

 

1847

Held, Friedrich Wilhelm Alexander. Illustrirte Weltgeschichte. Ein Buch für´s Volk. Band 3. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 1270] Den Göttinger Barden schloß sich eng an Deutschlands talentvollster und beliebtester Volksdichter zuletzt in Göttingen lebend, nachdem er von mancherlei Schicksalsschlägen getroffen und dadurch zu einer gewissen Unstetigkeit seines Lebens verdammt worden war. Dies und die klingelnde Leichtigkeit seiner Dichtweise waren Ursache, daß Bürger von seinen literarischen Collegen nicht für ebenbürtig erkannt, ja gewissermaßen sogar verachtet wurde. Und doch war er für die Bildung des Volkes viel bedeutender als die meisten von ihnen; denn seine Balladen und Lieder drangen bis in die untersten Volksschichten hinein, trugen dadurch unendlich viel zur Veredlung des Volkscharakters bei und waren also weit verdienstlicher als die vielen hochgefeierten, stolz tönenden Poesien Derer, welche vornehm auf Bürger herab sahen.

[S. 1271] Unter Bürger´s Schriften ist sein Ballade ´Lenore´ das populärste und vollendetste Gedicht. Doch lebt in allen seinen Producten ein echter deutscher Volksgeist, und sie sind mit einer solchen Leichtigkeit und Klarheit der Sprache abgefaßt, daß sie, wie keine anderen, in den Mund des Volles kamen und sich darin erhielten.“

 

1847

Prutz, Robert Eduard. Wilhelm Waiblinger. In: Kleine Schriften. Zur Politik und Literatur. Zweiter Band. Merseburg.  Digitalisiert von Google

“[S. 248] Auch beginnt in der That schon mit dem ersten Erwachen unsrer modernen Literatur dies Bestreben der Poeten, sich der thätigen Betheiligung am Leben, am Staat und der Geschichte zu entziehen und etwa als Pensionäre eine abstracte Stellung zum Staate einzunehmen. Es ist ergötzlich zu lesen, wie, nach Klopstock's Vorgang, die meisten unsrer Poeten, Bürger, Voß und hundert Andere,sogleich auch von der Nothwendigkeit einer amtlichen Beschäftigung, eines ernsten und bürgerlichen Lebens wollen entbunden sein, — und dies nicht etwa im Alter, wo wir jedem Dichter, der es redlich gemeint hat, so gern einen heitern und gemächlichen Abend gönnen: sondern in den ersten Jahren jugendlicher Kraft und ehe sie noch etwas Anderes gethan, als ein halb Dutzend Liederchen gereimt. Diese Fabel, als wäre nicht nur die praktische Thätigkeit in Amt, Gemeinde und Staat, sondern überhaupt jedes andere Studium als unmittelbar ein künstlerisches, jede andere Beschäftigung als Versemachen, dem Poeten hinderlich, hat sich bis auf unsere Tage fortgeerbt, während doch in Wahrheit gerade Niemand weniger die Vertiefung sowohl in den Strudel des Lebens, als in die ernste und klare Tiefe der Wissenschaft entbehren kann, als der Poet, — wenn er anders ein rechter Poet sein will.“

 

1847

Deutsches Volksliederbuch. Mannheim.  Digitalisiert von Google

“[S. 9] Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen “

 

1847

Menzel, Wolfgang. Biographien. In: Literaturblatt 2. Februar. Digitalisiert von Google

“[S. 36] G.A. Bürgers letztes Manuskript. Supplement zu Bürgers sämmtlichen Werken. Leipzig, Klemm, 1846. 8. S. 30.
   Ein langer Brief des unglücklichen Dichters Bürger vom 29. Nov. 1791 an seine Frau, worin er sie zu bewegen sucht, von ihrem unangemessenen Lebenswandel abzustehen. Sie ist darin als das wahre Muster eines Blaustrumpfs und einer femme libre geschildert und die Veröffentlichung des Briefes, wenn auch ein Skandalum, kann doch den Nutzen stiften, Manchen darüber zu belehren, wie es mit der Häuslichkeit interessanter Frauen allerdings nicht selten bestellt ist. Wenn der Herausgeber aber den Brief als eine Epistel an die Frauenwelt überhaupt angesehen wissen will, so hat er offenbar Unrecht, denn wenigstens unsere deutschen Frauen haben einen solchen Warnungsspiegel keineswegs nöthig, und die Regel ist bei uns eine viel zu günstige und glückliche, als daß nicht jene Elise Bürger unter die unglücklichen Ausnahmeu gerechnet werden müßte. “

 

1847

K. Aus Paris. Die Corruption. In: Die Grenzboten. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 541] Der Prozeß Cubiéres und die ganze Lavine von scandalösen Enthüllungen, die sich in dieser letzten Zeit Luft gemacht, bietet immer neue Stoffe der Betrachtung, le pouvoír est dans des mains avides et corrumpues ist der Refrain jeder politischen Debatte. La corruption, la corruption, die Bestechung, die Verwesung überall! Dieser Ruf ist zu vergleichen dem Unkenruf in Teichen.“

 

1847

Braun, J. E. Freiburg im Breisgau, Juni. In: Morgenblatt für gebildete Leser. 15. Juni. Digitalisiert von Google

“[S. 568] Vor wenigen Wochen noch wollte schier die ganze Welt, Alt und Jung, Vornehm und Gering, an des himmlischen Vaters Güte verzweifeln; naßkalt hatte der Mai nach dem unfreundlichen April begonnen, die Saaten standen armselig da, wie Bettelkinder, vor Frost bebend; Gras und Klee wollten nicht aus dem Boden, und das dürre Futter war auf der Neige; von Tag zu Tag ging der Preis aller Lebensbedürfnisse in die Höhe, und hatte kaum eine Staffel erstiegen, als er auch schon den Fuß gegen die nächste erhob; kurz, es ging gar Vielen, wie´s in jenem alten Gedicht heißt: ´Frau Magdalis weint' auf ihr leztes Stück Brod, und konnt' es vor Kummer nicht essen.´ Aber plötzlich warf der Lenz die unwirsche Winterlaune von sich, jugendkräftig entfaltete sich seine Herrlichkeit, sichtlich wachsend wie das Schwingenpaar des eben entpuppten Schmetterlings. “

 

1847

Langbein, August Friedrich Ernst. Ein gutes Hausmittel gegen den Hochmuth der Großen. In: Prosaische Schriften, Siebenter Band. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 38] Meine Vermuthung bestätigte sich, indem er die Thür hinter sich zudrückte. Da brachen sie in ein lautes Gelächter aus und der Küchenschreiber begann: ´Ich kenne doch keinen elendern Speichellecker, als unsern Kollegen! Was das immer für ein ängstliches Fragen nach des Herrn Hofmarschalls Excellenz ist!´
   Unser einer ist froh, fiel der Kellerschreiber ein, wenn er von der alten, mürrischen Excellenz nichts sieht und hört,
   ´Es ist wahr,´ sagte der Stallschreiber, ´der Hofmarschall führt bisweilen gegen seine Untergebenen eine rauhe Sprache; er hat aber kein böses Herz, und ich stehe dafür, er würde sich glimpflicher betragen, wenn ihn knechtische Gemüther, wie der Intendant und seines Gleichen, nicht verdorben hätten. Kennen Sie Bürgers Mittel gegen den Hochmuth der Großen?´
   Nein, sprach der Kellerschreiber.
´Nun, so will ich es Ihnen mittheilen, Es lautet so:
      Viel Klagen hör' ich oft erheben
      Vom Hochmuth, den der Große übt;
      Der Großen Hochmuth wird sich geben,
      Wenn unsre Kriecherei sich gibt.´ “

 

1847

Hölscher. Rez. Zur Erinnerung an Fr. L. W. Meyer, den Biographen Schröders. Braunschweig 1847. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Dritter Band. Elberfeld und Iserlohn. Digitalisiert von Google

“[S. 443] Doch jedenfalls der interessanteste ist ein Brief von Bürger von 17. 9, nach England geschrieben, wenn auch nicht der erfreulichste, auf den wir den künftigen Biographen Bürgers aufmerksam machen. Es spricht sich eine Derbheit darin aus, die man selbst gesucht nennen muß, ein Cynismus, der mit dem Freunde fast in keinem Worte zärtlich umgeht; aber trotz dieses Uebermuths bricht überall die bittere Unzufriedenheit des Dichters mit seiner Lage, mit seiner pecuniären Noth hervor; er grollt, daß man ihn in solchem Zustande lassen könne, der als der Dichter des hohen Liedes doch von aller Welt gefeiert werde und gefeiert zu werden verdiene. Dabei macht er auch viel Rühmens von seinem Lieblingsschüler Schlegel. Wir wissen indeß, daß damals Bürgers Noth noch nicht auf den höchsten Punkt gekommen war; was ihn dahin bringen sollte, erwähnt B. hier ebenfalls schon, es ist der Liebesantrag des Schwabenmädchens (S. 335), dem er folge wolle. Die poetische Blumenlese 1791 enthielt darauf eine Warnung an B. aus Italien; deren Verfasser ist nicht bekannt geworden, der Herausgeber vermuthet mit Wahrscheinlichkeit, daß es Meyer, der Bürgern nahe stehende Freund, war; da Gedicht ist hier abgedruckt. Der zweite Brief bezieht sich auf den Musenalmanach von 1792; Bürger gesteht, daß er dort allerlei unter falschem Namen (Menschenschreck, Anonymus, Urfey) von sich abdrucken lassen. Im letzten Briefe (Aug. 1792) erwähnt er seine Scheidung mit den heftigsten Ausdrücken gegen das Schwabenmädchen; der Brief klingt wie ein Triumphlied nach dem neuerlich bekannt gewordenen Klagebrief an diese Frau. “

 

1847

Anonym. Hannover. In: Wochenblatt für den Könglich-Bayerischen Gerichtsbezirk Zweibrücken, 26. Januar. Digitalisiert von Google

“Die Prügelstrafe soll hinfort nur noch bei Landstreichern angewendet werden. Recht schön! Leider aber versteht manche Polizei unter manchem Vagabunden manch ehrlichen Kerl, blos darum, um das Recht zu erhalten, ihn prügeln zu lassen. (Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht!)“

 

1847

Briefkasten. In: Würzburger Conversationsblatt. 8. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 16] M. Hier. - Sie beschweren sich, daß Ihre Erzählung, die doch angenommen, noch nicht aufgenommen sei. Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht. Einer nach dem Andern, das ist Redaktionspflicht.“

 

1847

Bomback, A. Weltliche Tragödien und Comödien des Hans Sachs. In: Hans Sachs als dramatischer Dichter. Einladungsschrift. Rottweil. Digitalisiert von Google

“[S. 18] Ich bin sonst kein Freund von der brodlosen Kunst, in der Geschichte durch Wenn und durch Aber aus Häckerling Gold machen zu wollen, dießmal aber kann ich die allzu nahe liegende Bemerkung doch nicht unterdrücken: hätten die beiden größten lateinischen Dichter des 16. Jahrhunderts Eobanus Hessus aus Bockendorf und Euricius Cordus aus Simtshausen, hätte noch Frischlin, der ja lateinische Dramen dichtete, ihre bedeutenden dichterischen Talente, statt auf elegante lateinische Verse, die heute doch niemand mehr liest und lesen kann, auf die deutsche Dichtkunst und zwar wohin damals alles drängte, auf das deutsche Drama gewandt, hätten sie oder ihres Gleichen uns den Tod Sigfrieds, oder den Markgrafen Rüdiger oder den Tod der Söhne Etzels, oder den alten Hildebrand mit seinem Sohne oder auch nur Otnit und Hugdietrich oder selbst nur den Herzog Ernst auf die deutsche Bühne gebracht - welche ganz andere Gestaltung würde unser Drama erhalten haben.´ “

 

1847

Laube, Heinrich. Einleitung. In: Gottsched und Gellert. Charakter-Lustspiel in fünf Akten. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. XXV]  Haben wir doch neuerer Zeit eine ähnliche Erfahrung gemacht von so schreiender Gewalt, von so erschreckendem Unrecht, und sie hat doch so wenig genützt! Das Räthsel muß also wohl tief mit unsern literarischen Fehlern verwachsen sein: Schiller trat Bürgers Gedichte in den Staub, in jenen kritischen Staub, welchen wir mit so viel Ernsthaftigkeit und gerichtlicher Würde selbst zu bereiten wissen, ehe wir das Schlachtopfer vom Armensünderschemel stoßen. Schiller, unser geliebter Schiller, that's in einem schwachen Monate, da er sich in Kategorieen die Kraft des Auges stumpf gesehn, er that's gegen einen Dichter, welcher nach Gellert den unmittelbarsten deutschen Ton und Sang mit heute noch unübertroffenem Wurf zu treffen wußte, that's gegen Bürger, der gerade in diesen recensirten Formen Größeres leistete als Schiller selbst! Konnte dies Unglück geschehn, wie muß man auf der Hut sein!“

 

1847

z. Ueber den neuen ´Lehrplan für die Herzoglich Nassauischen Gymnasien.´ In: Archiv fur das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Elberfeld u. Iserlohn. Digitalisiert von Google

“[S. 232] [...]; eine nähere Begründung für unsere Behauptung liegt aber hier in dem kurzweiligen Umstande, daß von der ganzen Literatur der Franzosen, gegen welche manche junge und alte Philologen nach alter Observanz so gerne eine vornehme Verachtung affectiren, nur der Liederdichter Beranger (!) als nennenswerth erachtet wurde. Kaum kann man es anders denn als einen verzeihlichen Hohn ansehen, wenn ein dem Verfasser der ´Frau Schnips´ ähnlicher Dichter als alleiniger Träger der Literatur eines gebildeten Volkes auf einem deutschen Gymnasiallehrplane figurirt, und man fühlt sich gleichsam in die Zeiten der Deutschthümelei und des Franzosenhasses versetzt.“

 

1847

Anonym. K. Hannover. In: Allgemeine Zeitung Nr. 75 vom 16. März. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 599] ***Hannover, 9 März
 Die Kunstausstellung wird viel besucht. Das beliebteste der Bilder (jede Ausstellung muß solches Vorzugsstück haben) ist Oesterley's Lenore (nach Bürgers Ballade) geworden.“

 

1847

Bürger, Gottfried August. [ohne Titel] In: Würzburger Conversationsblatt, 17. September. Würzburg. Digitalisiert von Google

“[S. 441] Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
       So laß Dir dieß zum Troste sagen:
       Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
       Woran die Wespen nagen.
                   Gottfried August Bürger. “

 

1847

Kaltenbrunner, K. A. Vorwort. In: Gedichte von Matthias L. Schleifer. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. XII] Bis zum Jahre 1793, wo er die Rechte absolvirte, waren es vorzüglich die Professoren Watteroth, Mastalier und Jordan, die auf Schleifer's Geistesbildung tief und nachhaltig einwirkten; aber auch Denis hatte er kennen und lieben gelernt; Haller, Gellert, Hagedorn, Kleist, Uz und Ramler hatte er gelesen und wieder gelesen, vor Allem aber waren es Goethe, Bürger und zuletzt Schiller, deren lyrische Gedichte er auswendig wußte. “

 

1847

Briefkasten-Revue. In: Augsburger Tagblatt, 11. Februar. Digitalisiert von Google

“[S. 178] 4) An Dr. C. R.
  Wenn dich die Lästerzunge sticht, mußt du dich nicht beklagen,
  Und denk nur, gute Früchte sind's, woran die Wespen nagen. “

 

1847

Heyne, C. T. Geschichte Joseph's II. In: Joseph der Zweite der grosse Mann des deutschen Volks. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 206] Allein nicht Unkenntniß war es von einigen spöttelnden Großen jener Zeit, ist es von achselzuckenden Diplomaten unsrer Zeit, wenn sie den jungen Imperator uneben kritisiren, sondern lediglich der Trieb
  "Das Strahlende zu schwärzen."
                 Schiller.
Man wird aber wohlthun, sich hier eines Wortes unsrers Bürger zu erinnern:
     Wenn dich die Lästerzunge sticht,
     So laß dir dies zum Troste sagen:
     Die schlecht'sten Früchte sind es nicht
     Woran die Wespen nagen.
Ohne uns weiter unterwegs aufzuhalten, begleiten wir den volksfreundlichen Fürsten bei seinem Einzuge in Neiße selbst, wo er am 25 August eintraf.

[S. 246] Eine andre Verordnung war von der höchsten Wohlthätigkeit. Die herrschaftlichen Hutungen und Jagden hatten bisher den armen Grundbesitzern ihre Fluren verkümmert und verwüstet , daß sie nie sagen konnten was sie ernten würden, bis sie es in der Scheuer hatten. Dies hatte den menschenfreundlichen Joseph erbarmt. Es erschien eine Verordnung, wonach den Eigenthümern der Felder, Wiesen, Weinberge und Waldungen ihre Besitzungen so gesichert wurden, daß dieselben ganz frei benutzt und nicht einmal durch die kaiserlichen Jagden*) sollten gestört werden können.

*) Denn ein Joseph wollte weder von sich noch seinen Fürsten sagen lassen, was Bürger einen Bauer seinem durchlauchtigsten Tyrannen vorhalten laßt:

Wer bist Du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich Dein Wagenrad,
Zerschlagen darf Dein Roß?
     [...]
Ha , Du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; Du raubst:
Du nicht von Gott, Tyrann!“

 

1847

Hoffmann, Heinrich. Achter Auftritt. In: Eine Kartoffelkomödie. Ein arg Trauerstück in drei Akten. In: Humoristische Studien. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 88]  Lala (oben am Fenster).
Bist du's, mein Knot-jang, dessen Lied
Wie kühner Epheu sich zu meiner Zelle rankt?
       Knot-Jang.
Ja wohl! Ja wohl! Thu auf, mein Kind!
Schläfst, Liebchen, oder wachst du?
Wie bist du gegen mich gesinnt?
Und weinst oder lachst du?
       Lala.
Ach, Knot-jang, du? - So spät bei Nacht?
Geweinet hab' ich und gewacht;
Ach, großes Leid erlitten.
Wo kommst du her geritten?
       Knot-jang.
Wir satteln nur um Mitternacht.
Weit ritt ich her aus Böhmen.
Ich habe spät mich aufgemacht,
Und will dich mit mir nehmen.
     (Wuwatz zeigt sich und ist höchst erstaunt.)
Doch jetzt ist genug declamirt! Hurtig herab oder wir sind verloren!
        Lala.
Gleich, du Kühner; ich will nur Galoschen anziehen.
      (Sie geht vom Fenster weg).
        Knot-jang.
Ich führe sie wieder in die böhmischen Wälder, und sie soll Frau Räuberhauptmännin werden.  “

 

1847

Glasbrenner, Adolf. Eine Landparthie. In: Berliner Volksleben. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 90] Nach dem Abendessen. 
Meyer. Na nu also Alle in den Wagen hinein, un dann hurre, hurre, hopp, hopp, hopp über Stock und Stein, in das jöttliche Berlin hinein, wo die schönen Häuser sein, und die Wissenschaft mittendrein, und wo man so patriotisch hier, bei baierscher Frömmigkeit un Bier, und wo Alles so schön einjerichtet, wie's nur irgend werden könnte, das hab' ich gedichtet! “

 

1847

Engels, Friedrich. Die wahren Sozialisten (1847). In: Die wahren Sozialisten, Jazzybee Verlag. 2012

“[o. S.] Von diesem Herrn ist uns indes nur ein Gedicht vorgekommen, das in dem sogleich näher zu besprechenden Püttmannschen ´Album´ p. 29 zu lesen steht. In diesem Gedicht wird ´Des alten Europas Zukunft´ nach der Weise: ´Lenore fuhr ums Morgenrot´ mit den ekelhaftesten Ausdrücken, die unser Verfasser in der ganzen deutschen Sprache finden konnte, und mit möglichst vielen grammatischen Fehlern besungen. Der Sozialismus Herrn Saß' reduziert sich darauf, daß Europa, das ´buhlerische Weib´, nächstens untergehen wird :
   Es freit um Dich der Totenwurm,
   Hörst Du, hörst Du im Hochzeitssturm
   Kosaken und Tartaren
   Dein morsches Bett befahren? ..
   An Asiens wüstem Sarkophag
   Wird sich der Deine reihen - -
   Die grauen Riesenleichen
   Sie bersten (pfui Teufel) und sie weichen - -
   Wie Memphis und Palmyra barst (!)
   Baut einst der wilde Aar den Horst
   In Deine morsche Stirne,
   Du altgewordne Dirne!
Man sieht, die Phantasie und die Sprache des Dichters sind nicht minder ´geborsten´ als seine Geschichtsauffassung.”

 

1847

Ruge, Arnold. August Wilhelm Schlegel und die romantische Propaganda. In: Arnold Ruge's sämmtliche Werke, Erster Band, Mannheim. Digitalisiert von Google

“[S. 349] Dem genialen Ich leistet jeder Inhalt, wie dem Schneider jede Mode, denselben Dienst, nämlich den, sich als den überraschenden, wunderbaren Künstler zu zeigen; und so wäre denn das ganze Geschäft der Propaganda nichts als der reinste Dilettantismus gewesen, August Wilhelm Schlegel aber in der Eitelkeit der Romantik immer noch vorzugsweise das eitle Subject, welches mit fremden Federn, die ihm schief zu Gesichte stehen, eine Weile sich aufputzt und gezwungen brüstet, dann aber den ganzen Putz unbekümmert von sich wirft und dagegen der Reformation und der Wahrheit das Wort redet, ohne gleichwohl sich selbst von der Willkür des Genialisierens zum Gesetz der Philosophie bekehrt zu haben, weßwegen denn das letzte Bekenntniß eben so unwahr ist, als das erste.
   Gregorius fuhr ums Morgenroth
   Empor aus schweren Träumen:
   Bist untreu, Wilhelm? o der Noth! –
   Da schrieb er ohne Säumen:
   Was immer er geschrieben,
   Sich sei er treu geblieben.
Es ist wunderbar fein, wie er in dieser Broschüre seine patriotischen Verdienste beweist, so fein, daß der Beweis immer nur seine Eitelkeit, nie seine Tapferkeit an den Tag bringt.”

 

1847

Anonym. Nichtpolitische Nachrichten. In: Donau-Zeitung, 13. Oktober. Passau

“´Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht´ sagt Bürger irgendwo in seinen Gedichten. Das Gleiche würde der Dichter von dem Wörtchen ´übrigens´ sagen, wenn er sehen könnte, welchen Gebrauch man heutzutage von demselben macht und welche disparate Dinge man durch dieses Bindemittel zusammenschweißt.”

 

1847

Anonym. Landau, am 16. Nov. In: Der Eilbote, 17.11.

“Der Hr. Antragsteller, indem er der Regierung Aufgaben stelle, wie z. B. die Verabredungen verschiedener Wucherer über den Verkauf nur zu einem bestimmten Preise, zu verhindern (und wer könnte diese Leute hindern, etwa im Wirthshause zusammenzukommen; Gleich und Gleich geselle sich doch gern), der Hr. Antragsteller komme ihm vor, wie jener Kaiser, der dem Abte Fragen gestellt, welche nur Hans Bendix, der Schäfer, habe lösen können.”

 

1847

Anonym. Frankreich. Lyon, 22. März. In: Regensburger Zeitung, 29.03.

“[S. 351] Des seligen Bürgers ´an einem Kaiserwort soll man nicht drehn noch deuteln´ erleidet beim neuen Wechselgeschäft des Czaren mit der Pariser Bank harten Widerspruch.”

 

1847

Kaufbeuern, am 2. Sept. In: Augsburger Anzeigeblatt, 05.09.

“Möge sich übrigens Herr Stumpp ob solch liebloser Anschuldigung nicht ärgern, sondern eingedenk seyn des Spruches:
    Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
    So laß zum Drost Dir sagen:
    Die schlecht'stene Früchte sind es nicht,
    Woran die Wespen nagen. -      M.”

 

1847

Briefkasten-Revue. In: Augsburger Tagblatt, 12.02.

“[S. 177] 4) An Dr. C. R.
    Wenn dich die Lästerzunge sticht, mußt du nicht dich beklagen,
    Und denk nur, gute Früchte sind's, woran die Wespen nagen.”

 

1847

Die Kölner Gemäldeausstellung von 1846. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 1. Februar 

“[S. 278] Historienstücke nach Poesien endlich haben Fay, Volkhart, Thelen geliefert. Des letztgenannten Zank der Königinnen aus dem Nibelungenliede ist nicht ohne Kraft und Charakter, obwohl die Größe der epischen Gestalten noch nicht erreicht ist. Volkhart, durch seine Bilder aus Marien Stuarts Leben als tüchtiger Historienmaler beglaubigt, ist mit seinem: ´Lenardo und Blandine nach Bürgers Ballade´ ins Theatralische gerathen, was sich besonders in der Positur der Mörder geltend macht. Die Farbe und die doppelte Beleuchtung durch Mond- und Oellicht ist sehr wirksam. Mag die italienische Reise die er so eben unternommen hat, ihn durch die Anschauung der Muster großen Styls von jenem modernen Uebel gänzlich befreien!”
 

1847

K. Hannover, 9 März. In: Allgemeine Zeitung, 16.03.

“[S. 599] Die Kunstausstellung wird viel besucht. Das beliebteste der Bilder (jede Ausstellung muß ein solches Vorzugsstück haben) ist Oesterley's Lenore (nach Bürgers Ballade) geworden.”
 

1847

Theater in Freysing. In: Freysinger Wochenblatt, 11. Juli    

"Das letzten Freitag zur Aufführung gekommene Stück, nach Bürgers bekannter Ballade ´Lenore´ war gewiß eines der Besten, die wir sahen. Wen die Darstellung von Lenorens Wahnsinn und ihr Gesang im letzten Akt nicht befriedigte, wer dem ächten Husaren Walheim nicht Beifall und dem zwischen Sollen und Wollen streitenden Wilhelm nicht Anerkennung zollen mußte, der wird nie an Theatromanie leiden."
 

1848

Vilmar, A.F.C. Geschichte der deutschen National-Literatur.

“[S. 288] Bekanntlich sind Bürgers Gedichte vielfach mit seinen, fast vom Anfange an in sich zerrütteten Leben verflochten, und die große Mehrzahl derselben ist ein getreuer Abdruck einer eben so unedlen als unschönen Wirklichkeit. Andere haben etwas Aufgedunsenes und Angespanntes, und die Zahl der wirklich guten Gedichte Bürgers ist in der That nur klein. Zum Belege dieser, heut zu Tage wol sehr allgemein zugestandenen Behauptung darf ich mich nur auf den Ritter Karl von Eichenhorst oder die Entführung berufen “Knapp sattle mir mein Dänenross “, wie unnatürlich gespannt und gedehnt ist hier alles! Wie aufgedunsen ist Lenardo und Blandine (die Bearbeitung einer alten Novelle des Boccaz), wie bis zum Widrigen exaltiert die Entführung der Europa, wie gemein die Frau Schnips, mit welchen unreinen Elementen versetzt sein Dörfchen (eine Bearbeitung des Hameau von Bernard), der zahlreichen ganz unreinen Producte nicht zu gedenken. Was aber Bürger auch in diesen schwachen und verwerflichen Gedichten für sich hat, ist eine Leichtigkeit der Darstellung, eine Gefügigkeit und Geschmeidigkeit der Erzählung, besonders aber ein Wollaut der Sprache, ein Fluß der Verse, wie wir sie selbst in vielen Dichtungen unserer größten Meister umsonst suchen, so daß wir neben manche Strophen und Lieder Bürgers in dieser letzten Hinsicht nur die Gedichte unserer älteren Zeit, die Minnelieder, halten können.

[S. 289] In dieß Gebiet gehören denn seine besten Gedichte. Dahin dürfen wir unbedenklich, trotz einiger nicht unbedeutender Mängel, seine Lenore rechnen, welche an Klang und Wollaut bis dahin noch nicht, selbst nicht von Schiller übertroffen worden ist, und in der Volksmäßigkeit des Ausdrucks nur die Goetheschen Gedichte über sich hat; sodann das Lied vom braven Mann, Robert, das Lied von Treue und der Kaiser und der Abt. Sodann aber werden wir Bürgers Sonette nicht vergessen, die mit zu den besten zu rechnen sind, welche jemals gedichtet worden sind, wiewol sie in unserer neuesten Dichterzeit zu den ältesten gehören; das ausgezeichnetste ist das “an das Herz”, welches er in den Tagen seines tiefsten Kummers und Elends dichtete. - Bürger hat zu den populärsten Dichtern gehört, welche unsere gesamte Literaturgeschichte aufweisen kann - seine Lenore durchflog in einem Augenblicke ganz Deutschland und wurde, was nicht stark genug hervorgehoben werden kann, im Kreiße des Volkes eben so wol gelesen und gesungen wie im Kreiße der Gebildeten, und thut in beiden Kreißen noch jetzt, nach siebenzig Jahren, ihre Wirkung.”

Vilmars Auszug aus der deutschen National-Literatur in der ONLINE-BIBLIOTHEK.

 

1848

Korn, Friedrich. Sagenkreis des Odin. In: Mythologie der Volkssagen und Volksmärchen. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 102] In mehrern Sagen kündigt ein Nachts umlaufender Rappe, wenn er mit seinem Kopfe an eine Hausthier stößt, einem der Hausbewohner baldigen Tod an. Wie die Valkyrien, erblickt man auch den Tod zu Rosse. Er setzt die Entseelten, seine Beute, auf sein Roß. Wem fällt hier nicht Bürgers ´Lenore´ ein? “

 

1848

Rollett, Hermann (Hg.). Republikanisches Liederbuch. Zweite Auflage. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 70] Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen.
          Nach eigener Weise.
      Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu [...] “

 

1848

Pfeiffer, Franz. Die Tragoedien und Comoedien des Herzog Heinrich Julius von Braunschweig. In: Serapeum. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 187] Besondere Auszeichnung verdienen das III. und VIII. Stück, deren Vorzüge schon Gervinus herausgefunden und ins rechte Licht gestellt hat. Da ich diese beiden gelegentlich an passendem Orte ganz mitzutheilen gedenke, so darf ich hier um so eher darüber hinweggehen, und es wird genügen, wenn ich von dem Vincentius Ladislaus Satrapa (den, wie ich vermuthe, G. A. Bürger gekannt hat, indem nicht weniger als etwa zwanzig Anekdoten in den abenteuerlichen Reisen des Freiherrn von Münchhausen enthalten sind, die fast unmöglich eine andere Quelle haben können) nur den Titel und das Personenverzeichniss hier wiedergebe. “

 

1848

Anonym. Auswärtiges. In: Phoebus. Nürnberger Morgenblatt. 20. Mai. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 319] Eine Beilage der A. Oestr. Zgt. enthält einen Aufruf an die Patrioten, in dem der Patriotenverein auffordert, dem Staate, dessen Kassen laut der bekannt gemachten Uebersicht leer seien, mit baarem Gelde zu Hilfe zu kommen, um ihm ein Anlehen zu ersparen. Oesterreich zähle, wenn man auch Polen und die Lombardei ausnehme, 24 Millionen Einwohner; wenn nur von 20 Millionen jeder, einen Gulden opfere, so könne man der Regierung die zur Fortführung des Krieges und zur Zahlung der Zinsen nöthige Summe bieten. Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.“

 

1848

Laube, Heinrich. Paris, im April. In: Paris 1847. Mannheim. Digitalisiert von Google

“[S. 170] Es hört sich auch wirklich sehr gut an, daß Napoleon nur hie und da durch den Widerstand Europa's verdorben, und daß er auf der entgegengesetzten Seite nur durch seine despotische Macht verführt worden sei, die Litteratur nicht so zu fördern, wie er sie eigentlich fördern gewollt. Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht. Diese Worte unseres Bürger murmelten mir unaufhörlich um die Ohren, während Thiers auseinandersetzte, welchen großen Styls Napoleon eigentlich fähig gewesen wäre mit den Poeten. ´Wenn Corneille jetzt lebte, ich machte ihn zum Herzoge!´ Wer kennt es nicht, dies berühmte Wort! “

 

1848

Aus Leipzig. In: Die Grenzboten. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 128] So hieß es wenigstens, und die Communalgarde hielt Ordre, die friedliche Enttäfelung der Buden zu beschützen. Es ist kein Attentat erfolgt; man begnügt sich, die Wiener und Thüringer Brüder in ihrem Kampf gegen die Tyrannen sympathetisch zu unterstützen. Wenn freilich der philiströse Sinn Leipzigs u.s.w.
  Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht
  Hätt´ aus Heckerlingen Napoleon's gemacht. “

 

1848

Fröhlich. Nürnberg und interessante Tour von da nach Neumarkt. In: Semper lustig, Nunquam traurig! München. Digitalisiert von Google

“[S. 108] Der Kutscher war während dem abgefahren, ohne daß wir es merkten, weil wir zu lebhaft in der Unterhaltung waren, und er ließ dann und wann die Peitsche wie ein Magiker auf die beiden Rößchen fallen, wobei ich ihm einmal lachend zurief: ´et jinge wohl, aber et jeht nich!´ und mich zu meiner Gefährtin wendend, sagte ich:
  ´Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht,
  Nur mit den Rößchen had´re nicht!
 Zudem sehne ich mich jetzt gar nicht so sehr nach Neumarkt, weil ich Sie dort zu meinem Bedauern leider verlassen muß.´ “

 

1848

Horn, Franz. Brief vom 21. Aug. 1881 an Baron de la Motte Fouqué. In: Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouqué. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 148] Ueberhaupt ist es mir (wenn ich eine frühere Empfindung bei einem Bürger´schen Sonett, und dessen Gedicht: ´Als Molly sich losreißen wollte,´ ausnehme) noch bei keinem Werke so seltsam gegangen, als bei dieser Undine, über die ich immer zu reden anfange, und die doch nicht durch Rede, sondern durch ein Gedicht nur, oder durch Musik wieder gegeben werden könnte. “

 

1848

Salon für Theater, Kunst und Literatur. In: Der Ungar, 5. März. Pesth. Digitalisiert von Google

“[Sp. 428] Herr Laube ist Verfasser eines neuen Stückes, ´Molly und Bürger´; zugleich bearbeitet er ´Hegels erste Liebe.´ “

 

1848

Anonym. Aus der Provinz Sachsen, d. 12. Januar. In: Europa. Chronik der gebildeten Welt, 22. Januar. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 62] Auf einem einsamen Walddorfe am Harz hätten wir am 1. Januar das hundertjährige Geburtsfest Gottfried August Bürger´s feiern können. Er ist der Unsre, obgleich die Augsburger Allgemeine noch vor einem Jahre seinen Geburtsort in´s Hannöversche verlegte. Vielleicht hätte sich zum 1. Januar eine kleine Anzahl junger Leute zusammengefunden, um eine ´Harzreise im Winter´ nach Molmerswende zu unternehmen, wenn nicht unsere Magdeburgische Zeitung zu spät entdeckt hätte daß uns der 1. Jan 1748 den Landsmann Bürger gegeben. Bürgers Biographen wissen viel zu erzählen von dem Waldesdunkel bei Molmerswende, welches die ersten poetischen Gedanken in dem kleinen Gottfried August geweckt haben soll. Das Gesangbuch munterte ihn zum Versmachen auf. Seine Mutter an der er selbst gern ausgezeichnete Geistesfähigkeiten rühmte, soll vor allen Dingen eine Frau von derber Sinnlichkeit gewesen sein, ja sogar eine böse Sieben - und mehr als alles Andere hat ihn vielleicht dies zum Volksdichter gemacht. Nachbar Kurzmanns in Pansfelde mögen auch nicht die Feinsten gewesen sein, und eine von ihren Töchtern mag es sein die später als ´Pfarrers Tochter von Taubenhain´ das Abenteuer mit dem Junker von Falkenstein hatte, nur daß Bürger ihr den Kindermord andichtete. Bürger's Großvater mütterlicher Seite hieß Bauer und war Bürger von Aschersleben; sein Großvater väterlicher Seite, Bürger, war ein Bauer oder Pächter, und unser Volksdichter ist also in mehr als einer Bedeutung aus einem Geschlechte von Bürgern und Bauern hervorgegangen.“

 

1848

Anonym. Kritik und Antikritik. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung des Judenthums No. 6, 31. Januar. Leipzig. Digitalisiert von Google

“´Weich´ aus dem Rezensentenhunde!´ Dieser goldenen Regel Bürgers würde auch ich, zumal bei der ersten Beurtheilung, welche einer meiner Schriften widerfahren, gefolgt sein, suchte nicht der feindselige Rezensent durch Zitate und scheinbar begründete Behauptungen das Publikum zu täuschen [...]. “

 

1848

Anonym. Budapester Neuigkeitsbote. In: Der Ungar. Nro. 7 vom 8. Oktober. Budapest. Digitalisiert von Google

“[S. 59] - Vor einigen Tagen, da noch die Dampfer frisch und lustig zwischen hier und Wien flogen, ließ sich ein Herr seinen Reisesack und Mantel, und andere Dinge die man nicht gerne entbehrt, wenn man sie einmal besitzt, zur Abfahrtzeit zum Dampfboote tragen. Der Slovake wandelte raschen Schrittes hin, der Herr folgte ihm, so gut er konnte nach. Plötzlich schwenkt der Slovak um eine Strassenecke, und entschwindet den Augen des nichts Arges ahnenden Herrn. Die Dinge die an den Schultern des Slovaken ruthen, sind natiirlich mit verschwunden - hin ist hin, verloren ist verloren - wie Bürgers Lenore schmerzlich ruft.“

 

1848

S-. Freund Ludwig! In: Bayreuther Zeitung. 16. Juni. Bayreuth. Digitalisiert von Google

“[S. 664] Freund Ludwig!
 ´Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
 So laß Dir das zum Troste sagen:
 Es sind ja schlechte Früchte nicht,
 Woran die Wespen nagen.´
Du weißt ja, daß jetzt die Zeit ist, in welcher die Frösche quaken.
  S-                           S- “

 

1848

Anonym. Paris, 30 April. In: Außerordentliche Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 5 Mai. München. Digitalisiert von Google

“[S. 4] Heute ist das 22ste ´Straßenbulletin´ des Ministers des Innern an den Mauern angeschlagen. Hr. Ledru-Rollin tröstet sich in demselben über die Verleumdungen denen er seit einiger Zeit ausgesetzt sey, mit unserm Jean Paul, der - so versichert der Minister - behauptet habe daß die besten Früchte gerade die sind an denen die Wespen nagen. “

 

1848

Vogt, C. W. Der schwäbische Münchhausen. 2. In den Urwäldern. In: Fränkische Blätter Nr. 20. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 70] Als die sieben Jahre verronnen waren, gab es keinen Frieden zu schließen, denn es lebte kein Feind unsers Stammes mehr. Wir hatten sie vertilgt bis über das achtunddreißigste Glied ihrer noch ungeborenen Nachkommenschaft hinaus. Aus den Gebeinen der Erschlagenen ließ ich einen Obelisk errichten, dessen Spitze man an hellen Tagen bei Sonnenuntergang bis an die Küste Irlands leuchten sieht. Er trägt die Aufschrift in nadowessischer Sprache: ´Auch sie starben für des Vaterlandes Befreiung!´
  Nun zogen wir heim lorbeergekrönt und siegesjubelnd zu unsern stillen Wigwams —
   ´Und Alles nun mit Sing und Sang,
   Mit Paukenwirbel, Hörnerklang,
   Geschmückt mit grünen Reisern,
   Zog heim zu seinen Häusern.
   Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
   Gottlob! rief manche frohe Braut.´
Mir tönte kein ´Gottlob!´ entgegen. Bleich, abgehärmt und mit thränenüberströmtem Antlitze kam meine Squaw mir entgegen. “

 

1848

Curtmann, Wilhelm Jakob Georg. Die geselligen Insekten. In: Das Vaterland, ein Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschule. Darmstadt. Digitalisiert von Google

“[S. 98] Wenn man ihnen zusieht, mit welcher Gierde sie über Birnen oder Weintrauben herfallen, mit welcher Schärfe sie die Schale durchnagen, so begreift man wohl, daß die Gärtner Alles anwenden, um die Wespen zu vertilgen oder wenigstens zu vermindern. Allein man sieht auch, daß der Dichter Recht hat, welcher sagt:
   Freund, wenn dich die Verläumdung sticht,
   So laß es dir zum Troste sagen:
   Es sind die schlechtsten Früchte nicht,
   Woran die Wespen nagen. “

 

1848

Anonym. Flüchtige Skizzen. In: Morgenblatt für gebildete Leser, 7. Februar. Stuttgart und Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 126] Die Magd aber war vor zwei Tagen zu ihrer kranken Mutter auf's Land gegangen. — ´Wir werden hier immer gestört seyn,´ sagte Margarethe mit verweinter Stimme. ´Abends kommen die Nachbarn, den Vater zu besuchen, und sie werden bald einer nach dem andern erscheinen. Komm mit mir auf die Kammer, da können wir noch plaudern. Ich will das Hausthor absperren, als ob Niemand zu Hause sey.´ — ´Des Pfarrers Tochter von Taubenhain — War schuldlos wie ein Täubchen´ und dachte nicht an die Gefahren, die in der Stimmung des Abschieds liegen. “

 

1848

Oettinger, Eduard Maria (Hg.) Zapfenstreich. In: Charivari, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 4459] Magdeburg. Die hiesige Zeitung macht den Vorschlag, den hundertjährigen Geburtstag des Dichters der ´Leonore´ Gottfried August Bürgers, zu feiern. Derselbe war am 1. Januar 1748 zu Wolmerswende, einem zur Grafschaft Falkenstein gehörigen Dorfe, geboren, wo sein Vater, Johann Gottfried Bürger, Pastor gewesen war. Nach einer aus dem Kirchenbuche von Aschersleben gezogenen Notiz war der Großvater unseres Dichters, Johann Heinrich Bürger, Frei- und Rittersasse zu Neuhaus und Paßbruch bei Stolberg. Gottfrieds Mutter, Gertraud Elisabeth, geborene Bauer, war die Tochter des Hofesherrn Jakob Philipp Bauer zu Aschersleben. Bürgers Eltern waren am 6. November 1742 in der Kirche zu Aschersleben getraut worden. Hier verlebte unser Dichter einen großen Theil seiner Jugend; hier empfing er auch den ersten Schulunterricht. “

 

1848

Anonym. [Rez.] Aus dem Leben einer deutschen Fürstin, Karlsruhe 1847. In: Blätter für literarische Unterhaltung, 8. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 30] Eines Tages fiel bei Tafel ihr Blick auf den 20jährigen Hofjunker und Lieutenant von Bismark, welcher wol alsbald die elektrische Wirkung desselben empfunden haben muß; denn es entspann sich von dem Tage an zwischen Beiden ein geheimes zartes Verständniß, welches freilich kurze Zeit hindurch keine andere Aeußerung fand als die welche Bürger so schön beschreibt:
   Lenardo sah her, Blandine sah hin.
   Mit Augen, erleuchtet vom zärtlichsten Sinn.”

 

1848

Ungern-Sternberg, Peter Alexander Freiherr von. Die Royalisten, Bremen. Digitalisiert von Google

“[S. 97] Wer ist's? - Ein Mann mit großen Stiefeln, der Waffen trägt, einen alten Säbel, Pistolen. Diesem Manne folgt der
Obrist, in seinen alten Offiziermantel gehüllt, in dem ich ihn nur einmal in meinem Leben besinne mich gesehen zu haben, wo ich schon damals dachte: er sieht doch just so aus wie in der Ballade ´Lenore fuhr ums Morgenroth´ der Mann aus dem
Grabe ausgesehen haben muß. An jenem Abend sah er nun - aber ganz frappant - dem Manne in der Ballade ähnlich.”

 

1848

Anonym. An die radikalen Bürger in Linz. In: Der Freimüthige, 19. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 371] Darum nochmal seid einig, folgt meinem Rathe und Ihr werdet siegreich aus allen Gefahren hervorgehen, und ein kräftiges freies Volk sein.
    Behaltet die Worte des deutschen Dichters im Gedächtniß, welcher sagt:
     Wer nicht für Freiheit sterben kann,
     Der ist der Kette werth,
     Ihn peitsche Pfaff' und Edelmann
     Um seinen eig'nen Herd.
                Von einem Oberösterreicher”

 

1848

Anonym. [o. T.] In: Augsburger Tagblatt, 31. Januar. Augsburg

“[S. 127] Sic! Es ist nicht zu läugnen, der Mann, der das Wenn und Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht; aber viel größere Verdienste hat sich der Mann erworben, welcher für die Zeitungen das Sic erfunden hat; denn er hat alle Wenn und Aber überflüßig gemacht, ja ganze Reden und Erklärungen sind durch das Wörtchen Sic über den Haufen gestoßen.”

 

1848

Anzeige. In: Magdeburgische Zeitung, 26.08.

“Zur Beherzigung für die Schützenfresser!
   ´Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
    So lass' Dir dies zum Troste sagen:
     Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
     Woran die Wespen nagen.´      E in Schütze

 

1848

Vierter Brief des jungen Strampfelhuber an seinen Oheim auf dem Lande. In: Augsburger Tagblatt, 22.01.

“[S. 90] Es riß mich fort mit Sturmeswehen, ich schnürte noch am Sylvesterttage meinen Bündel, sagte der Weltstadt auf immer adieu, und fort ging's über Stock und Stein, daß Roß und Reiter schnoben.”
 

1848

C. W. Vogt. Der schwäbische Münchhausen. In: Fränkische Blätter, No. 020

“[S. 80] Nun zogen wir heim lorbeergekrönt und siegesjubelnd zu unsern stillen Wigwams -
   ´Und Alles nun mit Sing und Sang,
   Mit Paukenwirbel, Hörnerklang,
   Geschmückt mit grünen Reisern,
   Zog heim zu seinen Häusern.
   Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
   Gottlob! rief manche frohe Braut.´
Mit tönte kein ´Gottlob´ entgegen. Bleich, abgehärmt und mit thränenüberströmtem Antlitze kam meine Squaw mir entgegen.”

 

1848

Der schwarze Hammer. In: Phoebus, 13. Januar

“Offen heraus nämlich bin ich der Ueberzeugung, daß die Absichten des Barons von Düssing auf ein nichtswürdiges Verhältniß mit Ihrer Tochter hinauslaufen, Herr Gutsmuth. Er will ein Seitenstück zu ´des Pfarrers Tochter von Taubenheim aufführen."
 

1849

Pröhle, Heinrich. Gottfried August Bürger. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Stuttgart und Tübingen.

“[S. 1102] Aber wenn wir nun das Schiller´sche Urtheil zu dem unsern machen, so sind wir weit entfernt, uns ebenfalls dem unglücklichen Dichter gegenüber auf den Standpunkt der Moral zu stellen. Schiller irrte gewiß, wenn er die Fehler, welche er in Bürgers Poesie fand, für die nothwendigen Folgen eines Lebens hielt, das er deutlich genug als ein unsittliches bezeichnete. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, weßhalb nicht auch Bürger sein Leben und seine Verhältnisse, wie jeder andere Dichter, in der Poesie hätte idealisiren können, wenn nicht eben dem Dichter Bürger die Kunst des Idealisirens gefehlt hätte. Wenn wir daher sagen: was Bürger als Menschen abgeht, vermissen wir auch am Dichter, so wollen wir damit nicht einen Moralgrundsatz für die Poesie aufstellen, sondern wir meinen damit nur das charakteristische Merkmal der Bürger´schen Poesie zu bezeichnen. Und hier handelt es sich nun, was Schiller übersehen, sogleich darum, den Dichter nur nach seinem eigenen Maßstabe zu beurtheilen. So hat denn auch Bürger bei den oben von ihm angeführten Worten gewiß nur an eine größere Vollendung innerhalb der ihm von der Natur gesteckten Grenzen denken können, und daß er sich selbst, wie Schiller meint, über seine allerdings beschränkte Sphäre irgendwie hätte erheben sollen oder können, glauben wir nicht. 

 [S. 1146] Und hier scheiden wir von Bürger. Möchten diese Zeilen dazu dienen, in einigen Herzen sein Gedächtniß aufzufrischen. Ja, erinnert euch, deutsche Landsleute, einen Augenblick mit erneuter Liebe an Gottfried August Bürger, weil die Zeit der Ablösung des Jagdrechtes, die Zeit der Aufhebung der Frohnden und Lasten, weil diese Zeit die rechte Zeit ist, um wieder einmal des ´Churhannöverischen Justizbeamten´ zu gedenken, der im vorigen Jahrhundert durch seine volksthümliche Poesie den Bauernstand vor dem Junkerthume in Schutz nahm, der selbst den Fürsten kühne Worte zurief und zu dessen lezten Poesien ein Epigramm gehört, in dem er sagt, daß er es müde sey, unter der Censur zu schreiben. “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1849

Gödeke, Karl. Gottfried August Bürger. In: Elf Bücher Deutscher Dichtung. Erste Abtheilung. Leipzig

“[S. 741] Bürger führte zuerst wieder die Ballade, die seit dem XVI. Jhd. in Deutschland geruht hatte, in die Literatur. Die Gleimschen und Michaelischen Romanzen, die auf ein Lustigmachen über den platten Stoff hinausliefen, hatten ihn anfänglich (Raub der Europa u. s. w.) mitgerissen, allein er fühlt richtig heraus, daß nur der ernsthafte Ausdruck heilsame Wirkungen für die Literatur haben werde. Percys Sammlung, die er in Göttingen kennen lernte, und Volkslieder, die er in nächtlicher Stille hörte, regten ihn tief und nachhaltig an. In der Wahl seiner Stoffe meistens glücklich, strebte er nach Klarheit, Bestimmtheit, Abrundung, Ordnung und Zusammenklang der Gedanken und Bilder, nach Wahrheit, Natur und Einfalt der Empfindungen, nach dem eigenthümlichsten und treffendsten, nicht eben aus der todten Schrift, sondern mitten aus der lebendigsten Mundsprache aufgegriffnen Ausdrucke derselben, nach der pünktlichsten grammatischen Richtigkeit nach einem ungezwungenen leicht klingenden Versbau; diesem Streben, daß der Hörer sogleich alles unverschleiert, blank und baar aufnehmen und sehen könne, nicht seinem Hopp hopp oder diesem und jenem aus Misgriff aufgehaschten Kraftausdrucke glaubte er es zu danken, wenn man ihn einen Volksdichter nenne. Was jetzt in seinen Gedichten noch fesselt, sind die Früchte jenes Strebens; was darin abstößt, fließt aus seiner Persönlichkeit. Alles was der Dichter geben kann, sagt Schiller (in Bezug auf Bürger) richtig, ist seine Individualität. Diese muß es also werth sein vor Welt und Nachwelt aufgestellt zu werden. Kein noch so großesTalent kann dem einzelnen Kunstwerk verleihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, die aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegnehmen. Schiller vermißt in dem größeren Theile der Bürgerschen Gedichte den milden, sich immer gleichen, immer hellen männlichen Geist, der eingeweiht in die Mysterien des Schönen, Edlen und Wahren zu dem Volke bildend herniedersteigt, aber auch in der vertrautesten Gemeinschaft mit demselben nie seine himmlische Abkunft verleugnet. Bürgers Individualität war aber durch Leben, Irren und Leiden des Vorzuges verlustig, aus reiner Fülle zu geben; von trüben Wolken und den Schlacken gemeinen Erzes tragen deshalb auch sein Balladen Farbe und Mischung genug in sich, um mitten im Genuß des Gelungenen aus dem Gedichte in die Individualität des Dichters unsanft hinüberzuführen. Aber selbst dies störende Element hebt den Dichter aus der Mitte der Göttinger eigenthümlich hervor, da er sich fast nie die Mühe gegeben hat, anders scheinen zu wollen als er war, während jene in einer urteutonischen Bardenwelt und in einem rauchenden Tyrannenblutbade, in mondscheindünner Sentimentalität oder mit Angstschweiß nachgepinselter Alltäglichkeit ihre Natur vermummten. Von Schein war bei Bürger nicht die Rede; was er gab, war er selbst, und daß dieser Inhalt seiner Gaben nicht höher steht, nicht da steht, wo Schiller alle Dichter und die Volksdichter vor allen zu sehen wünschte, ist nicht ein Fehler seiner Kunst, sondern ein Mangel seiner menschlichen Natur. - Bei der Erwägung seiner literarischen Stellung wird gemeiniglich übersehen, daß wir ihm die Münchhausischen Lügen, deren Verfasser er ist, verdanken,jene Fülle finkenritterlichen Humors, den man als die Poesie des Unmöglichen bezeichnen darf.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1849

Nösselt, Friedrich. Lehrbuch der deutschen Literatur für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen. Zweiter Theil, Vierte verbesserte Auflage. Breslau

“[S. 421] Die Lebhaftigkeit und Deutlichkeit seiner Darstellungen, die Zartheit seiner Empfindungen und der Wohllaut seiner Verse machten ihn zu einem der beliebtesten Dichter, so daß er mehr als jeder Andre ein Volksdichter war. Nur verleitete ihn sein Streben nach Popularität und Kraft oft zur Wahl von Ausdrücken, die man als zu derb, zuweilen sogar als unanständig, wegwünschen möchte. Fast meisterhaft ist er als Balladen- und Romanzensänger. Hier weiß er die Charaktere trefflich zu malen, das Interesse der Leser zu erwecken, zu spannen und sie mit dem Grauen der Geisterwelt zu umgeben, wie kein Andrer, z. B. Lenore, die Entführung, der wilde Jäger, des Pfarrers Tochter von Taubenheim. Als Mensch war er sehr achtungswerth. Sein Leichtsinn und seine schlechte Wirthschaft waren schuld, daß er nie sorgenfrei leben konnte; aber er hatte ein edles Herz, war wohlwollend gegen Jedermann, wohlthätig über Vermögen, sogar gegen seine Feinde, und unbestechlich redlich.“

Bestandteil des Lehrbuches sind:
    Lied vom braven Manne
    Beim Grabe meines guten Großvaters
    Das Blümchen Wunderhold

 

1849

Anonym. August Wilhelm Schlegel. In: Die Gegenwart, Band 3. Digitalisiert von Google.

“[S. 84] In den "Charakteristiken und Kritiken" der Brüder Schlegel, welche im Jahre 1801 erschienen, nahm August Wilhelm sich des verstorbenen Bürger gegen Schiller an, welcher den Dichter der "Lenore" vor Jahren in der bekannten Recension mit schwerem Arme getroffen hatte. Die Pietät, welche Schlegel für Bürger, "seinen ersten Meister in der Kunst der Lieder", wie er ihn in einem Sonette nennt, zeitlebens bewahrte, ist ein wohlthuender Zug in dem Bilde eines Mannes, der sonst eben nicht viel Gemüthliches zeigt. Schiller´s Recension war einseitig, und man kann Schlegel nicht Unrecht geben, wenn er in einem spätern Zusatze zu jener Abhandlung sagt, Schiller hätte Bürger nicht tadeln sollen, weil er ihn nicht gehörig zu loben verstand. Und nun ist es wirklich schön zu sehen, wie Schlegel, indem er dieses versäumte Lob nachholt, doch Bürger zugleich viel schärfer und zwingender tadelt, als Schiller dies zu thun im Stande gewesen war. Statt wie dieser den vagen Allgemeinbegriff der Idealität, mithin ein von dem Beklagten gar nicht anerkanntes Forum, anzurufen, nimmt er den Letztern bei seinem eigenen Worte, ein Volksdichter sein zu wollen, und zeigt nun durch Vergleichung mit den englischen Originalen, nach welchen Bürger's Romanzen großentheils gearbeitet sind, wie weit dieser von dem echten Romanzenton, welcher auch der echte Volkston ist, sich in eine vergröbernde Manier verirrt hatte, wie oft er, um Schlegel's Ausdruck zu gebrauchen, demagogisch, ja gemein geworden war, statt populair zu sein. Auch in Betreff der übrigen Bürger´schen Gedichte ist diese Kritik ein wahres Muster; sie widerlegt die Schiller´sche Recension nicht, aber ergänzt sie und begründet sie besser; wie ja Schiller selbst später zugestand, er würde sein Urtheil über Bürger jetzt zwar nicht ändern, aber mit bündigern Beweisen unterstützen, denn sein Gefühl sei richtiger gewesen als sein Raisonnement.”

 

1849

Anonym. Schlipsens erste Liebe. In: Der Reichsbote für das Jahr 1849. Digitalisiert von Google

“[S. 112] Da fiel ihm ein Pfeifenkopf in die Augen, auf dem jene Verse Bürgers bildlich dargestellt waren:
    Ich scherzte mit Moll tief zwischen dem Korn
    Umschlossen von blühendem Hagebutdorn.
 Er konnte nicht satt werden, ihn zu beschauen. Bürger und Molly - Schlips und das Blondinchen. O glücklicher Dichter, wie leicht springst du über Zeit und Raum hinweg! “

 

1849

[Übersetzung Lenore] In: Zeitung für die elegante Welt.   Digitalisiert von Google

“[S.263] Bürgers ´Lenore´und der wilde ´Jäger´sind von A. Darnault in Paris mit großer Treue in´s Französische übersetzt worden.“

 

1849

Hoffmann, J.L. Zu Bürgers Gedächtniß. In: Album des literarischen Vereins in Nürnberg.

“[S.134] Unbillig aber ist die Forderung [Schillers], daß sich die Dichtkunst dem Verlangen der Philosophen anbequeme, daß sie, wie Schiller will, "die ganze Weisheit der Zeit geläutert und veredelt in ihren Spiegel sammle und mit idealisierender Kunst aus dem Jahrhundert ein Muster für das Jahrhundert schaffe." Da würde am Ende die Lyrik in Lehrpoesie umgewandelt. [...]
In gleicher Weise, wie hier am Eingang, mißt er im Verlauf der Recension den Volksdichter, der zu sein Bürger all seine Kraft daran setzte, mit dem Maßstabe eines selbstgeschaffenen Ideals, für welchen dann die beurtheilten Gedichte freilich zu unbedeutend sind, und kommt von da zu dem harten Satze, daß er unter allen Bürgerschen Gedichten beinahe keines zu nennen wisse, was ihm einen durchaus reinen, durch gar kein Mißfallen erkauften Genuß gewährt hätte, und daß diese Störung um so widriger sein, weil sie das Urtheil abnöthige, daß der Geist, der sich in diesen Gedichten darstelle, kein gereifter, kein vollendeter Geist sei, daß seinen Producenten nur deswegen die letzte Hand fehlen möchte, weil sie - ihm selbst fehlte. Wo ist, frage ich, ein vollendeter Geist zu finden in dieser Endlichkeit, wo auch der Beste die Menschheit nur in seiner eigenthümlichen Färbung wiederspiegelt, wo auch dem größen Künstler eine bestimmte Manier anhaftet, niemals aber das Ideal selbst darzustellen gelingen kann. Sogar Schiller auf dieser Wage gewogen, würde zu leicht befunden. Aber wie er überhaupt, verleitet durch philosophische Studien, unbefriedigt zwischen Idee und Wirklichkeit schwebte, so vermochte er auch in der Beurtheilung Bürgers die Kluft nicht auszufüllen, welche zwischen der Erscheinung und dem Ideale lag, und wurde lieber gegen erstere ungerecht, als daß er von letzterem etwas nachgelassen hätte.

[S.140] Schiller wollte ihm noch einen dritten als Haupt- und ersten Artikel aller Poesie beigeben: Idealität, durch welche die Popularität erst geadelt und vor Verirrung ins Triviale und Gemeine bewahrt werden könnte. Aber in diesen Satz hat sich Bürger nie gefunden, er hat ihn selbst lächerlich gemacht in der originellen Fabel vom Vogel Urselbst, der zu seinem großen Schaden dem kranken Uhu in Trojas Gemäuer horcht, welcher ihm räth,
         Dich machen Schwungkiel auszuziehn,
         Womit Naturgeist ihn beliehn,
und mit den Federn des Vogels Ideal zu rüsten, der im dritten Himmelssaal fliegt, dem Wunderphönix der Moral zur Seite.[Der Vogel Urselbst in Ästhetische Schriften]

[S.141] Er überließ sich in Erfindung und Bildung seines Stoffes dem Zufall und instinctmäßigen Naturgefühl, und hatte keinen Begriff davon, daß manche Darstellung die Gränze des Schicklichen in der Dichtkunst überschreiten könne. So wird das Urkräftige in seinen Liedern zuweilen burschikos, das Populäre ordinär und widrig. Stücke wie die Historia von der Prinzessin Europa, der Raubgraf, die Menagerie der Götter, Frau Schnips, Fortunens Pranger sind in den gemeinen Ton der Parodie alle
zutief herabgesunken, als daß sie auf poetischen Werth noch Anspruch hätten; [...]

[S.144] Insbesondere gelingen ihm diejenigen Lieder, wie kaum einem andern Dichter, in welchen die Tändeleien der Liebe sich aussprechen; hier ist so unmittelbare Wahrheit der Empfindung, so ungekünsteltes Gefühl, so natürlicher Ausdruck, daß sie Jeder mitempfindet und meint er, würde sich in gleicher Lage ungefähr eben so aussprechen. Diese Lieder, sieht man, sind der Wirklichkeit nach gedichtet, sind keine Phantasieen eines Dichters, sondern Empfindungen eines Liebenden, wie sich denn in der gesammten Poesie Bürgers, in so weit sie die Liebe betrifft, Wahrheit und Dichtung durchdringen und das pathologische Interesse mit dem ästhetischen mischt. Darum wirken sie auch so tief auf die Empfindung des Lesers und hinterlassen bei aller Ungeschminktheit einen bleibenden Eindruck. Denn alles organisch und nothwendig Entstandene unterscheidet sich darin von dem blos Gemachten und Zufälligen, daß es kräftiges Leben und unverwüstliche Frische in sich trägt. In dieser Hinsicht hat Bürger viele Aehnlichkeit mit dem ersten unsrer Liederdichter Göthe.”

Zu Bürgers Gedächtniß in der ONLINE-Bibliothek.

 

1849

Gtz. Proben aus einem ´Erfahrungs-Wörterbuch.´ In: Volks-Gesellschafter. III. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 46] Aberglaube. Das ist ein Ding, welches weder durch ´Wenn´ noch durch ´Aber´ glaubhaft wird, ob auch Bürger sagt: ´Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Heckerling Gold schon gemacht.´ Hier wäre wenigstens etwas da, sey's auch nur Heckerling; der Aberglaube jedoch ist ein Unding, welches an Dinge glaubt, die unbedingt nicht vorhanden und gar nicht möglich sind. Trotz dem wußte man Jahrhunderte hindurch aus diesem Nichts und wieder Nichts den Herrscherstab zu machen, mit welchem Anmaßung und Dummheit die Welt so beherrschten, daß Vernunft und Verstand selten Siege erfochten und noch seltener ihre theilweisen Erfolge für die Dauer behaupten konnten. Wenn dies übrigens Einer liest, der da meint, er sey ganz frei von Aberglauben, der darf ohne Weiteres überzeugt seyn, daß dies Aberglaube ist. “

 

1849

Anonym. August Wilhelm von Schlegel. Die Gegenwart. Dritter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 76] Kein Wunder, daß der reimlustige Student sich in Göttingen besonders durch Bürger's Umgang angezogen fand, der hinwiederum in dem bekannten Sonette dem jungen Musensohne die Dichterweihe ertheilte und ihm einen bessern Lorber als den seinigen verhieß; eine Weissagung, die nur insofern etwa erfüllt heißen kann, wenn man sie nicht von der selbständigen Dichtung, sondern von den poetischen Nachbildungen Schlegel's verstehen will.

[S. 79] Während daher Schlegel in Absicht auf Natürlichkeit des Ausdrucks die erste Voß'sche ´Odyssee´, ja theilweise selbst Bürger's Versuche (´schwerlich so treu als Voß, aber vielleicht wahrer, hätte er den Homer verdeutscht´) vorzog: that ihm doch in Betreff des Metrischen auch der neue Voß'sche Homer immer weniger genug.

[S. 82] In AW Schlegel's kritischer Thätigkeit sind zwei Hauptperioden zu unterscheiden. [...] Während des erstern Zeitraums fühlte er sich noch als Lehrling und Gesell erst Heyne's und Bürger's in Göttingen, dann der großen Meister in Weimar und Jena; im zweiten hatte er sich mit dem Bruder und der übrigen romantischen Compagnie auf eigene Hand gesetzt.

[S. 84] Die Pietät, welche Schlegel für Bürger, ´seinen ersten Meister in der Kunst der Lieder´, wie er ihn in einem Sonette nennt, zeitlebens bewahrte, ist ein wohlthuender Zug in dem Bilde eines Mannes, der sonst eben nicht viel Gemüthliches zeigt. Schiller's Recension war einseitig, und man kann Schlegel nicht Unrecht geben, wenn er in einem später Zusatze zu jener Abhandlung sagt, Schiller hätte Bürger nicht tadeln sollen, weil er ihn nicht gehörig zu loben verstand. Und nun ist es wirklich schön zu sehen, wie Schlegel, indem er dieses versäumte Lob nachholt, doch Bürger zugleich viel schärfer und zwingender tadelt, als Schiller dies zu thun im Stande gewesen war. Statt wie dieser den vagen Allgemeinbegriff der Idealität, mithin ein von dem Beklagten gar nicht anerkanntes Forum, anzurufen, nimmt er den Letztern bei seinem eigenen Worte, ein Volksdichter sein zu wollen, und zeigt nun durch Vergleichung mit den englischen Originalen, nach welchen Bürger's Romanzen großentheils gearbeitet sind, wie weit dieser von dem echten Romanzenton, welcher auch der echte Volkston ist, sich in eine vergröbernde Manier verirrt hatte, wie oft er, um Schlegel's Ausdruck zu gebrauchen, demagogisch, ja gemein geworden war, statt populair zu sein.
 
[S. 92] Im lyrischen Fache begegnet uns vor allem eine Anzahl Romanzen, Versuche, zu denen Schlegel erst durch Bürger's Vorgang, dann durch den Goethe-Schiller'schen Balladenwettstreit, endlich durch die romantische Legendensucht sich veranlaßt fand. Nehmen wir von seinen Romanzen beispielsweise zuerst eine der frühesten, ´Ariadne´, heraus, so erschreckt uns zum voraus schon deren endlose Länge und fällt die Weitschweifigkeit auf, mit der uns die Geschichte der von Theseus verlassenen, dann vom Bacchus gefundenen Heldin in 47 achtzeiligen Stanzen vorerzählt wird. An dieser Unfähigkeit, zusammenzudrängen, Unbedeutendes zu überspringen, leiden die meisten der Schlegel'schen Romanzen, wie ´Pygmalion´ mit seinen 35 achtzeiligen Versen, ´Prometheus´ vollends mit seinen 11 Seiten Terzinen. Eine Romanze muß schon sehr drastisch sein, um den Leser, wie Goethe's ´Braut von Korinth´ durch 28, oder wie Bürger´ ´Lenore´ durch 32 Strophen hindurch ohne Ermüdung festzuhalten. Wie könnten das diese breiten eintönigen Schlegel'schen Erzählungen, die, ohne Verkürzungen und Schatten, einen Zug wie den andern hell und sauber auspinseln?

[S. 95] Wie treffend sind aber in der That hier die Epigramme auf Schilling, Schleiermacher, in einer Beziehung auch das auf Hegel; wie prächtig das auf Zelter; wie wohlgezielt auch manches von denen auf Niebuhr; die alten Scherze auf Merkel und Kotzebue nicht zu vergessen. Vollends lustig wird der Spaß, wenn das Epigramm sich zur parodistischen Ballade, zum Fest- oder Wechselgesang ausdehnt. Man sehe die ´Ballade vom Raube der Sabinerinnen und der neuentdeckten Stadt Quirium´ (gegen eine Niebuhr'sche Hypothese), wo Schlegel seine unter Bürger gemachte Schule am rechten Orte anbringt; [...].“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1849

Erschienene Werke. Bücher und Zeitschriften. In: Allgemeines Verzeichniß der Bücher, welche von Michaelis 1848 bis Ostern 1849 [...] Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 85] Gerstner, F. A., Berlin u. die Freiheit. Ballade nach Bürgers Lenore. gr. 8. [1 B.] Naumburg, Weber

 

1849

Anonym. Theater. In: Augsburger Tagblatt No. 337 vom 8. Dezember. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1756] Am Donnerstag gab Hr. Richter das gute Stück ´Leonore´ zu seinem Benefiz; aber kaum wird er die Kosten eingenommen haben; denn das Haus war jämmerlich leer. Trotz dieser entmuthigen Erscheinung wurde sehr gut gespielt und namentlich war der Benefiziant ein tüchtiger Wachtmeister. Viel Lob verdient die Ausstattung.“

 

1849

Lange, O. Noch ein Wort über Kritik. In: Neue Berliner Musikzeitung, 13. Juni, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 187] Und ich sage endlich von Lessing bescheidentlich, dass er mir das Ideal aller Kritiker ist. Nicht als Dichter hat Lessing dem deutschen Drama eine entschiedene Richtung gegeben. Was er in diesen seinen Schöpfungen geleistet, wurzelt mehr oder weniger in der Periode der Stürmer und Dränger. Ja selbst sein letztes Werk, der Nathan, enthält gar wesentliche Mängel in dem dichterischen Bau. Aber wie hat er die Kunst durch seine kritische Macht gehoben und gefördert! Von Göthe's kritischem Talent ist nur wenig zu sagen und Schiller's Beurtheilungen der Matthisson'schen und Bürger'schen Gedichte sind sogar ungerecht und unrichtig, während er dem Göthe'schen Standpunkte im Egmont nur einen andern allerdings auch haltbaren gegenüberstellt. Schiller war kein passives Genie.“

 

1849

Lange, O. Franz Schubert und das moderne Lied. In: Neue Berliner Musikzeitung, 21. Februar, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 58] Fast in gleicher Weise geht es ihm mit den Balladen. Der dramatische Charakter, das Gemisch dieser volkstümlichen Dichtart aus lyrischen und epischen Elementen, ist ungemein anregend, und es giebt keinen Componisten, der sich darin nicht versucht hätte. Wirkliches Talent für dieselbe besitzen aber nur Zumsteeg und Löwe, letzterer in vollkommenstem Maasse. Schubert ergeht sich in weitläufige Längen und Breiten, und hat dabei wiederum das Unglück, auf Schiller zu verfallen, ohne dass er des Dichters eigentümlichen Balladenton erfasst. Schiller ist zu idealistisch, um volkstümlich zu sein; seine Balladen, wenn man sie so nennen darf, tragen ein plastisches Gepräge und sind wie alle seine Poesie zu tendenziös, um unmittelbar zu wirken, daher er denn auch ein nicht zu rechtfertigendes Urteil über Bürger gefällt hat. ´Die Bürgschaft´, ´Ritter Toggenburg´, ebenso ´der Liedler´ von Kerner sind ganz verfehlte Productionen. Wie fern er von einem Verständniss Schiller'scher Lyrik war, geht auch aus seiner Bearbeitung der ´Sehnsucht´ und des ´Pilgrims´ hervor, die er beide für Balladen gehalten zu haben scheint, während sie, musikalisch ganz undarstellbar, als allegorische Bilder für einen dem Dichter ganz eigentümlichen Kreis philosophischer Anschauungen angesehen werden müssen.“

 

1849

Anonym. Aus Rheinpreußen. In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. 1. Januar. Frankfurt a. M. Digitalisiert von Google

“[o. S.] So wie Preußens Waffen und deren wackere Träger in ganz Süddeutschland zu Ehren gekommen sind, so wird auch Preußens friedliches Verdienst dort wieder Anerkennung finden, treu den Bestrebungen an der Isar und trotz allen sonstigen Anfeindungen, denn: die schlechtesten
Früchte sind es nicht, woran die Wespen nagen
. “

 

1849

Meyer, Johann Heinrich. Brief vom 22. Decemb. 1829 an Frau von Wolzogen. In: Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen. Zweiter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 262] Damit Sie aber sehen wie unparteiisch und aufmerksam ich das ganze Manuscript durchgelesen, so werden Sie bemerken daß S. 171 die Stelle wo von einer Rezension Matthisons Gedichte betreffend geredet ist, von mir mit Bleistift eingeklammert worden. Meine unmaßgebliche Meinung wäre diese Stelle wegzulassen, denn es möchte scheinen, Schiller hätte den Matthison in der Rezension begünstigen wollen, da doch um dieselbe Zeit von ihm jene berühmte, aber strenge Kritik von Bürgers Gedichten abgefaßt und in der Lit. Zeitung gedruckt worden. “

 

1849

Anonym. Anzeigen und Bekanntmachungen. In: Bamberger Zeitung, 14. Januar. Bamberg. Digitalisiert von Google

“Stadttheater in Bamberg.
  Montag, den 15. d.: ´Leonore´, Schauspiel mit Gesang in 3 Abtheil. nach Bürgers Gedicht bearbeitet von Holtei, Musik von Eberwein. “

 

1849

Fußnote. In: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung, 19. März. Digitalisiert von Google

“[S. 5821] Wir haben Sie (rechts gewendet) gebeten, mit allen Mitteln, die uns zu Gebote standen, diesen Moment zu ergreifen, und zu handeln, Sie haben es nicht gethan, und an diesen Wunden, die Sie damals der Nationalversammlung schlugen, kranken wir alle, und die deutsche Geschichte wird noch lange daran kranken, bis sich ein zweiter solcher Moment darbietet. (Stimmen von der Linken: Sehr gut!) Man sagt, meine Herren, der Eintritt Oesterreichs sei jetzt durchaus nicht möglich, denn ein Kaiserwort - und das sei in der Octroyirung gegeben - lasse sich nicht drehen, noch deuteln. Meine Herren, das war eine sehr mittelalterliche Ansicht. (Heiterkeit in der Versammlung.) In unseren Zeiten ist manches Kaiserwort und manches Königswort gedreht und manches auch gebrochen worden. “

 

1849

Bajazzo. In: Der Anecdotenjäger. Leipzig, März.  Digitalisiert von Google

“[S. 67] Ein sächsisches Provinzialblatt bringt eine Parodie auf Bürger's ´Leonore.´ Diese Parodie beginnt:
   ´Der Deutsche fuhr um's Morgenroth
   Empor aus schweren Träumen,
   Bist untreu, Freiheit, oder todt,
   Wie lange willst du säumen?
   O Deutschland, Deutschland, was Dich brennt,
   Das lindert Dir kein Parlament u. s. w.´“

 

1849

Zur Tagesgeschichte. In: Prager Abend-Blatt, 24. März. Digitalisiert von Google

“[S. 392] Ein sächsisches Privinzialblatt bringt eine Parodie auf Bürger's ´Leonore´ Diese Parodie beginnt:
     Der Deutsche fuhr um's Morgenroth
     Empor aus schweren Träumen,
     Bist untreu, Freiheit, oder todt,
         Wie lange willst Du säumen?
     O Deutschland, Deutschland, was Dich brennt,
     Das lindert Dir kein Parlament u. s. w.
Sobald der Deutsche wieder Verse macht, ist er . . . unschädlich. “

 

1849

Pröhle, Heinrich. Eine weiße Fahne. In: Aus dem Kaiserstaat, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 212] ´Ich bitt',´ sagte sie zu uns in höflichem, erzählenden Tone, der dem, welcher dem Volke nicht ins Herz zu blicken versteht, leicht als ein Zeichen von Gleichgültigkeit hätte erscheinen können, ´Ich bitt', was ist denn wohl aus meinem Manne geworden? Er diente in der — Mühlen, und hat nie wieder von sich hören lassen.´ Wir zuckten mitleidig die Achseln und mir sagte Jemand ins Ohr: die Knappen in jener Mühle seien, weil sie dieselbe muthig auf ihre Weise vertheidigt hätten, vom Feinde sämmtlich niedergemacht worden. ´Ja, da muß i halt weiter fragen,´ sagte die Frau des Mühlknappen, nahm ihr kleines Umschlagetüchlein sittsam über der Brust zusammen und ging. Ich sah ihr nach; sie stand bald wieder bei einem Nationalgardisten still und richtete dieselben Fragen an ihn, bekam aber auch von ihm keine befriedigende Antwort. Und so ging sie weiter, jeden Augenblick still stehend und Jemand anredend.
  ´Sie frug den Zug wohl auf und ab,
   Sie frug nach allen Namen,
   Doch keiner war, der Kundschaft gab,
   Von allen so da kamen.´
Aber die sittsame österreichische Lenore zerraufte nicht ihr Rabenhaar, sie ging gewiß zuletzt still zu ihren Kindern nach Hause, legte ihr Umschlagtüchlein ab, und war sicherlich am Montag um dieselbe Zeit schon wieder an der Arbeit.”

 

1849

Gotthelf, Jeremias. Nach der Angst kommt der Tod. In: Uli, der Pächter. Digitalisiert von Google

“[S. 254] Lenore fuhr ums Morgenroth empor aus schweren Träumen, so gings auch Vreneli. Vom Brennen hatte geträumt, hatte seine Kinder in den Flammen gesehen, zu ihnen gewollt und nicht gekonnt, war wie in Ketten und Banden gelegt.”

 

1849

Heuser, Johann Peter. Zwei und zwanzigstes Capitel. In: Das Volksschulwesen in der Kolonie Schönau, Elberfeld u. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 109] Ehrenreich. [...] Wenn der Lehrer dem Kinde bloß Wortkenntniß mittheilt, so gleicht diese tauben Nüssen; es mangelt ihnen dann das Naturgemäße, das Leben und die Kraft. Der große Unterschied solcher Sach- und Wortbildung offenbart sich im praktischen Leben augenblicklich. Das Sprüchwort ´je gelehrter, je verkehrter´ (ungeschickter) zeugt davon. Wenn Bürger in seinem Gedicht ´der Kaiser und der Abt´ den Schäfer Hans Bendix zum Abt sagen läßt:
   Was ihr euch, Gelehrte, für, Geld nicht erwerbt,
   Das hab ich von meiner Frau Mutter geerbt.´
So ist diese Frau Mutter, recht verstanden, keine andere als die Erfahrung, oder doch die unmittelbare Frucht derselben, der Mutterwitz, der sich durch treffende und schlagende Urtheile zu erkennen gibt.”

 

1849

Schild, Carl. Verhandlungen über eine Anklage gegen August Becker wegen Aufreizung der Soldaten zu Treubruch und Ungehorsam von dem hohen Geschworenengericht der Provinz Oberhessen: Vier und zwanzigste Sitzung vom 24. August 1849. Ein Fragment herausgegeben von Carl Schild Gießen

“[S. 16] Und nun, meine Herrn Geschwornen, möchte ich Sie zum Schluß noch auf ein Curiosum aufmerksam machen,
 auf den Umstand, daß wenn Sie - gegen Erwarten - über meinen Aufsatz ein Schuldig aussprechen sollten,
 Sie damit zugleich einen braven deutschen Dichter, unseren B ürger verdammen würden, der vor länger als
70 Jahren folgende Verse niederschrieb.
   Für blanke Majestät und weiter nichts verbluten;
   Wer das für groß, für schön, für rührend hält, der irrt,
   Denn das ist Hundemuth, der eingepeitscht mit Ruthen
   Und mit des Hofmahls Brocken eingefüttert wird.

   Sich für Tyrannen gar zur Hölle balgen,
   Das ist ein Tod, der nur der Hölle wohlgefällt,
   Wo solch ein Held erliegt, da werde Rad und Galgen
   Für Straßenräuber und für Mörder aufgestellt.
 Mein Aufsatz ist fast nichts als eine prosaische Umschreibung dieser Verse! Was aber ein Mann vor 70
Jahren, da es noch keine Verfassung und keine Errungenschaften in Deutschland gab, in Versen schrieb, das
 wird man doch 1849 in Prosa auch noch sagen dürfen. In dieser zuversichtlichen Erwartung, meine Herrn
Geschwornen, unterwerfe ich mich vertrauensvoll Ihrem Spruch.
   (Der Angeklagte wurde bekanntlich von den Geschwornen für nicht schuldig erklärt und freigesprochen.)”

 

1849

Sartore, F. Ich bitte. Humoreske. In: Aurora, Graz 8. Mai. Digitalisiert von Google

“[S. 111] Anastasia war wirklich ein schönes Mädchen, das Zwerglein hatte wahrhaftig Geschmack. Ihre edle schlanke Gestalt voll der lieblichsten Grazie, ein Gesichtchen wie aus einer griechischen Kamäe, mit zwei Sternen drin so himmelblau, als blickte der reine Himmel der Unschuld und Tugend, den sie im Herzen trug, ihr aus den Augen, dieß alles umgeben von einer reichen Fülle herrlicher tiefblonder Haare - war wohl geeignet, auf jedes unbewachte Männerherz einen tiefen Eindruck zu machen; wie mußten sie erst das Zwerglein entzücken, welches alle Reize hier vereinigt fand, die es bei den andern sieben oder acht Mädchen, die sich zu gleicher Zeit seiner Huldigungen zu erfreuen hatten, vergebens - suchte.
   Im Theater hatte Karl Anastasien zuerst erblickt, und wendete nunmehr seine kleinen Aeugelein nie mehr von ihr.
   Anastase sah her, und Held Karl sah hin,
   Mit Augen erleuchtet vom zärtlichsten Sinn;
   Anastase, die schönste Blondine von Graz,
   Und Karl, der Schönsten kleinwinziger Schatz!”

 

1849

Anonym. X. Kremsier, den 17. Jän. Reichstagssitzung. In: Beilage zu Nro. 19 der deutschen Zeitung aus Böhmen, Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 153] Wir werden uns nicht ein geistiges Armuthszeugniß ausstellen, und dem Adel die Leitung des Geschickes Oesterreichs zurückgeben. Uebrigens werden Stolz und Hochmuth sich geben, sobald unsere Kriecherei sich gibt. (Beifall) “
 

1849

Wolffers, Franz von. Vor 1830. In: Flandrisches Album: Stilleben, Genrebilder, Geschichte, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 44] Vierzehn Tage eines vielversprechenden Aufenthaltes lagen vor mir, und doch begab ich mich schwermüthig zur Ruhe. Wäre ich Dichter, so sagte ich, daß ich am andern Tage mit der Lerche erwachte, oder ´um's Morgenroth aus schweren Träumen emporfuhr;´ allein das bin ich weder von Profession noch von Natur. Also es schlug eben Fünf als ich erwachte.”

 

1849

A. E. Wollheim da Fonseca. Dritte Periode. In: Geschichte der deutschen Literatur, Hamburg und New-York. Digitalisiert von Google

“[S. 79] Gottfried August Bürger wird gewöhnlich mit zum Hainbunde gehörend gerechnet, obgleich er, seinen Werken nach, eher der Tendenz der meisten Mitglieder desselben feindlich entgegensteht, als mit ihnen in geistiger und Gemüthsverbindung steht. Seine Balladen und Romanzen sind größtentheils Meisterwerke, leider hatte er sich zuweilen einer Ungebundenheit hingegeben, welche man mit einem beschönigensollenden Ausdrucke: ´geniale Lüderlichkeit´ nannte; Bürger zeigt, wie selbst das schönste Talent, wenn ihm die reine Sittlichkeit fehlt, irre- und untergeht. Dieses war auch die Ursache, warum Schiller, der sonst so milde Schiller, dessen hoher Sinn für das Schöne und Reine ihn zu einem der größten Dichter erhob, und von dem selbst Göthe sagt:
    Denn hinter ihm in wesenlosem Scheine
    Lag, was uns Alle bändigt, - das Gemeine.
den Dichter Bürger so anfeindete; und er hatte Recht, denn der Dichter, welcher die Reinheit und Schönheit in seinen Werken mißachtet, wird eine Beute des Krassen, Gemeinen, Widrigen, und darf also auf den Namen Dichter in der edelsten Bedeutung des Wortes keinen Anspruch mehr machen. Man hat Bürgers Hang zum Unschönen und, gerade herausgesagt, zum Gemeinen mit seinen unglücklichen Lebensverhältnissen zusammenbringen wollen. Ob eine solche Vertheidigung das, was sie soll, bezweckt, weiß ich nicht; ich meines Theils glaube, daß das Unglück den Dichter veredle, und daß die Kunst ihn iiber das Elend des bürgerlichen Lebens hinwegtragen und in ihren Umarmungen den Ersatz für Nichtgefundenes oder Verlorenes gewähren soll; das ist so eben das Göttliche in der Dichtung, und wer dieses nicht auffindet, ist, bei dem größten Talent, doch kein gottbegeisterter Sänger. Daß Bürger in gewisser Hinsicht ein Volksdichter war, ist nicht zu leugnen, aber er war es doch nicht im vollen Sinne des Wortes, weil er das Volk durch seine Dichtungen nicht zu sich erhob, sondern zu ihm hinabstieg. Die Sonnette Bürgers verdienen das ihnen gespendete Lob in vollstem Maße.”

 

1849

Saphir,Moritz Gottlieb. Der Humorist (als Berliner verkleidet). In: M. G. Saphir's herz-, scherz- und schmerzhafter Sylvester-Nachtwächter, Wien. Digitalisiert von Google

“Paß' mir auf, du deutscher Michel, und lerne die Mischung bereiten. – Nimm das rechte Auge von Bodelschwing, das Linke von Gerlach; das Rückenmark der ´Kreuz-Zeitung,´ etwas Spaß von zerbrochenen Zusagen, das findet sich noch von Anno 1815; ein Bischen gescheiden Verstand der Tante Voß; eine mystische Blindschleiche, die schon einmal gekumert hat; drei Fingerspitzen voll ´FrauenTreubund,´ die noch keinen Mannteufel erkannt haben; etwas Druckerschwärze der freien Presse in Rastadt; das Steißbein eines emancipierten Juden, der stets im Ghetto sitzen muß; gebe dann alles hinein in einen Cylinder-Hut; zerlasse es in Butter, welche viele Leute auf dem Kopfe haben, die Schmalz in den Ohren haben; unterheitze es mit den ´Feuer und Flammen,´ welches die Radikalen speien, wenn Ruhe gemacht werden soll; schrecke das ganze häufig ab mit Rückblicken auf das Elend, welches alle Ultras auf die Welt brachten; rühre es um mit dem Löffel, mit welchem der untreue ´Wilhelm´ aus der ´Lenore´ jede Erwartung verschlingen will, eben wenn frech die gute ´Lenore´ mit einer Berliner Droschke ´ums Morgenroth fahren´ will; stürze das Ganze dann um auf eine Serviette, mit welcher sich der März 1848 das Maul abwischt, lasse es dann kalt werden an der freien Luft, die man dir auf lange Zeit gepumpt hat; und die Freikugeln sind fertig; vermöge welcher man aus dem Blei im Wasser sehen kann, nicht nur was passieren wird, sondern auch was nicht passiren wird, und wir wollen gleich die Probe machen.”

 

1849

Anonym. Türkische Verordnung. In: Freiheit, Arbeit. Organ des Kölner Arbeitervereins, Köln, Sonntag 14. Januar. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Um alle Sinnbilder und sinnbildlichen Ausdrücke für die rothe Republik zu vernichten[, wird hiermit angeordnet:
 [...]
8) Abend- und Morgenröthe sind abgeschafft und darnach alle Gedichte zu ändern. So muß es z. B. heißen:
   Lenore fuhr zur Frühstückszeit
   Empor aus wilden Träumen.
          Der Pascha Bimmstein.”

 

1849

Heristat, Pipin. Geisterritt. In: Der Kosmopolit, Gratz, 5. Jänner. Digitalisiert von Google

“[S. 16]
       Und immer weiter hopp, hopp, hopp,
       Ging's fort im laufenden Galopp,
       Daß Roß und Reiter schnoben,
       Und Kies und Funken stoben. - -
Hei! wie der Sturm dahin braust über die nackte Heide, wütender als der Orkan des Meeres, dem doch im schaurigen Mitempfinden des schäumenden Gesichts ein Echo wiederhallt, das sein allzustürmisches Toben in Akkorde bindet, schauerlich zwar genug, doch voll und kräftig, eher erhebend als vernichtend; [...]”

 

1849

Anonym. Tagesfragen. In: Wiener Zuschauer, 05.12.

“[S. 2222] In England und Frankreich spottete man über die Vorkämpfer der österreichischen Revolution, welche, von den Schulbänken sich erhebend, die Rolle von Staatsreformatoren übernahmen; allein man bedenke, daß, um die Massen des Volkes für die ihm neuen Freiheitsideen zu gewinnen, die Beredsamkeit der Leidenschaft auf dasselbe wirken mußte, daß den an den höheren Lehranstalten Studirenden durch ihre Verbindung mit Eltern, Verwandten, Freunden, Kostgebern und vielen Familien, deren Kinder sie in den Elementarsgegenständen Unterricht zu ertheilen pflegten, das ausgedehnteste Feld zum Wirken in diesem Simme offen stand, und daß, je geistvoller, kraftvoller und tieffühlender ein Jüngling ist, um so leichter es wird, ihn, den in der Welt noch unerfahrenen Neuling, für die rücksichtslose Geltendmachung der Lehren, welche Schiller seinem Marquis Posa in den Mund legte, zu enthusiasmiren, und durch Bürger's Aufruf: ´für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben, ist höchst erhabner Muth, ist Welterlösers Tod,´zur Tollkühnheit zu treiben.”
 

1849

H. H. Politische Artistik. In: Augsburger Postzeitung, 20.06.

“[S. 254] Wir sind dem Gange der Zeit aufmerksam gefolgt; je mehr aber allemal die Tagesereignisse in den Hintergrund
traten und größere Perioden sich rundeten, desto fester schien uns, die Zauberballade von Bürgers Leonore wolle sich neu abwickeln, und der eilende reitende Knochenmann habe seine Braut Germania in die Arme geschlungen und wüthe nun den rasenden Todesreigen; Tausende haben sich dem tollen Jubel angeschlossen, [...].”

 

1849

Anzeige. In: Magdeburger Zeitung

1849 magdeburg tivolitheater

 

1850

Anonym. Bürger´s Enkelinnen in Leipzigs. In: Europa. Chronik der gebildeten Welt. Jahrgang 1850. Leipzig

“[S. 768] In Leipzig leben zwei Enkelinnen Gottfried Bürgers. Molly's und des Dichter Sohn, August Bürger, war in Naumburg, in Leipzig Buchhändler; das Glück war ihm nicht hold, Wittwe und Töchter sind seit einer Reihe von Jahren auf ihrer Hände Fleiß verwiesen. Ein Epigone deutscher Literatur, der Bürger´s Leben zum Inhalt eines Drama's machte, S. H. Mosenthal in Wien, glaubt den Nachkommen des Dichters einen Tribut schuldig zu sein; er bestimmt einen Theil vom Ertrag seines Stückes: Ein deutsches Dichterleben den Enkelinnen Molly's. Er hat das ihm in Hamburg zugefallene Benefiz von der achten Vorstellung seines Drama's, sowie den dortigen Ertrag einer besondern Aufführung zu diesem Zwecke bestimmt. Mehrere Bühnen welche das Stück einstudieren, sind zu gleicher Betheiligung an diesem Werke der Pietät aufgefordert. Der Leipziger Direction ist vom Dichter unter Verzichtleistung eines Theiles seines Honorars der Vorschlag gemacht, eine der drei ersten Vorstellungen den Enkelinnen Gottfried Bürger´s zu widmen. “

 

1850

Hagen,Friedrich Heinrich von der (Herausgeber). Gesammtabenteuer. Erster Band.

“[S. CXXIII] Aretins Latein hat Nicolaus von Wyle im 15ten Jahrhundert verdeutscht; und Hans Sachs hat aus Boccaccio's Novelle (die auch in "Schimpf und Ernst" Deutsch steht) eine "klägliche Tragedi des Fürsten Concreti" gereimt, ohne Zuthat. Am berühmtesten ist diese Dichtung durch Bürgers Ballade "Lenardo und Blandine," Tochter des Fürsten von Burgund, und seine viele Nachahmer geworden, deren Verhältnis zu Boccaccio's edler Darstellung schon W. Schlegel treffend gewürdigt hat, als völlig, in Form und Behandlung, verunglücktes Zerrbild. Schlegel gedenkt dabei noch der etwas fratzenhaft die Ballade begleitenden Zeichnungen eines Herrn von Götz, und des Gemäldes von Hogarth, der den edlen Italienischen Styl aus dem Stegereif überbieten wollte, diese Novelle dazu wählte, und auch nur eine Caricatur malte.
   Der "fleischlich, blutig unnatürliche Inhalt dieser und der verwandten Wälschen Dichtungen erzeugte freilich derlei Ungeheuer; und in diesem Sinne sagt schon Legrand, wenn eine Sammlung Erzählungen für die Kanibalen gemacht werde, dürfe man diese nicht vergessen.“

 

1850

Hillebrand, Joseph. Gottfried August Bürger. In: Die deutsche Nationalliteratur seit dem Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, besonders seit Lessing, bis auf die Gegenwart. Erster Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 338] Gottfried August Bürger (1748-1794), aus Wolmerswende im Fürstenthume Halberstadt gebürtig, steht nun über dem Eingange dieser jungdeutschen Literaturepoche als ein schöner Stern, der aber, auf seiner Bahn durch Nebel und Wolken vielfach getrübt, sein Licht nicht in voller Klarheit entfalten und zu reiner Ausstrahlung kommen lassen konnte. Auch an ihm bewährte sich, wie an Günther, Schubart und so manchen Anderen, daß der Preis der Musen nur da vollkommen errungen wird, wo sich der Genius mit der Sitte, die Sinnesfreude mit der Geistesbildung part, und die Sorge um das Leben nicht des Lebens frische Wurzeln tödtet. Denn wie begabt Bürger auch erscheinen mag, es läßt sich nicht verkennen, daß er ebenso sehr unter dem Drucke seiner sinnlichen und leidenschaftlichen Individualität stand, als er von der Ungunst äußerer Umstände und des Schicksals verfolgt wurde.
 Beides scheint sich in seinem Leben wechselwirkend bedingt zu haben, so daß der Leichtsinn und die Haltungslosigkeit seines Charakters sein Unglück vielfach veranlaßt, und dieses hinwieder auf seine persönliche Stimmung verbitternd und störend zurückgewirkt hat.

[S. 342] Bürger's Gedichte haben nun zunächst das Eigene, daß sie, aus der Ferne und flüchtig besehen, durch eine gewisse Kunst der Belebung und des Kolorits ein besonderes Interesse erregen und dem ästhetischen Urtheile sich vortheilhaft darstellen; und wir müssen, sollen wir uns zuvörderst ganz im Allgemeinen aussprechen, das Wesentliche der gesammten Bürger´schen Poesie vornehmlich, wenn auch keinesweges ausschließlich, in dieser Schimmerseite finden. Tritt man näher hinzu, so bemerkt man alsbald Allerlei, wodurch die poetische Innerlichkeit und Einheit entweder in ihrer reinen Ursprünglichkeit getrübt erscheint oder in ihrem freien Fortschritte gehemmt, unterbrochen und gestört wird. Zweierlei drängt sich in dieser Hinsicht vornehmlich auf, die Oberflächlichkeit der Auffassung und das kritische Bewußtseyn der Technik. Hieraus entstand in nothwendiger Folge ein durchgreifender Zwiespalt in Komposition und Darstellung, der sich nur selten, am meisten in denjenigen lyrischen Ergüssen aufhebt, die aus der Unmittelbarkeit einer individuellen Leidenschaft hervordrängen. Nach Maßgabe des Verhältnisses zwischen jenen beiden Grundelementen tragen Bürger's Dichtungen meistens in größerem oder geringerem Grade das Gepräge flüchtiger Anschauung, unsicherer Ausführung, selbstgefälliger Koketterie mit der Kunst der Form, überhaupt mehrfacher Spuren der Unebenheit im Ausdruck und in gesammter Behandlung. Das Hohe und Gemeine, das Innigempfundene und Frivole, der Ernst der Idee und der Leichtsinn witzelnder Ironie, die Wahrheit der Natur und die gesuchte Künstlichkeit, Lebendigkeit, Frische und matte Atomistik in Komposition und Form begegnen sich fast überall. Nicht selten erinnert Bürger in diesen Beziehungen an Heine, nur daß Letzterer dabei den Vorzug größerer Feinheit und Originalität behauptet. Neben dem finden sich Tugendbegeisterung und Lust an der Sünde, Geschmack und Ungeschmack, Freudigkeit und Verbitterung zu oft und zu auffallend mit einander im Streite, und die lyrische Empfindung geräth zu leicht und zufällig aus dem ästhetischen Gleichgewichte, als daß eine Erhebung in das Reich der wahren dichterischen Freiheit überall gelingen möchte. Bereits hat Schiller nachgewiesen, wie Bürger, statt wahrhaft zu idealisiren, was nur durch die Zurückführung der endlichen Wirklichkeit auf das freie Bewußtseyn des Unendlichen, was den Dingen inwohnt, geschehen kann, meist eine Menge von allerlei Formen, Farben und Bildern zusammenbringt, die wohl durch Schimmer blenden, aber den feineren ästhetischen Sinn nicht befriedigen können. Wir haben daher oft mehr ein Prachtstück vor uns, als gediegene Arbeit musterhaft bildender Kunst. Was er unter günstigeren Umständen geleistet, ob er die Palme lyrischer Vollendung erreicht haben würde, läßt sich nicht sagen. Daß ihm die Gabe der Dichtung in nicht geringem Grade verliehen war, beweisen seine Leistungen auf den ersten Blick, aus denen selbst bei der gerügten Mangelhaftigkeit ein neuer, frischer Ton, wie man ihn bis dahin nicht gewohnt gewesen, hervordringt. Auch finden sich darunter nicht wenige, welche in klassischer Reinheit die Sprache der Muse reden, so daß man wohl annehmen darf, daß jedenfalls eine größere und gleichmäßigere Kunstbildung seine Werke auszeichnen würde, hätte sein Lebenskeim bei freundlicherer Witterung sich entfalten und reifen können.
   Sieht man nun auf die eigenthümliche Richtung der Bürger´schen Lyrik, so hat man ihn wohl vorzugsweise als Volksdichter charakterisirt, und von diesem Standpunkte faßte ihn auch Schiller in der berührten Beurtheilung vornehmlich auf. Er selbst hat von sich ausdrücklich gerühmt, den Volkston in seinen Dichtungen besonders angestrebt und so ziemlich getroffen zu haben. Wenn nun Schiller Bürgern diesen Ruhm streitig macht, so müssen wir ihm im Wesentlichen beistimmen; wie denn auch Schlegel nicht unterläßt, den bezüglichen Kranz, den Viele ihm aufgesetzt, recht eigentlich zu zerpflücken. Es ist hier nicht der Ort, in's Einzelne zu gehen, und es kann unser Urtheil nur das Resultat vielseitiger Vergleichung kurz aussprechen. Der Volksdichter soll dem, was in dem Volksbewußtseyn, sey es überhaupt oder nach einzelnen Volkskreisen, in Beziehung auf Sitten, Gebräuche, Ansichten und Ereignisse gelegen ist, einen entsprechenden p oetischen Ausdruck geben. Das Wesen der Volkspoesie beruhet somit allerdings auf dem Momente der Volksmäßigkeit (Popularität) sowohl dem Inhalte als der Form nach, allein in beiderlei Hinsicht muß die Dichtung der Popularität das Gepräge der freien Wiedergeburt aufdrücken und sie so aus ihrer reinen Unmittelbarkeit auf die Höhe der idealen Rückspiegelung erheben, damit das Volk sein Eigenthum in geistiger Beleuchtung anschauen und wiedererkennen könne, ihm also gleichsam die Idee seines eigenen Lebens vorgehalten werde.

[S. 344] Freilich ist Faßlichkeit hier eine wesentliche Eigenschaft; allein es kann etwas volksmäßig sehr faßlich seyn, ohne volksgemein zu seyn. Auf dieses Letztere ging aber Bürger zu sehr hinaus, und es ist fast keines seiner Volks-Lieder von dem Zuge populärer Gemeinheit ganz frei, selbst die vielberühmte Lenore nicht.

[S. 345] Wir wollen nun nicht in Abrede stellen, daß er hier in der That häufig den rechten Ton volksthümlicher Anschauung und Empfindung getroffen und diejenigen Kreise berührt hat, in denen die deutsche Volksgesinnung sich heimisch findet, auch wollen wir ihm seine poetische Originalität nicht darum verkümmern, daß er zu den meisten dieser Gedichte sich nur als Umdichter verhält, indem vorzüglich die englischen Balladen, und hier wiederum jene Percy´sche Sammlung ihm Quelle und Stoff geboten haben, wie außer Anderen auch Schlegel des Weiteren nachgewiesen hat; nur dies wollen wir hervorheben, daß er in der Aneignung des Fremden nicht verstand, gleich Herder sich in die Eigenthümlichkeit des Nationalen zu versetzen, daß er daher oft mehr nur umarbeitete als umdichtete, den Ton der Unbefangenheit, die doch Haupteigenschaft solcher Lieder seyn sollte, nicht immer trifft, dagegen die Absicht, recht volksmäßig zu erzählen, uns mehr als billig fühlen läßt, endlich wohl gerade wegen dieser Nebenrücksichten in die Weise rhetorischer Breite und unzeitiger Motivirung geräth, wodurch denn das eigenthümliche Kolorit naiver Unmittelbarkeit und Einfachheit nur zur häufig verwischt erscheint. 

[S. 346] Selbst Lenore, welche seinen Namen durch ganz Europa trug, und die sich hauptsächlich durch dramatische Lebendigkeit, durch die wirksamsten Kontraste und eine angemessene Steigerung des Furchtbaren und Grauenvollen auf eine hohe Stufe poetischer Bedeutsamkeit erhebt, zeigt doch mehrfache Spuren unnützer rhetorischer Bilderei und gesuchter Effektmacherei. In den meisten seiner Volkslieder kann Bürger den reinen Ton der Dichtung nicht behaupten, verfällt dagegen gar leicht in den Ton überkräftiger Derbheit, burschikoser Freiheit und gemeiner Wirthshaussprache, worin denn freilich das gemeine Volk sich selbst recht ähnlich finden mag.
     Übrigens steht Bürger nach Princip und Darstellung an dem Eingange unserer neuen Lyrik. Er versuchte zuerst mit Erfolg den frischen Naturton der konvenzionellen und moralisirenden Weise gegenüber und stellte sich hiermit allerdings in die Reihe der jungen Dichtergenie's, so wenig er sonst deren regelloser Genialität ihr anmaßliches Recht zuerkennen wollte. Auch muß zugegeben werden, daß unsere lyrische Sprache durch ihn zunächst eine freiere Lebendigkeit gewonnen hat und zum Bewußtseyn ihrer musikalischen Innigkeit und ihres melodischen Tonreichthums gelangt ist, daß er überhaupt diesem ganzen Gebiete eine größere Mannichfaltigkeit der Melodien und Formen vermittelt hat. Berücksichtigen wir dabei, daß er es in einigen Gedichten selbst bis zur lyrischen Meisterschaft gebracht hat, so dürfen wir wohl gestehen, daß er, um mit Schiller zu reden, "werth war, sich selbst zu vollenden, um etwas Vollendetes zu leisten." ”

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1850

Boltz, August. Bürger. In: Grundriß der Geschichte der deutschen Literatur seit Lessing bis auf unsere Zeit.

“[S. 11] Wir heben hier vor Allen Bürger (Gottfried August, 1748—98) hervor, dem es zunächst gelang, den rechten Ton für die Volksballade zu treffen, da er sie für dasjenige Gedicht hielt, welches vorzugsweise dieThaten und den Glauben des Volkes in einfacher Sprache darstellt; hat er nun auch bisweilen in manchen seiner Balladen das Volk offenbar mit dem Pöbel verwechselt (vorzüglich im Jungfernraub und in der Frau Schnips), so läßt sich doch nicht läugnen, daß mehrere seine Balladen wahre Meisterwerke sind, die, wenn wir sie heute auch nicht mehr mit dem Entzücken lesen können, mit welchem das damalige Publikum (das Schillers herrliche Balladen noch nicht kannte) sie betrachtete, doch stets zu den besten Balladen der schauerlichen Gattung gehören werden. Vor Allem verdient unsere Aufmerksamkeit :Lenore, deren Inhalt hochromantisch, ganz im Geschmacks des Mittelalters ist: ein Mädchen murrt gegen das Schicksal als sie erfährt, daß ihr Geliebter auf dem Schlachtfelde gefallen ist, und dafür erreicht sie eine schreckliche Strafe: der Geliebte holt sie als Geist zu Pferde, während ein Geisterchor die moralische Sentenz über ihrem Haupte «heult:«
     «Geduld, Geduld! Wenn's Herz auch bricht!
     Mit Gott im Himmel had're nicht!
     Des Leibes bist Du ledig,
     Gott sei der Seele gnädig!"
Das Gedicht zeichnet sich durch eine malerische Sprache und trefflich entworfene Scenen aus; Shukowki's russische Uebersetzung verschaffte ihm seiner Zeit fast eben so viel Ruhm, als sie dem Verfasser desselben früher in Deutschland gebracht hatte.
   Von den übrigen Balladen Bürger's sind ferner nicht ohne Interesse: der Raubgraf, die Entführung, der wilde Jäger, der Kaiser und der Abt u. s. w.
   Ein ferneres Verdienst um die deutsche Literatur erwarb sich Bürger durch die Wiedereinführung des Sonnetes.“

 

1850

Anonym. Aus Wien. (Mosenthal´s: Bürger und Molly). In: Europa. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 607] Fürwahr, wenn Bürger ein Volksmann war, so war und ist er es durch seine Dichtung, durch das Leben seines dichtenden Geistes, das ewig fortdauern wird. - Sein Familienleben aber verdient nicht verewigt zu werden, zumal da er selbst durch die Briefe an seine Schwiegermutter dem ewigen Scandale Thür und Thor geöffnet hat. Das persönliche Leben Bürgers ist wahrhaftig kein Spiegel, in welchem sich das Volk wiederfinden kann, soll und darf. Am allerwenigsten sollte man ihm seinen Dichter so vorführen! Warum begnügt man sich denn nicht mit den schönen Dichtungen der Dichter, warum zerrt man denn ihr unschönes Leben hervor, und wühlt die Gräber auf, um Stoffe für Stücke zu haben, Namen, mit welchen man das Publikum ködert! Würde Mosenthal diesen Stoff gewählt habenn wenn irgend ein gewöhnlicher Mann die That begangen hätte mit zwei Schwestern, von denen die eine sein Weib ist, zugleich zu leben? Aber weil der Schuldig ein Dichter, weil es Bürger ist, - findet man den Stoff nicht nur nicht anstößig, sondern ist naiv genug, ihn gehörig ausstaffirt dem Volke von der Bühne herab als Beispiel zu bieten und zu sagen: Seht, so lebte einer Eurer größten Geister, nehmt Euch ein Exempel daran! Oder wollte Herr Mosenthal dieses vielleicht nicht? Sollte er dieses Stück als abschreckendes Beispiel aufgestellt haben? Dann begreife ich nicht wie das Schauspiel damit enden kann daß die arme zertretene, gemordete Dora, deren Fehler nur die Schwäche war daß sie nicht augenblicklich Bürgers Haus verlassen, - als Lohn dafür daß man sie langsam mit schleichendem Seelengifte hingemordet, am Sterbebette Bürger und Molly verbindet, ihn bekränzt und sich als die einzig Schuldige erklärt! Wozu dies Alles? “

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1850

Bechstein, Ludwig. Berthold der Student. In: Wollen und Werden; Deutschlands Burschenschaft und Burschenleben. Erste Abtheilung, Erster Band. Halle. Digitalisiert von Google

“[S. 195, Jena, am Aschermittwoch 1816] Das Stück spielte auf offener Straße; es war betitelt: Ritter Carl von Eichenhorst. Ein Trompetenstoß gab das Zeichen zum Anfang. Aus dem Fenster eines Hauses neben Scheibens Apotheke legte sich, einen Pappehelm auf dem Kopf, der Student W. W. und zitirte mit Stentorstimme Bürgers Strophe:
   ´Knapp sattle mir mein Dänenroß,
   Daß ich mir Ruh erreite!
   Es wird mir hier zu eng im Schloß,
   Ich will, ich muß ins Weite!´
Sogleich kam aus dem nahen Mühlgäßchen der Student M. von etwas untersetzter Statur in einem Bauerwams, mit kurzen Lederhosen, blauen Strümpfen und Schuhen auf einem magern Philisterklepper, ein ächter deutscher Sancho Pansa, hervor geritten, und führte eine edle Rosinante am Zaum. Beide Rosse waren vom Chocoladier A. geborgt. Jetzt erschien Ritter Carl in der Hausthür in seiner Rüstung von Pappendeckel und schwang sich in den Sattel. Weder er noch sein treuer Knappe konnten reiten, aber beide machten ihre Sache zum Verwundern schön. Sie wandten sich nach der Hofapotheke hin, welche Gertrudens Schloß Hochburg vorstellte, da stürzte der Student G. A. als Zofe verkleidet heraus, überreichte Ritter Carl einen großen blau umwundenen Faßreifen, und recitirte laut, doch fistulirend, und bisweilen in den Baß hinabschnappend, die bekannte, langathmige Botschaft, und begleitete das:
   ´Geh, meld' ihm, daß ich sterben muß!
   Rief sie mit tausend Zähren´
mit manchem lautschluchzenden Huhuhu — so daß ein donnerndes Gelächter von Seiten der Zuschauerschaft losbrach.“

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1850

Privat-Anzeigen. In: Kemptner Zeitung, 3. August. Digitalisiert von Google

“[S. 858] Wegen schneller Abreise sage ich meinen Freunden hiemit schriftlich herzlich Lebewohl.
   Wer etwas von mir zu fordern hat, wolle sich gefälligst an Herrn Revisionsbeamten Klüber wenden, welcher die Güte haben wird, das Weitere zu verfügen.
    Knapp sattle mir mein Dänenroß,
    Daß ich mir Ruh´ erreite.
 Redenbacher, Ingenieur-Praktikant. “

 

1850

Anonym. Vom Hofjäger bis zur langen Brücke. In: Humoristisch-satyrischer Volks-Kalender des Kladderadatsch. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 49] Hierauf verzehrte ich mein Abendbrod. Mein Heißhunger war bald gestillt und ich empfand einen brennenden Durst der sich von Stunde zu Stunde steigerte.
  Ich warf mich zur Erde und weinte, O Götter! rief ich aus — die Ihr mich, der ich einst sieben Häuser besaß, eine Schlafstelle und ein Abendmahl finden ließet — soll ich nun verschmachten, verderben?
   Da tönte das gemüthliche Grunzen eines Büffels, wie einst der Frau Magdalis, welche ja auch auf ihr letztes Stück Brot geweint, an mein lauschendes Ohr. Ich folgte dem Tone und befand mich bald einer Kuh vis-á-vis — welche Mutter war. —
   Schüchtern näherte sie sich mir, und ich versuchte aus ihrem Euter einige Milch in meinen Hut zu gewinnen, welcher ohnehin von Oel und Pommade schon fettig geworden.
   Seelenvollen Auges sah mich das Thier an, als wolle es sagen: Erbärmlicher Mensch! der Du in Berlin seit drei Jahren umsonst einen Mäcen gesucht, wirst Du endlich begreifen, daß du nur noch bei Ochsen Theilnahme zu hoffen hast! “

 

1850

Kohl, Johann Georg. Erfahrung. In: Aus meinen Hütten. Erser Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 352] Von Noth, Kummer und Sorge hatte ich allerdings mein Maaß, allein nur ein Maaß, wie es viele Tausende hatten. Nie schmeckte ich die Bitterkeit der Frau Magdalis, die auf ihr letztes Stück Brod weinte, nie lebte ich in solchem Elend, in welchem ich einzelne Menschen leben sah, die wie die Vögel auf den Bäumen nicht wußten, wohin sie diese Nacht ihr Haupt legen und wovon sie morgen ihren brennenden Durst und Hunger stillen sollten.“

 

1850

Gotthelf, Jeremias. Die Käserei in der Vehfreude. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 200] Das sei ihm ein Donnerwerk, sagte endlich der Ammann, er hülfe fort, sie schaffeten da doch nichts. Da stürmten sie denn hinaus in's Weite, voll Angst und Ahnung sonder Rast, es schien sie was zu plagen, als hätten sie Jemanden erschlagen, wie es dem Ritter Karl von Eichenhorst erging, als er zu seinem Knappen sagte: ´Sattle mir mein Dänenroß, daß ich mir Ruh' erreite, es wird mir hier zu eng im Schloß, ich will und muß in's Weite.´ — Sie stürmten so unwirsch durch die erstarrten Wogen, klopften so ungestüm mit ihren langen Stecken bald hier, bald dort, und half ihnen Alles nichts. “

 

1850

Anonym. Der Teufel und dessen Regierung. In: Der Beobachter in Nürnberg, 24. Dezember. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 1214] Bockshorn. [...] Doch würde ich den Herren rathen, erstens: um die langweilige, sich immer wiederholende Arbeit des Rasirens zu ersparen, zweitens: um einen Beweis ihrer ächtloyalen Gesinnungen zu geben, ihre Bärte - mir nix dir nix - wegzubrennen! Dann würde das Abrasiren von selbst aufhören! Jedem Rasirmesser sind übrigens die Verse beigelegt:
     1) Alles wankt und Alles sinket,
       Was der Mond bescheint, vergeht -
       Und der Bart, der noch am Morgen winket,
       Ist schon mit dem Abendthau verweht.
     2) Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht -
       Nimm das Messer schnell zur Hand -
       Dein Bart darf stehen bleiben nicht -
       Herab mit ihm - für´s Vaterland! -
Teufel. O welches Glück, kein Bart zu sein! - “

 

1850

Wagner, Johann Jakob. Dichterschule. Ulm. Digitalisiert von Google

“[S. 138] Das Verhältniß von Natur und Geschichte ist, wie jedes zweigliederige Verhältniß, für die Romanze ein doppeltes. Entweder ist, wie in Bürger's Lenore, und ihrem Pendant, der göthe'schen Braut von Korinth, die Geschichte die Folge der nach ihren Eigenschaften entwickelten Natur, oder diese Natur wird eben erst durch die Geschichte entwickelt, wie in Bürger's Pfarrerstochter von Taubenhain und in Schiller' s Taucher und Handschuh.“

 

1850

Anonym. Theater. In: Fürther Tagblatt, 4. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 11] Theater. Am Neujahrstage wurde Thaliens Tempel mit einem ´Prolog` von J. Priem, gesprochen von Fräul. Trahndorff der älteren, eröffnet. Hierauf Holtey's ´Lenore´. Es gab eine Zeit, wo diese Lenore Glück machte, ist diese auch längst vorüber, so hat sie doch noch immer ein Publikum für sich. Es ist das Verprechen, sich nach seinem Tode zu einem Rendezvous zu stellen, immer etwas sehr gewagtes, doch könnte man das für sich noch gelten lassen, wenn aber auch der Gaul, resp. der Geist des Gauls citirt wird und nach seinem Tode noch auf der Oberwelt herumspucken muß, so ist das doch etwas über die Schnur gehauen. Mit der Aufführung, die sich in den beiden ersten Akten ziemlich matt abwickelte, konnte uns blos das Spiel der Fräul. Trahnsdorff (Lenore) aussöhnen, die ihre Rolle glänzend durchführte, namentlich war die Verzweiflungs-Scene im 3ten Akt wahrhaft ergreifend. Laut des Theaterzettel sollte Herr Schultes den ´Wilhelm´ spielen, statt dessen - sahen wir Herrn Braunhofer, Herr Richter repräsentierte den alten Husaren ´Wallheim´ in manchen Stellen ziemlich gut, aber sein Gesang war schauerlich. So haben wir das ´Mantellied´ noch nicht maltraitiren hören. Herrn Schrader (Major Starkow) sehen wir lieber als Komiker. “

 

1850

Ein Fackelleser. Lunten. In: Die Fackel. 14. September. Baltimore. Digitalisiert von Google

“[S. 264] Doch, liebe Fackel! lasse dir dieses nicht so sehr verdrießen, die geistlichen Herren müssen doch noch etwas Anziehendes an dir finden, und du gehörst noch nicht unter die schlechtesten Birnen, wie Bürger sagt: weil die Wespen so häufig an dir nagen.“

 

1850

Klossmann, Heinrich. Vorrede. In: Erklärung der sogenannten Pronomina in der deutschen Sprache. Breslau. Digitalisiert von Google

“[S. VI] Wie sechs Bretter und zwei Brettchen am Schluß selbst des längsten und wichtigsten Lebens sich rasch von selbst finden, so jener Apparat, allerdings nicht um den Todesanschluß an vorausgegangenes Leben zu bilden, sondern das Leben aus wahrer Leben gebender Geschichte eines Volks in ihm, dem kleinen Apparat, in dem es schallt und wogt, von Vergangenheit zur Zukunft auf gleichsam quintessenzielle Weise festzuhalten und fortzuführen. “

 

1850

Anonym. Rapport vom Thor der Hölle. In: Neuer Liederkranz oder Sammlung ausgesuchter Gesänge, Band 8. Digitalisiert von Google

“ [S. 27] 
Mel. Wer sagt mir an wo Weinsberg liegt

Der Hauptmann Vitzliputzli stand am Höllenthor
auf Posten, woselbst sich viel Passage fand aus
Westen und aus Osten; es zogen Wesen groß und
klein, vom Erdball in die Hölle ein.
    [...]“

 

1850

J. W. Der Friedenscongreß in Frankfurt a. M. In: Didaskalia, 10. August. Digitalisiert von Google

“[o. S.] ´Es soll sich kein Staat im Kriege solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Kriege unmöglich machen müssen.´ Eine vortreffliche Lehre, auch bei und nach Bürgerkriegen sehr zu empfehlen! Der deutsche Kaiser Konrad III. drückte eine ähnliche, ungefähr in den Worten aus, die ihm der Dichter in den Mund legt: ´Ein Kaiserwort soll man nicht drehen, noch deutelt.´ Aber das war in unerleuchteten Zeiten und galt auch nur gegen Weinsberger — Weiber! “

 

1850

Schl. Die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über das Volksschulwesen [...]. In: Beilage zum Regensburger Tagblatt Nr. 29. Digitalisiert von Google

“[S. 138] Daß die Lage der Lehrer in pekuniärer Beziehung besser werde, das ist dringender Wunsch der hungernden Lehrer. Lange genug geht es her, bis man dem Schulmeister einige Groschen mehr gibt, so lange, daß vielleicht wieder oberpfälzische Schulmeister an dem projektirten Regensburg-Nürnberger Eisenbahnbau während ihrer Ferien mitarbeiten müssen, um sich und die Ihrigen gelegenheitlich vor Hunger zu schützen. Doch:
   ´Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht,
   Mit Gott im Himmel hadre nicht.´ “

 

1850

Kaufmann, Alexander. Bedeutung des Caesarius. In: Caesarius von Heisterbach. Ein Beitr. zur Kulturgeschichte des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts, Cöln. Digitalisiert von Google

“[S. 46] Des Caesarius Engel und Teufel tragen die manchfaltigsten, hohem Alterthum entstammten Züge: Wie in der Gudrun der Bothe Gottes als wilder Vogel auf dem Meere schwimmt, erscheinen auch bei Caesarius die Engel in Gestalt schöner Vögel; jeder Mensch besitzt zwei Engel, einen guten und einen bösen, den einen zum Schutz, den andern zur Uebung, eine Vorstellung, welche an den Ritter rechts und den Ritter links in Bürgers Ballade oder an den weissen und schwarzen Begleiter erinnert, die in manchen Sagen, ähnlich den beiden Stimmen im Puppenspiel von Faust, warnend oder verführend auf die Seele des Menschen einzuwirken suchen.”
 

1850

Dumas, Alexander. Tausend und Eine Gespenstererscheinung, Erster Band, Wien und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 56] Ich schloß die Augen, aber es war vergebens; durch den Schleier meiner Augenlieder sah ich beständig diesen Blick, der mir bis in mein Innerstes drang und mir das Herz durchbohrte. – Bald verfiel ich in eine schauerliche Täuschung; ich glaubte Lenore aus Bürgers Ballade zu sein, welche von dem gespenstischen Rosse und Reiter entführt wurde, und als ich fühlte, daß mein Pferd stillstand, schlug ich fast in Todesangst die Augen auf, denn ich war überzeugt, ich würde nichts als zerbrochene Kreuze und offene Gräber um mich her erblicken.”
 

1850

Hagen, Friedrich Heinrich von der. Das Herz. Von Konrad von Würzburg. In: Gesammtabenteuer. Hundert altdeutsche Erzählungen: Ritter- und Pfaffen-Mären, Erster Band, Stuttgart und Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. CXXIII] Aretins Latein hat Nicolaus von Wyle im 15ten Jahrhundert verdeutscht; und Hans Sachs hat aus Boccaccio’s Novelle (die auch in ´Schimpf und Ernst´ Deutsch steht) eine ´klägliche Tragedi des Fürsten Concreti´ gereimt, ohne Zuthat. Am berühmtesten ist diese Dichtung durch Bürgers Ballade ´Lenardo und Blandine,´ Tochter des Fürsten von Burgund, und seine viele Nachahmer geworden, deren Verhältnis zu Boccaccio’s edler Darstellung schon W. Schlegel treffend gewürdigt hat, als völlig, in Form und Behandlung, verunglücktes Zerrbild. Schlegel gedenkt dabei noch der etwas fratzenhaft die Ballade begleitenden Zeichnungen eines Herrn von Götz, und des Gemäldes von Hogarth, der den edlen Italienischen Styl aus dem Stegereif überbieten wollte, diese Novelle dazu wählte, und auch nur eine Caricatur malte.
  Der ´fleischlich, blutig unnatürliche´ Inhalt dieser und der verwandten Wälschen Dichtungen erzeugte freilich derlei Ungeheuer; und in diesem Sinne sagt schon Legrand, wenn eine Sammlung Erzählungen für die Kanibalen gemacht werde, dürfe man diese nicht vergessen.”

 

1850

Anonym. Der Ochs über den Fleischbänken an den gepflasterten Löwen auf dem Markte. In: Das goldene Schatzkästlein des Leipziger Reibeisens, Leipzig. Digitalisiert von Google
 
“[S. 43] Das Morgenroth ist, aus besonderen Rücksichten nur bei Sonnenaufgang zu dulden, ebenso kann das Abendroth und dies nur durch unsere besondere Milde, bei und längstens bis nach Sonnenuntergang geduldet werden. Der bisherigen frechen Bezeichnung ist sich aber zu enthalten. So muß es fortan heißen statt:
    ´Morgenroth, Morgenroth,
    Leuchtet mir zum frühen Tod!

    ´Morgenbrot, Morgenbrot,
    Leuchtest mir zum frühen Tod!´
oder statt:
    ´Leonore fuhr ums Morgenroth
    Empor aus schweren Träumen´
 
    Leonore fuhr um's Morgenbrot
    Empor aus schweren Träumen"!´
Wehe dem Eisenhändler, der Waaren mit rothem Roste ausstellt, ebenso Wehe den Gastwirthen, welche die Beefsteaks innerlich roth zubereiten. Letzere sind sogleich durch Polizisten zu vertilgen! - “

 

1850

Carl Juin und Louis Flerx. Zehnte Scene. In: Tolle Streiche (Burleske), Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 18]
Fritz. Dafür gibt es ja ein leichtes Mittel!
Fels. (hastig.) Welches, Freund, welches?
Fritz. Fahre mit Deiner Leonore um's Morgenroth! entführ sie! Zu was wär sie denn sonst eine Leonore - wenn sie nicht ums 
     Morgenroth fahren wollte?”

 

1850

Anonym. Leben in Frankfurt am Main, Auszüge der Frag- und Anzeigungsnachrichten, Sechster Band, Frankfurt am Main.

“[S. 119] Den 9. December 1777.
Morgen Mittwochs den 10ten December, lese ich einen Theil des 9ten Gesangs der Messiade, und vom Herrn Bürger, Lenore fuhr ums Morgeroth u. s. w. Um 5 Uhr Abends ist der Anfang der Vorlesung im Scharfischen Saal, ausser dem Abonement wird für die Entrée 30. kr. bezahlt.
                J. C. Biel”

 

1850

Anonym. Tageschronik. In: Mephistopheles, 27. October. Wandsbeck. Digitalisiert von Google

“[S. 7] ´Der ´hamburger Beobachter´ muß wahrhaftig Eis auf den Kopf haben; schreibt man uns. - In seiner Sonnabendsnummer erhebt er in seinem Tagesbericht das neue Stück ´Bürger und Molly´ bis in den Himmel und auf der folgenden Seite reißt er dasselbe Stück in seiner Theater-Recension wieder bis in den tiefsten Abgrund herunter.´ Eis? um Himmelswillen nein! damit muß man frisches Fleisch conserviren.”

 

1850

Armee-Kourier. In: Oesterreichischer Soldatenfreund (Militär-Zeitung), 28.02.

“[S. 117] (Prag.) [S.] Indessen möge die ´Presse´ die proponirte Dose für sich behalten, um daraus eine prise de contenance zu nehmen, wenn sie wieder unangenehm überrascht werden sollte. Dem bis zum Ekel verunglimpften Fürsten aber rufen wir die tröstlichen Worte Hagedorns [!] zu:
     ´Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
     So laß Dir dies zum Troste sagen:
     Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
     Woran die Wespen nagen!´”

 

1850

Frank, G. W. P. von. Huth und Pommer. In: Didaskalia, 12.07.

“Auf dem Glacis sendete der Rittmeister einen fragenden Blick an den Senator, und als dieser, dem Gewühle baldigst zu entkommen, lächelnd bemerkte: ´ein Träbchen!´ kommandirte Beverdick: ´Im Trab!´ und hurre, hurre, hopp, hopp, hopp, ging's nach der Gallenwarte in bunten Durcheinander, wie Pharao mit seinem Heere.”
 

1850

Königliches Hof- und National-Theater [Oper Tell von Rossini]. In: Münchener Punsch, Theater-Pfeile 09.06.

Aber das alte Sprüchwort:
  ´Es sind die schlechten Früchte nicht,
  An denen Wespen nagen.´
hat sich damals wie jetzt bewährt und unsere Wespchen konnten und können noch surren und nagen, und alle neueren Früchte nach Belieben mit ihrem Insektenmanieren verunreinigen [...].”

 

1850

Königsberg, Theater. In: Morgenblatt für gebildete Leser (Morgenblatt für gebildete Stände), 14.10.

“[S. 984] Nächstens soll auch das ´deutsche Dichterleben´ von Mosenthal an die Reihe kommen. Ich habe das Stück flüchtig gelesen und urtheile nach dieser Durchsicht, daß Mosenthal in diesem Dichterleben ein getreues Bild aus der Zeit des Göttinger Hainbundes gegeben hat, und zwar so getreu, daß wir von Mosenthal Tüchtiges erwarten dürfen, sobald er in der Wahl seines Stoffes glücklich ist. Leider ist das mit dem Dichterleben nicht der Fall. Bürgers Verhältnis zu Molly und Dora ist einmal ein unreines; man mag das ausnahmsweise dem Dichter Bürger verzeihen, aber zu einer allgemeinen Regel darf ein solches Verzeihen nicht erhoben werden. Ueberhaupt sollten unsere Romanschreiber und Dramatiker sich hüten, solche innern Vorgänge der Seele durch die Kunst anschaulich machen zu wollen. Goethe hat zwar im Faust ein Muster psychologischer Schilderung aufgestellt, aber dafür war er Goethe.”
 

1850

Tagebuch. Berlin. In: Düsseldorfer Journal und Kreisblatt 11.7.

“Es scheint ihm zu gehen, wie Walter Scott, welcher das Leben Napoleons in 9 Bänden schrieb, weil er nicht Zeit hatte 3 zu schreiben. An Herrn Brockhaus:
   'Geduld, Geduld, wenns Herz auch bricht!
   Mit Gutzkow's Rittern had're nicht;
   Des Geldes bist du ledig,
   Gott sei den Lesern gnädig!"

 

1850

Anzeige. In: Kölnische Zeitung 18.06.

1850 Kölnische Zeitung 18.06.

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29032023-156