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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1829-1831
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1829

Anonym. Nachricht - Königsberg. In: Allgemeine Musikalische Zeitung No. 29.  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 485] Eine Neuigkeit, interessant als vaterländisches Stück aus des grossen Friedrichs Zeit, war, zum Benefiz des Herrn La Roche, Leonore, nach Bürger´s herrlicher Ballade in drey Abtheilungen, gedichtet von Carl von Holtei, worin Hr. La Roche den Husarenunterofficier Wallheim trefflich, Mad. Höffert, geb Devrient, die Leonore meisterhaft spielte.”

 

1829

[Aus zwei Nachrufen]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 145] Am Grabmonumente des russischen Generallieutenants und Generaladjutanten Constantin von Benkendorff des IIten und seiner Gattin Natalie, gebornen von Alopeus, zu Heßlach, einem Dorfe unweit Stuttgart.
    Zeuch mich Dir, geliebte Fromme,
    An der Liebe Banden nach!
    Daß auch ich zu Engeln komme,
   Zeuch Du, Engel, Dir mich nach.
                      Bürger.
Da ruh´n die treuen Hüllen,
 Im Tod´ auch nicht getrennt,
 Und Sehnsuchtzähren quillen,
 Am Ihrem Monument. [...]

[Sp. 1743] Aus Stuttgart.
In dem unterhaltende Romane von Langbein ´Der Sonderling und seine Söhne,´ fängt sich der Brief, in welchem der wackere Pastor Brock seinem Pflegesohne von dem Ableben eines edelmüthigen Wohlthäters Nachricht gibt, mit den ergreifenden Worten an: ´Der Tod hat die Welt um ein Biederherz ärmer gemacht.´ Das paßt so ganz auf den Mann, von welchem hier die Rede ist, auf Wilhelm Wolff (Inhaber einer Tapeten-, Glas- und Leinwandhandlung in Stuttgart); und Sie, mein werthester Herr Redacteur, der Sie selbst bei verschiedenen ähnlichen Gelegenheiten ein warmes, theilnehmendes Herz in Ihrem Blatte haben sprechen lassen, werden dem Klageliede um den theuern Verewigten gern ein Plätzchen einräumen.
  Meinem Wilhelm Wolff.
  An seinem Todestage.
      Von
     S - b - k

Ja, dem Frommen, der hier schlummert,
Galt der Werth der Redlichkeit.
Was vordem, in gold´nen Jahren,
Deutsche Biedermänner waren,
War Er den Genosse seiner Zeit.
                    Bürger.

 Hätt´ ich Worte, wie ich Thränen habe,
 Zum Geleite Dir in enge Haus: [...]“

 

1829

Hoffmann, Heinrich. Monatschrift von und für Schlesien.  Zweiter Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 658] Man hat von Bürger gesagt: hätte er auch nur die Lenore gedichtet, sein Name würde unsterblich sein; aber, setzen wir hinzu, wären seine übrigen Gedichte schlecht, die Lenore und Bürger würden nie solchen Ruhm erlangt haben.”

 

1829

Anonym. [zu Holteis Lenore] In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 375] Aus Weimar.
 Holtei´s Lenore ist, wie bekannt, ein noch Bürger´s Dichtung bearbeitetes Nationalsujet, durch manche interessante Scene und unseres Musikdirectors Eberweins charakteristische Musik anziehend. Durch La Roche, der den Unterofficier Wallheim, eine vom Verfasser bei seiner Anwesenheit in Weimar zunächst für unseren Darsteller geschriebene Rolle, gab, und Graff (Pastor Bürger) fand das Drama eine günstige Aufnahme.

[Sp. 175] Aus Bremen.
 An die Neuigkeiten der bildenden Kunst mag sich die Mimik und Orchestik anschließen. Seit dem im August v. J. erneuerten Abonnement ist Holtei´s ´Leonore,´ nach Bürger´s Ballade, zwei Mal aufgeführt, hat aber nur sehr getheilten Beifall gefunden, da das Ende des Stücks nicht befriedigt, sondern durch den übertriebenen Wahnsinn der Leonore vielmehr Mißbehagen und Widerwillen errregt. Auch die oft unpassende Einflechtung der Gesänge wollte nicht ansprechen, z. B. das Lied: wenn´s immer so wär. Doch gefiel Hr. Hartig sehr in der Rolle des alten Husaren und Dem. Scholz als Leonore; der erste wurde besonders in dem Liede an den Mantel mit Beifall begrüßt. Leonore tritt in diesem Stücke viel zu wenig auf; ihre Liebe hätte zu mehreren und interessanten Scenen benutzt werden können. Das Ganze ist nur als eine Skizze zu betrachten. Die Musik dazu von Eberwein ist passend und angenehm. Eine Ballade mit Glück im Shakespeare´schen Geschmacke zu dramatisiren, ist gewiß eine noch schwierigere Aufgabe, als einen Roman in ein Theaterstück zu verwandeln. Wie sehr diese Bürger´sche Ballade auch im Auslande gefallen hat, ist vielleicht nicht jedem Leser bekannt; darum stehe hier nur eine kurze Erinnerung. Sie ist vier Mal ins Englische übersetzt, zuerst um 1789 von Hrn. Taylor in Norwich, dem Uebersetzer von Göthe´s Iphigenie; die drei andern alle um 1796 in Einem Jahre. Die zweite nämlich von John Thomas Stanley, aber sehr frei anglisirt; die dritte von W.R. Spencer, einem Neffen des Herzogs von Marlborough, als Prachtwerk in Folio zu London gedruckt und mit Kupfern nach Zeichnungen von einer Schwester Marlborough´s. Die vierte, von dem englischen Hofdichter Henry James Pye, erschien zu London in Quart und soll die treueste seyn. Von der Stanley´schen Uebersetzung erschien sogar eine zweite Ausgabe, ebenfalls mit Kupfern prächtig ausgestattet. Die drei letzten sind gesammelt und herausgegeben von dem verdienstvollen Eschenburg (Göttingen, 1797). Mehr darüber sagt das Monthly Review vom Julius und August 1796 und die göttinger gelehrten Anzeig Nr. 158 desselben Jahres “

 

1829

Sydow, Th. B. v. Reiseskizze. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1440] Reiseskizzen von Theodor B.v. Sydow
 Doch es ist Zeit, daß ich mich nach Braunschweig bringe, nach welcher Stadt mich auch wieder ein eigenthümliches Verlangen führte. Die Fürstengruft zog mich dort hin; ich wollte die Gräber der Helden des siebenjährigen Krieges, wollte den Sarkophag, in welchem der deutsche Held von Waterloo, Herzog Wilhelm, ruht, und vor allen den Sarg des menschenfreundlichen Prinzen Leopold, der Bürger´s Lied vom braven Manne nicht mit Gold, sondern mit dem eigenen Leben so großmüthig bewahrheitet hat, schauen.“

 

1829

[zu Schillers Kritik]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 591] Aus Dresden.
 Wohl! ich bin daran gewöhnt, daß große Componisten nur sich selbst lieben. Im Grunde thun das alle, die da geboren sind, zu herrschen im Gebiete der Kunst oder Politik. Ein Jeder von ihnen spricht in gewissem Sinne das stolze, vernichtende Moi der Medea in jenem französischen Trauerspiele. That es doch einmal, Bürger´n gegenüber, selbst der geliebte und liebende Schiller. Noch lebende Dichter möchten es thun. Warum das so sey, warum der Geist der Humanität unter denen, nach welchen er genannt ist, unter den Menschen, nie ganz aufkomme, darüber ruht der Schleier der Isis. “

 

1829

[fr. Münchhausen]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1743] Kleinigkeit.
 Münchhausen´s ´Lügen,´ ins Französische übersetzt, stiegen bis zur zwanzigsten Auflage. Mancher weiß nicht, daß der Dichter Bürger sie herausgegeben hat.“

 

1829

Winter, Hellmuth. Literärgeschichte der deutschen Sprach- Dicht- und Rede-Kunst, zum Leitfaden bei Vorträgen über die schöne National-Literatur auf gelehrten Schulen und Universitäten.
Digitalisiert von Google.

“[S. 249] Eine ganz neue Bahn für das echte durch die Kunstpoesie veredelte Volkslied brach G.A. Bürger,  und seine verdienstvollsten Nachfolger waren J.H. Voß, die Gebrüder Stolberg, J.M. Miller, Matthias Claudius und A. Blumauer. Aber zum vollsten Glanze entfaltete sich die lyrische Poesie erst durch Göthe  und Schiller, deren lyrische Gedichte zu den schönsten Blüthen der selbstständigen Nationalliteratür der Deutschen gehören. 

[S. 291] Bürger ist der erste deutsche Volksdichter im wahrhaft poetischen Sinne, und hat als Volkslieder- und Balladen-Dichter unstreitig den ersten Rang. Die warm und frisch aus dem menschlichen Gemüthe sich ergießende und deswegen auch jedes menschliche Gemüth ergreifende ursprüngliche populäre Poesie hielt er für die wahre, und diese Volkspoesie zeigte sich ihm zuerst ohne Hülfe der Gelehrsamkeit im Geiste der griechischen Vorwelt vollendet in den homerischen Gedichten, und im neueren romantischen Geiste, weniger ausgebildet und darum weniger kräftig und wahr, in den alten englischen und schottischen Balladen. Bürger erweitert die Grenzen der echt-germanischen, aber dem eigenen Vaterlande fremd gewordenen romantischen Dichtungsart, indem er die Kunst der mahlerischen Beschreibung, die er seinem Studium der homerischen Gedichte verdankte, auf die Ballade übertrug, und ihr zugleich in allem, was zur Bildung der Sprache und der Versarten gehört, eine meisterhafte Vollendung einhauchte. Daher sind die längeren Balladen von Bürger, zum Beispiel die Lenore und die Entführung, einzig in ihrer Art; und alle Versuche der Nachahmer, Bürger auf dieser Höhe zu erreichen, sind mißlungen, bis Göthe und Schiller durch Gedichte, die nun wieder Romanze hießen, der Dichtungsart eine neue Wendung gaben.”

 

1829

Hoffmann, Heinrich. Rezension Schlesischer Musen-Almanach 1829. In: Monatsschrifte von und für Schlesien. Erster Band.  Digitalisiert von Google.

“[S. 184] Eben darum aber entwickelt sich der Sinn für das echte Komische nie recht, wie er soll, er bleibt roh und greift etwas für komisch auf, was oft das Gegentheil ist, etwas für witzig, was plump, etwas für scherzhaft, was am Ende wirklich grob und beleidigend ist. Empören muß ein solcher Mißgriff, wenn er sich als fade Travestie geltend machen will, als eine Travestie, woraus sich keine Geschichte, keine Pointe herausfinden läßt. Wol selten ist einem der ersten Meisterstücke deutscher Dichtkunst ein solches traurige Loos zu Theil geworden, als Bürgers Lenore; man lese Peschels widrige Verhunzung S. 186. Für diese grobe Sünde sollte billig der künftige Jahrgang des Musenalmanachs durch einen schwarzen Rand Trauer anlegen!”

 

1829

Oehlenschläger, Adam. A.Oehlenschläger´s Schriften. Zum erstenmale gesammelt als Ausgabe letzter Hand. Selbstbiographie. Erster Theil.  Digitalisiert von Google.

“[S. 164] Es freute Voß, in mir einen jungen Dichter zu sehen, der kein Ultra-Romantiker sein wollte, und der seine Liebe zur Poesie, mit Liebe zur Billigkeit und Vielseitigkeit zu verbinden strebte. Auch der Dichterkreis in Göttingen, auch die Musenalmanache, die Voß in seiner Jugend herausgegeben hatte, waren mir lieb. Hatte ich nicht darin den naiven Claudius, den zarten Hölty, die feurigen Stolberge den merkwürdigen Bürger zuerst kennen gelernt? Ich nenne Bürger merkwürdig: denn das wird er mir wegen der seltsamen Mischung eines wahren Dichtergeistes mit dem undichterischen, vernichtenden Principe einer unruhigen, kranken Persönlichkeit immer sein; wenn mich auch - eben dieser Mischung wegen - seine Gedichte im Ganzen nicht ansprechen - und ich nur in seiner Lenore ächte Wahrheit finde; weil der todte Ritter darin wirklich kein andrer ist, als Bürgers eigner, poetischer, melancholischer Poltergeist, der im wilden Humore zum Grabe galloppirt.
    Ich las Voß meinen Correggio vor; nach geendigter Vorlesung umarmte er mich und sagte: "Ich wollte, daß Lessing heut Abend hier gewesen wäre."

 

1829

Matthisson, Friedrich von. Schriften, Siebenter Band. Zürich. Digitalisiert von Google

“[S. 50] Nur im Fluge berührten wir das heitere Städtchen Weinsberg, dessen Name durch Bürger in Deutschland eben so allgemein verbreitet wurde, wie der Name Wandsbeck durch Claudius. Der Abend war nicht mehr fern, und bey guter Zeit wollten wir noch in Heilbronn eintreffen. Dies brachte mich um den Anblick des merkwürdigen Gemäldes, das in der alten Kirche zu Weinsberg aufbewahrt wird. Außer der Geschichte von der Weibertreue, findet man auch die Burg in ihrem unversehrten Zustande, darauf abgebildet. Ein Kunstfreund sagte mir schon früher manches Gute davon.
   Besonders war sein Urtheil über die Anordnung der Figuren gar nicht ungünstig. Im Vorgrunde hält Kaiser Konrad auf einem stattlichen Streitroß, und scheint seinem abmahnenden Bruder Friedrich zu sagen:
    .... Ein Kaiserwort
    Soll man nicht drehn noch deuteln.

[S. 201] Herr Howard, der mehrere Gedichte von Bürger und Schiller in seine Landessprache übersetzte, zeigte eines Abends der Gräfin Albany die goldene Halskette mit dem Kruzifix, welche Marie Stuart noch an ihrem Todestage trug, und kurz vor ihrer Hinrichtung dem Lord Melville übergab. “

 

1829

Rahbek, Knud Lyne. Erinnerungen aus meinem Leben. Erster Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 139] Es traf sich, daß, während Rosing und ich mit Preisler sprachen, sie vor einer Freundin, die sie besuchte, eine Replik der einen Valkyrie in Balders Tod recitirte; - ich wurde dadurch aufmerksam, horchte, erkannte ihr schönes Organ, das auf der Bühne, durch einen damals vorherrschenden hohlen Ton, auf den man Bürgers:
     ´Das Lied war zu vergleichen
     Mit Unkenruf in Teichen´
 anzuwenden pflegte, und von dem ich auch selbst wohl nicht wenig angesteckt seyn mochte, versudelt worden war; [,...].


[S. 167] Allein zum Theil befand sich dort eine Nachbarschaft, die uns zuweilen eine Gesellschaft aufdrang, welche mir besonders nicht angenehm und den Freunden von verschiedenen Seiten verdrießlich war, zum Theil war auch er durch das, was, ich glaube Bürger, so treffend: kleine Sorgen nennt, und die eben dadurch, daß sie so klein sind, mehr als größere ärgern und quälen, verstimmt; [...]. “

 

1829

Lichtenberg an Forster in Hannover. Göttingen den 24. Dec. 1787. In: Johann Georg Forster´s Briefwechsel. Erster Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 664] Liebster Freund, Sie werden sich wundern, daß ich Ihnen, da Sie kaum in Abrahams Schoß angelangt sind, zwar nicht aus der Tiefe, doch aus der mittlem Region ein kleines Memorandum nachsende. Es betrifft nicht mich, sondern unsern gemeinschaftlichen Freund Bürger, doch thue ich es lediglich aus eigenem Antrieb, denn ich habe ihn seit dem angenehmen Abend, den Sie uns machten, nicht gesprochen, auch nicht mit ihm correspondirt. Sie haben jetzt die herrlichste Gelegenheit, für diesen guten und fleißigen Mann zu sorgen. Es hat hier Jemand, dessen Namen ich nicht behalten habe, den mir aber Herr von Arnswald als einen Mann von Kopf gerühmt hat und der mehrere Universitäten besucht hat, gesagt, er habe überhaupt noch Niemanden gehört, dessen Vortrag, auch außer der Gründlichkeit der Darstellung der Sachen, soviel ästhetischen Werth hätte als Bürger's. Er ist gewiß ein vortrefflicher Kopf, und was für Wirkung würde nicht ein Professortitel auf ihn thun! Es ist nicht nöthig, daß Sie ihn in forma empfehlen, das ist ein verdrüßliches Geschäft, sondern sagen Sie nur von ihm, was Sie von ihm neulich gehört haben. Mich schmerzt es nur, daß man glaubt, er lege sich jetzt erst auf Philosophie. Nein, ein gewisser Grübelgeist, der sich nichts weiß machen läßt, ruht schon auf ihm, so lange ich ihn kenne, und er war von jeher ein Feind der geschmelzten Wassersuppenphilosophie, die hier fast allgemein gespeist zu werden anfing. Ich habe einmal gelesen, daß die schiefen Hälse entweder daher kommen, daß ein Muskel ungewöhnlich stark zöge, oder daß sein antagonistes gelähmt würde, und daß beide gesund bleiben müssen, wenn der Kopf gerade stehen soll. Das vorsätzliche Schiefhalten wird ja dadurch Niemandem benommen. Bürger hat wirklich schon diesen Winter manches Burschen Kopf gerade gezogen, der ihn auf der Seite trug, bloß weil es Alexander that. Hoc sub rosa. “

 

1829

Blumenhagen, Wilhelm. Der Wilddieb oder die heiße Probe. In: Lesefrüchte. München. Digitalisiert von Google

“[S. 134] Wie der fleischlose, entsetzliche Kürassier in Bürgers Leonore im sausenden Galopp seinen gespenstigen Gaul durch die Mitternacht hetzte, also trieb unser mächtiger Reiter sein Roß über die Waldhügel und Bergkuppen hinauf und hinab, Hitze und Angstgluth auf Stirn und Wangen, Todeskälte in den Gebeinen, und von Entsetzen gepeitscht, als verfolge ihn jener bräutliche Knochenmann.“

 

1829

Anonym. Rez. Lenore von Holtei/Musik von Eberwein. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, 4. März. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp.152] Ueber diess Liederspiel als Theaterstück können wir nicht urtheilen: wir kennen es nicht von der Bühne her, und nur die Gesänge sind gedruckt; es soll aber in Berlin viel Glück gemacht haben. Das ist leicht zu glauben: es ist ganz auf Preussen, besonders auf Berlin berechnet, und vorzüglich auf Militair-Sinn und Militair-Geschmack. Dergleichen Nationelles und Oertliches so gut zu treffen, und so gut auszuführen, wie es hier vom Dichter und Componisten getroffen und ausgeführt worden ist, hat immer seinen Werth, und verdient einen um so lebhaftern Dank, von je kürzerer Dauer er zu seyn pflegt. Das Ganze der Musik zu dieser Lenore besteht aus der Ouvertüre, einem kürzern Instrumentalsatze zur Einleitung des zweyten, einem desgleichen zur Einleitung des dritten Actes, und aus zwölf Liedern oder anderen kurzen Gesängen, für eine Stimme, oder für ein Paar Stimmen, zu denen einigemal der Chor tritt. Jene Instrumentalsätze schreiten nicht über die Gattung hinaus, erfüllen sie aber vorzüglich gut, durch Munterkeit, Popularität, und überhaupt ein angemessenes, leicht ansprechendes Wesen. Die Gesänge sind, kaum mit einigen Ausnahmen, volksmässig und in mehren erkennt auch der Nicht-Berliner und Nicht-Preusse gute oder doch nicht üble, zum Theil von Alters her beliebte Volks-, besonders Militair-Melodieen. (Auch der ´alte Dessauer´ figurirt hier, wie billig.) Ob die anderen uns unbekannten, auch aus dem Munde des Volkes oder ob sie von Hrn. E. erfunden und diesem in den Mund gelegt worden sind, können wir nicht wissen: wohl aber, dass, wenn das Letzte der Fall seyn sollte, es ihm damit gelungen ist. Und so ist wirklich hier geleistet, was man zu erwarten berechtigt ist; denn
dass es bey solchen Unterlegungen mit Declamation und Accentuation immer genau genommen sey u. d. gl., das wird man wohl nicht erwarten. Auch kann ja beym Vortrage eben solcher Stücke in dieser Hinsicht leicht nachgeholfen werden. Einige der Lieder, wie Nr. 3, müssen sich von der Bühne sehr possierlich ausnehmen; thun sie es doch schon am Klaviere! “

 

1829

Anonym. Lexikon der Schleswig-Hostein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828. Erste Abtheilung. Altona. Digitalisiert von Google

“[S. 526] Schoppe (Amalia Emma, geb. Weise) geb. zu Burg auf Fehmern den 9. Oktbr. 1791), Tochter des Physikus Dr. F. W. Weise, zeigte schon in frühester Jugend ausgezeichnete Anlagen, schon in ihrem 3ten Jahre las sie deutsche und lateinische Bücher, bekam im 7ten Lebensjahre Bürgers Gedichte in die Hände, die sie beinahe verschlang; schrieb in ihrem 10ten Jahre ihr erstes Gedicht; erhielt durch Wiederverheirathung ihrer Mutter mit einem reichen Hamburger eine vortreffliche Erziehung, nach der sie dem wissenschaftlichen Leben bestimmt ward.

[S. 381] Mutzenbecher (Samuel Dietrich) K. 241 - Doktor der Medicin und Postmeister in Altona. Elise Bürgers Lied am Grabe einer Freundinn. In Musik gesetzt. Hamb. 1797. fol.”

 

1829

Woldemar, Ernst [d.i. Heinrich Hermann]. Bürger bei seiner ersten Erscheinung der erklärteste Liebling der Deutschen. In: Mitternachtblatt für gebildete Stände. Braunschweig.

“[S. 473] Mag immer der Enthusiasmus, womit der Schöpfer der in ihrer Art einzigen Lenore damals durch ganz Deutschland weniger gelesen, als recht eigentlich verschlungen wurde, jetzt längst zu den vergessenen Dingen gehören; mir selbst und Allen, die mit mir jung waren, wird er nichts desto weniger ewig neu und unvergeßlich bleiben.
      Der erste, lebendige Eindruck, den der glücklichste Sänger Herziniens auf seine Nation machte, erinnert nicht blos an unsere glänzendste Dichterperiode überhaupt; er erinnert auch an den echt deutschen Nationalcharakter - der nichts vorstellen will, als was er wirklich ist, und den unser wackerer Bürger im höchsten Grade besaß - ganz besonders. Kein Wechsel des Geschmacks, keine einseitige Lobpreisung anderer poetischer Verdienste kann, soll, oder wird ihn daher je aus meinem treuen Herzen und Gedächtnisse verbannen.
     Auch sage ich ja nichts, als die reinste, unbestrittenste Wahrheit, wenn ich versichere, daß mir während meines ganzen Lebens nur noch ein einziges deutsches Musenproduct bekannt geworden ist, welches bei unserer Nation einen gleich großen und gleich allgemeinen Enthusiasmus aufregte, als jene erste Ausgabe der Bürgerischen Gesänge; und das war ein paar Jahrzehnte später Mozarts noch heute vergötterte Zauberflöte.

[S. 474] Ja selbst Fischer, ein Vertrauter und inniger Bewunderer der Alten, wußte doch damals seinen näheren Bekannten kein schöneres Fest zu bereiten, als wenn er sie in einen traulichen Kreis um sich her versammelte, um ihnen eine oder die andere von Bürgers gelungensten Balladen vozulesen. Alles um ihn her war dann lauter Ohr; und nach Beendigung des Stücks pflegte er gewöhnlich zu versichern: daß seit Luthern wohl kein Sterblicher den wahren deutschen Volkston so gut getroffen habe, als dieser joviale Sänger der Weiber von Weinsberg.

[S. 476] O, warum bedachte der Ewiggepriesene [Goethe] damals nicht, was er vis-á-vis von einem Bürger doch billig hätte bedenken sollen: daß der Adel des Verdienstes von Gott und Rechtswegen mindestens eben so innig zusammenhalten müsse, als der Adel der Geburt, der nicht leicht eines seiner talentvolleren Mitglieder sinken läßt, ja selbst oft die Unwürdigsten noch bei Ehren zu erhalten strebe, falls dies nur irgend möglich zu machen ist?
  Oder warum vergaß er bei dieser merkwürdigen Zusammenkunft einer Maxime, die so ganz im Geiste seines Götz von Berlichingen gewesen seyn würde: Wer einen Mann von anerkanntem Genie und edlem Herzen herabzuwürdigen strebt, der entwürdigt nicht sowohl jenen, als einzig und
allein - sich selbst
.

[S. 477] Die Recension [Schillers] befindet sich noch unter dem prosaischen Nachlasse des Unvergleichlichen; und hat für den Unpartheiischen weiter keine andere Absicht, als - einen der ersten und glücklichsten deutschen Volksdichter für einen unreifen Kopf zu erklären!

[S. 478] Doch wir wollen toleranter seyn, als er: und ihm mit Erlaubniß der Winkelmanne und Lessinge seinen Lorbeer als deutscher Tragiker unangetastet lassen. - Dem Verdienst seine Kronen! heiße es von Ihm selbst; aber wahrlich nicht minder von dem geistreichen und talentvollen Sänger der Lenore!
  Denn jeder wahre Sohn aus Thuiskons Geschlecht wird und muß uns den Satz unbestritten einräumen: d aß wir Deutschen entweder gar keine
Dichter haben, oder daß unser origineller Bürger, was mindestens die lyrische und romantische Poesie betrifft, zu unsern ersten und vorzüglichsten gehört.


[S. 483] Ein Hauptvorwurf, welchen der Schöpfer des Wallenstein unserm unvergeßlichen Balladensänger in seiner vornehmen ästhetischen Beleuchtung gemacht hatte, bestand darin: daß er sich, wie es in der Conversationssprache heißt, als Dichter zu oft gehen lasse. Dieser Tadel trifft allerdings den ehrlichen Bürger hin und wieder; trifft er aber den berühmten Weimarischen Tragiker, trotz allem Streben nach Politur und Gelecktheit, nicht sehr oft selbst? [...]
   Heiliger Apoll! bitte für den hochherfahrenden Sänger, der einem Bürger als unnachahmliches Muster vorleuchten wollte, indem er doch offenbar
dem größeren Meister selbst nachzuhinken strebt! “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1829

Anonym. Rez. Launige Gesänge für vier Männerstimmen, nach beliebten Melodien aus der Oper: die Stumme von Portici, componiert von Carl Blum. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, 28. October.  Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 715] Bey der grossen Vorliebe unserer Zeit für Auber's Stumme werden es nicht Wenige Hrn. B. verdanken, dass er ihnen einige der beliebtesten und muntersten Stücke dieser Oper für Männerstimmen zusammensetzte, und sie mit bekannten, zu diesem Behufe sehr wohlgewählten Texten versah, wodurch sie für fröhliche Zirkel nur gewonnen haben. Der erste sehr ansprechend verwebte Gesang hat den Text: ´Mein Trautel hält mich für und für´; der zweyte: ´Du Schwärmer um die Ruhebetten´; der dritte: ´Wie selig, wer sein Liebchen hat´ u. s. w. Dadurch erhalten sie etwas fein Launiges, und sind demnach munteren Gesellschaften bestens zu empfehlen. “

 

1829

Grosheim. Hummel, Clavierschule. In: Caecilia eine Zeitschrift für die musikalische Welt. Eilfter Band, Mainz, Paris, Antwerpen. Digitalisiert von Google

“[S. 238] Die Einleitung des 2ten Theils der K. S. betreffend, die vom Fingersatz handelt, möcht' ich wohl den Vf. an Bürgers ´Vergnügtes Leben´ erinnern, wo er sagt: ´der Geist muss denken. Ohne Denken gleicht der Mensch dem — — u. s w.´ Ich habe bereits erwähnt, dass dem Menschen eine zu lang gedehnte Zergliederung zur Last wird; [...]. “

 

1829

Löwenstern, B. v. Berichtigungen und Streitigkeiten. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, 25. August. Gotha. Digitalisiert von Google

“[Sp. 2686] Die Erfüllung dieser Bitte wird gewiß um so nöthiger seyn, als im Gegentheil man sonst glauben muß, daß Schadenfreude und Neid, von welchen ich bey diesem Unternehmen hinlängliche Beweise erhielt, sich mit unter die Töne der stets sehr voreiligen Fama mischten und, wie gewöhnlich bey solchen öffentlichen Mittheilungen, die Feder leiteten, besonders da jene nicht in einem Kunstblatt, sondern in einem Anzeiger geschahen, indem der redlich Gesinnte seine Meinung nur im Stillen den Sündern, wie sich der gute Freund ausdrückt, äussert! - Uebrigens sind es noch immer nicht die schlechtesten Früchte, woran die Wespen nagen. “

 

1829

Oehlenschläger, Adam. Ludlam's Höhle. In: Adam Oehlenschläger's Schriften. Fünftes Bändchen. Breslau. Digitalisiert von Google

“[S. 108] John Bull.
 Würfeln sie? Da muß ich dabei sein. Was ist denn das? Es wird ja drinnen geweint.
       Dick (macht weinend das Fenster auf.)
 O Mutter, Mutter, hin ist hin, verloren ist verloren. Er hat alle die Ducaten gewonnen. “

 

1829

Anonym. [Rez] Charinomos. Beiträge zur allgemeinen Theorie und Geschichte der schönen Künste von Karl Seidel, 1828. In: Berliner allgemeine musikalische Zeitung, 17. Oktober.  Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 333] Wie hier das Erhabne, so klingt auch das Grauen, welches, den frühern Andeutungen nach, schon in diesem Tone liegt, bedeutsam hervor, wenn Bürger den schnellen Ritt der ´Todten´ also schildert:
   ´Und immer weiter hopp hopp hopp
   Ging's fort in sausenden Galopp,
   Dass Ross und Reiter schnoben,
   Und Kies und Funken stoben.´ “

 

1829

Wette, Wilhelm Martin L de. Heinrich Melchthal, Berlin. Digitalisiert von Google 

“[S. 329] ´Wenn du glaubst, antwortete die Professorin, daß das unsre Freunde unterhält, und wenn du discret seyn willst.´
  ´Der Roman unsrer Liebe ist kurz, und fast in den wenigen Worten zusammenzufassen: ´Blandine sah her, Lenardo sah hin,´ und zwar war es auch hier Blandine, die hersah.´
   ´Du bist unartig, sagte drohend die Professorin.´”

 

1829

Tromlitz, A. von [pseud. von Karl August Friedrich von Witzleben] Ritterlicher Sinn, Dresden und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 15] Ihr wäret Eisenfresser, und statt das Glas zu leeren, seht Ihr es mit weit geöffneten stieren Augen an, statt den langen Stoßdegen gegen die Spanier zu ziehen, courtoisirt Ihr hier in Utrecht, als ob es draußen überall Ruh' und Frieden sey, und Eure Laute tönt alle Abende zu Euern schmelzenden Verslein, daß man meint, das Nachtigallmännchen locke die Braut. Und nun noch des Königs von Böhmen Hofnarr neben Euch, der wahrlich klüger ist als Ihr; wer da nicht glaubt, Ihr habet bald die Meisterschaft erlangt, der muß noch in seinem Leben auf keinen Narren gestoßen seyn!”

 

1829

Giesebrecht, Ludwig. [Rez] Der Auerhahn von Esaias Tegnér und Gottl. Christ. Friedr. Mohnike. In: Neue Pommersche Provinzialblätter, Vierter Band. Stettin. Digitalisiert von Google

“[S. 180] Der Gesang bei der Paarung tritt in dem Gedichte als ein bedeutendes Moment hervor, schon darum möchte Locken hier bezeichnender sein als Falzen, welches Erstere ja auch ein Waidmannsausdruck ist (S. 117. Anm. 140) und, wenn es auf dichterische Autoritäten ankäme, Bürgers Tochter des Pfarrers von Taubenhain für sich hätte:
   Es lockte das Nachtigallmännchen die Braut,
   Mit lieblichem tief aufflötendem Laut.”

 

1829

Kotzebue, August von. Ueble Laune. In: Dramatische Werke, 64. Bändchen, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 69] Siebente Scene. Saal im Schlosse.
Ulr.  Wo mag unser Gast hingeritten seyn?
Tob. Wären die Kreuzzüge noch in der Mode, so würde ich hoffen,
    er habe eine Reise zum heiligen Grabe unternommen.
Ulr. Er sprengte zur Pforte hinaus, wie der Tod in Bürgers Lenore.”

 

1829

Matthisson, Friedrich von. Wörlitz. In Schriften von Friedrich von Matthisson, Achter Band, Zürich. Digitalisiert von Google

“[S. 31] Der Nachtlager von Stroh und Heu seit meinem Alpenleben durchaus entwöhnt, ließ ich umspannen, und im raschen Fluge ging es nun, wie in Bürgers Leonore, zur Stadt Rom unter den Linden, wo der hofmäßige Empfang des galonirten Portiers mit dem rauhen Bescheide des Gastwirthes in Zehlendorf grell genug kontrastirte.

[S. 90]Aachen, den 2. Junius.
 Nicht gegen den Tanz, wobey Anstand, Grazie, Gewandtheit und Anmuth entwickelt werden, und der zu den unbescholtensten Vergnügungen des Frühlingsalters beyder Geschlechter gehört, hätte der Feuereifer des ehrwürdigen Herrn Pfarrers losbrechen sollen, sondern ausschließlich gegen den Walzer, der mit dem entschiedensten Unrechte den Tänzen beygezählt wird. Der treffliche Bürger, bekanntlich keiner der grämlichsten Moralisten, hat dieses bacchantische Herumrasen, wodurch schon so manche Unschuld vergiftet und manche Jugendblüthe zerknickt ward, auf eine zwar etwas derbe, aber gewiß treffende Weise gebrandmarkt.”

 

1829

Anonym. Die Buckeliade. Epischer Schwank für Erlanger Zeitgenossen aus den Jahren 1820 bis 1823, Erlangen. Digitalisiert von Google

“[S. 97] Zum Aufbruch schrei't man laut und ein verwirrt' Getümmel
Entsteht in Hof und Stall, wo Rappe, Fuchs und Schimmel,
Ermuthigt durch Braunbier, gebläh't vom Grummet, schäumt
Und durch den Sporn gereizt, so gut es geht sich bäumt. -
Die Zeche wird in's Buch von Mader'n eingetragen,
Und bald darauf sieht man die Schaar durch's Dörfchen jagen.
Die Peitschen treiben an, und lustig hopp, hopp, hopp,
Geht's hin zur Musenstadt in stolperndem Galopp
Durch Wald und Flur voran, gleich einem Trupp Husaren,
Der nach der Schlacht verfolgt des Feindes Kriegerschaaren.”

 

1829

Anonym. Miscellen. In: Neckar-Zeitung, 24. Januar

“[S. 94] Allenthalben stößt man bei dem Verfasser auf unbelegte Grundsätze mit ihren nichtigen Folgerungen, oder auf willkührliche Voraussetzungen, welche jede mögliche Schlußfolge erlauben, unter andern (S. 10) auf die Frage, wie es in Europa aussehen würde, wenn ´an der Stelle der preußischen Monarchie zwölf sogenannte, unabhängige Staaten wären?´ -
  Der Mann, der dir Wenn und dir Aber erdacht,
  Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht!
Wir bescheiden uns gern nach diesem Spruche, daß der Verfasser auch wissen wird, wie die Welt aussehen würde, die nicht existiert, aber seyn könnte.”

 

1829

Nachrichten vom Auslande. In: Der bayerische Volksfreund, 13.01.

“[S. 35] An unsern Freund J. N. Karl von Leistner.
   Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
       So laß Dir das zum Troste sagen:
   ´Gewiß sind´s schlechte Früchte nicht,
       Woran die Wespen
nagen´.
                               W. P.”

 

1829

Weidmann, F. C. Ruhepunkte auf meinen Streifzügen am Rheine und Nekar. In: Der Wanderer, 1. Juny 

“Auch zeigte man lange Zeit das Grab des Helden in Worms, wohin er gebracht worden war, als der wilde Hagen ihn am Brunnen meuchlings getödtet hatte. Aber leider war kein Verweilen für mich, und Hurrah, hurrah! Hopp hopp hopp! gings fort im sausenden Galopp.”
 

1829

Hertel, Johann Georg. Die Buckeliade, Erlangen

“[S. 97] Die Zeche wird in's Buch von Mader'n eingetragen,
Und bald darauf sieht man die Schaar durch's Dörfchen jagen.
Die Peitschen treiben an, und lustig hopp, hopp, hopp,
Geht's hin zur Musenstadt in stolperndem Galopp.”

 

1829

Anzeige. In: Karlsruher Zeitung 22.11.

1829 Karlsruher Zeitung 22.11.

1829

Anzeige. In: Wöchentlicher Anzeiger eine gemeinnützige unterhaltende Wochenschrift für die Königl. Preuss. Kreisstadt Lauban und ihre Umgegend 04.04.

1829 Wöchentlicher Anzeiger eine gemeinnützige unterhaltende Wochenschrift für Lauban 04.04.

1830

Herder, Johann Gottfried von. Rezension von Althofs “Einige Nachrichten [...]”. In: Johann Gottfried von Herder´s Nachlese zur schönen Literatur und Kunst.

“[S. 402] Auch in dem feinsten Vergnügen gibt es ein Uebermaß, das, wenn die Seele sich dazu gewöhnt, Ausschweifung (déauche) wird. Es entwöhnt von Berufsgeschäften, von Ausdaurung bei mühsamen oder ungefälligen Arbeiten; es macht zuerst leichtsinnig, dann oberflächlich und gegen sich selbst gelinde, zuletzt matt und über sich selbst verzagend. Wer seine Kräfte nicht fortwährend auch an den ungefälligsten Arbeiten, sobald sie uns Pflicht sind, üben lernte, ward nie Meister über sich selbst, genießt also auch nie die edelste Gewißheit, sich selbst gebieten zu können und geht, wenn ihn das Glück nicht außerordentlich anlacht, mit dem besten Gemüth, mit den schönsten Anlagen drohenden Gefahren entgegen. Bürgers Lebensgang zeigt dieses Schritt für Schritt. Er lernte vieles, nur nicht sich selbst bezwingen, anhaltend ausdauern, Maß und Zweck seiner Bestimmung kennen; er ward also nie sein selbst mächtig.    

[S. 406] Bürgers Leben ist in seinen Gedichten; diese blühen als Blumen auf seinem Grabe: weiter bedarf er, dem in seinem Leben Brod versagt ward, keines steinernen Denkmals. Möge eine freundschaftliche Hand Bürgers Gedichten die Flecken nehmen, die zuweilen in den besten Stellen eben aus seinen Lebensumständen ihnen wie angeflogen sind, daß eine Ausgabe solcher gewählten Stücke zum bleibenden Ruhm des Dichters veranstaltet werde. Wer könnte dieß zarter und besser thun, als Bürgers Freund, Boje.”

Herders Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1830

Anonym. Notizen. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 792] Da Holtei´s dramatische Berarbeitung der Bürger´schen Lenore auf allen Bühnen mehr der weniger bekannt geworden ist, so muß wohl auch Manchem die Notiz angenehm seyn, daß diese Ballade 1781 zu einem chinesischen Schattenspiele verarbeitet war und in Regensburg wenigstens mit Musik von André sehr gern gesehen wurde. Die ganze Ballade zerfiel in 5 Acte, und jeder derselben hatte 2 bis 5 Auftritte. Die Personen, die der Dichter eingeführt hat, wurde theils von solchen gesprochen, welche die Schatten dirigirten, theils nur von Schatten dargestellt, und eine Art Bänkelsänger saß vor dem Rahmen, alles, was die Schatten thaten, mit Bürger´s Worten zu erläutern.“

 

1830

Anonym. Theater. In: Münchner Tagsblatt, 2. September. München. Digitalisiert von Google

“[S. 1009] Ich selbst sah viele derselben mit einem Fleiße mit einem Wohlgelingen geben, wie man sie oft nicht besser auf großen Theatern sehen kann; unvergeßlich werden mir die zwei letztern Stücke, die sieben Mädchen in Uniform und Leonore, nach Bürgers Ballade bearbeitet, seyn.“

 

1830

Anonym. Zwickbüchlein aus dem Kunstvereine. In: Das Inland. Ein Tageblatt für das öffentliche Leben in Deutschland, mit vorzüglicher Rücksicht auf Bayern. 4. u. 5. July. Digitalisiert von Google

“[S. 747] Haring stellte uns einen kleinen Keller nicht ohne Talent, und Lindenschmitt Bürgers Lenore, jedoch nur als Skizze, nicht ohne Phantasie vor dagegen, gebricht es einer Nachtlandschaft von Mende durchaus an Schatten und Licht.“

 

1830

Wenzig, Joseph. Slawische Volkslieder.

“[S. VII] Ich schreite zu einer andern Bemerkung. Man vermenge den Volksdichter nicht auch mit dem populären Dichter, denn dieser dichtet nicht in der Eigenthümlichkeit eines besonderen Volkes, sondern nach den allgemeinen, rein menschlichen Merkmalen, welche in allen Völkern zusammen dem Menschen aus dem sogenannten Mittelschlage zukommen. Diese Idee hat gewiß der erhabenen Seele Schillers vorgeschwebt, als er seinen Aufsatz über G.A. Bürger schrieb, und leeren Wortstreitigkeiten ausweichend, fürchte ich nicht, daß man den Begriff, welchen er mit dem Volksdichter verbindet, als eine Widerlegung des meinigen aufstellen wird.“

 

1830

Leben in Frankfurt am Main: Auszüge der Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (des Intellingenz-Blattes) Sechster Band.Frankfurt am Main

“[S. 87] Den 19. April 1808.
 Ankündigung einer Musikalisch-Declamatorischen Academie.
   Mittwoch, den 20sten April, wird unterzeichnete in dem Saal des Rothen Hauses mit Höchster Erlaubniß eine musicalisch-declamatorische Academie aufführen, und in derselben mehrere Gedichte von Schiller, Bürger, A. W. Schlegel und Tiedge vortragen, welches die auszugebenden Anzeigen näher besagen werden.
   Ist es der Rednerin bis jetzt gelungen, auf ihren Reisen in Wien, München, Dresden, Prag etc. eine vorteilhafte Meinung für sich zu erwecken, so hofft sie auch hier den Beyfall der Kenner und Freunde dieser neuen Art der Unterhaltung zu gewinnen, und bittet sie um ihr Zutrauen. Billets á fl. 2. auf dem ersten, und fl. 1. 22 kr. auf dem zweyten Platz, sind im Hof von England und im Rothen Hause täglich zu haben. Anfang 6 Uhr. Ende nach 8 Uhr.
     Elise Bürger* geb. Hahn, verwittwete Professorin.

* Gottfried August Bürger's dritte Gattin, welche der Frauensitte entgegen, sich ihm in einem Gedichte selbst antrug. Sie war eine Stuttgarterin, geboren am 19. November 1769. Bürger verheirathete sich mit ihr 1790. Nach zwei, für beide Theile, unseelig verlebte Jahre, wurden sie wieder gerichtlich getrennt. Nach erfolgter Scheidung wurde Christine Elise Bürger Schauspielerin. Sie trat in Altona, Dresden und Hannover auf, gefiel aber nur theilweise. Sie durchzog nun Deutschland als Declamatrice und plastisch-mimische Darstellerin. Das Ende ihrer Tage brachte sie hier zu, unterstützt von ihren hier wohnenden Verwandten und anderen wohlthätigen Menschen. Sie erblindete, führte ein Jammerleben, und starb endlich hier zu Frankfurt am 24. November 1833. Man hat von ihr einige literarische Arbeiten.“

 

1830

Anonym. Rezension Gesänge und Lieder mit Begleitung des Pianoforte, von Ludwig van Beethoven. Wien bey Haslinger. In: Allgemeiner Musikalischer Anzeiger. Nr. 36. Digitalisiert von Google.

“[S. 141] "Molly's Abschied" ist der Empfindung gemäß ein einfaches, rührendes Lied und daher ganz an seinem Platze. Eben so das darauf folgende Lied von Lessing. Der Laye, nur gewohnt, in Beethoven's Symphonien große Tonmassen zu bewundern und dem kühnen Fluge des großen Tondichters mühsam nachzukeuchen, wundert sich, daß so einfache Melodien seiner Feder entschlüpften; der Eingeweihte erblickt aber darin einen neuen Beweis seiner hohen Kunst und seines umfassenden Geistes. Dasselbe gilt vom siebenten Liedchen: "la marmotte," das frisch und humoristisch gehalten ist. Wie einfach ist der Schlußstein dieses zierlichen Gebäudes, Bürger's "Blümchen Wunderhold," gehalten! wie einfach und doch wie rührend, wie wahr! ”

 

1830

Schilling, Gustav. Sämmtliche Schriften. Einundvierzigstes Bändchen.  Digitalisiert von Google.

“[S. 19] Die Amtmännin, welche eine höchstsinnige Person zu seyn glaubt, und sich besonders gern reden und lesen hört, packte sofort die Beutelthiere mit sichtlichem Verdruß wieder ein, und ging von denselben auf eine gemeine Hausratte über, welche ihr, vermuthlich von dem Geruch der Druckerschwärze angelockt, die Nachtfeier der Venus sammt der Frau Schnips in den Bürgerschen Gedichten zerfressen hatte.”

 

1830

Anonym. Deutsche Bibliographie. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[o.S. 4. Dec.] Alt-französische Grammatik, worin die Conjugation vorzugsweise berücksichtigt ist. Nebst einem Anhange von alten fabliaux et contes, welche Schiller's Gang nach dem Eisenhammer, Wieland´s Wasserkufe, Bürger´s Lied von der Treue, Langbein's Kirschbaum entsprechen; und einigen Bruchstücken aus dem Roman du Renart.“

 

1830

Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte. Sechste Ausgabe, neu bearbeitet von Johann Wilhelm Loebell. Elfter Theil.  Digitalisiert von Google.

“[S. 464] Eine wehmüthige Sehnsucht nach dem Ideal, ein tiefes Gefühl der Abhängigkeit des Erscheinenden von unsichtbaren Gewalten, eine edle Begeisterung für sittliche Größe, und eine reiche, harmonische und volltönende Sprache, erwarben ihm [Friedrich Schiller] unter den Deutschen eine verehrende Zuneigung, wie sie in diesem Grade kein anderer Schriftsteller besessen hat. Unter allen Deutschen Dichtern neuerer Zeit wurde Schiller der beliebteste und gelesenste. Selbst das Volk fühlte sich durch die Macht der hohen Klänge wunderbar ergriffen, während derjenige Dichter, der es eigentlich darauf anlegte, ein Volksdichter zu seyn, Bürger (geb. 1748, gest. 1794), mit einem schönen Talent, einer kräftigen Sprache und weit volksmäßigeren Stoffen seine Aufgabe verfehlte, weil ihm der Sinn für das Ideale gebrach, der sich mehr und mehr als die wesentliche Eigenthümlichkeit des Deutschen Geistes in seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Richtung ergab.”

 

1830

Fouqué, Caroline Baronin de la Motte- (Hg.) Blick auf Gesinnung und Streben in den Jahren 1774-1778. Aus einem Briefwechsel dreier Offiziere der Potsdammer Garnison. Stuttgart und Tübingen

“[S. 28] Herr von Winanko an Herrn von Briest, Den 30ten Januar 1776
Ich bin jetzt bei der Lectüre des deutschen Musäums! Das erste Stück vom Monat Januar enthält sehr viel Gutes. [...] Die Rhapsodien von Bürger, womit das Stück anfängt, ist, so viel man ohne das Original zu verstehen, urtheilen kann, ein Meisterstück von einer Uebersetzung. Wenn er und den ganzen Homer so übersetzen kann, so mag er ihn nur herausgeben. Meine Stimme hat er, wenn und auf was für Bedingungen er will. Er frägt deßwegen in einem sehr launigen Prolog, der diesem Fragmente vorgesetzt ist, bei dem Publikum an.

Potsdam, den 15. Oct. 1777
Bürgers Gedichte sind nicht weniger eine Zierde des Almanachs; Bruder Graurock und die Menagerie der Götter müssen jedem gefallen; Miller, Pfeffel, Oberbeck, Alle haben Beiträge geliefert.“

 

1830

Humboldt, Wilhelm von. Über Schiller und den Gang seiner Geistesentwicklung. In: Meisterwerke deutscher Literaturkritik.Hg. Hans Mayer. 1962.

“[S. 499] Seine [Schillers] ersten und strengsten Forderungen ergehen daher an den Dichter selbst, von dem er nicht gleichsam bloß abgesondert wirkendes Genie und Talent, sondern eine der Höhe seines Berufs zusagende Stimmung des ganzen Gemüts, nicht bloß eine augenblickliche, sondern eine zum Charakter gewordene Erbebung verlangt. ´ Ehe er es unternimmt, die Vortrefflichen zu rühren, soll er es zu seinem ersten und wichtigsten Geschäft machen, seine Individualität selbst zur reinsten, herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern.´ Die Rezension der Bürgerschen Gedichte, aus welcher diese Stelle genommen ist, hat Schillern den Vorwurf der Ungerechtigkeit gegen diesen mit Recht geliebten Dichter zugezogen. Allerdings ist sie streng. Denn solange der ungefähr gleiche Zustand der Sprache den Gedichten unserer Zeit in Deutschland allgemeinen Eingang verstattet (eine Bedingung, an welche das Wirken aller Dichtung geknüpft ist), wird Bürger gewiß jede Phantasie auf das poetischste anregen und jedes Gemüt mit einer ihm ganz eigenen Wahrheit und Innigkeit ergreifen. Schiller gesteht in einem seiner späteren Briefe auch selbst, in jener Kritik das Ideal zu unmittelbar auf einen besonderen Fall angewendet zu haben. Allein an den darin aufgestellten allgemeinen Forderungen würde er darum gewiß nichts nachgelassen haben, und diese verdienen gerade hier als wahrhaft individuelle und persönliche Ansichten Schillers herausgehoben zu werden.

[S. 500] Die Strenge seines Urteils über seine [eigenen] frühesten Produktionen spricht eine Stelle in der Bürgerschen Rezension klar und mit Stärke aus, und noch deutlicher die zwei Jahre vor seinem Tode geschriebene Vorerinnerung zu der Sammlung seiner Gedichte. Allein, was darin seinen großen und zarten Sinn verletzte, der in dem, was man die zweite Epoche seines Lebens nennen kann, im Don Carlos, so hell leuchtend hervortrat und seitdem nie durch einen Flecken getrübt ward, ging nicht die Individualität, nicht die Persönlichkeit des Dichters an.”

 

1830

Anonym. Deutsche Kritik. In: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände ..., Band 3, Digitalisiert von Google

“[S. 169] Aber schon 1790 drohte Kant´s "Kritik der Urtheilskraft" eine gewaltige Revolution herbeizuführen. Da nach seiner Lehre das reine Geschmacksurtheil von Reiz und Rührung unabhängig und lediglich auf die reine Form eines schönen Gegenstandes beschränkt ist, so wurde, wo man bisher mit Interesse und Gefühl zu prüfen gewohnt gewesen war, eine sich selbst verleugnende Geschmackskälte sanctionirt, welche, zumal seit sie selbst von Schiller in seinem "Reiche der Formen" anerkannt worden war, der deutschen Kritik eine andre Gestalt gegeben haben würde, wenn sie mehr in der menschlichen Natur begründet gewesen wäre. Zwar säumten die Anhänger neuen Schule nicht, an alle Erzeugnisse der Literatur sofort des Meisters Richtscheit anzulegen, aber sie selbst stimmten in ihren Systemen der Ästhetik nicht überein, die Nation (welche sich überhaupt in Sachen des eignen Gefühls noch nie von der Schule Etwas aufdringen lassen) nahm nicht Partei, und der geniale Herder trat durch seine "Kalligone" mit in Heftigkeit als Gegner der neuen Lehre auf, welche nicht ohne Wirkung bleiben konnte, wenn auch sein dafür aufgestelltes Humanitätsprincip bei strengerer Prüfung selbst als ungenügend erscheinen mußte.Schiller´s ungerechte Kritik der Bürger´schen Poesie war allein schon hinreichend, zu zeigen, wohin die Kant´schen Grundsätze führten.”

 

1830

Oettinger, Eduard Maria. Das angeschwärzte Gespenst nimmt Abschied. In: Das angeschwaerzte Gespenst. 30. März. Digitalisiert von Google

“Ich sage Euch: Es ist wahrlich ein Glück, daß ich schon so früh scheiden muß. Wenn ich in einer Zeit von drei Monaten wegen Federsünden drei Mal eingesperrt, zwei Mal injuriarum belangt und ein Mal des Landes verwiesen worden bin, was wäre mir erst widerfahren, wenn ich ein ganzes Jahr bei Euch geblieben wäre?? Ihr seyd gerührt - ich bin ebenfalls gerührt - trösten wir uns gegenseitig:
  Geduld, Geduld, wenns Herz auch bricht,
  Mit Gott im Himmel hadre nicht. “

 

1830

Anonym. Rezension über den ´Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe´ aus der Zeitschrift ´Hermes´. In: Hermes, oder Kritisches Jahrbuch der Literatur. Bd. 34. Leipzig 1830. S. 30-63. Hier nach Norbert Oellers: Schiller - Zeitgenosse aller Epochen, Frankfurt/Main 1970

“[S. 261] Vaterland, Freiheit, Religion und Tugend werden immer den von ihnen erfüllten poetischen Genius zu den herrlichsten Dichtungen begeistern, sie werden ein Boden sein, auf dem erquickliche Früchte wachsen; auch durch sie wird der Dichter segensreich wirken. Aber wer durch die Poesie dieselben fördern und verbreiten will, der entsagt dem schönen Vorrechte der Dichtkunst, ihrer Freiheit, und macht die zur Dienerin, die Herrin sein sollte. Dazu liegt ein Fehlgreifen in Hinsicht auf den Stoff ganz nahe; der jenen Gegenständen verwandteste wird leicht als der beste erscheinen, und das Talent arbeitet sich an einem Stoffe ab, der keine reine künstlerische Gestaltung zuläßt. So der hohe Geist Klopstocks am Messias, an Hermann; Voß, der es so redlich meinte, so warm fühlte für Tugend und Vaterland, konnte seinen in mancher Hinsicht so ausgezeichneten Gedichten doch nur einen bedingten Wert verleihen; die centaurisch einherfahrenden Stolberge wurden bald gezähmt, obwohl nicht durch die Muse, die so manchen schönen Keim, wenigstens bei dem jüngern, zu pflegen gefunden hätte. Eine echt dichterische Natur war Bürger, jedoch von untergeordnetem Range, sie bedurfte des Idealen, um sich an ihm zu erbauen; aber dies fand sie nicht um sich, und sie neigte sich manchmal zum Gemeinen, was Matthisson durch Glätte und gehaltlose Empfindsamkeit vermied.“

 

1830

Vogt, Johann Gottlob. Meine militärischen Verhältnisse als Kaiserlich-Russischer Rittmeister. In: Leben und Schicksale des Johann Gottlob Vogt. Zweiter Theil. Naumburg. Digitalisiert von Google

“[S. 16] Was doch das liebe Geld in der Welt thut! Das edle Metall muß eine wunderbare Kraft haben, da es augenblicklich aus einem Schwachkopf, aus einem bisher ungeachteten Subjecte einen klugen Mann macht, den man überall aufsucht, zu dem man sich drängt, und den man verehrt. Kenntnisse bewirken das selten oder gar nicht, denn überall geht ja Glück vor Geschick. Sei du an Weisheit noch so leer, sei nur an Gold und Silber schwer, so bringt dir dieses Ruhm und Ehr. Das hab ich in der Welt gar oft erfahren, zugleich aber auch, daß dergleichen hirnleere und metallschwere Menschen die unerträglichsten Geschöpfe sind, durch ihren empörenden Stolz, mit dem sie über die Aermern sich erheben, welche aber freilich nicht selten die Schuld der Anmaßung der Reichen tragen, indem sie mit Verleugnung ihrer Menschenwürde vor ihnen im Staube kriechen. Sehr wahr sagt daher Bürger: Viel Klagen hör ich oft erheben, vom Hochmuth, den der Große übt, der Großen Hochmuth wird sich geben, wenn unsre Kriecherei sich giebt.“

 

1830

Scheidler. Die pietistischen Umtriebe in Halle und das evangelische Ketzergericht in Berlin. In: Minerva, Zweiter Band. Jena. Digitalisiert von Google

“[S. 112] ´Dr. Gesenius hatte zwar öffentlich ausgesprochen, er würde ohne Menschenfurcht seine Vorlesungen fortsetzen, gleichwohl wollten einige seiner Zuhörer bemerkt haben, daß er, seit jener Artikel bekannt geworden, das heilige Wort Gottes mit mehrerem Ernste behandelt, und namentlich bei verschiedenen Stellen des Alten Testaments die sonst dabei vorkommenden Späße weggelassen habe. Allein, seitdem hat er wiederum die Geschichte vom Kampfe Jacobs mit dem Herrn 1 Mos. 32, als eine ´Gespenstergeschichte, in der das Gespenst, wie in Bürgers Leonore, bei Anbruch des Morgens abziehe´, dem Gelächter seiner Zuhörer preisgegeben, [...]´. “

 

1830

Beck, Christian Daniel. Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1830. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[o.S.] Dietrich, Dr. Ewald, die Verlobung am Hochgericht und des Pfarrers Tochter in Taubenhain. Vaterländische Sagen. 15 Bgn. 8. Meissen, Klinkicht. geh. 1 thlr. “

 

1830

Lexikoneintrag. In: Die Tonkünstler Schlesiens Breslau. Digitalisiert von Google

“Simon, lebte um 1800 in Breslau ....Der wohlgesinnte Liebhaber, Ballade von Bürger. 1806 “

 

1830

Correspondenz. Berlin, im April 1830. In: Damen-Zeitung 29. Mai. Digitalisiert von Google

“[S. 508] Das Neuste ist auf dieser Bühne ein Melodram ´der brave Mann´ von Alexander Cosmar, welches nach dem Bürger'schen Liede bearbeitet ist und das, da die Ueberschwemmungen und Verheerungen der Fluthen noch im guten Andenken bei uns sind, viel Beifall fand. Fluthen, die bis zum Orchester heranwogen, zertrümmernde Kähne, Bösewichter, Musik - kurz es fehlt nichts von den Requisiten eines Melodrams.“

 

1830

v. P. Korrespondenz. In: Didaskalia, 18. März  Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“Aus dem Herzogthum Nassau, den 14. März.
   ´Der Geist gedeiht durch Weisheit,
    Und das Herz gedeiht durch Schönheit.
    Dieser Einklang rauscht in Stärke;
    Dieser Adel führt zum Ziele
    Dauernder Glückseligkeit.
                        Bürger.
Wenn schwere Wetter den Horizont schwärzen, und dem Wanderer bei jedem Tritte den rechten Weg zweifelhaft machen, dann sind leuchtende Blitze eine Wohlthat. Durch sie erkennt er seinen Standpunkt und lernt gefährlichen Schluchten und Morästen ausweichen. Eben so in der moralischen Welt. “

 

1830

Anonym. [Rez.] Vierzehn Lieder für eine Singstimme mit Begl. des Pfte., in Musik gesetzt von Ludwig Granzin. In: Iris im Gebiete der Tonkunst, 24. September. Berlin. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Sobald der Componist sich jedoch im Allegro versuchen will, verliert er oft die Haltung, und fällt ein wenig gar zu sehr in das Gewöhnliche. So würde er z. B. besser gethan haben, das Lied von Bürger, Minnesold, nicht zum Herausgeben aus seinem Vorrath mit auszuwählen. “

 

1830

Keller, Georg Victor. Hochmuth, Hoffart. In: Georg Viktor Kellers Nachlass. Eine Reihe moralischer, politischer und wissenschaftlicher Aufsätze mit beigefügter Biographie. Erster Band, Freiburg im Breisgau. Digitalisiert von Google

“[S. 405] 227. Hochmuth, Hoffart.
Wer an einen Andern das Ansinnen macht, sich selbst in Vergleichung mit ihm zu verachten, ist hochmüthig. Er trägt seinen Kopf höher als er soll, erhebt sich über Andere, die mehr werth sind, sucht seine Ehre in Kleinigkeiten, in Vorzügen, die wenig zu bedeuten haben, in Reichthum, ihm höhern Rang,, in bessern Kleidern, in überlegener Leibesstärke, in schöner Gesichtsbildung in Dingen, welche keinen bleibenden Werth haben, weil sie zufällig und veränderlich sind, und dem Taugenichts so leicht als dem verdienstvollen Manne zufallen.
   Wer bei andern gelten, bei ihnen in Achtung stehen will, werde ihrer werth durch innern Gehalt, durch Verdienste, welche die Probe halten, ärgere sich aber nicht, wenn seinen Verdiensten die Achtung nicht wird, die ihnen gebührt. Verdienste sind unrechter Art, wenn man sie fremder Anerkennung und Werthachtung unterordnet.
   Hoheit frommt wenig wozu nicht das wahre Verdienst erhebt. Je höher der Verdienstlose sich aufschwingt, desto tiefer und sicherer wird sein Sturz, weil nichts ohne inwohnende Kraft lange auf unnatürlicher Höhe sich erhält, Sehr treffend schreibt Haller:
   Was hilft es himmelan mit schwachen Schwingen fliegen.
   Der Sonne Nachbar seyn, und dann im Meere liegen?
Gegen Hochmuth der Großen wird am lautesten und fast allgemein geklagt. Dagegen wirkt nur ein Mittel sicher:
   Viel Klagen hör' ich oft erheben
      Vom Hochmuth, den der Große übt.
   Der Großen Hochmuth wird sich geben,
      Wenn unsre Kriecherei sich giebt. “

 

1830

Anonym. Buntes. In: Neue Augsburger Zeitung. 20. October. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1147] Der New-York Advertiser vom 2. Sept. liefert eine ausführliche Beschreibung der von dem berühmtesten Mechaniker in Nordamerika, Herrn Plinks, gemachten Erfindung der Dampfpferde [...] Ein unbeschreiblicher Jubel begrüßte die ungewöhnliche Cavalkade, welche am Thore durch einen leisen Druck am Sattelknopfe zum stehen gebracht wurde. Die Reiter nahmen hier Drahtvisire mit in Essig getauchten Schwämmen zur Hälfte gefüllt vor das Gesicht, und
 hurrah hurrah! hopp hopp hopp!
 gieng's fort im sausenden Galopp!
so daß die Strecke von 10 engl. Meilen, nach dem Landgute des Hrn. Notars Bownstreef, in 11 Minuten 7 Sekunden zurückgelegt war. “

 

1830

Anonym. Ahasver's Wanderungen. In: Ahasverus, der ewige Jude, 12. Juni 1830. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 15] Doch wie mußte ich mich entsetzen, als der Wagen im kleinen Trott angefahren kam, und auf der Bahre selbst, ein obenbezeichneter Todtengräber saß, um vielleicht bey dem wenigen Lohne von 15 Kreuzer, keine Schuhe zu verreissen. Dieser Unfug dürfte abgestellt werden, indem dabey nicht nur das moralische Gefühl beleidiget wird, sondern auch die schuldige Achtung gegen den Nebenmenschen verloren geht.
   Ich ließ diesen eiligen Todtenwagen vorbey galoppiren, dachte an Bürgers Ballade:
    ´Und Hurrah! Hurrah! Hopp hopp hopp!
    Giengs fort in sausendem Galopp;´
und eilte mit flüchtigen Schritt einem schönern Anblicke entgegen, “

 

1830

v. P. Aus dem Herzogthum Nassau, den 14. März. In: Didaskalia, 18. März. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Korrespondenz.
 Aus dem Herzogthum Nassau, den 14. März.
         ´Der Geist gedeiht durch Weisheit,
          Und das Herz gedeiht durch Schönheit.
          Dieser Einklang rauscht in Stärke;
          Dieser Adel führt zum Ziele
          Dauernder Glückseligkeit.
                      Bürger.
Wenn schwere Wetter den Horizont schwärzen, und dem Wanderer bei jedem Tritte den rechten Weg zweifelhaft machen, dann sind leuchtende Blitze eine Wohlthat. Durch sie erkennt er seinen Standpunkt und lernt gefährlichen Schluchten und Morästen ausweichen. Eben so in der moralischen Welt! “

 

1830

L**r. A. B. C. für junge Schauspieler. In: Didaskalia, 12. Mai. Digitalisiert von Google

“[o. S.] A. B. C. für junge Schauspieler
     Ein ernsthafter Scherz
     [...]
Qual, junger Freund! mußt Du nicht fühlen,
  Wenn Dich ein Scribler schnöd' bespricht.
Du kennst das Wort: ´Der Wespen Nagen
  Verräth die schlecht'ten Früchte nicht.´
    [...] “

 

1830

Heller, J. L. Hoftheater zu Mannheim. In: Didaskalia, 29. Juli Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Donnerstag, den 8 Juli. Leonore. Volkstümliches Trauerspiel mit Gesang in 3 Abtheilungen, nach Bürgers Gedicht, von Holtei. Ein treffliches Spiel hatten Herr Werner als Major, Hr. Bauer als Wilhelm, Hr. Thürnagel als Pastor Bürger, Frau von Busch als Gräfin Aurora, vor Allem zeichneten sich aber Hr. Brandt als Wallheim und Mlle. Reinhardt als Leonore aus. Die Art, in welcher sich Hr. Brandt den Wallheim dachte, mußte mit der Idee des Dichters ganz identisch seyn. In allen einzelnen Theilen seiner Rolle ist er ihr gleich geblieben. Jede einzelne Bewegung, jedes Wort seiner Sprache unterlag der sicheren Berechnung des Ganzen. Mlle. Reinhardt gab das Bild eines leidenden Mädchens und das eines verwirrten in einer Art, welche man von der Kunst nicht erwarten sollte. “

 

1830

Gruber, F. J. Nicolay Alexandrowitsch Chwostow und Gaivrilo Iwanowitsch Dawydo. In: Palmblätter, Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 77] Ja, es ist mir, wie jenem Rittersmann, der da ruft: ´Knapp, sattle mir mein Dänenroß, daß ich mir Ruh´ erreite; ich muß, ich muß in's Weite!´ - Wahrhaftig, sprach der Schwarze, es geht mir genau so, wie dir. Was in deinem Herzen geschrieben steht, ist sympathetische Tinte. “

 

1830

Anonym. Korrespondenz-Nachrichten, London, April. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 14. Mai. Digitalisiert von Google

“[S. 460] ES freut mich, Ihnen melden zu können, daß die beiden achtbaren Buchhandlungen Black u. Voung und Treuttel u. Würtz, ´des langen Haders müde,´ endlich ihren harten Sinn erweicht, und durch die Vereinigung des Foreign Review und Foreign Quaterly Review Frieden gemacht haben. Wahrscheinlich machten beide die Bemerkung, daß das hiesige Publikum noch nicht Antheil genug an auswärtiger Literatur nimmt, daß sich zwei Zeitschriften, die sich ausschließlich damit beschäftigen, erhalten könnten.”

 

1830

Anonym. Bibliographie von Deutschland, V. Jahrgang, Leipzig. Digitalisiert von Google

“Orell, Conrad von, Alt-französische Grammatik, worin die Conjugation vorzugsweise berücksichtigt ist. Nebst einem Anhang von alten Fabliaux et Contes, welche Schiller's Gang nach dem Eisenhammer, Wieland's Wasserkufe, Bürgers Lied von Treue, Langbein's Kirschbaum entsprechen; und einigen Bruchstücken aus dem Roman du Renart. gr. 8. (26 B.) Zürich, Orell, Füßli und Comp.”

 

1830

Anonym. Vermischte Nachrichten. In: Tagblatt der Kreishauptstadt Augsburg. Digitalisiert von Google

“München den l. Novbr. In dem Klavierkonzerte der rühmlichbekannten Dm. Leopoldine Blahetka war es Madlle. Schröder allein, welche den Beifall an sich riß. Ihr Vortrag von Bürgers Ballade: ´Lenore´ wurde mit dem tobendsten Applaus aufgenommen. Sie tritt noch 2 vielleicht 3mal auf. Mehrere Stimmen begehren sie als Lady Makbeth zu sehen.”

 

1830

Seidel, Carl. Die Musik der deutschen Dichtkunst. In: Charinomos: Beiträge zur Theorie und Geschichte der schönen Künste, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 270] Nicht minder bedeutsam stellt Schiller in seiner ´Würde her Frauen´ deren innerstes Wesen dar im grazienvollen dactylischen Rhythmus, während er von der männlichen Natur stets nur redet in schweren Trochäen: man möchte sagen, das bloße Metrum für sich drücke hier schon den verschiedenen Charakter der beiden Geschlechter sprechend aus. Eben so sinnvoll gebraucht der herrliche Sänger die Dactylen und Trochäen noch in seinem ´eleusischen Fest;´ die Anapäste aber und andere Versfüße in der ´Bürgschaft,´ im ´Taucher,´ u.s.w. Bürgers Dichtungen sind - wie etwa das Lied vom ´braven Manne,´ ´Leonore,´ und viele andere seiner Balladen und Gesänge - gleichfalls Meisterstücke charakteristisch schöner Sprachmusik, so wie auch zum großen Theile die mit klarstem Bewußtsein kunstreich gebildeten Verse und
Strophen A. W. Schlegels; [...]”

 

1830

Schwarz. Böhmer, der Jurist. In: Feierstunden der edleren vaterländischen Jugend [...], Vierter Band, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 885] Wenn man in Deutschland den Namen Gottfried August Bürger nennt, so sollte man doch wohl glauben, hinzusetzen zu dürfen: wer kennt ihn nicht! Dennoch ist dem nicht so, wie folgende Anekdote beweist, die in Bürger's Briefen an M ariane E hrmann steht. Als sich Bürger um die Professur bewarb, und deßhalb auch dem geh Justizrath Böhmer seine Aufwartung machte, sagte dieser: ´Nicht wahr, Herr Magister, Sie haben ja auch ein Calendarium Musarum edirt? Meine Tochter sagte mir, es sey recht niedlich; denn ich lese dergleichen Lapalien nicht.´
 Präfekt Schwarz”

 

1830

Anonym. Rez. Jugendgedichte von Siegmar Freund. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Digitalisiert von Google

“[S. 339] Jugendgedichte von Siegmar Freund. Berlin, Reimer. 1829. 16. 12 Gr.
Jugendgedichte? Um das zu sein, sind sie zu reif, zu gefeilt; vielleicht empfangen in dem frischen Lenze des Lebens, aber späterhin geglättet oder beschnitten und ausgeputzt. So scheint es uns; denn, wenn wir dem Verf. auch nicht gerade Das zurufen möchten, was vor 40 Jahren Gottfried August Bürger August Wilhelm Schlegel zurief:
  Junger Aar! Dein königlicher Flug
  Wird den Druck der Wolken überwinden,
  Wird die Bahn zum Sonnentempel finden,
  Oder Phöbus' Wort in mir ist Lug, -
so ist in diesen Poesien doch oft ein so kühner und gehaltener Flug, daß man oft unwillkürlich mitaufsteigt.”

 

1830

(Rechtfertigung.) In: Intelligenzblatt der Königlich Bayerischen Stadt Nördlingen, 29.01.

“Jenem schändlichen Verläumder, welcher durch seine blöde Schmähschrift meine Ehre und meinen guten Namen anzutasten suchte, entgegene ich, mit den Worten eines berühmten Weisen, folgendermaßen:
´Wenn dich die Lästerzunge sticht,
So laß dir dieß zum Troste sagen:
Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
Woran die Wespen nagen.´
            Wüst, Elementarlehrer”

 

1830

Notiz. In: Zeitung für die elegante Welt, 1. Julius 

“[Sp. 1016] In den lettres sur Alexisbad et ses envirous findet sich von S. 94 bis 102 die wenig bekannte Sage vom schrecklichen Ende des Herrn von Falkenstein, den Bürger's Ballade so treffend gemalt hat, ohne aber das Schicksal zu erwähnen, das ihn nach dem Tode Röschens, des Pfarrers Tochter von Taubenheim, betroffen hat.”
 

1830

Bruckbräu, Friedrich Wilhelm. Untergang und Aufgang des k. Hof- und Nationaltheatetrs in München, Phantasie [...]. In: Münchener-Conversations-Blatt, 7. Februar
 
[S. 154] Ein einziger Unfall störte die Reise. Als wir eines Mittags im Schatten ruhten, wurde ein junger galanter Herr, noch in kurzen Beinkleidern und seidenen Strümpfen, da er nach der Oper einen Gesellschaftsball besuchen wollte, von einer kleinen, aber giftigen Schlange, in die rechte Wade gebissen. Da galt kein Säumen. Während eine Dame, die dieß Unglück nicht bemerkte, zur Guitarre sang:
  "Bist untreu, Wilhelm, oder todt?
  Wie lange willst du noch säumen?"
trat ein kleiner Mann zu dem Gebissenen, zog unter dem Mantel ein langes Küchenmesse hervor, und machte sich fertig, dem kranken Fuß nach der neuesten und einfachsten Methode abzuschneiden.”

 

1830

Theater. In: Münchner Tagsblatt, 2. September  

“Ich selbst sah viele derselben mit einem Fleiße mit einem Wohlgelingen geben, wie man sie oft nicht besser auf großen Theatern sehen kann; unvergeßlich werden mir die zwei letztern Stücke, die sieben Mädchen in Uniform, und Leonore, nach Bürgers Ballade bearbeitet, seyn. Ersteres wurde mit einer Precision, mit einer Fertigkeit, und mit wahrer Schauspieler Routine dargestellt, wie man es kaum besser auf einem großen Theater sehen kann, letzteres fand auch mit Recht allgemeinen Beifall, dem ein Herausrufen des ganzen Personals folgte.”
 

1830

Vermischte Nachrichten. In: Münchener politische Zeitung, 01.11.

“[S. 1716] München, den 3. Oktbr. Das gestern im großen Saale des königl. Odeons stattgehabte Conzert der Frl. Leopoldine Blahetka war reich an schönen und abwechselnder Unterhaltung. [...] Frl. Hagn declamirte ein recht artiges Gedicht ´Die guten und die schlechten Freyer´ zur großen Zufriedenheit des Publikums und Mad. Schröder riß durch den unbeschreiblichen Zauber, womit sie Bürgers Leonore vortrug, alle Zuhörer zu enthusiastischen Beyfallsbezeugungen hin, die fast kein Ende nehmen wollten.”

 

1830

Anzeige. In: Karlsruher Zeitung 20.10.

1830 Karlsruher Zeitung 20.10.

1831

Anonym. In: Bohemia, oder Unterhaltungsblätter für gebildete Stände. 19.April  Nro. 47. Digitalisiert von Google.

“ Nachdem Bürgers ´Lenore´ selbst den geistreichen Freunden, denen er sie im Manuscripte vorlas, einen unbezwingbaren Schauer abgewonnen hatte, verbreitete sie sich, im Drucke erschienen, durch alle Kreise Deutschlands bis unter die niedersten Volksklassen. Man wurde nicht müde, das ergreifende Gedicht trotz seiner beträchtlichen Strophenzahl nach einer stehenden Weise abzusingen, und die Theilnahme, welche selbst gebildete Stände dieser volksthümlichen Dichtung nicht versagen konnten, bestimmt mehrere Tonsetzer, sie nach dem Geiste einzelner Strophen und Absätze durchzukomponiren. Gewiß wird keinem meiner musikliebenden Landsleute Zumsteegs und Tomascheks Komposition der Bürger´schen Volksballade unbekannt seyn; gewiß wird aber auch Niemand glauben wollen, daß nicht ´Lenore´ sondern die ´Entführung´ Bürgers Meisterstück sey, auch wenn man ein Duzzend Gründe für diese Meinung anführen wollte. Diese entschiedene Vorliebe für ein Gedicht, welches in seiner Katastrophe das Schauderhafte berührt, hat ihren alleinigen Grund nicht in der Phantasmagorie des furchtbaren Rittes, sondern in der Idee einer Strafe, welche der frevelnde Eigensinn der Leidenschaft gegen sich herausfordert, und deren Eintritt das Opfer dennoch mit Todesangst und Entsetzen erfüllt. Das aus dem Volksglauben gegriffene Wunder steht mit dieser Idee in so enger und vortheilhafter Verknüpfung, daß wir es für wahr halten, nicht zwischen Glaube und Aberglaube zuunterscheiden.”

 

1831

Anonym. Rezension Viktors Roman Lenore. In: Morgenblatt für gebildete Stände. Freitag, 18. Februar. Digitalisiert von Google.

“[S. 168] 18) Lenore, ein Roman nach der Bürgerschen Ballade, von Viktor. Leipzig, Kollmann, 1830. - Eine Romanze in einen Roman breit zu schlagen und 1000 Wörtern 50.000 zu machen, scheint um so undankbarer, als Bürger in der That in seiner Lenore schon überflüssig wortreich gewesen ist. Diese Lenore überhaupt - so berühmt sie ist - so schauerlich einem dabei zu Muthe wird - ich weiß nicht, warum ich sie doch habe nie habe leiden können.
 Umsonst habe ich nach einem Sinn in dieser abscheulichen Spuckgeschichte gesucht, und doch nie etwas andres darin gefunden, als den Tod in seiner eckelerregendsten Gestalt, dessen Erscheinung, dessen Hohn mit dem armen Mädchen gar kein poetisches Motiv hat. Es gibt eine ähnliche englische Sage, die unendlich schöner ist. Darin erscheint der Geliebte seinem Mädchen nicht wie in der Bürgerschen Ballade in seiner natürlichen Gestalt, um sie zu verlocken und sich nachher in scheußlichen Moder zu verwandeln, sondern er erscheint ihr sogleich in Schrecken erregender Häßlichkeit, und frägt sie, ob sie ihm dennoch treu bleiben wolle? Sie gelobt es. Da wird er immer dämonischer und frägt sie, ob sie ihm auch in die Hölle folgen wolle? Und sie folgt ihm, in welche Mißgestalt er sich auch verwandeln, in welche Qualen er sie auch führen mag, denn
  Ueber die Berge,
  Ueber die Wellen,
  Unter den Gräbern,
  Unter den Quellen,
  Ueber Fluthen und Seen
  In der Abgründe Steg,
  Ueber Felsen über Höhen
  Find´t Liebe den Weg.
Von dieser großen Idee der Treue ist bei Bürger nicht die Rede .”

 

1831

Vermischte Anzeigen. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Band 5.

“[S. 63] III. Vermischte Anzeigen.
 In Sachen der unterzeichneten Buchhandlung wider den Hofrath C. von Reinhard und Buchhändler E.H.G. Christiani in Berlin ist wegen Nachdruck der in unserm Verlage erschienenen Bürgerschen Werke von dem Instructions-Senat des Königl. Kammer-Gerichts in Berlin unterm 7. August 1828 folgendes Erkenntniss erlassen und unterm 9. Nov. 1829 und 6. Dec. 1830 bestätiget worden:
    Beide Verklagten, der Hofrath C. von Reinhard und Buchhändler E.H.G. Christiani in Berlin, sind solidarisch verbunden:
 a) die klagende Buchhandlung, als Cessionaria des Professor G.A. Bürger´schen Kinder, nach Anleitung des §.1035. Tit. 2.
   Th. I.A.L.R. in separato auszumittelnden Schadens zu entschädigen.
 b) der klagenden Handlung auch sämmtliche noch nicht verkaufte Exemplare der bey Christiani erschienenen Ausgabe der
   Bürger´schen Werke (mit Ausnahme des 8ten Bandes) zu überlassen, jedoch gegen Anrechnung der auf den Nachdruck
   verwendeten und ebenfalls in separato zu ermittelnden Kosten, nach dem Verhältnisse der zu übergebenden Exemplare zur
   ganzen Ausgabe, auf die derselben ad a, zu leistende Entschädigung.
 c) Der Beklagte von Reinhard ist schuldig, die in seineu Händen befindlichen Manuscripte des Professors G.A. Bürger, so weit er 
   dieselben als Materialien der Vermehrung der Christiani´schen Ausgabe von Bürger's Werken im Vergleiche zur Dieterich´schen
   benutzt, binnen 8 Tagen, bey Vermeidung der Execution, eidlich zu manifestiren und dieselben demnach an klägerische 
   Buchhandlung herauszugeben.
Wir bringen diess zur Kenntniss des literarischen Publicums, und bemerken zugleich, dass wir nun die unserer Ausgabe fehlenden Bürger´schen Originalaufsätze, Gedichte u.s.w. sorgfältig sammeln und in Supplementen zu derselben, namentlich der 1829 erschienenen Taschenausgabe, liefern werden; eine ausführliche Anzeige hierüber wird später das Nähere bekannt machen.

Göttingen, im December 1830.
Dieterich´sche Buchhandlung.“

 

1831

Kurowski-Eichen, Friedrich von. Der Deutsche Liedergarten und seine Melodien. In: Sämmtliche Werke. Vierter Band. Erfurt und Gotha. Digitalisiert von Google

“[S. 171] Julchen singend am Clavier.
       (An Bürgers Lenore denkend.)

  War zu Roß mit meinem Ritter,
  Er entflieht ins Nebelfeld;
  Und die Thräne, schwer und bitter,
  Mir vom starren Auge fällt; —
  Kehr zurück! — umsonst! — es jaget
  Roß und Reiter, schattenbleich;
  Schwebt zurück! o kommt und traget,
  Tragt auch mich in's Todtenreich' “

 

1831

Förster, Karl. Abriß der allgemeinen Literaturgeschichte. Viertes Bändchen. Dresden. Digitalisiert von Google

“[S. 124] Den entschiedensten Einfluß aber erwarb sich in dem Bunde Gottfr. Aug. Bürger (st. 1784), ein ächter Volksdichter, wenn wir weniger das allzustrenge Urtheil Schiller's, als den Geist seiner Poesieen, die frische Lebendigkeit seiner Balladen, die er zuerst von altenglischem auf deutschen Boden verpflanzte, oder die schwellende Fülle, Klarheit und Innigkeit einiger seiner Lieder und die klangreiche Pracht seiner Sprache entscheiden lassen. “

 

1831

D. E. Leonore von Bürger, Musik von G. Bachmann. In: Neue Leipziger Zeitschrift für Musik. 18. December. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 299] Ein geistreicher Freund sagte mir bei Uebergabe dieses Heftes: „Hr. B. hat fortgefahren, wo Zumsteg angefangen." Gern wollte ich beistimmen, wenn dabei der arme Zumsteg nur nicht böse werden müßte trotz einem Lebenden. Wir wollen diese Lenore lieber wie ein altes Tantchen ansehen, das mit seinen Eigenschaften niemand belästigt hat, da es nie zu Tage gefahren, sondern ganz unbekannt selig verstorben ist. Somit nil nisi bene u. s. w.“

 

1831

Kühne, Ferdinand Gustav. Die Wartburgsfeier. Novelle. In:Novellen.  Digitalisiert von Google.

“[S. 166] Betrachtet die Dichter Deutschlands, die am meisten deutsch waren, am wenigsten fremden Formen nachrangen. Lessing wirkte so unendlich auf die Bildung des Geschmackes, er wälzte den unflätigen Schmutz von der reinen Büste der Göttin fort; aber noch fehlte der entzündende Funke, der die Gemüther in Flammen der Begeisterung für sich selbst und den eignen Genius der Nation anfachte. Ein Lied von Bürger, Schiller - wirkte aus der Tiefe der verschlossenen Brust. Sie rüttelten durch ihre Lyrik die rohe deutsche Seele aus dem starren Schlummer, Anfangs selbst mit rohen und rauhen Tönen, Bürger, ohne selbst aus jener Sphäre so genannter plebejer Volksdichtung heraustreten zu können, Schiller, nur anfangend in dieser Weise und sich selbst herausarbeitend aus schwäbischem Sinn und Dialekt zu idealerem Aufschwung des Geistes.”

 

1831

Herzog, Karl. Geschichte der deutschen National-Litteratur mit Proben der deutschen Dichtkunst und Beredsamkeit. Digitalisiert von Google.

“[S. 348] Dem Volksliede wurde durch G.A. Bürger, der ein hohes lyrisches Talent besaß, Bahn gebrochen; [...].

[S. 351] In der Ballade oder Romanze, welche lyrische und epische Elemente in sich vereiniget, versuchten sich Gleim und Johann Friedrich Löwen. geb. zu Klausthal 1729, gest. zu Rostock 1771, zuerst wieder; ihre Romanzen sind jedoch meistens mißlungen. Der ausgezeichnetste Balladendichter ist Bürger; aber auch J.L. Graf zu Stolberg, Göthe, Schiller und in der neuesten Zeit Ludwig Uhland, geboren zu Tübingen 1787, und Gustav Schwab, geb. zu Stuttgart 1792, haben in dieser Dichtungsart Vortreffliches und Vollendetes geleistet.”

 

1831

Becke. Ueber das Streumachen im Walde und die Verwendung der Waldstreu beim Ackerbaue. In: Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung. 20. December. Digitalisiert von Google

“[S. 605] Der gute Müller wird gewiß mit dem Hr. Verf. übereinstimmen, daß, wenn sein Pferd nur erst einige Jahre die tiefe Kluft überschritten gehabt hätte, es sich bei seiner Sägespäne-Kost so gut, und vielleicht besser, als beim Haber befunden haben würde. — Um dieses kleine Wörtchen ´wenn´ ist es aber eine eigene, fatale, kitzliche Sache.
  ´Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht,
   Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.´
Der Hr. Verf. will auch aus Stroh, zur Streu verwendet, Gold machen, und das Mittel hierzu ist, nach seinem Rathe: weniger Vieh zu halten; das Stroh, statt damit zu füttern, zum Einstreuen zu gebrauchen; Futterkräuter zu bauen und die Waldstreu ganz zu entbehren. Dadurch soll die tiefe Kluft überschritten werden. “

 

1831

Anonym. Die Volksstimmung in Polen vor der Revolution. In: Das Ausland, 15. April. München. Digitalisiert von Google

“ [S. 417] Wahrlich, wenn ein Paar oder tausend Paare überspannter oder schlechter Menschen im Stande wären, bei einem Volke Alles in Verachtung zu bringen, woran es seit Jahrhunderten mit kindlicher Ehrfurcht und Liebe gehangen hat; wenn sie es überreden könnten, Hab´ und Gut, Leib und Leben in die Schanze zu schlagen, um irgend einem Phantom nachzujagen, das nur in den verrückten Köpfen sogenannter Freiheitsmänner spuckte; wenn sie vermöchten dieß Alles auszurichten durch einige Schriften und Predigten - wahrlich, dann sollten die Fürsten Nichts so eilig thun, als sich unbedingt in die Arme dieser wunderthätigen Männer zu werfen; denn diese haben dann gewiß auch ´aus Häckerling Gold schon gemacht.´ “

 

1831

Anonym. Buntes. In: Die Jahres-Zeiten, 22. September. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 149] Im Vossischen Musenalmanach auf das Jahr 1796 steht folgende Expektoration von Pfeffel:
       Das gold´ne Alter war ein Traum,
       Des silbernen erwähnte kaum
       Im ähernen der Ahnen Leyer;
       Im eisernen begann mein Lauf;
       Bald folgte das Papierne drauf,
       Behüt´ uns lieber Gott vor Feuer.
Bürger meinte in ähnlicher Beziehung:
       Vor Feuersgluth, vor Wassernoth
       Mag ruhig fort der Erdball rücken,
       Wenn noch ein Untergang ihm droht,
       So wird er im Papier ersticken.  “

 

1831

Dinter, Gustav Friedrich. Das 1. Buch Mosis. Cap. 34. In: Die Bibel als Erbauungsbuch für Gebildete. Erster Band. Neustadt a.d.O. Digitalisiert von Google

“[S. 61] Aber Sichem und Dina, - Sohn der Unschuld, Tochter der Unschuld, erschrick vor dir selbst, wenn die sanftesten, und doch wildesten, die heiligsten und doch gefährlichsten Neigungen deiner Natur ausarten, dich (ein süßes Gift) zur Sünde verleiten wollen. Erschrick vor ihrer Strafbarkeit (strafbar wäre ihre Ausartung, wenn auch keine übeln Folgen im Äußern daraus entstünden), erschrick vor ihren möglichen Folgen. Hätten Sichem und Dina nur ahnen können das Blutbad, zu dem ihr Leichtsinn die Veranlassung gab, wahrlich sie hätten eher den Giftbecher als den Becher der Wollust getrunken. ´So schlimm fällt es selten aus!´ sprichst du? Gott sei Dank, daß du Recht hast. Aber wer steht dir dafür, daß nicht Ähnliches daraus entstehet. Hast du je von des Pfarrers Tochter zu Taubenhain gelesen? gehört? Die Geschichte ist wahr, wenn auch durch Dichtkunst in der Hauptsache ausgeschmückt. Die Handlung steht in deiner Gewalt, die Folgen nicht! “

 

1831

Bürger, Gottfr. Aug. In: Conversations-Hand-Lexikon: Ein Hülfswörterbuch [...] Reutlingen. Digitalisiert von Google

“[S. 80] Bürger, Gottfr. Aug., dieser so allgemein beliebte deutsche Volksdichter, geb. 1748 zu Wolmerswende im Halberstädtischen, versprach Anfangs wegen Langsamkeit seines Geistes nichts Bedeutendes, studirte zu Halle seit 1764, kam dann 1768 nach Göttingen, wo er zur Jurisprudenz überging, aber bald in schlechte Hände und - in Schulden gerieth, obgleich auf der andern Seite ein Boje, Hölty, Voß, die Stollberge u. m. ihm als Freunde zur Seite standen. Eine Justizbeamtenstelle zu Altengleichen, die aber seinem Geiste eben so wenig zusagte, als seine ökonomischen Umstände, wurde für ihn durch mancherlei Unglücksfälle mißlich. Seine Verheirathung (1774) führte ein sonderbares Verständniß mit seiner Schwägerin, gegen welche er die glühendste Leidenschaft fühlte, zugleich aber mannigfaltige Verunglimpfungen und Kummer für ihn herbei. Von einem falschen Freunde der Veruntreuung angeklagt, legte er, obgleich gerechtfertiget, sein Amt 1784 nieder, zog nach Göttingen und heirathete, nach dem Tode seiner Gattin, jene jüngere Schwester derselben (1785), die er aber bald durch den Tod verlor. Zum Professor 1789 ernannt, trug ihm unerwartet ein fremdes Mädchen aus Schwaben, Elise Hahn, von seinen Gedichten bezaubert, in einem Gedichte ihre Hand an; sie (die nachher als Dichterin und Schauspielerin bekannt gewordene Mad. Elise Bürger) ward seine Gattin. Doch schon 1792 wurde diese Ehe wieder gerichtlich getrennt, die vielleicht zu seinem, schon 1794 zu Göttingen erfolgten, Tode beitrug. In seinen Balladen - wer kennt nicht Lenore? - behauptet er den ersten Rang unter Deutschlands Dichtern. Diese Lenore ist von J. André, Zumsteg, der Paradies u.a. in Musik gesetzt; in England, von E. Spencer übersetzt, in einer Prachtausgabe mit Holzschnitten herausgegeben, und in der neuesten Zeit mit einem Bilderkreise in 12 Umrissen von J. C. Ruhl in gr. qu. Fol. (Cassel 1827) aufgestellt worden. “

 

1831

Anonym. [zu den Wahlen im Bezirk Muri] In: Schweizer Bote 23. Juni. Aarau. Digitalisiert von Google

“[S. 205] Die gewissen Herren haben ohne Werber und Weiber, ohne Versprechen, Aus- und Verschenkungen ihre Erwählung zu betreiben gesucht, wie gerade solche, denen der Einsender in ökonomischer, wissenschaftlicher und sittlicher Beziehung vor einem Herrn Rey, Villiger u.s.w. in petto den Vorzug gegeben hätte. Er soll aber wissen, das vielleicht in keinem Kreise den Gewählten ein so überwiegendes Volkszutrauen und unparteiisches Mehr zu Theil wurde, als eben im Kreise Muri. Genug hievon: es sind ja nicht die schlechtesten Früchte, an denen die Wespen nagen.“

 

1831

7. Anzeige. In: Allgemeiner musikalischer Anzeiger, 16. December. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 198] Trois Galoppes pour le Pianoforte seul et á quatre mains par Henri Köhler. Op. 2. Pr. 6 gr. Leipzig chez E. Pönicke et fils.
   ´Und hurra, hurra, hopp, hopp, hopp,
   Stürmt fort im sausenden Galopp,
      Daß fliegen hoch die Mähnen; -
      Wenn Klügere auch - - gähnen.´ “

 

1831

Schaden, Adolph von. Schaudervolles Ende der jungen oberbayerischen Herzogin Maria von Brabant. In: Kurzgefaßte Erzählungen eines Großvaters aus der bayerischen Geschichte. Erster Band. München. Digitalisiert von Google

“[S. 89] Dennoch gerieth das für Hirschau bestimmte Blatt in des Herzogs Hände, neugierig las er, deutete der Gemahlin Worte an den Feldhauptmann falsch und ein schrecklicher Argwohn stieg in des Fürsten Seele auf; bald hielt er es für zweifellos, daß seine Gattin eines schweren Verbrechens schuldig sey. Jetzt bemächtigte sich eine Art Wahnsinns des Herzogs; er stieß dem unseligen Boten das Schwert in die Brust, warf sich auf sein schnellstes Pferd und jagte Tag und Nacht die Straßen lang:
   Daß Kies und Funken stoben
   Und Roß und Reiter schnoben. “

 

1831

Damm, v. Försters Dornbusch Brautfahrt. In: Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 23. April. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 196] Und vorwärts ging's im schlanken Trab,
   Daß Roß und Reuter schnoben;
   Er sprengte fröhlich die Straße hinab,
   Daß Kies und Funken stoben;
   Er ritt als ging es zur Welt hinaus,
   Und langte bald an vor des Küsters Haus. “

 

1831

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig. Das Sonett. In: Elementarbuch des Wissenswürdigsten und Unentbehrlichsten aus der teutschen Sprache. Halle. Digitalisiert von Google

“[S. 409] §. 239.
       f) Das Sonett
Das Wesen des Sonetts beruht auf dem Ausdrucke eines sanften Gefühls. Der äußern Form nach besteht es in vierzehn gleich langen Versen, wovon die ersten acht in zwei vierzeilige Strophen getheilt sind, wo nur zwei Reime, und vier männliche und vier weibliche Endungen abwechseln. In den sechs folgenden Zeilen gehören wieder drei und drei zusammen. (Man hat auch neuerlich Sonette von blos weiblichen Endsylben gedichtet.)

Die Unvergleichliche. Sonett, von Bürger.

Welch Ideal aus Engelsphantasie
Hat der Natur als Muster vorgeschwebet,
Als sie die Hüll' um einen Geist gewebet,
Den sie herab vom dritten Himmel lieh?

O Götterwerk! Mit welcher Harmonie
Hier Geist in Leib, und Leib in Geist verschwebet!
An allem, was hienieden Schönes lebet,
Vernahm mein Geist so reinen Einklang nie.

Der, welchem noch der Adel ihrer Mienen,
Der Himmel nie in ihrem Aug' erschienen,
Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Scherz;

Der kannte nie der Liebe Lust und Schmerz,
Der nie erfuhr, wie süß ihr Athem fächelt,
Wie wundersüß die Lippe spricht und lächelt. “

 

1831

Schaumann, E. [Rez.] Musentempel. Hg. G. Ch. Merz, 1825. In: Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 291] Wie die Herausgeber von Nr. 2, so äussert sich auch der, unterdessen verstorbene *) Herausgeber von Nr. 3 in der Vorrede zum 1ten Bande, dass er bei der Wahl sämmtlicher Gedichte mit möglichster Behutsamkeit zu Werke ging, auf keine Weise das Zartgefühl verletzte, alles Profane und Triviale ausschloss, und überhaupt Veredlung und Erhöhung des ästhetischen, moralischen u. religiösen Gefühles zu erzwecken strebte. Wenn er aber der Meinung war, dass die von ihm getroffene Wahl von Tadel frei sei: so kann Rec. diese Selbstbeurtheilung des Hrn. M. leider nicht unterschreiben, denn er kann die Aufnahme von Gedichten nur missbilligen, wie**) S. 102: Ehestand der Freude***), aus Seladon's weltlichen Liedern (Frankfurt, 1651); wie Bürger's hohes Lied von der Einzigen, im Geiste und Herzen empfangen am Altare der Vermählung f); dess. Lust am Liebchen; selbst Göthe's Musen und Grazien in der Mark, deren Werth Rec. mit Freuden anerkennt, deren eigentlicher Zweck aber den jungen Lesern dieses Musentempels unmöglich klar sein kann, vielleicht nicht einmal dem Herausgeber ganz klar war. Der zweite Theil (296 S.) ist weit reiner gehalten; höchstens möchten statt Körner's Reiterlied und Schwertlied, und statt Tiedge's Blume der Lauenburg andere Dichtungen zu substituiren sein. Im dritten Theile (VIII u. 296 S.) finden wir Pfeffel's Freundschaft u. Liebe, Bürger's Entführung, Stolberg's Büssende unpassend.

*) Ein Ungenannter hat nach dem Tode des Begründers das Werk fortgesetzt.
**) Die nächsten Beispiele sind aus Thl. I (XX u. 240 S.).
***) Vgl. namentlich S. 103, Zeile 14 fgg., eine Stelle, die Rec. gar nicht abschreiben mag.
f) Wer Bürger's Geschichte kennt, wird dem Rec. über dieses Verdammungsurtheil eines so eclatanten Beleges zu seiner grössten Verirrung nicht zürnen. Zum Ueberflusse verweist er noch auf Stellen, wie S. 178. “

 

1831

Teichmann, Johann Christian Friedrich. §. 594. In: Feuersnoth- und Hülfs-Buch. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 300] §. 594.
Ungemein viel hängt davon ab, die Kinder von früher Jugend an zum Nachdenken zu gewöhnen. Blumauer [!] drückt sich eben so wahr als stark aus, wenn er sagt: ´der Mensch muß denken; ohne Denken gleicht er dem Ochs und Eselein im Stalle.´ Man weiß dieß wohl, und hat für Denkübungen, auf alle Fähigkeitsstufen berechnet, gesorgt. “

 

1831

Anonym. Die Tagblätterey. In: Augsburger Magazin für Unterhaltung und Belehrung, 2. Januar. Digitalisiert von Google

“[S. 3]
     Es ist ein Ding, das mich verdreußt,
     Wenn Schwindel oder Schmeichelgeist
     Gemeines Maaß für Großes preist!

Dieser Kernspruch der bis jetzt unerreichten Bürgerschen Muse drängt sich jetzt häufig in unserem oberflächlichen Zeitalter, besonders beim Anblicke der politischen und wahrhaft nicht-politischen Blätter, deren Aufnahme und Würdigung, in's Gedächtniß. “

 

1831

Anonym. Stettin, den 1sten December. In: Sundine, 15. December, Stralsund. Digitalisiert von Google

“[S. 398] Ich sagte Ihnen neulich von zwei Hoffnungen, die uns erregt worden wären: sie haben sich beide erfüllt. Am 11ten und 15ten zogen
       Das zweit' und neunt' mit Sing und Sang,
       Mit Beckenschlag und Kling und Klang
wieder bei uns ein. Zwar gab es Manche, von der man sagen konnte:
       Sie frug den Zug wohl auf und ab,
       Und frug nach allen Namen,
       Doch keiner war, der Kundschaft gab,
       Von allen, so da kamen;
allein so schlimm, als man es in diesem Punkt gefürchtet hatte, war es doch bei weitem nicht.”

 

1831

Anonym. Volks-Poesie. In: Beilage zum Niederrheinischen Kurier für das konstitutionelle Deutschland, 8ten April. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Das eine jener Gedichte heißt: Scenen aus dem Leben der Straßburger Nationalgarde.
    [...]
Nun folgt eine höchst lebendige Schilderung der Schlacht. Der Volontaire wird blessirt. Sein Liebchen ohne Nachricht von ihm, glaubt ihn todt; ihre Verzweiflung erinnert an Bürgers Lenore; die Entwicklung aber ist freudiger Art.
   [...].”

 

1831

Anonym. Buntes. In: Die Jahres-Zeiten. Ein Familienblatt aus Bayern.

“[S. 149] Buntes.
Im Vossischen Musenalmanach auf das Jahr 1796 steht folgende Expektoration von Pfeffel:
   Das gold'ne Alter war ein Traum,
   Des silbernen erwähnte kaum
   Im ähernen der Ahnen Leyer;
   Im eisernen begann mein Lauf;
   Bald folgte das Papierne drauf,
   Behüt uns lieber Gott vor Feuer.
Bürger meinte in ähnlicher Beziehung:
   Vor Feuersgluth, vor Wassernoth
   Mag ruhig fort der Erdball rücken,
   Wenn noch ein Untergang ihm droht,
   So wird er im Papier ersticken.”

 

1831

Nachtrag. In: Der reisende Teufel (Der Hofnarr), 27.03.

“[S. 55]
2) Dieserhalb freywillig eingesendete Atteste von meinen nächsten Vorgesetzten an meine Ober-Behörde rechtfertigen mich vor einem solchen Vorwurf vollkommen, und wenn es schon wahr ist, daß ´Lästermund böser Mund´ ist, so finde ich Beruhigung in dem Gedanken.
   ´Wenn dich die Lästerzunge sticht,
    So laß dir dieß zum Troste sagen:
    Die schlechten Früchte sind es nicht,
    Woran die Wespen nagen!
[...] Pommersfelden, am 18. Febr, 1831.
               A. Beyer,
             evangl. Cantor u. Lehrer.”

 

1831

Anonym. Dem Verdienste seine Kronen! In: Münchener Tagblatt, 22.08.

“[S. 232] Sie wurde mit Hrn. Bader gerufen, und man kann sich nur über den seltsamen Dünkel eines Gastes wundern, der so sehr von sich eingenommen ist, daß er die Damen, die ihm die Palme des Abends erringen halfen, hinter den Colissen ließ, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, und dem Auditorium zu erweisen, daß man von den größten Städten Europa's auch als Sänger kommen kann, ohne Ton zu besitzen. Dlle. Mayer tröste sich mit dem Bewußseyn, den größten Theil des anwesenden Publikums befriedigt zu haben, und mit dem Denkspruch:
       Es sind die schlechten Früchte nicht,
           An denen Wespen nagen. -”

 

1831

Etwas über die diesjährige Kunstausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag. In: Bohemia, 1. Mai

“Von den jungen Künstlern, welche die Akademie zum Theile noch besuchen, haben mehrere Bilder eingeliefert, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. H. Joseph Hellig versuchte sich in einer Scene aus Bürgers ´Lenore,´ in welcher er dem Dichter nicht nur mit glücklicher Kühnheit nachfliegt, sondern auch mit mehr als jugendlicher Kraft die tiefe Aufregung beherrscht, welche der Schöpfungsart eines so schauerlichen Bildes zur natürlichen Folge hat. Helligs Gemälde gibt den gewählten Moment ohne Uebertreibung und Ueberfüllung, und die Wirkung ist um so energischer, je weniger Mittel dieser talentvolle Jüngling angewendet hat. [...] Indem wir dem veredelnden Nachbildner gern das geänderte Costume vergeben, können wir nur wünschen, er möge seinem Kunsttriebe recht oft und mit demselben Glücke nachgeben, wie dies in seiner Scene aus B ürgers ´Lenore´ der Fall ist.”  
 

1831

Notizen aus Prag. In: Leipziger Literatur-Zeitung ( Intelligenz-Blatt, 22. October 

“[Sp. 2066] Der Scene aus Bürgers ´Leonore´ von Joseph Hellig, Sch. d. A., fehlt es ganz an phantastischer Auffassung,
 der bey Gegenständen dieser Art doch unter die nothwendigsten Erfordernisse gehört. Magister Isaak Stiefelius oder die “

 

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