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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1841-1845
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1841

Prutz, Roberd Eduard. Der Göttinger Dichterbund. Zur Geschichte der deutschen Literatur. Digitalisiert von Google.

“[S. 65] Endlich, um daran hier wenigstens zu erinnern, giebt es noch einen anderen Dichter, der Günther allerdings noch viel verwandter ist, als Göthe, weil er, trotz aller Energie seines Pathos, aller Leichtigkeit seines Talents, allem Glück seiner Erfolge, ebenso, wie Günther, auf dem Wege zum schönen Subject unausgebildet und verkrüppelt stehen geblieben ist, und daher, und auch durch das Traurig-Erschütternde seiner äußern Schicksale, einen ähnlichen Eindruck auf uns macht, wie Günther: dies ist Bürger.

[S. 377] Wenn nun also hienach von der revolutionären Entwicklung der Subjectivität von dem Pathos der Stürmer und Dränger in Miller nur die selbstgenügsame die weichherzige und sentimentale Richtung zur Darstellung kommt und auch diese mehr theoretisch in der Dichtung als daß er sich praktisch durch sie die Behaglichkeit seines Lebens hätte beeinträchtigen lassen so sehen wir Bürger dagegen mit Leib und Seele mit Leben und Gedicht von der vollen Fluth dieses Pathos ergriffen und verschlungen werden.

[S. 381] Dieser unwiderstehbaren dämonischen Gewalt haben er und Molly selbst sich unterwerfen müssen: sie waren weiter nichts, als arme unglückliche Leute, deren Abscheulichkeit nur darin bestand, daß sie sich liebten, ohne sich dies weder gegeben zu haben, noch nehmen zu können. Die sittliche Verirrung daher, in welche sie sich verloren, ist keine Schuld, sondern eine Krankheit:
   Sinnig sitz´ ich oft und frage,
   Und erwäge herzlich treu
   Auf des besten Wissens Wage,
   Ob "Uns lieben" Sünde sei?
   Dann erkenn´ ich zwar und finde
   Krankheit, schwer und unheilbar;
   Aber Sünde, Liebchen, Sünde
   Fand ich nie, daß Krankheit war.
Er fühlt auch selbst, wie diese Krankheit an seinem Leben nagt, und wie in ihr die sonst so gesunde Blüthe seines Leibes sowohl, als seines Geistes, vor der Zeit dahinwelkt! Er ist nicht derjenige, der er sein könnte und wirklich sein würde, hätte ein freundlicheres Schicksal ihm gelacht:
   Meiner Palmen Keime starben
   Eines bessern Lenzes werth !
Aber dennoch - laß die Krankheit nur gewähren, da Genesung nicht gelingt! ja er will diese Krankheit nähren, weil sie sein Leben ist und er sterben muß ohne sie. So bringt er der Leidenschaft sich selbst zum Opfer dar und wirft Ruhm und Glück und Frieden der Seele, Alles hinab in den Danaidenschlund der maß- und zügellosen Subjectivität, die sein Herr, sein Schicksal und sein Gott geworden.
   Wie nun Bürger hier in der Sphäre des Lebens, im Thun und Handeln das versöhnende Maß der Sittlichkeit nicht findet, ebenso und aus diesem Grunde entbehrt der poetische Wiederschein dieses Lebens auch der wahren künstlerischen Vollendung oder mit Einem Wort, der Schönheit. Denn Schönheit und Sittlichkeit entwickeln sich beide wesentlich aus demselben Princip, ja sie sind selbst ein und dasselbe Ding, da sie beide auf der innerlichsten Durchdringung, der Sättigung und Harmonie zwischen Idee und Sinnlichkeit und der factischen, der plastischen Bethätigung dieser Harmonie beruhen, so daß man Sittlichkeit die Schönheit des Handelns, Schönheit die Sittlichkeit der Kunst wird nennen dürfen. Mensch und Dichter aber sind in Bürger's Zeit, nach den bereits vollendeten, uns bekannten Uebergängen unserer Kunst, nicht mehr zu trennen, am Wenigsten gerade bei Bürger selbst, der, wie wir wissen, nicht aus der Abstraction, sondern aus der Fülle des frisch quellenden Lebens dichtete. - Diesen Mangel an Schönheit in den Bürger´schen Gedichten nun hier im Einzelnen nachzuweisen, sind wir durch die bekannte Recension von Schiller überhoben, der mit dem ihm eigenen, für jene Zeit und die damalige Stufe der Aesthetik wahrhaft bewundernswerthen divinatorischen Takte den eigentlichen Lebenspunkt oder vielmehr den wunden Fleck, das Todesmal der Bürger´schen Poesie gefunden hat. 

[S. 386] Schamlos betrogen in einer dritten, leichtfertig geschlossenen Ehe, niedergedrückt durch das Verdammungsurtheil, das die Welt über ihn, wie einst über Günther, ausspricht, freundlos und verarmt, mit stummem Munde, aus dem die süße Gabe der Lieder längst entwichen, stirbt Bürger hin, und nicht einmal der leidige Trost bleibt ihm, daß der Lorbeer des Nachruhms seine Gruft überschatten wird: denn auch ihn hat Schiller ihm entblättert. In der Geschichte der ganzen deutschen Literatur giebt es keine dritte Gruft, die uns mit so ernstem und erschütterndem Nachdenken erfüllt, als Günther's und Bürger's Gräber, von keiner andern Stätte spricht die Nemesis mit so warnendem Zuruf in unsre Seele, und es wäre gut, wenn auch die Dichter unsrer Zeit ein Ohr und ein Herz hätten für diese Stimme.”

 

1841

Schmidt, Friedrich August, Voigt, Bernhard Friedrich. Neuer Nekrolog der Deutschen. Zweiter Theil.

“[S. 749] Christoph Kunze, Kantor, Organist, Küster u. Schullehrer zu Deersheim (Prov. Sachsen) (1770-1839)

[S. 751] Wie er die Zeit auszukaufen verstand, davon zeugen eine Menge werthvoller Kompositionen, welchen er Gedichte von A. Th. Abel, St. Kunze und G.A. Bürger unterlegte, von denen ich nur: "Lenardo und Blandine" als das gelungenste anführe.“

 

1841

Horn, Franz. Eine alte Anekdote mit neuer Nutzanwendung. In: Psyche. Aus Franz Horn´s Nachlasse. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 278] Es ist oft genug erzählt worden, daß unser herrlicher, nie zu vergessender G. A. Bürger einst von einem durch und durch juristischen und gewiß wohlmeinenden Professor Juris das bedenkliche Lob erhielt, der treffliche junge Herr College sei ´sehr stark in allotriis.´ Die Geschichte ist köstlich ergötzlich, aber auch von historischer Wichtigkeit; denn was der Eine Mann sagte, das dachten Tausende und hatten nur nicht den Muth, es auszusprechen. Andere Tausende meinten freilich, sie dächten viel günstiger über die Poesie, während sie doch nur verworrener dachten. Fragen wir nur diese Tausende recht deutlich: Haltet ihr wirklich die Poesie für den eigentlichen Kern des Lebens? oder (in einem andern Bilde) für das eigentliche Element des Lebens? oder für die verklärte Wahrheit desselben? u.s.w. — so werden diese Tausende entweder laut oder doch im Herzen antworten: Das lassen wir wohl bleiben, und vor solcher Phantasterei behüte uns der Himmel. Im Gegentheil warnen wir immer unsere jungen Freunde, die Poesie doch um Gotteswillen nicht in das Leben zu bringen, und ja mit aller solcher Ueberschwänglichkeit zu Hause zu bleiben, wenn vom poetischen Leben die Rede ist, u. s. w. — Steht es nun so mit euch, und ist dieß eure wirkliche Meinung, daß die Poesie außerhalb des Lebens stehe, so habt doch auch den Muth, die so ganz nahe liegenden Folgerungen euch klar zu machen. Soll die Poesie nicht in das Leben gebracht werden, wohin dann mit ihr? und was ist sie dann? Ihr erwiedert vielleicht: ´ein hübscher Traum ist doch auch nicht zu verachten;´ damit ist aber wenig geholfen, der Traum verflattert bei dem ersten frischen Morgenlüftchen, und je angenehmer er war, je peinlicher wird er, wenn er nur als Contrast des wirklichen Lebens gelten kann. Wozu überhaupt dieser Euphemismus? Warum nicht gerade heraus gesprochen: ´sie ist eine geputzte Lüge, eine tändelnde Gauklerin, eine Verweichlicherin, Verführerin, Verderbenn;´ denn das Alles muß sie sein, wenn sie nicht als eigentlicher Kern des Lebens betrachtet wird. Nur wer sie so erfaßt, hat ein Recht, über jene köstliche Anekdote von Herzen zu lachen, ja wie die homerischen Götter unauslöschlich zu lachen; die Anderen müssen innerlich gestehen , der wackere Jurist habe sich noch sehr milde ausgedrückt, als er sammtliche poetische Affairen für allotria erklärte.
   Aber der arme Bürger! Er hatte sein Alles gesetzt an dieses Eine, eben weil es das All' enthält, und als er nun Alles gegeben hatte, nannte man es mit so traurig komischem Namen. Wahrlich, es ging ihm damit fast noch schlimmer als dem Könige Lear. Der hatte auch Alles gegeben und empfing nur Herzeleid dafür; aber daß er sehr Schönes und Großes gegeben habe, das leugnete ihm doch Keiner ab. — Doch wir wollen uns nicht traurig machen, sondern lieber noch im Fluge gedenken, daß es jetzt in dieser Hinsicht in Deutschland doch wohl etwas besser stehe, als vor etwa sechs und vierzig Jahren, da sich jene Anekdote zutrug. “

 

1841

Braun von Braunthal, Karl Johann. Schöne Welt. Roman von Jean Charles. Erster Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 29] Theuerste Mama! rief nach heiterm Lachen aller Uebrigen Alfred, indem er auf sie zuschwebte und ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange hauchte, nicht wahr, Du zürnst nicht, wenn ich erst zum Tanze erscheine? Ich muß in's Freie - Knapp sattle mir mein Dänenroß - denn der Bordeaux läßt mich vor mindestens drei Stunden noch kein bonmot von Klopstock's Messias und mich selbst nicht vom Orlando furioso unterscheiden; mir ist, als sollte ich die ganze Welt umkreisen und ich will in Ermangelung dieser Möglichkeit wenigstens - pazieren reiten.“

 

1841

Zschokke, Heinrich. Der Zug nach Monteleone. In: Ausgewählte Novellen und Dichtungen. Sechster Band. Aarau. Digitalisiert von Google

“[S. 95] Unterdessen sich die drei gütlich thaten, standen die muntern Zigeuner in einzelnen Haufen, als zufriedene Zuschauer, umher, mit einander flüsternd. Andere belustigten sich mit einer Art maurischen Tanzes im Mondschein. Männer und Weiber, Hand in Hand, wirbelten gewandt und gelenk in einem Ringe umher, der sich bald erweiterte, bald verengerte. Der Capo Ruota, am frühesten mit der Mahlzeit zum Schluß, ergriff die Guitarre, und ließ die summenden Saiten abermals schwingen. Es war für den Schweizer ein schauerlich-angenehmes Schauspiel, dies Herumschweben halbnackter Gestalten durch Schatten und Licht, in der Einöde des Gebirgswaldes. Man hörte keinen Tritt der nackten Fersen im Grase; keinen Ton der Stimmen; nur das Schwürren der Zither. Es schienen nicht lebendige Wesen, sondern fantastische Luftbilder umherzuflattern, und Fortunatus dachte an Bürgers
  Nun tanzten wohl im Mondenglanz
  Rings um, herum im Kreise,
  Die Geister ihren Kettentanz.
Eben so schnell aber, als Signor Pasquale die Lyra verstummen ließ, ward auch der Tanz unterbrochen, welcher von den gastfreien Heiden nur zu Ehren ihrer Gäste gehalten worden zu sein schien.“

 

1841

Lange, Moritz. Aesthetik. In: Handbuch der Conversation. Band 2. München. Digitalisiert von Google

“[S. 918] Wunderbar ist, was nicht mehr mit dem Maßstabe des Natürlichen gemessen werden kann; es muß höheren Sinn haben und doch nach der Analogie der Gesetze der physischen Welt gebildet sein. In anmuthig reizender Gestalt erscheint es in der Elfenwelt von Wieland's Oberon, und schauerlich als Wilhelms Geist in Bürgers Leonore. “

 

1841

Lexikoneintrag. In: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften [...] Band 4, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“ Lang, Ernst Johann Benedikt geb. 1759  Gedichte von Bürger, gedr. in Nürnberg“

 

1841

Histoire Critique de la Littérature Francaise. In: Histoire ÉLÉMENTAIRE ET CRITIQUE DE LA LITTÉRATURE, Paris, Lyon. Digitalisiert von Google

“[S. 347] 26. M. TH. DE LA VILLEMARQUÉ a publié, en 1839, les Chants populaires de la Bretagne depuis le vI siècle jusqu à nos jours. Ces chants, outre leur valeur morale, en ont une poétique très-grande. Plusieurs offrent des beautés du premier ordre, et peuvent entrer en parallèle avec les plus belles ballades étrangères. Telle est la Lénore bretonne ou le Frère de lait, dont Lenore ou les Morts vont vite de Bürger n'est que la reproduction artificielle. “

 

1841

Horn, Franz. Ueber Charakterzeichnung im Drama. In: Psyche. Aus Franz Horn's Nachlasse. Leipzig

“[S. 108] Ueberhaupt scheint mir in den meisten Theorieen des Lust- und Trauerspiels zu viel Rücksicht genommen worden zu sein auf das begegnende Ereigniß, Verhältniß, Schicksal, und zu wenig auf die Art, wie der gegebene Charakter es auffaßt und fühlt. Wenn uns Codrus oder Regulus oder eine ähnliche tragische Person nicht gewahr werden läßt, daß ihr Herz das tragische Schicksal ganz fühle, so hilft ihnen jenes durchaus nichts, und unser Mitleiden bleibt ungeweckt, während wir doch, um das erste beste Beispiel zu nehmen, mit Bürger's trefflicher Frau Magdalis fast mit weinen könnten über ihre verlorene — Kuh. “

 

1841

Langbein, August Friedrich Ernst. Stürmisches Ende. In: A. F. E. Langbein's sämmtliche Schriften, Eilfter Band. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 291] Auch als Erzieherin war Madame Schranz keinesweges zu loben. Ihr Grundsatz: daß die Jugend volle Freiheit haben müsse, über alles zu sprechen, über alles zu urtheilen, ist nicht zu empfehlen. Er bildet naseweise Klüglinge; ein unerträgliches und allgemein verhaßtes Geschlecht! - Bürger's Blümchen Wunderhold - die Bescheidenheit - ist der Jugend lieblichster Schmuck.“

 

1841

Anonym. Annale universali di Medicina. In: Neue medicinisch-chirurgische Zeitung, Erster Ergänzungsband. 22. Februar.  Innsbruck. Digitalisiert von Google

“[S. 230] Ein gleiches Mißlingen verfolgte den unternehmenden Signoroni bey der Operation der Gaumennaht, und dazu mußte er auch noch den Aerger und die Kränkung der Einmischung eines unberufenen Kunstgenossen erleben (ein in Italien nicht seltener Fall), worüber er sich mit dem Lose der Bessern und dem Sprichworte trösten mag: Es sind die schlechtesten Früchte nicht, woran die Wespen nagen. “

 

1841

Fenner v. Fenneberg, Daniel. Bemerkung. In: Erzählungen und Noveletten. Cassel. Digitalisiert von Google

“[S. VII] ´Ende gut - Alles gut!´ sey ein freundlicher Abschied vom Leser. - Acta sunt clausa! -
   Erwirbt sich's Freunde, was ich gab, so ist's gut; erwirbt sich's Feinde, so ist's noch besser!!
   Feinde nützen mehr, als sie schaden,
            und:
´Wann Dich die Lästerzunge sticht,
 So laß Dir dies zum Troste sagen:
 Die schlecht´sten Früchte sind es nicht,
 Woran die Wespen nagen

                     (Bürger.) “

 

1841

Anonym. Musikalische Daguerreotypen. VIIII. In: Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. 18. November. Digitalisiert von Google

“[S. 573] Es gibt eine große Stadt, welche man füglich das Herz der Welt nennen könnte. Münden doch alle Adern des Handels in dieselbe, oder laufen von ihr aus. Es ist die Flottenstadt an der Themse, das alte London. In dieser Stadt lebte ein junger Sänger, dessen Lied unheimlich klang wie der Schrei der Mandragora, der wahnsinnig macht oder sterben, und doch wurde jede Zeile seiner Gedichte mit einer Guinee aufgewogen. Das geschah aber erst in spätern Tagen. Anfangs ging es schlimm, sehr schlimm. Die Buchhändler wollten nichts wissen von dem klingenden Honorare, und die schottischen Lessinge nannten den jungen Dichter - Lord Byron hieß er - einen poetischen Sudelkoch, der sein Leben lang zu keinem grünen Zweige gelangen werde.
   Deutschland, mein Vaterland, dein edelster Dichter hat sich eben so schlimm an einem, ihm freilich ganz fremden Genius versündigt, und den lieblichen Volkssänger und singenden Volksliebling Bürger herunter gemacht, daß es Gott erbarme! Das war freilich traurig, aber natürlich und zu entschuldigen, gedenkt man des altrömischen Spruches, irren sei menschlich. “

 

1841

Fallersleben, Hoffmann von. Frühling alten Stils. In: Unpolitische Lieder. Zweiter Teil. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 117] Frühling alten Stils.
  Mel. Hast du nicht Liebe zugemessen
       Dem Leben jeder Creatur?
Wen könnte nicht der Frühling freuen?
Wem wird das alte Herz nicht jung?
Wer wollte sich nicht gern erneuen
In Freuden der Erinnerung?
    [...] “

 

1841

Gläser, Carl August. Der Buckelfriedel. In: Der Wanderer, 12. Jänner. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 38] Die Geister nickten mit freundlichem Grinden, und Friedel begann nach damaliger Sitte im Tacte des Liedes: ´Komm ich nicht
heut, ist´s Morgen auch Zeit´ gar lieblich zu musiziren, und die entzückten Schattengestalten dreheten sich leicht und manierlich Paarweise auf dem hügeligen Tanzboden, ohne zu stolpern; aber sie wurden des gemäßigten Vergnügens bald überdrüßig, und winkten dem Geiger im schnelleren Tacte zu fiedeln; ergriff nun rascher die Saiten und hurre, hurre, hopp hopp hopp, wie Wirbelwind ging's im Galopp, daß alle Geister schnoben und hoch die Stelzen hoben. “

 

1841

Aulenbach, Karl. Ausflug von Heidelberg nach Bruchsal im Juni 1838. In: Didaskalia, 9. Mai. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Auch unser Roß bedienten wir treulich, eingedenk der Schrift, wo es heißt: ´Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes.´ Unsere Fürsorge wurde auch dankbar von dem guten Thiere belohnt. Neues Leben durchströmte seine cephalischen Glieder; wilder fing das Feuer in ihm zu lodern an, als sich die wirkende Kraft des Hafers zeigte, und
     ´Hurre, hurre, hopp hopp hopp!
      Ging's fort in sausendem Galopp,
      Daß Roß und Leute schnoben,
      Und Kies und Funken stoben.´
So erreichten wir Langenbrücken, durch seine, wiewohl nur schwache Heilquellen bekannt. “

 

1841

Kotzebue, August Friedrich Ferdinand von. Die Prinzessin von Cacambo, Erster Act. In: Theater von August v. Kotzebue, 29. Band. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 99] Erste Scene.
Einige Narrenköpfe (die aus den Fenstern schauen).
   Hurre! Hurre! Hurre!
   Schnurre, Rädchen, schnurre.
         Andere (gegenüber)
   Eja Popeia, was rasselt im Stroh?
         Noch Andre.
   Hop hop! Hop hop!
   Im sausenden Galopp.
Ein ernsthafter Narr (mit einer ungeheuren Nase).
   Wollt ihr schweigen! “

 

1841

Hortig, Johann Nepomuk. Proceß und Metaphysik. In: Zwölf Körbe, Landshut. Digitalisiert von Google

“[S. 96] War vorher Hader und Zwietracht unter den Fuhrleuten und Biergästen, die über die Vorzüge des Rappen und des Schimmels unchristlich zerfielen, so brachte jetzt der metaphysische Halbschimmel Frieden und Eintracht, wie sie seit der Regierung des Saturnus nimmermehr gesehen wurden. Nichts Rappe, nichts Schimmel, der Halbschimmel war der Indifferenz, der Central, der Dieselbigkeitspunkt und das wahre Freuden-Pferd für Fremde und Eingeborne. Sogar die zwei äußersten Gegensätze, das schwarze und das weiße Roß, die sonst einander liebten, wie zwei gleich ausgezeichnete Theater-Damen, erweichten ihren harten Sinn, und machten endlich Friede.”

 

1841

Lewald, August. Rheinsberg. In: Aus dem Leben Friedrichs des Großen, Zweiter Theil, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 113] Ermüdet von den Fatiken der Tagesgeschäfte war er an einem mondhellen Abende nur von einem Reitknechte begleitet nach Rheinsberg geritten.
    Er ließ sich das Flötenkästchen reichen, zog das Instrument daraus hervor und verlor sich unter dem Schatten der Gebüsche. Wie verstohlen setzte er das Instrument an den Mund und ließ einige gehauchte Passagen durch die Nachtluft säuseln. Es war:
    - Das Nachtigall Männchen,
     Das lockte die Braut
und bald rauschte es leicht durch das Laub und eine Dame zeigte sich, im schwarzen Mantel, den Hut in die Augen gedrückt, ein zierliches Stöckchen in der Hand und eine schwarze Halbmaske von Sammt vor dem Gesichte, von der Art, die man Loup nannte, welche weniger der Mode als anderer Ursachen wegen getragen wurde, denn erst als die Dame den Prinzen erkannt hatte, riß sie die Maske vom Gesicht und bot ihm mit dem Ausdrucke der höchsten Freudigkeit guten Abend.”

 

1841

Kunze, C. Christoph Kunze. In: Neuer Nekrolog der Deutschen, Siebzehnter Jahrgang, 1839, Zweiter Theil, Weimar. Digitalisiert von Google

“[S. 751] Noch weniger erkaltete dadurch seine fromme Begeisterung für sein nächstes und wichtigstes Kirchen- und Lehramt, in dessen Verwaltung bei der religiösen Richtung seines Gemüthes Neigung und Pflicht sich begegneten. Der Vorbereitung auf dasselbe, so wie der Pflege der Wissenschaft und der früh liebgewonnenen Tonkunst konnte er zumeist nur die Stunden der Nacht, und gewöhnlich nur wenige derselben der Ruhe und dem Schlafe widmen. Wie er die Zeit auszukaufen verstand, davon zeugen eine Menge werthvoller Kompositionen, welchen er Gedichte von A. Th. Abel, St. Kunze und G. A. Bürger unterlegte, von denen ich nur ´Lenardo und Blandine´ als das gelungenste anführe.”
 

1841

Goedike, Fr. Wilh. August Friedrich Ernst Langbein's Lebensgeschichte. In: A. F. E. Langbein's sämmtliche Schriften, Erster Band, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 16] Was den Unterricht auf der Fürstenschule zu jener Zeit anbetrifft, so wurden zwar die alten Sprachen sehr fleißig betrieben, andere Wissenschaften und neuere Sprachen aber höchst oberflächlich behandelt. Wie die Lehrer in Meissen von der Dichtkunst dachten, geht aus folgender Aeußerung unseres Freundes hervor: ´M. Schreger sagte, als ich schon die Schule verlassen hatte, zu einem meiner Freunde: der Bürger, dessen Gedichte jetzt so stark gelesen werden, schreibt doch mitunter sehr abgeschmackt. Da fängt er z. B. ein Gedicht an den Mond folgendermaßen an:
   Ei, schönen guten Abend dort am Himmel,
   Man freuet sich, ihn noch fein wohl zu sehen.
Sagen Sie selbst, kann man sich etwas Einfältigeres denken?´”

 

1841

Hanke, Henriette. Die Astern. In: Sämmtliche Schriften von Henriette Hanke, geb. Arndt, Hannover. Digitalisiert von Google

“[S. 5] Die siebente Morgenstunde schlug; der Rathsdiener läutete das Marktglöcklein, aus allen Ecken und Enden der Stadt strömten die Kornhändler herbei und drängten sich in einen großen, surrenden Knäuel zusammen. - Es tönte der laute Schlag der nahen Thurmuhr und des Glöckleins rufender Discant sogar hinüber in das Reich der Träume, aus denen jetzt Pauline, wie Bürger's Lenore, nur etwas später - erschrocken emporfuhr.”

 

1841

Wangenheim, F. Th. Zehntes Kapitel. In: Die Seelenverkäufer, Dritter Band, Braunschweig. Digitalisiert von Google

“[S. 210] Er half dem Alten aus dem Grabe; der nahm seine Schlüssel vom Gürtel und öffnete das Thor. Vier Männer trugen den entseelten Verbrecher; eine düsterbrennende Laterne ließ kaum das verschossene schwarze Laken erkennen, welches über die rohen und ungefügen ´vier Bretter und zwei Brettchen´ gehängt war. Diese Leichenbestatter wußten in ihrem Geschäft sehr gut Bescheid; eine Waarenkiste kann nicht mit größerer Schnelligkeit von einem Ort zum andern geschafft werden, als die Leiche bestattet wurde.”

 

1841

Bissing, Henriette Krohn von. Die Familie von Steinfels oder die Creolin, Zweiter Theil, Hannover. Digitalisiert von Google

“[S. 250] Aber das Schicksal war es statt seiner, es warf uns plötzlich weit auseinander, und am Ende meinte es wohl, dem armen Black sei das Kämmerchen von sechs Brettern und zwei Brettchen das Beste, wo er sich verbergen könnte, und bettete ihn in die kühle Erde.”
 

1841

Baries, Carl. Der Abend einer Försterfamilie im Freischütz. In: Der Bayerische Eilbote, 8. August. Digitalisiert von Google

“[o. S.] Aber sechs Monate vergingen, ehe der Verwundete im Stande war, die Heimreise in Gesellschaft des dankbaren Grafen zu unternehmen. Er hatte nicht geschrieben, ob er gesund geblieben, weil er nicht schreiben konnte, daß er es geblieben, und wollte seine Lieben im Baumfelde lieber überraschen als bekümmern.”

 

1841

Bulwer-Lytton, Edward. Asmodeus aller Orten, Achtes Kapitel. In: E. L. Bulwer's sämmtliche Romane, Dreiundfünfzigster Theil, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 46] Und flugs, als sollte mir jede Erwiederung in der Kehle stecken bleiben, erschollen über, neben und unter mir die lieblichsten Klänge, so daß ich mir hätte einbilden können, ich wäre in der Oper zu jener guten Zeit, in welchen nur Tondichtungen von Mozart, Clementi, Gretry, Gluck und Cherubini, nicht aber melodieloses Gelärm von Meyerbeer oder Meyer Beer und Consorten aufgeführt wurden. Doch bildete ich mir dergleichen ´Widersinn,´ wie die heutige Modewelt es genannt haben würde, nicht ein, denn mein Unwille und meine Verwunderungen ließen mich zu keiner ästhetischen Betrachtung kommen. Ich trank ein Glas Champagner mit meinem Freunde Asmodeus, und gab ihm quer über den Tisch weg zu verstehen, wie ich der Meinung wäre, er habe mich hinter das Licht geführt.
  ´Schweige doch!´ sagte Jesdah im Tone des Vorwurfs zu mir: ´bin ich Dir denn so zuwider, daß Du nicht einmal einen kleinen Monat mit mir verleben magst?´
   Furchtbare Visionen zogen vor den Augen meiner Seele vorüber. Ich dachte an Bürgers ´Lenore,´ hörte den grausigen Peitschenschlag am ´eisernen Gitterthor,´ und sah nichts als ´sechs Breter und zwei Bretchen.´ Forschend blickte ich in Jesdah's Antlitz, konnte aber in dessen hübschen, lächelnden Mienen und vollen Wangen nichts Gespenstisches wahrnehmen, weshalb ich mit einem tiefen Seufzer antwortete: ´Ach, Mylady, ein Monat in London würde in Ihrer Gesellschaft ein Moment seyn, doch - soll ich es bekennen?´”

 

1841

Anonym. Briefkasten-Revue. In: Augsburger Tagblatt. 2. Juni.

“[S. 644] Wenn der Ertrag der Unterschriften nur so viel abwerfe, um die Wiesenbesitzer zu entschädigen, werde auch die Kommune dazu beitragen, uns eine neue Zierde und Annehmlichkeit zu verschaffen, deren wohlthuende Zweckmäßigkeit noch die späten Nachkommen dankbar anerkennen und rühmen werden. (Dagegen läßt sich nichts einwenden; - zwar:
  Der Mann, der das ´Wenn und das Aber´ erdacht,
  Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.
  Doch Eintracht und Wille wo kräftig sich zeigen,
  Da muß Wenn und Aber verstummend sich beugen.)”

 

1841

Anonym. Abschiedssalve zu Ehren der "alten Basler Zeitung" und [...]. In: Der Schweizer-Bote, 13.02.

“[S. 74] Wir kommen jetzt zur Hauptsache, zur Lösung der aufgegebenen Fragen (S. Nro. 34 der Basler Ztg.), wobei wir für uns keineswegs auf den glücklichen Mutterwitz eines Hans Bendix Anspruch machen dürfen, denn wahrlich die ´auf die Zähne gepackten drei Nüsse´ sind keineswegs solche, ´die schwerlich Belzebub selber wohl knackt´.”

 

1841

Anonyme Anzeige. In: Freisinger Wochenblatt, 20.06.

“[S. 98] Eingesandt.
Wenn dich die Lästerzunge sticht
So laß es dir zum Troste sagen:
Die schlechtesten Früchte sind es nicht,
Woran die Wespen nagen.    N. N.”

 

1841

Anzeige. In: Hallesches Tageblatt 25.02.

1841 Hallesches Tageblatt 25.02.

1842

Rinne, Karl Friedrich. Innere Geschichte der Entwicklung der deutschen National-Litteratur.

“[S. 318] Bürger hatte für die lyrische Volksepik unstreilig die größte Naturanlage, ja er verhielt sich in mancher Beziehung günstiger zu ihnen als Göthe und Schiller von ihren absoluten Standpuncten aus. Wenn nun zwar allerdings die Bürger´schen Balladen noch zu viel Masse und Ton in sich tragen und sich noch nicht hinlänglich zum bloßen Gedankenhauche abgeklärt haben, so sind sie doch von Schiller in einer bekannten Recension nicht hinlänglich gewürdigt, und ist ihre mangelhafte Seite viel zu stark hervorgehoben worden. [...] Am merkwürdigsten aber sind die dahin schlagenden Gedichte von Göthe und Schiller [...], die sie namentlich im Verfolg ihrer Untersuchungen über Epos und Drama zu stande brachten. Der mehr epischen Natur Göthes gemäß muß er vorzugsweise für die Ballade, der dramatischen Schillers gemäß muß dieser vorzugsweise für die Romanze hinneigen, und so ist es auch. Aber bei den absoluten Zwecken, die Schiller mit der Dichtung verfolgte, faßte er die betreffenden Stoffe zu idealisch und großartig, so daß seine Romanzen eine heroische und hiermit balladenartige Unterlage bekommen, aber jederzeit in den Romanzenschluß ausgehen. Göthen dagegen, der immer weiter von der christlichen Anschauungsweise so wie von dem Geschichtlichen abkam, blieb die Ballade, und zwar nur insofern sie das dunkelste mythische Bewußtsein ausdrückt. Innerhalb dieser Sphäre waltete und gestaltete er nun aber auch mit dem unvergleichlichsten Kunstgefühle, sowol in Beziehung auf die lyrische Flüssigmachung des erzählenden Stoffs als in Beziehung auf den volksmäßigen Liederton. Den eigentlichen deutschen Geist der lyrischen Epik trafen aber aus den genannten Ursachen weder Schiller noch Göthe, und hierin ist es, wo ihnen Bürger vorzuziehen ist.“

 

1842

Anonym. Mannichfaltigkeiten. In: Didaskalia, Frankfurt a.M.  Digitalisiert von Google

“[18. Februar] Der Pfarrer des Ortes ließ dem Lottospieler ein hölzernes Monument setzen mit folgender Aufschrift von Bürger:
   ´ Geldmacherei und Lotterie,
   Nach reichen Weibern freien,
   Und Schätze graben - segnet nie,
   Wird Manchen noch gereuen.
   Mein Sprüchwort heißt: Auf Gott vertrau´,
   Arbeite brav und leb´ genau!
            Ruhe seiner verlotterirten Seele “

 

1842

Anonym. Warnung. In: Der Philosoph für die Welt. Eichstätt.  Digitalisiert von Google

“[S. 121] Auch ist wohl ein stolz´res Wallen
  Einer Molly Brust erlaubt,
  Wenn ihr Bürgers Lied mit allen
  Glorien die Stirn´ umlaubt.
  Und so lange Vollmondsschimmer
  Auf Vauclüse niederseh´n,
  Wird der Name Laura nimmer,
  Ewig nimmer untergeh´n. “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1842

Kuranda, J. Populare Literaturskizzen. Die deutschen Lyriker. In: Die Grenzboten. Leipzig. Digitalisiert von Google

“ [S. 627] Mit Göthes Erscheinung beginnt die zweite Epoche unserer lyrischen Poesie: die Periode der Kunst! Bisher hatte man der Dichtkunst immer einen bestimmten Zweck unterlegt, man schrieb Gedichte und Dramen aus gleichem Grunde, wie man Zuchthäuser und Moralschulen erbaute, zur Besserung der Sitten, zur Befestigung des Glaubens; die Poesie war nur ein Herold, der einen Teppich ausbreitete, auf welchem Moral und Religion in feierlichem Zuge einherschreiten könnten; Göthe war der Erste, der die Poesie als unabhängig erklärte, und sie vom Vasallendienste lossagte, und ihr die Krone als Selbstherrscherin aufsetzte. In Göthes Liedern erscheint die Poesie zum Erstenmale um ihrer selbst willen und hat keinen andern Zweck, als eben Poesie zu sein — ein abgeschlossenes, für sich selbst bestehendes Kunstwerk. Ein Gedicht wie der ´Erlkönig´ war bis dahin aus dem Kreise unserer Literatur ausgeschlossen, denn welcher Zweck, welche Lehre wäre aus diesem phantastischen Spuk hervorzunehmen? Und vollends aus dem heidnischen ´Gott und die Bayadere,´ aus der ´Braut von Corinth´ und so vielen andern Liedern, die für Religion und Moral nicht die mindeste Bereicherung bieten. Man vergleiche nur Bürgers Leonore mit dem Erlkönig, und man wird das Gesagte leicht begreifen. Beide Gedichte sind denselben Elementen entnommen, dem Herüberragen einer andern Welt, unserem Zusammenhang mit unsichtbaren Mächten. Aber bei Bürger bat dieses ein religiöses Gesetz zum Grunde. Leonore hat Verwünschungen gegen den Schöpfer ausgestoßen, und von diesem Augenblick ist die Schöpfung für sie verloren. Das Leben wird gespenstisch um sie herum, und indem sie den Geliebten zu umarmen denkt, umarmt sie der Tod. Eine Vergeltung, eine Strafe ist es, der sie verfällt. Von allem Dem ist im Erlkönig keine Spur. Um das arme Kind belebt sich gleichfalls in finsterer Nacht die Natur. aber kein religiöses Gesetz giebt ihr dieses Leben — Ein verknorrter Weidenbaum, ein Nebelstreif, ein Windstoß stürzen den zarten Knaben in Todesangst, und diese Angst reicht für den Dichter hin, sein Kunstwerk zu schaffen. Er sieht all die lebenden Gestalten, mit welchen die aufgeregte Kindesphantasie die Natur bevölkert, und diese Gestalten hält er fest und malt sie hin, und ist sicher, daß der Leser das Echo der Angst empfinden wird, welches den Knaben tödtet. Bürgers Zweck ist die Moral, der bessernde Eindruck, den sein Gedicht auf den Begriff des Lesers äußern soll. Göthe war es nur um das Kunstwerk, um die Empfindung zu thun, welche es hervorbringt. Bürgers Standpunkt ist die Bibel, Göthes Standpunkt ist die Natur. Bürgers Gedicht kann nur solchen Völkern verständlich sein, welche in unsern Begriffen über Religion und Moral emporgewachsen sind, Göthes Gedicht aber kann auf den heidnischen Griechen oder auf den Braminen in Hindostan denselben Eindruck machen, den es auf uns macht. Diesen Maßstab muß man bei allen Götheschen Gedichten anlegen, es ist die erste Regel, wenn man sie begreifen will.“

 

1842

Anonym. Penelope für 1843. In: Zeitung für die elegante Welt. Digitalisiert von Google

“[S. 852] Die Penelope liefert auch sonst noch briefliche Mittheilungen. Julie v. Großmann gibt einen Beitrag über Sophie Schwarz, geb. Becker aus Curland, eine Freundin der Gräfin Recke, deren Gedichte mit dieser gemeinschaftlich erschienen, gleich nach ihrem Tode (1769) unter dem Titel ´Elisa's und Sophiens Gedichte.´ Sophiens Briefe führen uns in die Gleim´schen Freundschaftskreise, schildern den alten halberstädter Anakreon, den damals jungen Schäfer Tiedge, Göckingk, Bürger in Göttingen, Capellmeister Naumann in Dresden und Genossen dieser gemüthlichen Freundschaftssecten. Am wichtigsten ist die Begegnung mit Mendelssohn, von dem einige Briefe an Sophie mitgetheilt werden.“

 

1842

Anonym. Gottfried August Bürger. In: Das Pfennig-Magazin, Nr. 460/461

“[S. 38] Als Dichter, namentlich als Balladen- und Romanzendichter, ist Bürger fast unübertroffen; nur da steht er seinem großen Gegner, Schiller, unbedingt nach, wo er, um sich dem Volkstone mehr anzuschließen, in eine minder edle oder spielende Ausdrucksweise verfällt, was ihm freilich nicht selten begegnet ist. Auch als lyrisch Dichter behauptet er einen hohen Rang. Seine "Elegie, als Molly sich losreißen wollte", sein "Hohes Lied an die Einzige" und andere seiner Lieder werden unvergängliche Denkmäler wie seiner Leiden und Freuden, so auch seiner hohen dichterischen Kraft und Fülle bleiben. Seine Sonette gehören zu dem Besten, was in dieser Gattung bisher geliefert worden ist. An Bilderreichthum und prachtvollem Fluß der Sprache überragt ihn Keiner; nur Schiller steht auch hierin mit ihm aus gleicher Stufe. Alles Dies zusammengenommen sichert ihm einen unsterblichen Ruhm. Das Volk, und nicht etwa der ungebildete Theil desselben, wird ihn stets und mit Recht seinen Lieblingsdichtern beizählen und seine Lieder auswendig lernen.”

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1842

Ludwig I., König von Bayern Walhalla’s Genossen, König Ludwig I. von Bayern,  Literarisch-artistische Anstalt, München.

„Kein Nachahmer, Urdichter (original) ist Bürger, in Balladen seines Vaterlandes größter. Weil er der teutschen Sprache lebendigen Ausdruck fand, auf`s Meisterhafteste anwandte, darum wurde ihm eine Stelle Walhalla`s. Wie wenn das Auge ein unbekanntes holdes Land erblickt, so ist es dem, Bürger`s Werke lesenden Teutschen; freudig überrascht sieht er seiner Sprache ungeahnte Schönheit.“ 

Ludwig I. Lebenslauf von Bürger in der ONLINE-BIBLIOTHEK.

 

1842

Holzer, J. Erntelieder. In: Carinthia, 30. Juli. Klagenfurt. Digitalisiert von Google

“[S. 127]  2.
   Wollt ihr sehen echtes Gold,
     Seh´t das Gold der Saaten,
   Und das Blümchen Wunderhold,
     Das im Korn gerathen.

   Seh´t das Gold im Vollgewicht
     Sich zu Boden neigen,
   Und das Blümchen, wie es spricht:
     ´Kränzet euch zum Reigen.´
          [...] “

 

1842

Kotzebue, August von. Das Taschentuch. In: August´s von Kotzebue ausgewählte prosaische Schriften. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 69] Doch eben jetzt war die Zeit gekommen, wo die Liebe wirklich den guten Theodor beredter machte, und Florio zum ersten Male durch sein Feuer in die Enge getrieben wurde. Als der ehrliche Leiermann sah, wie tief der Pfeil in seines Freundes Herz gedrungen, bemeisterte sich seiner oft mitten im Lachen ein ungewohnter Ernst. ´Na Gott gebe seinen Segen dazu!´ rief er oft erzwungen fröhlich aus d dur, in das sich, wider seinen Willen, ein Molton mischte. Dann sprang er an's Klavier, spielte und sang: ´Ich war wohl recht ein Springinsfeld in meinen jungen Jahren.´“

 

1842

Wachsmuth, Ritter. Paris als Fundgrube für die Geschichte der Revolution. In: Neue Jahrbücher der Geschichte und Politik. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“ [S. 57] Allerdings aber sind noch Zeugen der Revolution vorhanden, befähigt, von ihr zu berichten und zugänglich und nicht spröde zu reden. Wie viele der historische Reisende auffindet, wird nach Mühe und Glück verschieden seyn, und wie viel Rede er abzugewinnen vermag, ist wieder eine andere Sache. Das hängt zum Theil von einem glücklichen Momente ab. Der Verfasser machte im Jahre 1818 Carnot in seinem Exile zu Magdeburg einen Besuch, nicht blos, um einen berühmten Mann zu sehen, sondern um von ihm zu lernen. Auf die ersten Fragen nach Revolutionsbegebenheiten hieß es: Ah! Je ne m´en méle plus, j´en suis dégouté! Das Gespräch mußte sich auf andere Gegenstände richten. Zufällig lag ein Band teutscher Gedichte auf einem Tische und Carnot bemerkte dazu, daß er daraus Teutsch lerne. In dem Buche war nur werthloser Plunder mit Ausnahme von Bürgers Leonore. An dieser entwickelte sich das Gespräch weiter und zwar mit einer Erinnerung, daß im J. 1810 in dem Journal de l´Empire sich eine verwässerte Uebersetzung jenes Gedichts befunden habe und die teutsche Dichtung überhaupt bei der Gelegenheit schlecht und lächerlich gemacht worden sey. Darauf erwiederte Carnot etwas über Napoleons Tendenz, uns Teutschen das Gefühl der Nationalität durch dergleichen Angriffe zu verkümmern, und daß mehrere solche Journalartikel von ihm selbst ausgegangen seyen; daran knüpfte sich eine Bemerkung über den Despotismus, den Bonaparte schon als Consul gezeigt habe; hierauf folgte Carnots Erzählung, daß und wie er aus diesem Grunde sein Kriegsministerium so bald niedergelegt habe. Nun waren die Pforten gesprengt; mit einem Sprunge ging es zu dem Wohlfahrtsausschusse zurück; Carnots Gespräch belebte sich, der Schritt bei dem Auf- und Abgehen wurde rascher und rascher: das Gespräch dauerte drei Stunden und die Schreibtafel des glücklichen Besuchers füllte sich nachher mit einer Menge der schätzbarsten Notizen. Gesegnet sey Bürgers Leonore!“

 

1842

Lödig, P. J. Das Lächerliche in seinen Bedeutungen / Die Ironie. In: Bibliothek der Neuesten Weltkunde, Zweiter Theil. Aarau. Digitalisiert von Google

“[S. 258] Alle diese Weisheit kam aus Gallien, und namentlich von Diderot, der aus dem Lächerlichen eine Schatzkammer zu machen gedachte, bis die Russische Kaiserin, der er Unterricht in der Politik geben wollte, ganz naiv erklärte: ´Ihre Weisheit ist alle gut; nur ist der kleine Unterschied, daß sie sich in Phrasen und auf dem Papier, das Alles duldet, herumtreibt, und wir es mit der Menschennatur in Natura zu thun haben, die etwas ungeduldiger ist.´ Hier ist nun ein breites Feld für Sammler, alle Ironien von Socrates zartem Spott bis herab auf Frau Schnips Manier: ´Sie sind mir auch das rechte Kraut!´ einzufangen, und sie nach Zeiträumen oder Nationen einzutheilen.“

 

1842

Anonym. Breslau, 20 März. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 108 vom 18. April 1842. München. Digitalisiert von Google

“[S. 859] Wir haben hier in wenigen Wochen schon neun Vorstellungen der Geisterbraut und die Theatercasse hat dabei die für hier enorme Einnahme von 6800 Rthlr. gehabt. Diese Oper hat den von den Befreiungskriegen her auf anderm Feld berühmt gewordenen Herzog Eugen von Würtemberg zum Verfasser sowohl nach Text als Composition, und ist schon in den Jahren 1805-1811 entstanden - zu einer Zeit, da die Mozart'schen Tonwerke den Sinn für Musik zur Reinheit und Einfachheit emporgehoben und dem süßlichen Geschmack an tändelnden Sing- und Schäferspielen ein Ende gemacht hatten. Die Geisterbraut, der das Sujet von Bürgers Lenore zu Grunde liegt, will keine vorübergehenden Effecte erzwingen, sie hat keine besonders hervorragenden Nummern zu Galopps und Leyerkastenarien; sie wird sich aber durch ihre schön durchgeführte Einheit dauernden Kunstwerth sichern. Die Composition ist großartig, frisch und lebendig in den Chorscenen und schmiegt sich ebenso sanft, schwermüthig und klagend im Leid wie lächelnd und einschmeichelnd in der Freude dem Gang des Stückes an, ohne jene schroffen Uebergänge und Gedankensprünge neuerer Compositionen nachzuahmen, nirgends barocke Geniesucht, sondern edle Wahrheit, keine kahle Winterlandschaft gewählter Studien, nein eine herrliche Frühlingsgegend in dem blühenden Reich der Töne. “

 

1842

Anonym. Deutschland. Justinus Kerner. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nro. 114 vom 24 April 1842. München. Digitalisiert von Google

“[S. 915] Hr. Henri Blaze, der seinen Landsleuten schon manche interessante Studien in Bezug auf die deutsche Litteratur, namentlich über Goethe und Schiller, mitgetheilt, gibt in einem der neuesten Hefte der Revue des deux Mondes ein anmuthiges Bild von Justinus Kerner, dem Dichter und dem gutmüthigen Schwärmer in der Welt der Somnambulen. Um den Wohnort Kerners zu schildern, beginnt Hr. Blaze seine Darstellung mit einer recht gelungenen Paraphrase von Bürgers Weibern von Weinsberg, die ihn nach dem der ´Weibertreue´ gegenüber gelegenen idyllischen Hause des schwäbischen Dichters führen.“

 

1842

Anonym. In: Bohemia, ein Unterhaltungsblatt. Nro. 30, den 11. März Prag. Digitalisiert von Google

“In Deutschland wurde und wird die Musik von den höchsten Häuptern gepflegt. Erzherzog Rudolph v. Oesterreich, Prinz Louis Ferdinand v. Preußen (gewissermaßen auch der verstorbene König Friedrich Wilhelm lll.) haben in der Kunstgeschichte einen vollgültigen Namen. An diese reiht sich nun auch der Herzog Eugen v. Württemberg, als gründlicher und geschmackvoller Kunstkenner und Kunstfreund seit lange schon bekannt. Seine neue Oper, ´die Geisterbraut´ wird in Breslau unter ungewöhnlichem Beifalle gegeben. Der Handlung liegt Bürger's Lenore zu Grunde. Die Musik ist geistreich und gefällig, zwei Eigenschaften, die die neuen deutschen Tonsetzer leider nur zu selten vereinigen. Die neue Oper ist mit Pomp in die Scene gesetzt und sprach dermaßen an, daß die ersten drei Vorstellungen die bedeutende Summe von 2600 Thalern eintrugen. Es ist vielleicht minder bekannt, daß des Herzogs Vater auf seinem Sitze zu Karlsruhe in Schlesien ein treffliches Orchester hält und die klassische deutsche Musik mit Vorliebe kultivirt.“

 

1842

Götzinger, Ueber die Kunst überhaupt. In: Muster deutscher Redekünstler.Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 19] Es gibt Gegenstände, die schon an und für sich, d.h. in der Wirklichkeit schön sind, ohne erst von der Kunst gebildet zu werden; andere sind häßlich, noch andere wenigstens gleichgültig. Manche Künstler nehmen nun nie Rücksicht auf den Gegenstand; es genügt ihnen, denselben so auszubilden, daß er sich klar in der Form ausspricht; Andere sehen darauf, daß schon ihr Gegenstand an und für sich schön ist. Als Künstler an und für sich mögen beide gleich stehen, aber in ihrer Wirkung auf's menschliche Gemüth unmöglich. Wem sollte nicht Bürgers wilder Jäger lieber sein, als dessen Tochter des Pfarrers von Taubenhain? “

 

1842

Lexikoneintrag. In: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, Supplementband. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“Hetsch, Carl Ludwig Friedrich geb. 1806  Jägerlied für 4 Männerstimmen, sechs Lieder von Matthisson, Bürger und Grüneisen (bei G. A. Zumsteeg) “

 

1842

Hense, Johann Karl Conrad. Ludwig Uhland. In: Deutsche Dichter der Gegenwart, Erster Band. Sangerhausen. Digitalisiert von Google

“[S. 45] Unter Bürgers Gedichten sind ´Bacchus´, ´der Raub der Europa,´ ´die Menagerie der Götter,´ noch Travestien mythologischer Gegenstände; indessen befreite sich Bürger in Folge seiner Bekanntschaft mir der Percyschen Sammlung englischer Balladen und in Folge der Erkenntniß, die er aus Herders Erörterungen über das Wesen der Poesie schöpfte, von jener falschen Vorstellung über das Wesen der Romanze, und trat mit dem rein Volksthümlichen hervor. Bürger erwarb zunächst durch seine Lenore einen grenzenlosen Beifall, und das Gedicht wurde ein Volkslied, weil es im Geiste der Volkspoesie gedichtet war und alle Elemente enthielt, durch welche das Gemüth des Volkes angezogen wird, den Aberglauben und eine wenn auch nicht geradezu ausgesprochene Warnung und Lehre. Wenn nun aber Bürger durch seine Lenore mit Recht den Ruhm eines großen Volksdichters erwarb, so erreichte er die Vortrefflichkeit dieses Gedichts doch durch keine seiner Balladen wieder. ´Der wilde Jäger´ hat noch die meiste Verwandtschaft mit Lenoren, war aber schon eine Nachahmung derselben. Und nun die übrigen Balladen! August Wilhelm von Schlegel, welcher in seiner Recension über Bürgers Gedichte Schillers Romanzen überhaupt und insbesondere in Vergleich mit den Bürgerschen sehr herabsetzt, hat doch selbst dort nachgewiesen, wie oft Bürger die Originale seiner Gedichte, die er in der Sammlung englischer Balladen von Percy vorfand, vergröberte und geradezu entstellte, indem er den bescheidenen Farbenauftrag, die Mäßigung und Enthaltsamkeit, das Zarte und Gemüthliche in den alten Balladen gänzlich verkannte. Wilhelm von Schlegel bemerkt ferner an jener Stelle, daß Bürgers Manier derb und zuweilen nicht ohne Rohheit sei, daß ihr größter Fehler die nicht selten überflüssige Häßlichkeit der dargestellten Sitten sei, daß der Dichter der Einfachheit ermangele und zu viel materielle Reize, zu viel überladende Ausschmückungen anbringe und dadurch den Ton der Einfalt des Volksgesanges verfehle. Und in der That es kann nicht geläugnet werden, daß der Dichter oft in die Bänkellängerei herabsinkt und seine Plattheiten durch eine platte Moral wieder gut zu machen bemüht sein muß.
   Wer sich an den ´Raubgraf,´ an ´die Weiber von Weinsberg´ an ´Lenardo und Blandine,´ an ´das Lied von der Treue´ erinnern will, wird sogleich auch eingedenk sein, wie viel Rohheit, Plattheit in Empfindung und Darstellung hier auftritt, und man muß eingestehen, daß Bürger die hohe Einfalt und kunstlose Anspruchslosigkeit des Volksliedes in seinen Balladen nicht bewies, aber auch jenen edlen Reichthum der Darstellung, wie sie in Schillers Romanzen herrscht, nicht erreichte.
     Ich erwähnte diese frühere Gestalt der epischen Lyrik, um zu zeigen wie viel Verdienst Uhland in dieser Gattung erworben hat. Seine Romanzen haben den tiefsten, sittlichen Inhalt und offenbaren, wie die Schillerschen, die Herrschaft des selbstbewußten Geistes.“

 

1842

Concert von Mad. Sophie Schröder, K. Hofschauspielerin aus München, d. 26. Novbr. In: Neue Zeitschrift für Musik, 13. December Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 196] Ouvertüre von F. Mendelssohn-Bartholdy. - ´Frühlingsfeier.´ Gedicht von Klopstock, vorgetr. von Mad. Sophie Schröder. - Arie aus der Oper ´Rienzi´ von Richard Wagner, vorgetr. von Mad. Schröder-Devrient. - ´Lenore´ von Bürger, vorgetr. von Mad. Sophie Schröder.“

 

1842

Anonym. Shakespeare's Morgenröthe auf der deutschen Bühne. In: Der Adler, 9. November, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 1104] In rascher Folge brachte er [Schröder] (1777-1780) den Kaufmann von Venedig, die Irrungen (nach Großmann), Maß für Maß, König Lear, Richard II., Heinrich IV. (beide Abtheilungen in Eins gedräingt), Macbeth (nach Wielands Uebersetzung, mit Bürgers von Stegmann kornponirten Hexenchören), viel Lärmen um Nichts (nach Engels schlechter Bearbeitung), die gezähmte Keiserin (nach Schincks Einrichtung), später in Wien auch Cymbeline, wiederholt auf die Bühne.“

 

1842

Kröger, Johann Christoph.  Abriß einer vergleichenden Darstellung der Indisch-Persisch- und Chinesischen Religionssysteme.  Eisleben. Digitalisiert von Google

“[Vorwort, o. S.] Auch mir sind solche Beschäftigungen ein Bedürfniß geworden (denn ´der Geist muß denken, ohne Denken gleicht der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle, sein Herz muß lieben,´) und denen, welche etwa vom Zuvielschreiben reden mögen, kann ich nur wie Dionysius dem König Philipp antworten: [...]. “

 

1842

Pfeiffer, Freimund. Wieland an F. H. Jacobi. 9. April 1775. In: Goethe und Klopstock. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 222] Goethe und Klopstock haben sich Ihrer Seele bemächtigt, und neben diesen Beiden ist für Wieland kein Platz. Ich zweifle, ob die Natur jemals zwei antipodischere Wesen hervorgebracht hat, als Klopstock und mich! Er verachtet mich*) und meint, ich hasse ihn. Dies meint er unrecht, da ich den ganzen Tag fast nichts thue, als in mich selbst hineingucken, so muß ich wohl am besten wissen, wie mir ist. Nicht ein Minimum von Haß.

*) Mit welchen Augen sollte auch ein Dichter wie Klopstock einen Wieland ansehn, der mit vierzig Jahren noch Gedichte publiciren konnte, wie den verklagten Amor, worin ´Herr Phallus und Priapus´ auftreten. Wieland steht zu Klopstock, wie Bürger zu Goethe. Wie konnte ein Verhältniß zwischen mir und Bürger gedeihen, äußerte Goethe einmal, wenn man bedenkt, daß Bürger mit dreißig Jahren noch eine ´Frau Schnips´ schreiben konnte.“

 

1842

Anonym. Dorfbilder. In: Der Bote vom Steigerwald, 30. Juli. Neustadt a. d. A. Digitalisiert von Google

“[S. 150] Die auf Antons Seite bereits zur vollen Reife des Glücks gediehene Frucht konnte die Unglückshand nicht erreichen; nur ein Finger berührte sie; da flogen hundert müssige Wespen herbei und nagten an ihr. Anton kannte wohl Bürgers treffliches Epigramm:
    ´Wenn dich die Lästerzunge sticht,
          So lass' dir dieß zum Troste sagen:
     Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
          Woran die Wespen nagen!´
aber davon wußte er nichts, daß diese Lästerzunge angefangen hatte, auch ihn zu verläumden. Und doch war es so. “

 

1842

Anonym. Die Zobtenfeier der Breslauer Studenten am 8. und 9. Juli 1842. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 16] In hoher Grandezza fährt ein lorbeerbekränzter und reichbesternter Herr vorüber. Wilhelm, der todte Wilhelm und sein Liebchen Leonore, nicht bürgerlich schön, sondern herzoglich häßlich, folgen begleitet von Sing und Sang und Kling und Klang und Sang und Sing und Klang und Kling. Der Tod mit seiner Hippe kutschirt das Ganze in's Grab der ewigen Vergessenheit. Requiescant! Schad' um die schönen Dekorationen und Costüme! Arme Geisterbraut!
   Der nun folgende Wagen kündigt sich als eine Fabrik von Galoppaden an, und ist schon so reichlich mit letzteren versehen, daß sich mehre tausend Jungfrauen ganz bequem danach zu Tode tanzen können. Und billig ist die Waare, spottbillig! Jeder Galopp kostet nur zwei Groschen und ein Jahr des menschlichen Lebens. — Als Wilhelm seine Leonore zur Welt hinaustanzte, ging's auch: hopp, hopp, hopp im sausenden Galopp! — Merkwürdig — auch auf den hinter großen Notenstößen sitzenden Verleger üben diese Galoppaden eine unheilbringende Einwirkung aus: er knuspert wie ein armes Häschen an einer harten Brodrinde.
 “

 

1842

Wolff, Oskar Ludwig Bernhard. Der Student im Mannesalter oder der alte Bursch. In: Naturgeschichte des Deutschen Studenten. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 160] Er steigt in die Prachtkarosse; zu ihm setzen sich die Würdenträger, sonst Niemand; die Uebrigen, denen sich noch viele flotte Burschen anderer Farben zugesellt haben, theilen sich in die anderen Wagen, je nachdem die Finanzen es erlauben, und daher
etwas ungleich, so daß in einem engen Einspänner vielleicht fünf oder sechs und in einer breiten Chaise dagegen zwei Studiosen sitzen. Die Postillione blasen, die Pferde ziehen an, und wie Bürger singt:
         Hurre, hurre, hopp, hopp, hopp,
         Geht's fort in rasendem Galopp,
         Daß Roß und Reiter schnoben
         Und Kies und Funken stoben.
Erst wird durch die Hauptstraßen der Stadt oder um die Promenade gefahren, ehe es zum Thore hinaus geht. “

 

1842

Buchner, Carl. Die politische Poesie in Deutschland. In: Deutsche Monatsschrift. Zweiter Band Juli-December. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 58] Das Haupt jener Göttinger Schule, Bürger (geb. 1748, gest. 1794), obgleich einer von Denen, welche sich weniger mit politischen Gedichten [erst 1875 wurden von A. Strodtmann ´Bürgers politische Ansichten´ veröffentlicht - K. D.] beschäftigten (die überhaupt, aus angeführten Gründen, in ihrem engeren Sinne selten vorkamen) zeigte sich doch durch und durch freisinnig und deutsch. Ja, er näherte sich dem Volke, sprach mit dem Volke, schöpfte aus dem Volke und wurde von dem Volke verstanden. Sein Gedicht: ´Die Tode´ enthält kräftige Strophen:
    ´Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben,
     Ist höchst erhabner Muth, ist Welterlösertod:
     Denn nur die göttlichsten der Heldenmenschen färben
     Dafür den Panzerrock mit ihrem Herzblut roth.

     Am Höchsten ragt an ihn die große Todesweihe
     Für sein verwandtes Volk, sein Vaterland, hinan.
     Dreihundert Sparter ziehn in dieser Heldenreihe
     Durchs Thor der Ewigkeit den Uebrigen voran´ u. s. w.  “

 

1842

Beer, A. T. Die alte Wärterin. In: Morgenblatt für gebildete Leser, 8. August. Digitalisiert von Google 

“[S. 750] Rissen einmal ihre eigenen Erzählungen ab, so hatte sie noch ein weites Feld der Unterhaltung in ihren unzähligen auswendig behaltenen Gedichten, die sie auf so eigenthümliche Weise, wie ich später nie etwas gehört habe, vortrug; die Verse alle mit regelmäßigem Fall, sowie ohne die mindeste Ehrfurcht vor i und ü oder e und ö, dabei mit Bedacht nach einem lebhaften Vortrag strebend; so ließ sie ´Frau Schnipsen´ im allerhöchsten Vogeldiskant sprechen, während der Herr eine larmoyante, tiefe Redeweise anstimmte. - Sie wußte die ganze Glocke, die Bürgschaft, die Büßende, die sie ´die Bießende´ nannte, Leonardo und Blandine und Gott weiß was Alles noch auswendig, und recitirte sie ganz in der Manier eines Leiermanns; dabei entschlüpften ihr oft die ´ge´ in den Partizipien, nach Regensburger Weise, und sie sagte anstatt gebaut ´baut´: - ´Sie war nicht baut von Menschenhand, es hätte sich's Keiner verwogen.´”

 

1842

Stolle, Ferdinand. Die Erbschaft in Kabul, Dritter Band, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 120] Durch die totale Niederlage Süßmilchs in der edeln Gesangskunst bekam aber jetzt auch Vetterlein Muth, sich hören zu lassen. Wenn es der Factor gewagt hat, dachte er, da riskir ich's auch. Miserabler kann's nicht ausfallen, hoffentlich besser. Ohne daß es also eine Aufforderung von Seiten Lagemann's bedurft hatte, stimmte er seine Kehle und begann mit sehnsuchtsvollem Ausdruck:
   ´Ach könnt' ich Molly kaufen
    Für Gold und Edelstein.´

[S. 122] Der Factor kann sein ´deutsches Mädchen´ anstimmen, der Quartus: ´Ach könnt' ich Molly kaufen´, Hanno das Trinklied aus dem Freischütz und der Actuar, der über keinen ganzen Ton in seiner Kehle zu gebieten hat und in der edeln Gesangskunst wahrhaft verwahrlost ist, mag meinetwegen quicken oder miauen, wie's ihm beliebt, je lauter desto besser.

[S. 129] Während Lagemann fortwährend mit desperater Stimme wiederholte:
   ´Beim großen Faß zu Heidelberg,´
und der Heldenspieler im tiefsten Basse:
   ´Würfelspiel und Kartenlust,´
krächzte der Factor:
   ´Ich bin ein deutsches Mädchen,
   Mein Aug' ist blau und sanft mein Blick,´
und Vetterlein:
   ´Ach könnt ich Molly kaufen,
    Für Gold und Edelstein.´

[S. 131] Daß der liebe Gott ein so baumlanges Thier geschaffen, davon hatten weder der Factor noch Zeisig eine Ahnung gehabt, und der Quartus, obschon er zu Niederroßla seiner Schuljugend Naturgeschichte über die vierfüßigen Thiere hatte vorgetragen, war doch von der riesenhaften Erscheinung dermaßen angegriffen, daß ihm
   ´ach könnt ich Molly kaufen´
schlechterdings in der Kehle stecken blieb.”

 

1842

Weber, Karl Julius. Was ist lächerlich? Die Ideen der Alten und der Neuern hierüber. In: Das Lachen, das Lächerliche und der Witz, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 162] Sie machten sich wohl selbst lächerlich, indem sie die Empfindungen des Lächerlichen, das so viele Gestalten annimmt, als es Ungestalten gibt, und mehr krumme Linien zählt als die Mathematik, in die hölzerne Form einer Definition zu zwingen suchten, gleich Campanella, der das Weinen definirt: Spirituum in cellas collectio! Wir werden uns begnügen müssen, diejenige für die beste und vollständigste zu halten, welche, wo nicht alle, doch die meisten Arten des Lächerlichen in sich faßt, und Komus ruft den Philosophen zu:
    Was ihr euch, Gelehrte, für Geld nicht erwerbt,
    Das hab ich von meiner Frau Mutter geerbt!”

 

1842

Anonym. Ein herzoglicher Componist. In: Pannonia, Preßburg, 17. März. Digitalisiert von Google

“[S. 124] Auf der Breslauer Bühne ist eine Oper von dem daselbst lebenden Herzog Eugen von Würtemberg: ´Die Geisterbraut,´ gegeben worden. Das Sujet ist Bürger's ´Lenore´ und das Textbuch größtentheils von dem hohen Componisten selbst verfaßt. Die Oper, der es auch an glänzender Ausstattung nicht fehlt, fand eine sehr günstige Aufnahme.”

 

1842

Weber, Karl Julius. Freiheitsschwärmerei. In: Staat, Religion und Sitte, Stuttgart.

“[S. 77] Warum mußte uns Deutsche die republikanische Schwärmerei ergreifen? Klopstock, der von Pensionen der Fürsten lebte, sonst wäre es ihm ergangen, wie Homer, Milton und Cervantes, Klopstock schwärmte, und sang:
    Verzeiht o Franken! (Namen der Brüder ist
    der edle Name), daß ich den Deutschen oft
    zurufte, das zu fliehn, warum ich
    ihnen jetzt flehe - euch nachzuahmen!
Bürger sang beim schlechten Kriegsanfang der Gallier:
    Wer nicht für Freiheit sterben kann,
    der ist der Kette werth,
    ihn peitsche Pfaff' und Edelmann
    um seinen eig'nen Herd!
und Campe's Schwärmereien in Prosa in seinen Briefen aus Paris gingen noch weiter.”

 

1842

Briefkasten-Revue. In: Augsburger Tagblatt, 17.03.

"[S. 324] 1) Warum (fragt ein Einsender) der Unfug neuerdings so überhand nehme, daß man Niemand ungehudelt lasse, sein Thun und Lassen sogar vor der Oeffentlichkeit auf die liebloseste Weise heruntersetze, und Sachen vorbringe, welche eigentlich oft gar nicht zur Sache gehören? Ob man nicht dagegen kräftiger auftreten sollte? (Mit Nichten, Freund! Dieses Uebel muß man als eine Seuche, wie etwa z. B. bei den Schafen und dem Rindviehe die Drehkrankheit und die Löserdürre (im vorliegenden Falle schreibe Leserdürre), betrachten. Vertheidigungen aber nützen gar nichts:
     Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
     Vertheidigen nie sollst Du Dich;
     Bemerke, was das Sprichwort spricht:
     ´Wer Pech angreift, besudelt sich!´”

 

1842

Zürich. In: Der Schweizer-Bote, 05.03.

“[S. 110] Wir möchten ihm mit jenem Dichter zurufen:
      Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
      So laß dir dies zum Troste sagen,
      Die schlechten Früchte sind es nicht,
      Woran die Wespen nagen.”

 

1842

Anders Lindeberg, 1789–1849. In: Svenskt översättarlexikon        

“Anders Lindeberg knöts därefter till Aftonbladet, där han främst sysslade med litteraturkritik. Nu översatte han också ett flertal prosatitlar. Lindeberg bevakade ständigt vad som hände på den internationella litteraturscenen, han var särskilt intresserad av att sprida god och uppbygglig litteratur till barn och ungdom och riktade flera pedagogiskt anpassade översättningar speciellt till den läskretsen. Bland dessa verk fanns såväl andaktsböcker som mer underhållande uppbyggliga berättelser i stil med Heinrich Müllers Rudolf, eller Resan till Amerika. En sann händelse, tjenande till undervisning och uppmuntran för tänkande och välsinnade barn (1835). Nämnas bör också översättningen av G.A. Bürgers Baron von Münchhausens sällsamma resor och äfventyr (1842). Lindeberg låg dessutom bakom översättningen av ett flertal facklitterära verk, bland annat Walter Scotts biografiska skrift Napoleon Bonapart (1827 – en upplaga från 1826 köptes upp av en konkurrerande förläggare och makulerades) och Humboldts resor och forskningar i två band (1836).”

 

1842

Mondreisebeschreibungs-Fortsetzung. In: Der Bote vom Steigerwald, 26.11.

“[S. 283] Nach Ihrem, wie der Brief an die Pfarrerstochter in Taubenheim, auf Seidenpapier geschriebenen Plan machen alle Einlagen zusammen nur 1 Million 194,240 fl. und damit werden doch die 2 Millionen mit dem kostbaren Schmuck gewonnen.”
 

1843

Seiffert, C.T. . Die Lieder, Gesänge und Balladen des neunzehnten Jahrhunderts. In: Allgemeine Musikalische Zeitung.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 661] Als Balladencomponisten sind Zumsteeg und Löwe am fruchtbarsten gewesen. Es ist zu bedauern, dass der Erstere in einer Zeit auftrat, wo er, nicht selbständig genug, weiter keine Vorbilder hatte, - das Durchcomponiren von Balladen war damals etwas Neues. Dann trat ihm auch der Stoff, den er wählte, zu hinderlich in den Weg; erstlich die grosse Länge der Bürger´schen Balladen, dann das viele blos Beschreibende darin, - die Fantasie ermüdete, sie konnte nicht durchgängig auf gleicher Höhe bleiben. Nur in den Gauen Deutschlands, wo der Strom der Zeit die alte Behaglichkeit nicht ganz hinweggenommen, findet man noch Musikfreunde, die seine ´Lenore,´ seinen ´Carl von Eichenhorst´ ganz singen.“

 

1843

Anonym. Nachrichten. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. Digitalisiert von Google

“[Sp. 205]
 Leipzig 26. November 1842 - ebenfalls im Saale des Gewandhauses [...] Lenore, Ballade von Bürger, gesprochen von Mad. Sophie Schröder. “

 

1843

Schröder, H. (Hg.). Johann Gottwerth Müller, Verfasser des Siegfried von Lindenberg [...] Itzehoe. Digitalisiert von Google

“[S. 129, Fußnote 2)] Das Verzeichniß seiner [Ch. Fr. v. Sengespeik] Schriften s. im Schl.-Holst.-Lauenb. u. Eutin. Schriftsteller-Lexikon (Altona 1829 und 30) S. 565 u. 834. Im J. 1814 wollte er eine Parodie auf Bürgers Lenore, gegen Napoleon gerichtet, wozu Müller Excursionen schrieb, herausgeben. Der Druck ist aber nicht zu Stande gekommen.“

 

1843

Anonym. Friedrich Rochlitz. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 205] Endlich warf mir der Zufall, der allein über diese unsere Lecture waltete, ein Buch zu, das (ich war schon im siebenzehnten Lebensjahre) nicht nur auf das Lebendigste mich aufregte, ja bis zu leidenschaftlichstem Antheil mich hinriss, sondern auch tief und nachhaltend in mein Inneres eingriff. Es waren Bürgers Gedichte. Durch den nicht weiten Kreis seiner Ideen konnte ich dem Dichter folgen; seine Kraft riss mich hin; seine sinnliche Lebenswärme entzündete mich nach allen Seiten hin, auch nach den bedenklichen; von dem Anschaulichen seiner Situationen und Treffenden seiner Bilder, so wie von seiner Sprache, war ich entzückt: Bürger war der Erste, der mich in eine wahrhaft poetische Stimmung versetzte und der beglückende Stürme, quälerische Wonne, mich in vollem Maasse empfinden liess. Und wie nun die thörigte, doch seiner Bildung (wenn er kein Narr ist) förderliche Selbsttäuschung, was er zu fassen und mitzuempfinden vermag, werde er ja wohl auch einigermaassen selbst leisten können, dem Jüngling eigen und mit Lächeln zuzugestehen ist: so entlud auch ich mich mancher Ballade, mit oder ohne ,,Ha sieh" und „Hurrah," unterliess auch nicht, mich in Schwermuth zu schmelzen oder in eingebildeter Leidenschaft umher zu reissen in „Liedern an Molly" — für welche ich nicht einmal ein Wesen kannte, das ich in der Phantasie hätte dazu herausputzen können — und muss es mir noch heute vergeben. Ein unmittelbarer Gewinn kam mir davon sogar auf der Stelle zu Gute: mit dem Wasserschatz jener faden Thränenbücher war es auf einmal vorbei; ja, es wollte alle Prosa mir geraume Zeit nicht schmecken und Verse mussten's sein, schön hinfliessende, wohlgereimte Verse. Unglücklicher Weise war, nachdem ich Bürger'n grösstentheils auswendig wusste und nach ähnlicher Kost verlangte, das poetische Werk, was mir von unser Aller geheimen Agenten (ach, dem Perückenmacher!) geliefert wurde, Wieland's Idris. Auch dies Gedicht ward gierig verschlungen; auch dies entzückte mich, nur auf ganz andere Weise, reizte und entzündete mich aber auch nach gewisser Seile hin, wo, mich auszulassen, mir weit gefährlicher ward , als dort im thörigten Nachahmen — was mir hier, eben wegen der andern Ablagerung des gewaltsam aufgerüttelten Gährungsstoffes gar nicht beikam.“

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1843

Böttiger, Karl Wilhelm. Die Weltgeschichte in Biographieen: Die neueste Geschichte in Biographieen Band 7 

“[S. 512] Wie Schade, daß Gottfried August Bürger (geboren 1. Jan 1748 zu Wolmerswende im Halberstädtischen, gestorben 1794 zu Göttingen) sein schönes Talent zum Volksdichter vor eitel Sorgen für das Notwendigste und Sinnlichste nicht geistiger durchbilden konnte. Er versank mehr als daß er stieg. [...] Bürger's Gedichte, unter denen die Balladen (z. B. sein Meisterstück die Lenore), meist nach englischen Mustern, den größten dichterischen Schwung haben, tadelte Schiller in seiner berüchtigten und harten Recension weniger, als den Dichter selbst, der nicht idealisiren könne, und an dem Trivialen hängen bleibe.“

 

1843

Kotzebue, August von. August´s von Kotzebue ausgewählte prosaische Schriften. Dreiunddreißigster Band.  Digitalisiert von Google.

“[S. 122] Das brave Weib.
Wir haben ein schönes Lied vom braven Manne, aber noch keins vom braven Weibe. Woher kommt das? liefern die Weiber etwa keinen Stoff zu solch einem Liede? - O gewiß täglich, und eben deswegen besingt man sie nicht. Die braven Weiber sind immer brav, die braven Männer nur in einzelnen Stunden. ”

 

1843

Anonym. Frankreich. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 28. Julius. München. Digitalisiert von Google

“[S. 1630] Am Theater Porte Saint-Martin in Paris wurde dieser Tage aufgeführt: ´Lenore, drame en cinq actes, par MM. Coguiard fréres´, angeblich nach einer Novelle von Henri Blaze, in der That aber nach Bürgers Ballade gearbeitet. Die gespenstige Lenore ist hier die — Tochter des Pastors Bürger, und ihr Bräutigam Wilhelm, der sie um Mitternacht abholt, ist ein Lützow'scher schwarzer Husar, Baron Felsheim. Das Drama schließt mit einer glücklichen Verlobung auf dem Kirchhof.”

 

1843

Anonym. Reiseskizzen aus den Kohlen- und Fabrikdistricten Englands. III. Die Parteien. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 4 Septbr., München. Digitalisiert von Google

“[S. 1926] Auch Mr. Cobden und andere Herren von der Cornlawleague und der Complete suffrage Society sind Leute, die wie man in England sagt very well off sind, oder die, wie wir uns ausdrücken, ihr Schäfchen auf dem Trocknen haben. Warum in aller Welt schleppen diese Leute, indem sie sich so recht muthwillig mitten in das Centrum des Parteienwirbels werfen, so zu sagen ihr Schäfchen bei den Haaren wieder ins Nasse, und plagen sich mit Reden, Herumreisen, Agitiren, Schreiben und Correspondiren so ab, als wenn sie hochheilige Pflichten hätten, wie Bürgers Kaiser Conrad.
   Dem Kaiser ward´s sauer
   In Hitz und in Kälte.
   Oft schlief er bepanzert im Kriegesgezelte,
   Oft hatt' er kaum Wasser zu Schwarzdbrod und Wurst
   Und oft gar litt er noch Hunger und Durst.
Lansdowne, Duncannon, Wellington und ihr hundert und hundert anderen rührigen Männer, welchen Grund für eure wunderbare Rastlosigkeit könnt ihr anführen?“

 

1843

Anonym. Schöne Literatur und Kunst. In: Literarische Zeitung, 6. September. Berlin. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1142] Cogniard frères: Lénore, ou les morts vont vite, drame en 5 acts. Tiré d'une nouvelle de H. Blaze. [...] Ist die kürzlich auf eine Pariser Bühne gelangte, mit lächerlichen Modificationen entstellte Bearbeitung, der Bürger´s Lenore zum Grunde liegt. “

 

1843

Conversations-Lexikon. Neunte Originalauflage. Dritter Band. Leipzig.

“[S. 44] B. zeichnete sich durch eine echt deutsche Biederkeit, Geradheit und Offenheit und, wie manche seiner brieflichen Geständnisse und Selbstberichte bezeugen, durch eine fast zu weit getriebene Bescheidenheit und Selbstkenntniß aus; seine Herzensgüte und sein Wohlwollen waren unbegrenzt, verleiteten ihn aber auch zu einem unverwüstlichen Vertrauen auf Andere, das ihm wesentlich schadete und, verbunden mit einem gewissen Hange zur Sinnlichkeit und mit einer zwar poetischen aber leichtsinnigen Sorglosigkeit und Unkenntniß der Lebensverhältnisse, ihm alle jene häuslichen Zerwürfnisse bereitete, die ihn nach und nach aufrieben. Diese Eigenschaften prägen sich auch in seinen Dichtungen aus, denen man aber keineswegs irgend eine Trübung und Verbitterung des Gemüths, welche man unter solchen Verhältnissen vermuthen sollte, ansehen kann; er stand als Dichter über seinen Lebensverhältnissen, und bis zuletzt behielten seine Dichtungen einen gewissen Anstrich von Gesundheit und Lebensfrische. Die Stellung, welche er als Dichter einnahm, ist eine beneidenswerthe zu nennen, indem er, wie kein Anderer seiner Zeit, Volksdichter im reinsten Sinne des Worts war und geblieben ist. Gerade der Besitz der dichterischen Fähigkeiten, welche Schiller in seinen einseitigen Recensionen ihm zum Vorwurfe macht, wie der ebenfalls gerügte Mangel an idealer Auffassung befähigten B., ein Dichter des Volks zu werden, ohne sich darum mit den Gebildeten zu verfeinden; selbst die Überderbheit in manchen Gedichten B.'s, die vom höhern ästhetischen Standpunkte aus verwerflich sein mag, war B. in seinen Bewerbungen um die Gunst des Publikums eher förderlich als hinderlich. Einen richtigem Maßstab zu seiner Beurtheilung als Schiller fand Schlegel in seiner Kritik, welche in dessen „Charakteristiken und Kritiken" mitgetheilt ist, doch hält sich auch Schlegel von schiefen Ansichten durchaus nicht frei, und wenn er von einem später erst gewonnenen Standpunkt aus ein Recht hatte, darauf hinzuweisen, daß B. in seinen Nachbildungen engl. Balladen Alles in das Gröbere und Derbere herabgezogen und den Stoff unnütz in die Breite gedehnt hätte, so ist wohl zu beachten, daß zu B.'s Zeit das Publicum für die mehr andeutende Einfachheit der engl, oder schot. Ballade noch kein Verständniß hatte, und daß der Dichter gerade durch seine breitere, Alles motivirende und zurechtlegende Ausführung den rechten Weg traf, um das Publicum wie die Kritik zu einem spätern Verständniß der Volkspoesie vorzubereiten.
     Der allgemeine Beifall, mit welchem B.'s Balladen, wie die „Lenore", sein viel bewundertes, ja in gewissem Sinne als großartig zu bezeichnendes Meisterwerk „Lenardo und Blandine", „Des Pfarrers Tochter von Taubenheim", „Der wilde Jäger" und so manche andere theils nachgebildete theils originell erfundene Balladen ausgenommen wurden, beweist, daß B. die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um die Balladenpoesie, für die er zuerst unter den Kunstdichtern Deutschlands die richtige Behandlung fand und die gleichsam seine Erfindung ist, in Deutschland einzubürgern. Dagegen hat B. in manchen kleinern romanzenartigen Stücken dargerthan, daß er recht wohl den Geist der echten Romanze begriffen hatte. Im eigentlichen Liede, wo er sich dem Volkstone nähert und sich nicht, wie etwa in seinem „Hohen Liede" oder in der „Nachtfeier der Venus" mit bloßer Rhetorik und dem rhythmischen Glanze begnügt, steht B. in seiner Art einzig und vollendet da.
   Seine Liebesgedichte, obschon er in ihnen die Liebe nicht in ihren zartern Tiefen und geistigen Elementen ergründet, sind oft hinreißend durch dm vollen Klang ihrer Worte, durch ihre sinnliche und leidenschaftliche Glut, oder sprechen als spielende Tändelei freundlich an. Wohl zu beachten ist auch der kräftige Mannessinn, der Haß gegen alles Schlechte, Gemeine, Despotische in manchen seiner Gedichte, wie er auch einer der ersten Deutschen war, welche die exklusive Gelehrsamkeit, den Gelehrtenstolz und die wissenschaftliche Pedanterie herzhaft angriffen.
    B. ist als einer der Sprachschöpfer des vorigen Jahrh. zu betrachten; nicht nur, daß er fast ängstlich auf Correctheit und Wohllaut des Verses hielt, und z. B. in seiner „Rechenschaft über die Veranderungen in der Nachtfeier der Venus" über die vier ersten Zeilen 40 enggedruckte Seiten schrieb, so hat er auch manche fremdländische Formen, wie das Sonett, in Deutschland wieder zu Ehren gebracht; auch war er mit der Erste, der in seinen Übersetzungsproben aus der „Ilias" und in seiner Übertragung des vierten Buchs der „Äneide" leidliche und fließende Hexameter lieferte; auch versuchte er eine Übersetzung der „Iliade" in fünffüßigen reimlosen Jamben und eine prosaische Übertragung des Shakspeare'schen „Macbeth". Ein tüchtiger, besonders gegen die damalige „Quisquilien-Gelehrtheit", wie er sie nannte, gerichteter polemischer Eifer zeichnet mehre seiner prosaischen Aufsätze aus, obgleich die Prosa sein eigentliches Feld nicht war.“

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1843

Kehrein, Joseph. Vorrede. In: Geschichte der katholischen Kanzelberedsamkeit der Deutschen von der ältzesten bis zur neuesten Zeit. Erster Band. Regensburg. Digitalisiert von Google

“[S. XI] Die beherzigenswerthen Worte G. A. Bürgers in Bezug auf die schöne Literatur finden auch auf die ernste vielfache Anwendung. ´Es ist nicht zu läugnen´, sagt derselbe, ´daß der Trieb zur Neuheit der schönen Literatur nachtheilig werden könnte. Solche Neuerer wollen nichts denken, was irgend schon einmal gedacht ist. Sie verschmähen passende Ausdrücke, treffende Bilder bloß darum, weil sie irgend schon einmal gebraucht sind; sie grübeln überall nach neuen, ungewöhnlichen, sonderbaren, oft gezwungenen Wendungen, und geben solchergestalt ihren Kunstproducten zwar Neuheit, oder vielmehr Sonderbarkeit, aber leider! auf Kosten der Schönheit und Wahrheit. Der Trieb zur Neuheit muß daher, wenn er anders gut ausschlagen soll, von Vernunft und gutem Geschmacke geleitet werden. Die hauptsächlichste Quelle der Neuerungssucht und der Besonderheit sind das Unvermögen, die Vorgänger in der Kunst durch wahre Vollkommenheiten und Schönheiten zu übertreffen oder zu erreichen; die allzu ängstliche Furcht vor der Nachahmung oder die Begierde, sie zu verbergen und die unvernünftige Hartnäckigkeit, Niemanden ähnlich zu sein.´ “

 

1843

Melas. Gedichte vom Fürsten zu Lynar. In: Hamburger Literarische und Kritische Blätter. 6. Mai. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 423] Die ´Vampyre´ sind jämmerlich - lächerlich ohne grausenvoll zu seyn, Reminiscenzen von allenthalben her, z. B. von der Braut von Corinth.
   Möglicherweise noch schoflicher ist ´der Ritter und der schwarze Hirsch.´ O Gottfried August Bürger, muß dir auch das noch geschehen, daß man sogar deinen mittelmäßigen ´Wilden Jäger´ nachahmt, und auf solche Art. Zur Ergötzlichkeit einige Verse:
   ´Doch wie er den Blick nach oben
   Wendet, in die Luft, die schwere
   Trennt der Wolken grauen Mantel
   Schnell ein Blitz der Sonnenscheere.´ “

 

1843

H. Nachtrag zur Sage vom ewigen Juden. In: Oberpfälzisches Zeitblatt, 30. September. Amberg. Digitalisiert von Google

“[S. 628] In jener Sammlung [Reliquies of ancient english poetry. Lond. 1765] findet man auch gute Abhandlungen über die von den älteren englischen Dichtern benutzten poetischen Stoffe. Gelegenheitlich sey hier bemerkt, daß unser teutscher Dichter G. A. Bürger einen großen Theil seiner Balladen und Romanzen aus dem Altenglischen theils wörtlich übersetzt, theils umgearbeitet habe, wie besonders in der oben angeführten Sammlung nachgesehen werden kann. Wörtlich übertragen sind zum Beispiele: Der Bruder Graurock und die Pilgerin: Ein Pilgermädel, jung und schön usw. It was a friar of orders gray etc. (Rel. I. pag. 203.); die Entführung: Knapp', sattle mir mein Dänenroß, daß ich mir Ruh' erreite! On yonder hill a castle standes etc. (Rel. I. pag. 79.); Frau Schnips, ein Mährlein halb lustig, halb ernsthaft. In Bath a wanton wife did dwell etc. (Rel. III. pag. 127.); der Kaiser (engl. König) und der Abt: Ich will euch erzählen ein Mährchen gar schnurrig etc. (Rel. II. p. 262.); Graf Walter (Rel. III. p. 52.). Nur bei dieser letzten Ballade hat Bürger selbst auf seine Quelle verwiesen. Sogar die ´Lenore´ erscheint als eine Verarbeitung mehrerer altenglischer Dichtungen; Nur ´der wilde Jäger´ ist nicht von dort herübergenommen, weil Walter Scott diese Ballade ins Englische übersetzt und unter seinen Poems herausgegeben hat. Es ist bedauerlich, gestehen zu müssen, daß unser vaterländischer Dichter in vielen, mitunter gerade in
den schönsten seiner Gedichte nicht original sey; allein die Wahrheit fodert dieses aufrichtige Geständniß. “

 

1843

S.v.S. Neuigkeiten aus Paris. In: Frankfurter Konversationsblatt 30. Juli.  Digitalisiert von Google

“[S. 832] ´Leonore oder die Todten reiten schnell´ im Theater der Porte St. Martin, ist eine Mißgeburt nach Bürger´s Ballade, füllt jedoch leider die Theaterkasse.“

 

1843

Grebe, August. Glossen-Kranz V. In: Frankfurter Konversationsblatt 6. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 733] V.
     Hoch klingt das Lied vom braven Mann',
     Wie Orgelton und Glockenklang,
     Wer hohen Muth's sich rühmen kann,
     Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
     Gottlob, daß ich singen und preisen kann,
     Zu singen und preisen den braven Mann!
                     Bürger.

Es säuselt sanft der Liebe Lied,
Wie Amors Odem durch den Hain
Der zartbelaubten Myrthen zieht,
Froh schallt das Lied von Freud' und Wein,
Stolz tönt das Siegeslied heran,
Hoch klingt das Lied vom braven Mann'!

Das Lied vom braven Mann' klingt hoch,
Nicht rauh und wild, nicht süß und weich;
Es tönt zum Throne Gottes noch,
Hallt wieder in dem Himmelreich,
Und schallt die ganze Welt entlang,
Wie Orgelton und Glockenklang.

Nicht glüh'nder Liebe schönem Sieg,
Nicht stolzer Erdenherrlichkeit,
Nicht Friedensglück', nicht blut'gem Krieg
Ist jenes hohe Lied geweiht;
Denn der, der ist der brave Mann,
Wer hohen Muth's sich rühmen kann!

Der brave Mann denkt hoch und frei,
Und handelt kühn in Zeit der Noth,
Verzaget nicht, bleibt immer treu,
Und fromm erwartet er den Tod;
Wer so stets nach der Tugend rang,
Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang!

D'rum, braver Mann, so schlicht und recht,
Dir sey mein deutsches Lied geweiht!
Es singe mit, wer Bravheit hegt
Im Kaiserschmuck' und Bettlerkleid'!
So kling' denn hoch, mein Lied, heran!
Gottlob, daß ich singen und preisen kann!

Steig', edler Rittersmann, vom Roß',
Und stell' dich ein zum deutschen Chor'!
Auf Bürger, Bau'r und Reitertroß,
Singt laut das hohe Lied empor!
Und jeder, groß und klein, heran,
Zu singen und preisen den braven Mann! “

 

1843

Grebe, August. Glossen-Kranz VI. In: Frankfurter Konversationsblatt 7. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 737] VI.
       Es ist ein Ding, das mich verdreußt,
      Wenn Schwindel- oder Schmeichelgeist
      Gemeines Maß für großes preist!
                 Bürger.

Es ist ein Ding, das mich verdreußt,
Das tief mich kränkt und zürnen macht, -
Die nied're Sucht, die groß das heißt,
Was Edelsinn als klein verlacht,
Die, was ein Mächtiger gelobt,
Nicht minder rühmt, und nichts erprobt!

Wenn Schwindel- oder Schmeichelgeist
Den Hohen Kranz und Lorbeer weiht,
Den Armen seine Ohren schleußt,
Und Widerspruch an Lüge reiht,
Dann gräm' ich mich, und denke nach,
Ob's nicht mal besser werden mag?

Gemeines Maß für großes preis't,
Wer stets gemeinen Maßstab führt,
Und Großen nur die Ehr' erweis´t,
Die wohl für And're sich gebührt;
Das wahre Maß nach Recht und Pflicht
Gilt leider heut' zu Tage nicht.

D'rum bleibt ein Ding, das mich verdreußt,
- Darüber sinn' ich oftmals nach; -
Daß Schwindel- oder Schmeichelgeist
So viel noch in der Welt vermag,
Daß ohne Ehr' und Scham man dreist
Gemeines Maß für großes preis't! “

 

1843

Anonym. Das Jagdschloß bei Goldberg. In. Monat-Rosen. Zweiter Band. München. Digitalisiert von Google

“[S. 226] Es war ein stürmischer Wintertag. - Unheimlich ward es ihm in seiner Raubburg, die unterhalb Goldberg am Felsenufer der Katzbach lag. ´Knapp!´ rief er dem rothköpfigen Jakob zu, ´sattle wir mein Dänenroß, heut muß ich meinen Bruder Veit besuchen. Er horstet im Hochgebirge; träumte mir doch heut von meiner Jugendzeit. Ich sah mich im Hause meines Vaters. Er gab mir seine Hand zum Lebewohl, dem reichen Oheim sollte ich folgen - der Vater behielt, da der Bruder, des einfachen Lebens müde, selbst vom Stegreif lebte, nur sein Töchterlein. - Der Alte war gut, aber zu mild, zu weich, ein barmherziger Pfaff und kein Rittersmann. Die Schwester aber muß eine herrliche Dirne geworden seyn!´ Der Knapp brachte sein Roß, und sie ritten unter furchtbarem Sturm und Schneegestöber zu der Raubburg. “

 

1843

Anonym. Vermischte Nachrichten. In: Augsburger Tagblatt 25. Mai. Digitalisiert von Google

“[S. 620] In einem Korrespondenzbericht aus Kissingen wird bemerkt: Durch die vielen Engländer, welche hier weilen, ist das Englische schon so bei uns eingebürgert, daß jeder Hausknecht yes statt ja sagt. (Knapp´! sattle mir mein Dänen-Roß, damit ich dorthin reite.) “

 

1843

Gotthelf, Jeremias. Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Doktern geht. Solothurn 1843. Digitalisiert von Google

“ [S. 295] Man denke sich doch so recht in des armen Mädis Herzenleid hinein, und meine nicht etwa, so ein Mädi, ein vierzigjähriger Kuchimutz, sei nicht ebenso empfänglich für Liebesschmerz und Liebeswonne, als des Pfarrers Tochter zu Taubenheim, oder eine gegenwärtige Mondscheinprinzessin oder ein sonstiges Stadthäpeli (Jumpfere Mamsell). “

 

1843

Gotthelf, Jeremias. Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Doktern geht. Solothurn. Digitalisiert von Google

“[S. 207] ´Lue, sagte es, da must du jetzt gerade aus und kannst nicht fehlen, es sind jetzt an allen Orten Wegweiser, da chast lesen, wo du dure mußt.´ Sie standen an einem Dorfe, vor ihnen ein Wirthshaus, in der Nähe ein Krämerhaus, aber alles das hatte Jakobli nicht gesehen, bis das Meitschi sagte: ´Lue jetz mußt g'rad use.´ Es ist aber auch begreiflich, wenn so ein liebes Blümchen Wunderhold einem im Auge sitzt, so nimmt man ein altes Wirthshaus und ein krummes Krämerhaus nicht neben ihns ins Auge, so wie einer, der liebe Visiten hat in seinem Stübchen, nicht jede alte Vettel, die vor seiner Thüre steht, ins Stübchen führt. “

 

1843

Feuilleton. In: Zeitung für den Deutschen Adel No. 37. Digitalisiert von Google

“[S. 154] Des Dichters Bürger Weissagung wegen der Vielschreiberei.
       Vor Feuersglut, vor Wassersnoth
       Mag sicher fort der Erdball rücken;
       Wenn noch ein Untergang ihm droht,
       So wird er in Papier ersticken. “

 

1843

Weber, Karl Julius. Die Trinklust. In: Demokritos. Fünfter Band. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 168] Unser deutsches Saufen war längst außer Mode, aber wir hatten einmal den Namen, daß wir mit Bürgers Ja und Nein vor dem Zapfen sterben.

[S. 203] Die seligen Götter sind nie ohne den Nektarbecher der Hebe und ohne Bacchus Liber. - Bürgers Zecher ist ein gemeiner Säufer, wenn er singt:
  Ich will einst bei Ja und Nein
  Vor dem Zapfen sterben,
  Alles - meinen Wein nur nicht -
  Laß ich meinen Erben - “

 

1843

Weber, Karl Julius. Der Geburts- oder Ahnenstolz. In: Demokritos. Dritter Band. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“ [S. 114] Der Bürgerliche, der über solche Thorheiten, oder über das gnädige Air der Herablassung, was das Gefühl eines denkenden edlen Mannes, der nicht von Adel ist, am meisten empört - noch klagen mag, statt zu lachen, beherzige den Spruch eines weisen Dichters:
 Viel Klagen hör´ ich oft erheben,
 Von Hochmuth, den der Adel übt;
 Des Adels Hochmuth wird sich geben,
 Wenn eure - Kriecherei sich gibt.
und es hat sich ziemlich gegeben.“

 

1843

A. Z. (Paris.) In: Der Wanderer, 7. August. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 743] Am Theater Porte St. Martin wurde dieser Tage aufgeführt: ´Leonore,´ Drama in 5 Acten von den Gebrüdern Cogniard, angeblich nach einer Novelle von Henri Blaze, in der That aber nach Bürger's Ballade gearbeitet. Die gespenstige Lenore ist hier die - Tochter des Pastors Bürger, und ihr Bräutigam Wilhelm, der sie um Mitternacht abholt, ist ein Lützow´scher schwarzer Husar, Baron Feldheim. Das Drama schließt mit einer glücklichen Verlobung auf dem Kirchhof. “

 

1843

Kürschner, Gottlieb. Grundriss der allgemeinen Physiologie. Eisenach und Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 112] Kein Thierauge kann eine Stellung einnehmen, bei welchem das Unermessliche, das Messbare und das Maas ihrem wechselseitigen Verhältnisse zeigte. 4) Man hat auch von jeher aus diesem Grunde das Auge, und wegen ihrer freien Bewegungen, die Hand, unter den menschlichen Sinneswerkzeugen ausgezeichnet.

4) Alle Maase sind von Theilen unseres Körpers genommen, Fuss, Elle u.s.w. bezeichnen dieses schon genug, und es ist auch so natürlich, dass Bürger effectvoller den körperlichen Umfang nicht in seiner Grösse anschaulich machen konnte, als durch sein ´drei Männer umspannten den Schmerbauch ihm nicht.´ “

 

1843

Ludwig, Otto. Reden oder Schweigen. In: Urania. Digitalisiert von Google

“[S. 338] Lieber Freund, laß uns nicht um das Wort: die rechte - rechten. Ich meine die Schmiede, aus welcher die Taufzeugnisse der Christenkinder hervorgehen, die in der berühmten Abtei zu St. Gallen das heilige Wasser empfingen. Kennst du nicht den Abt von St. Gallen? - Ein stattlicher Herr, nur schade, sein Schäfer war klüger, als er.
       Den aus Kaiser Rudolf's Zeiten? fragte Hersfeld mit bitterem Lächeln.
      Nun gut, den kennst du. O, sein derzeit fungirender Amtsfolger ist, wie Jener, ein seelengutes, kugelrundes Pfäfflein. Sein Wahlspruch ist: Leben und Leben lassen. Item: er nimmt Raison an.
       Was? Kennst du den Geistlichen in St. Gallen?
       Nicht in specie, aber in genere. Heißt zu Deutsch - um wieder den guten Bürger zu citiren - ich kenne die Pastöre. “

 

1843

a. Theaterbulletin. In: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Nr. 156 vom 7.August. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 1248] Bürger's ´Leonore´ ist unter dem Titel ´Leonore, oder: die Todten reiten schnell!´ auf dem Theater der Porte St. Martin in Paris, als fünfactiges Drama bearbeitet, zur Aufführung gekommen; wird aber von der Kritik derb mitgenommen, namentlich macht man sich über das ächt Deutsche darin lustig.“

 

1843

Weber, Karl Julius. Die Liebe - Der Schluß. In: Demokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen. Fünfter Band. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 49] Statt an das Sakrament der Ehe, denken Alte besser an die letzte Oelung, und von dem Text: ´Seid fruchtbar und mehret euch!` passen bloß noch die Worte: ´Und füllet die Erde!´ Ihr Hochzeitbett ist das Bett des Liebhabers von Bürgers Lenore -
         Vier Bretter und zwei Brettchen. “

 

1843

Baumgarten, Michael. Die Brüder Josephs ziehen [...]. In: Theologischer Commentar zum Alten Testament. Kiel. Digitalisiert von Google

“[S. 336] Die Verbindung zweier identischen Worte oder Sätze ist nämlich nicht eine leere Wiederholung, sondern ein wirklicher Fortschritt, denn die Identität ist nur im Wort, aber nicht im Gedanken. Wenn es heißt: ´hin ist hin, verloren ist verloren´, so setzen die ersten Worte ein Ansich, die zweiten aber die Anerkennung des Ansich, durch welche ein Factum erst für mich wird. Es ist hier mit Jakob ähnlich, wie mit Abraham, als er seinen Sohn schlachten soll.“

 

1843

Schmidt, Jos. Herm. Ueber Scheintod und Scheintods-Häuser. In: Magazin für die gesammte Heilkunde. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 255] [...] wo der Funken selbst seichter Beweisführungen bei 2 - 3 Opponenten, folglich doch immer noch bei einer verhältnissmässig kleinen Parzele der Paderborner Bevölkerung empfänglichen Zunder vorfindet. - Was nun zu thun? Etwa schweigen und denken:
  Wenn dich die Lästerzunge sticht;
  So lass dir dies zum Troste sagen,
  Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
  Woran die Wespen nagen.
Dies ginge wohl, aber es geht nicht: 1) weil das Pronomen der ersten Strophe hier Nebensache ist, 2) weil das Substantiv der letzten Strophe auf Herrn Pieper keine Anwendung findet. “

 

1843

Hillert. [Ohne Titel] In: Kinder-Frühling: Eine Sammlung von Sprüchen und Liedern für das zarte Kindesalter. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 79]  Hurre, hurre, hurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Spinne, Mädchen, lang und fein,
Fleißig, fleißig mußt du seyn.
Alles ist jetzt theuer!

Hurre, hurre, hurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Webe, Mädchen, zart und fein,
Dir ein Kleid aus eignem Lein'
Zu der Osterfeier.

 Hurre, hurre, hurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Frühling ist schon vor der Thür,
Ackermännchen sind schon hier,
Und das Garn ist theuer.

Hurre, hurre, hurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Leinwand kühlt im Sommer fein,
Wäscht sich leichter blank und rein, -
Geht sich's da nicht freier?

Hurre, hurre, hurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!
Fleiß ist guter Mädchen Spiel,
Spinnt man brav, gewinnt man viel,
Spart sich manchen Dreier.   “

 

1843

Anonym. Miscellen und Anecdoten. In: Leipzig-Pariser Moden-Journal, 2. December. Digitalisiert von Google

“[S. 390] (Weimar.) Ein französischer Kritiker schildert bei der Anzeige eines deutschen Buches über Weimar das dortige Treiben der Unberühmten von Heute auf den Gräbern der Berühmten von Ehemals in sehr ergötzlichen Zügen: Jeder Deutsche, der nur ein wenig Literatur im Kopfe und nur etwas Geld in der Tasche hat, hält sich auch verpflichtet, nach Weimar zu pilgern, um dort am ´Grabe der Propheten´ sein Gebet zu verrichten. Die Weimaraner verstehen es, die großen Erinnerungen, die sich an ihre kleine Stadt knüpfen, vortrefflich auszubeuten, und die berühmten Todten kommen den unberühmten Lebenden sehr gut zu Statten. Im Gasthofe zum Erbprinzen, wo wir abstiegen, erbietet sich der Hausknecht, der uns so eben die Stiefel geputzt, uns morgen ´zu Göthe´ zu führen. Er ist ein Bauer aus der Umgegend, der erst seit sechs Wochen in der Residenz sich befindet, aber von dem Dichter spricht, als hätten sie beide zusammen den ´Faust´ gemacht. Im nahen Tieffuhrt zeigt man uns eine Büchse mit drei Vorlegeschlössern, die ein armer Teufel respektvoll öffnet, um uns eine Kugel von Eichenholz zu präsentieren, mit welcher der berühmte Bürger, der Dichter der ´Lenore,´ vor vielen Jahren Kegel geschoben und die er bei seiner Abreise ihrem gegenwärtigen Besitzer, Namens Hemmling, zum Andenken zurückgelassen. Der Schneider, der Schuster, den wir uns in Weimar kommen lassen, sie haben entweder für Göthe, für Schilller oder Herder gearbeitet. Der Schuhmacher Heitmann besitzt sogar noch ein von seinem Vater ererbtes, eigenhändiges Billet von Schiller, in welchem dieser dem Letztern schrieb, welcher Art er seine Stiefel eingerichtet zu haben wünschte. Wollen Sie vielleicht das Billet lesen? Herr Heitmann wohnt hier am Markte, nicht weit vom ´Erbprinzen´ und es ist nur zu verwundern, daß diese kostbare Reliquie bis jetzt den Autographenstöberern entgangen, die auch in Weimar so hitzig hinter den Papierkörben der berühmten Männer her sind.”

 

1843

Anonym. Cupido und die Polizei. In: Pannonia, 17. Jänner, Preßburg. Digitalisiert von Google

“[S. 26]
Der Liebesgott, der geflügelte Amor, spielt auch in unseren Tagen, trotz der Polizei, seine Rolle fort, ja er läßt den Schönen die Polizei oft so liebenswürdig erscheinen, daß sie sich, oder ihre Herzen ohne Sträuben verhaften lassen. Cupido und die Polizei! Gibt es einen grellern Gegensatz? Und doch hat der lose Schelm jüngst nicht nur einen Polizeibeamten, sondern auch der schönen 23jährigen Miß Manners, zu Sidcup in Kentshire wohnhaft und Herrin eines Vermögens von 5000 Pfund, einen Streich gespielt. Miß Manners wohnte im verflossenen Juli zu Carlton einem ländlichen Feste bei, welches Sir Wilson auf seinen Gütern gab. Die Dame war von ihrem Bruder und einigen Freunden begleitet; dieß hinderte sie aber nicht, ihre Blicke verstohlen nach anderen Männern zu richten, und siehe, da gewahrte sie einen wohlaussehenden Polizei-Constabler, der seines Dienstes wartete. Miß Manners warf ihm einige feurige Blicke zu, und da der Polizeimann ein leicht empfängliches Herz hatte, so fing es Feuer. Miß Manners, die sich die Nummer des Polizei-Constablers gemerkt, war kaum nach Hause gekommen, so schrieb sie ihm ein Briefchen auf Seidenpapier, umrändelt mit goldenen Kanten. Der Polizeimann erhielt es, und seitdem flog Amor zwischen ihm und der jungen Dame geschäftig hin und her, bis sie letzthin plötzlich beim Frühstück von ihrer Familie vergebens erwartet wurde. Man drang in ihr Zimmer, sie war verschwunden. Angst und Schrecken bemächtigte sich ihrer Angehörigen, da erschien ein Bote, der einen von Miß Manners eigenhändig geschriebenen Brief brachte, worin sie anzeigte, sie sey mit dem Polizei-Constabler entflohen, jetzt aber schon Frau Polizei-Constabler, da sie soeben in der Woolwich-Kirche mit ihm getraut sey. Der indiscrete ´Globe´ erzählt diese Geschichte, doch gewiß nur in der Absicht, um zu zeigen, daß auch die Polizei Herzen erobern könne.”

 

1843

Brown, Thomas. The Reminiscences of an Old Traveller Throughout Different Parts of Europe, Edinburgh. Digitalisiert von Google

“[S. 43] CHAPTER II.
  Und immer weiter, hop, hop, hop,
  Gings fort in sausendem Galopp,
  Dass Ross und Reiter Schnoben,
  Und Ries und Funken Stoben. - Bürger.
Making a horse gallop in Germany must have been a stretch of poetical fancy on the part of Burger. I never had the good fortune to witness such a feat, although I have heard that this actually has been done in modern times, when German horses were pursuing French cavalry; which proves that they can gallop when it pleases their leaders to let them.”

 

1843

Anonym. Feuilleton. In: Österreichisches Morgenblatt, 7. August, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 376] Theatralisches Bunterlei.
(Bürgers ´Leonore´ auf dem französischen Theater.) Am 21. Juli brachte die Porte St. Martin: ´Léonore, ou les morts vont vite.´ Die ersten 3 Acte dieses Drama's sind wörtlich aus Holtei's ´Leonore´ abgeschrieben, und so weit gefiel das Stück auch; als aber in letzten Acten die schauerlich schöne Handlung der Bürgerschen Ballade in ein flaches Possenspiel ausartete, als Wilhelm, der nicht todt ist, zurückgekehrt, und der wahnsinnig auf dem Kirchhof herumwandernden Leonore einen Brief von sich selbst bringt, worauf sie ihm die sublime Antwort gibt: ´Die Todten schreiben nicht!´ - als sie endlich wieder vernünftig wird, und der alte Major, Wilhelms Vater, auf dem Kirchhofe ihre Verbindung segnet: brach der Unwille des vernünftigen Theiles des Publikums los und gellende Pfiffe erschollen. Die sechzehnjährige Leonore wird von der fünfzigjährigen Mad. Dorval gespielt. Ein Pariser Referent nennt bei dieser Gelegenheit Bürger ´den deutschen V ictor Hugo.´ Du guter Bürger! Diese unverdiente Ehre hast du dir auch nicht träumen lassen.”

 

1843

Fraling. Grundzüge der Entwicklung der deutschen Poesie mit besonderer Rücksicht auf die neueste staatliche Lyrik. In: Mefistofeles, Dritter Theil, Münster. Digitalisiert von Google

“[S. 241] Wieland und die individuellen Gestaltungen seiner Schule concentriren sich vollständig in der Lyrik Bürgers, nur daß hier nebenbei durch Klopstock's Einfluß bisweilen auch eine Flamme des Erhabenen auflodert. Die verschiedenen Elemente in ihr bestehen meist nebeneinander, aber die natürliche antike Anmuth nnd der genialische Rhythmus, durch welchen Bürger seine Produkte zu beleben wußte, gaben ihm den Schein der Einheit. Mit solchen künstlerischen Gaben erwarb sich dieser Mann eine Stelle unter unsern größten Balladendichtern, von denen er Einer der Ersten war, und stimmte sehr wirksam den ursprünglichen Ton des deutschen Volksliedes an, den ein aufmerksames Ohr bei M. Claudius
fand.”

 

1843

Anonym. Rez. Pohl's Archiv der teutschen Landwirtschaft. In: Oekonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, Zweiter Band, Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 719] Und damit ihnen gar kein Zweifel, keine Wahl übrig bleibt, wird ihnen Seite 12 das Bürger'sche: ´Der Mensch muß denken; ohne Denken gleicht der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle´, zugerufen! - Das ist wenigstens ohne Blume gesprochen und allgemein verständlich! Ob aber auch ein schmeichelhaftes Compliment für die Leser?”
 

1843

Malten, H. Mr. Polemik der Beobachtung und Erfahrung. In: Neueste Weltkunde, Vierter Band, Frankfurt a. M. Digitalisiert von Google

“[S. 1] Wenn es in jüngster Zeit besonders die Dichter, und Künstler Englands waren, welche drei bis vier Uebersetzungen auf einmal bei uns, wie überhaupt bei den Continental-Völkern fanden, und den geistigen Futterhändlern, absonderlich den Inhabern von Leihbibliotheken, erklecklichen Gewinn brachten: so möchten es doch die Werke des Ch. Dickens, nicht weil sie fast durchgängig mit Federzeichnungen geschmückt sind, sein, die jenen der Landsleute der W. Scotts, Byrons, Bulwers in Ansehung der weitesten Verbreitung den Preis abliefen. Selbst die trägen Türken, jeglicher socialen Bildung sonst doch so fern, mochten ja nicht ohne Uebersetzung bleiben, wie mehrfach gemeldet ward. Ein Allerwelt-Schriftsteller hat natürlich Leser überall und zu vielen Tausenden. Seltene Vorzüge müssen ihm darum eigen sein, vor Allem seine Beobachtung des wirklichen Lebens, der Menschen, zumal seiner Zeit und zwar heute durch alle Klassen der Gesellschaft, — einwahrhafter Straßenfilosof! ein Lehrer für Jedermann. Er muß ferner bei voller Naivetät von dem Pulsschlag eines warmen Herzens getrieben werden, muß ergreifen, fortreißen, erschüttern. Denn die letzte kritische Entscheidung des Publikums wird nicht vom Verstande, sondern vom Herzen diktirt, und um deßwillen ist bei weitem nicht das Oratorische die glänzendste Seite des besagten, renomirtesten aller neuern Autoren, sondern der Witz, der bei ihm wirklich weit reicht und eben seine Herrschaft zu einer natürlichen, nothwendigen machte.
   Ihn fragt nun wohl nicht leicht ein schwerer Jurist seines Landes, in der Weise wie Göttingens Böhmer weiland den Dichter Bürger: ´Sind Sie der B., der die Quisquilinien geschrieben hat?´ Den ehrsamen Hökern, oder von der Welt abgeschiedenen Pflegern, oder besser Grüblern des alten Rechtes und der Gerichtsordnungen muß Dickens ohne Zweifel ein Gräuel sein; aber sehr mit Unrecht ignoriren, verachten sie ihn in ihrer Gravität, mit der es, was sie freilich kaum ahnen, von Jahr zu Jahr mehr zur Neige geht.”

 

1843

Anonym. Cancan eines deutschen Edelmanns, Zweiter Theil, Leipzig. 

“[S. 67] Und welch schuldlose Mittel gibt er an, der allzeit bereite Freund in der Noth, um Schaden zu verhüten und Zwecke zu erreichen; wie sanft streichelt er mit seiner patte de velours in Kummer und Herzensbangigkeit! Ein Fräulein, das sich die Rabenhaare rauft wie Lenore ums Morgenroth und die Augen aus dem Kopfe weint, wie die Pfarrerstochter von Taubenhain, darf nur das Bändchen einer an Ostern geweihten Wurst im Schuhe tragen, und zeitlich genug noch wird Hochzeit.”

 

1843

Faüst, Franz. Aus den Papieren eines Verstorbenen. In: Das Schicksal, Grätz. Digitalisiert von Google

“[S. 6] Eine pfeifende Kugel weckte mich aus meinen Träumen: ich jagte vorwärts, und während es hinter mir knallte, gings wie in Bürgers Leonore: hopp, hopp, hopp, in sausendem Galopp, daß Roß und Reiter schnoben, und Kies und Funken stoben, auf polnisches Gebieth hinüber nach Neustadt, wo ich abstieg, und in einer Wirthsstube unter den Glückwünschen der Anwesenden, mir den Schweiß von der Stirne trocknete.”

 

1843

Einige Worte über die häufig in öffentlichen Blättern vorkommenden gegen den Adel gerichteten Angriffe. In: Zeitung für den deutschen Adel, No. 003 11.01.

[S. 14] Bedürfte der Adel aber eines Trostes, einer Beruhigung, über die auf ihn gerichteten unberufenen Anfechtungen, so könnte er diese leicht in dem alten, wohlbekannten Spruche finden:
     Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
     So laß es Dir zum Troste sagen:
     Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
     Woran die Wespen nagen!

                  Friedrich v. Sydow”

 

1843

Anonym. Liebe im Souffleurkasten. In: Nürnberger Zeitung (Fränkischer Kurier), 11.09.

“Die Felsenhöhle gähnte sie an, wie ein frischgegrabenes Grab, und Bürgers Leonore auf dem Pferde ihres Bräutigams, als dieser die Fleischmaske von dem grinsenden Schädel riß, war nicht viel schlimmer daran, als Ernestine an der Seite des Furchtbaren, der solchen Männern an solchem Orte gebot.”
 

1843

Anonym. Der große Bandit und der kleine Taugenichts. In: Nürnberger Zeitung (Fränkischer Kurier), 18.06.

“- Glauben Sie das nicht, Fräulein. Gern ließe ich Ihnen ein anderes Pfand zurück; aber hab' ich denn Eins?
- O ja, rief die Meduse und riß mir im Nu meine Mütze vom Kopf.
      Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht,
      Mit Gott im Himmel had're nicht!
Sie kennen doch Bürgers Leonore? Sie war mit blauer Seide gefüttert ... nicht Leonore, sondern meine Mütze und das schmerzte mich.”

 

1843

Alexis, W. Nationalsagen [Rez. mehrerer Werke]. In: Blätter für literarische Unterhaltung, 9. Juli

“[S. 762] Die Grimm'sche Behandlungsart ist maßgebend für fast alle Nationen geworden. Man will überall die Sage dem Spiele der Phantasie und des Witzes entziehen; überall hat man sich bemüht, sie in ihrer Wahrheit und Echtheit aufzugreifen und in der Schrift niederzulegen. Und welcher Gebildete freut sich nicht darüber, wer liest nicht mit Vergnügen diese schlichte einfache Sprache! Aber es ist eine andere Frage, ob diese einfache Sprache wieder zu unserm Volke klingt? Ob diese Auffassung zur Verbreitung und Erhaltung des Märchens beiträgt? Wer weiß nicht jetzt, daß die uralte, überall vorkommende Lenoren-Sage durch Bürger nicht gewonnen hat, daß er das einfache, schöne Naturkind von den schnell reitenden Todten, bombastig in unserm Sinne und mit einer ethischen Tendenz verarbeitet hat, welche schnurstracks dem alten Geiste entgegen ist. Und doch ist diese Lenore auf den Flügeln der Morgenröthe durch die ganze Welt geflogen, und nur wir ästhetische Antiquare suchen nach den alten Tönen, und berauschen uns an den Naturklängen der alten germanischen, celtischen und gräkoslawonischen Lieder von der treuen Liebe, die es auch im Grabe bleibt. Das Volk, was wir so nennen, nicht. Das freut sich der recht gräßlichen, klappernden Hu-hu-Töne, und der dicken schwarzen Farben, mit der Bürger die Nacht malt. Dieser Dichter ist es, der die uralte Sage wieder lebendig gemacht hat. Sollen wir ihn darum schelten? Die Lenore kennt Jeder, in Hütten und Palästen, das Bruchstück vom alten deutschen Liede steht in ´Des Knaben Wunderhorn´ vergraben.”
 

1843

Anzeige. In: Grazer Zeitung 12.4.

1843 Grazer Zeitung 12 04

1843

Anzeige. In: Vereinigte Laibacher Zeitung 4.5.

1843 Vereinigte Laibacher Zeitung 04 05

1844

Brederlow, Friedrich C. G. Der Hainbund. In: Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Literatur. Band 2.

“[S. 201] Außerdem ward durch Bürger das Sonett mit seinem geheimen Zauber bei uns wieder geweckt. Am größten war er aber als Romanzen- und Balladendichter; nächst der Lenore, dem Vollendetsten, zeichnen wir aus: den wilden Jäger, den Raubgraf; Suschen's Traum; der Kaiser und der Abt; die Weiber von Weinsberg; Lenardo und Blandine; den braven Mann; den Bruder Graurock und die Pilgerin; die Entführung; des Pfarrers Tochter von Taubenhain.
   Früher galt Bürger eine Zeitlang geradezu als der beliebteste und größte Dichter des Volks; man war überrascht, und selbst die ernsteste Kritik gestand ihm zu, daß jedes Gedicht mit dem sichersten Griffe aus dem Mittelpunkte gehoben; daß Alles einzig gedacht, empfunden, gesagt und daß der Ausdruck dem Gedanken nicht angepaßt, sondern angeschaffen sei. Bürger selbst hatte auch die seltene Freude, auf einer Reise in die Heimath in einer Bauernstube seine Lenore unter dem lautesten Beifalle der ländlichen Zuhörer vom Schulmeister vorlesen zu hören.
   Schiller allein ließ sich nicht blenden; er vermißte in allen Bürger'schen Gedichten den milden, sich immer gleichen, immer hellen männlichen Geist, der eingeweiht in die Mysterien des Schönen, des Edlen und Wahren zu dem Volke bildend niedersteigt, aber auch in der vertrautesten Gemeinschaft mit demselben nie seine himmlische Abkunft verleugnet. Schiller tadelte an Bürger, daß er sich nicht selten mit dem Volke vermische, zu dem er sich doch nur herablassen sollte, und anstatt es scherzend und spielend zu sich hinaufzuziehen, gefalle es ihm oft, sich ihm gleich zu machen; er vermißte die Ideale, die große, aber unentbehrliche Kunst, das Vortreffliche seines Gegenstandes von gröbern und fremdartigen Beimischungen zu befreien; seine Muse sei oft zu gemein sinnlich und seine Schönheit trete nur einher als üppige Jugend, als volle Gesundheit und sinnliches Wohlleben; selten sei ein Gedicht gesäubert und die schlimme Region des Wüsten bleibe nicht unbetreten. — Durch solche Kritik des idealen Schiller wurde Bürger höchst erbittert, da er durch die laute Sensation, welche seine Gedichte im Volke machten, eine hohe Meinung von seinen Dichtungen hatte, und schimpfte auf seine Weise, wodurch gerade der Schiller'sche Ausspruch am besten bestätigt wurde:
    Dies Sprüchelchen hat Gold im Munde:
    Weicht aus dem Recensentenhunde! —
geschweige des saubern Gedichts, worin er das Ideale karrikirt [Der Vogel Urselbst];
   Bürger stand wirklich eine Zeitlang sehr hoch; nur ein Schritt noch und er wäre zu den Stufen der Vollendung gelangt; aber leider hielt er sich nicht lange auf der Höhe, die sein Genius, durch Herder entstammt, erreicht hatte und die das Großartigste erwarten ließ.

[S. 203] Zugleich auch wollte Bürger ein Volksdichter sein; das war sein Ideal; er hielt die Popularität für das Siegel der Vollkommenheit eines poetischen Werks; er wollte diese Kunst nicht in enge Zellen gezogen, nicht für einzelne Stände, am wenigsten für die Gelehrten geschaffen, sondern auf dem großen, weiten Markt des Lebens, mitten im Volke gelassen wissen; dort allein suchte er auch die Musterstücke seiner Naturdichtungen; die sogenannte höhere Lyrik ließ er laufen, wohin sie wollte, wie er sich ausdrückte; er hielt sich an das wahre Volkslied, nachdem die dunkle Neigung zu dieser Poesie Herder in ihm belebt hatte und er nun unermüdet auf Wiesen und Bergen, auf Bleichen und Spinnstuben, auf Jahrmärkten und Kirchmessen, im Wirthshausgewühl und einsamen Orten sich unter das Volk mischte. [...]
   So lange sein Dichtergeist in voller Jugendkraft glühete und sein poetischer trefflicher Hainbundsumgang erhebend auf ihn einwirkte, erkannte er auch das wahre Wesen der lyrischen und epischen Volkspoesie; da waren seine Lieder sinnlich wahr, kräftig und frisch, klar, oft zärtlich, immer bieder und treuherzig, unübertroffen in dem popularen, natürlich fallenden, verführerisch singenden, sinnlich schönen Verse, mit dem volksthümlichsten Reime, mit klingender Assonanz und Alliteration; da zeigte er den Schmelz einer lebendigen Ächtheit, die deutsche Mischung von derb und schlank, grob und graziös, was bei keinem Dichter wieder in dem Maße vorgekommen ist. Als Bürger's Lebensblüthe im Sturme der Verhältnisse verwelkte, da ging auch seine dichterische Begeisterung unter und mit diesem Verluste büßte er auch seine klare Erkenntniß dessen ein, was wahre Volkspoesie sei.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1844

Grün, Karl. Schiller als Kritiker. In: Friedrich Schiller als Mensch, Geschichtschreiber, Denker und Dichter.

“ [S. 351] Die berühmte und berüchtigte Rezension der „Bürger'schen Gedichte" stand 1791 in der „Allgemeinen Literaturzeitung" und war im Jahre vorher niedergeschrieben worden. Sie fällt also in die Zeit, in welcher Schiller den großartigen Reinigungsprozeß mit sich vornahm, sich durch ästhetische und philosophische Studien zu der idealen Höhe zu erheben, auf der ihm einzig der Odem ächter Kunst zu wehen schien. Von solch' hohem idealischem Standpunkte fiel ihm denn das Unkünstlerische, Platte in Bürger's Gedichten allzusehr auf, oder er vergaß wenigstens über diesen Mängeln, den tiefen, poetischen Fonds, das Bleibende in Bürger in das rechte Licht zu stellen. Die Kritik ist negativ, sie läßt blos fallen; das Lob, das sie ausspricht, sieht wie erzwungen aus und als ob es nur zur Beschönigung des wegwerfenden Urtheils ausgesprochen wäre. Dies ist der Mangel der ganzen Rezension; nicht das Negative ist falsch, sondern das Positive fehlt.

[S. 352] Die Spitze der Kritik, die man freilich nur dem reinen, hochsittlichen Schiller verzeihen kann, ist der Schluß ad hominem, „daß der Geist, der sich in diesen Gedichten darstelle, kein gereifter, kein vollendeter Geist sei, daß seinen Produkten nur deshalb die letzte Hand fehlen möchte, — weil sie ihm selbst fehle."
     Diese Lizenz geht über die Befugniß jeglicher Kritik hinaus und was aus solchem Rechte der Besprechung werden kann, hat uns die widerliche Kritik und Antikritik anno 1835 und 36 gezeigt. Die Person des Dichters muß unantastbar bleiben.

[S. 354] Noch elf Jahre nach der Erscheinung seiner ersten Kritik bei Gelegenheit ihrer Aufnahme in die „kleinen prosaischen Schriften", bemerkte Schiller, er könne auch noch jetzt seine Meinung nicht ändern, aber er würde sie mit bündigern Beweisen unterstützen; denn sein Gefühl sei richtiger gewesen als sein Raisonnement. Daran aber, daß man Schiller's idealen Standpunkt adoptirend, in die wirkliche Welt der Poeten herabsteigend, aufzuzeigen gesucht hätte, inwiefern in Bürger der ächte, wahre, ideale Dichter obwalte, und inwiefern er unter jenes Ideal herabsinke, daran hat Niemand in diesem Streite gedacht. Blieb der persönliche Bezug weg, so konnte der Schiller'sche Tadel, mit dem entgegengesetzten Lobe verbunden, selbst den empfindlichen Dichter nicht mehr kränken; wohl aber zu ernstester Besinnung bringen. Uebrigens wäre unserer Zeit eine Kritik mit der hohen Idealität des Standpunktes, wie Schiller ihn in sich trug, außerordentlich wohlthätig. Leider wäscht bei uns eine Hand die andere, oder sie kratzt sie!“

Schiller als Kritiker in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1844

Grün, Karl. Schiller´s Biographie bis zum Antritt der Jenaer Professur. In: Friedrich Schiller als Mensch, Geschichtsschreibner, Denker und Dichter. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 63] Betrachten wir einen Augenblick die Schiller'sche Jugend, die für den Dichter so ungünstige Geburt in einem würtembergischen Städtchen, den ersten Unterricht in einem dito Gränzdorfe; die schroffe Behandlung, die ihm der alte Jahn zu Ludwigsburg angedeihen ließ; die triste Traktirung der Tristien und der Aeneide; den gezwungenen Eintritt in die Karlsschule, der mit der Entsagung seines Lieblingswunsches, der Theologie, verbunden war; die militärische Disziplin der Zöglinge, die mit ´Marsch!´ zum Frühstücke, mit ´Halt´ und ´Fronte!´ zum mittäglichen Kinnbackenmanöver kommandirt wurden; sehen wir einen nach Freiheit lechzenden Geist und eine in's Ungeheure strebende Phantasie acht lange Jahre hindurch in diesem Kerker, die acht schönsten Jahre des Lebens: so müßte man blind sein, um hierin nicht den zureichenden Grund für die dem Dichter später mangelnde Realität zu erblicken, die ihm bis zum ´Don Karlos´ mit Recht abgesprochen wird. Eine Phantasie, die bis zum Mannesalter gezwungen worden, in die leere blaue Luft hineinzubauen, muß wol Zeit haben, um sich mit der fest und sicher ruhenden Erde vertraut zu machen. — Und nun einen Blick auf Göthe! Auf dem breiten, bequemen Boden einer deutschen Reichsstadt, dem alten Krönungsorte der Cäsaren, umgab seine Kinderjahre all der großartige Prunk deutsch-römischer Vergangenheit. Erzogen in einer Familie, die seiner erregbaren Phantasie den größtmöglichen Reichthum an Anschauungen und Vorstellungen aus Kunst, Literatur, Leben und Verkehr verschaffte, erhielt zugleich sein Aeußerungstrieb ungezählte Gelegenheiten, sich zu offenbaren, verknüpft mit der wohlthätigsten Anerkennung und Weiterförderung. Keine Gränze als ein patrizisches Wohlverhalten, das die Jungen früh in die Kreise und Freiheiten der Alten aufnimmt! Welche Basis! Und nun die akademische Zeit zu Leipzig, wo er in goldner Freiheit lernte und genoß und keins über dem andern gering zu schätzen brauchte. Er hatte gut kurze, pointirte Briefe schreiben, die einmal als Curiosa den Umgang in allen Journalen hielten, er konnte wol in frühster Jugend jenen spätern Vers fühlen:
  ´„Mich ergreift, ich weiß nicht wie,
    Himmlisches Behagen´ —
während Schiller in seinen Briefen aus der Karlsschule lang aufstöhnte: ´O Karl, wir haben doch eine ganz andere Welt in unsern Herzen, als die wirkliche Welt ist´, während er einen seligen Augenblick in Gohlis, der ihm die Thräne der ´Freude´ entlockte, mit der ´Resignation´ theuer genug bezahlte, während er selbst in den Scherz noch Sarkasmen verbarg, die aus der Asche vieler Lebenshoffnungen aufkeimen mußten: ´Meine Seele wird getheilt, ich stürze aus meinen idealischen Welten, wenn mich ein zerrissener Strumpf an die wirkliche mahnt.´
   Was will ich mit dieser Parallele? Das Schicksal oder die Vorsehung meistern, daß sie uns eine Dichternatur in ihrer Entwicklung hemmen zu wollen schien, deren wir so sehr bedurften in unserer damals noch armen Literatur? Nein, ich will zeigen, daß die Natur von Grund aus, man möchte sagen von Haus aus, mit Schiller'n etwas Anderes vorhatte als mit Göthe'n, daß sie aus dem Unglücke seines Lebens, aus dem Zwiespalt seiner Seele, einen andern providenziellen Nutzen ziehen wollte, als aus dem einheitvollen Göthe.
   Bürger singt:
   ´Wer das Wenn und das Aber erdacht,
   Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht;´
man könnte aber auch behaupten, daß dieser unglückliche Philosoph grade das Gegentheil, nämlich aus Gold Häckerling gemacht hat, aus dem Golde der Naturwahrheit und ewigen göttlichen Vernunft den Häckerling seines ungenießbaren, verstümmelten Menschenverstandes. Man möchte überhaupt sich die Ohren verschließen, wenn man jene Afterweisen sprechen hört: Hätte doch jener Mann diese Entwicklung gehabt, hätte doch diesem Geiste jenes Ereigniß unter die Arme gegriffen! Was die Freiheit des Genius aus den von außen andringenden Nothwendigkeiten macht und bildet, das war der Wille der Natur und Gottes; jene Hypothesen hingegen sind die schaalste Erfindung der vor der Wirklichkeit sich fürchtenden Gedankenlosigkeit. Halten wir uns an's Gegebene! Gott läßt Großes genug wachsen und Schönes genug blühn, daß wir nicht nöthig haben, den Hirngespinnsten Derer nachzuhängen, die ihm so oft und eben so linkisch in's Handwerk pfuschen.
   Der Zwiespalt zeichnete den größten Theil der Schiller'schen Entwicklung, und zwar der klaffendste, den es geben kann, der alte paradiesische Bruch zwischen Geist und Materie, zwischen Denken und Empfinden, zwischen Allgemeinem und Besonderem, nicht etwa jene künstliche und künstlerische Theilung auf dem ungetheilten Grunde des Kunstbewußtseins, wie sie jeder Künstler und Dichter halb wissenlos vornimmt, sondern der alte adamitische Streit zwischen dem Himmel und der Erde, zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen, den zwar Benedikt Spinoza, heiligen Andenkens, glorreich schlichtete, der aber seitdem sein Haupt auf´s Neue erhob und als Hydra der neuen Zeit die beklagenswerthesten Opfer verlangte. Schiller, von frühester Jugend an durch Schicksalsfügung der schönen, erfüllten Realität beraubt, suchte sie mit einer Andacht und Inbrunst, die man sonst nur der ersten Liebe zu weihen pflegt, die Welt konkreter Einzelheiten war seine Gefeierte, seine Laura, seine Braut, aber seine ungekannte, niegesehene Braut, die weit hinter den Bergen wohnte, und nie Brief und Zeichen von sich gegeben hatte, ob sie seine Liebe erwidre, an die aber der Getreue glaubte, wie Magdalene an ihre Heiligung.“

 

1844

Schröer, Tobias Gottfried. Gottfried August Bürger. In: Geschichte der deutschen Poesie in leicht faßlichen Umrissen für die reifere Jugend beiderlei Geschlechts. Zweiter Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 30] Zwei Jahre hindurch that dieses Weib durch ihre schamlosen Sitten Alles, was seine Ruhe und Ehre kränken konnte, er trennte sich von ihr und lebte noch zwei kummervolle Jahre, bis ihn der Tod von der Last des Lebens befreite. So endete ein deutscher Dichter, der in bessern Verhältnissen sich zu einer Höhe geschwungen hätte, auf welcher er neben Sch iller und Goethe stehen konnte. Freilich hat er sein Elend selbst verschuldet, allein es ist doch himmelschreiend wie die reichbepfründeten und reich beseiteten geistlichen und welllichen Räthe und Professoren der Göttinger Universität, einen solchen Mann so im Elende verkommen lassen konnten! War er doch sonst bieder und rechtschaffen, und was er verschuldet Folgen des Leichtsinnes und der Schwäche. Und welch´ ein reiches Gemüth, welch´ ein klarer und starker Geist weht in seinen Gedichten, welche Wahrheit, welches Leben! Vernimmt man, wie schwer und besonnen, immer feilend und nach der höchsten Vollendung des Ausdrucks ringend er gearbeitet, so begreift man nicht, wie so natürlich, so unmittelbar aus dem Herzen der Born seiner Poesie quille! Ueberdieß ließ er sich die Mißgriffe des Hainbundes nicht zu Schulden kommen, indem er, obgleich ein Bewunderer der Griechen (er übersetzte auch Homer), sich doch nicht mit griechischem Versmaße abquälte, nicht Pindar´n in überschwenglichen Oden nachflog, auch nicht im Ossianischen Nebel herumtappte, oder regellosen Bardengesang anstimmte und Worte statt Empfindungen und kalten Verstand an der Stelle des Gemüths sprechen ließ. Er wollte nicht für die höhern gebildeten Stände allein, er wollte für alles Volk singen; auf den Markt des Lebens trat er hin mit seiner Harfe und sang dem Volke Leid und Freud, wie es seine Brust durchzuckte und nie langweilt bei ihm das Lehrhafte, weil es ihm nie an Bild und Gleichniß gebricht, das Wort zu beleben und lebend vor Phantasie und Aug´ zu führen. Darum sind seine Lieder, die er der deutschen Natur selbst abgelauscht, so frisch und sinnlich und tragen wie einst die Minnelieder und alten Volksgesänge das Gepräge ihrer Zeit und der Nation an sich. Will er aber einmal durch sein Spiel zugleich belehren, so geschieht dies, wie etwa in folgendem Gedichte [Blümchen Wunderhold]

[S. 34] Ist es nicht ganz episch, was der Dichter uns hier von einem Blümchen singt, so daß man erst in der letzten Zeile, mit dem letzten Worte gewahrt, daß es eine Allegorie, eine im Bilde Lehre sei? Den Begriff der Bescheidenheit poetisch aufgefaßt so zu geben, daß es mehr ergötze als belehre war seine Aufgabe wie trefflich hat er sie gelöst; ja wir wüßten kaum ein ähnliches Gedicht der Gattung in der ganzen deutschen Poesie aufzuweisen, wofern man nicht die Allegorien einiger neuerer Dichter in die Wagschale will werfen, die in einer vornehmen Sprache ein prächtig ausgeschmücktes Gleichniß ausmalen, das nur der scharfsinnigste Kopf zu entrathseln weiß. Zu dem erzählenden Tone, in welchem das Lied wahrhaft musikalisch fortklingt, kommt noch die milde Ruhe und die besonnene Klarheit, wie sie in den besten Stunden des Dichters, wo er sich seinen Sorgen und seinem Gram entrungen, über ihn und seine Schöpfungen kam. Einfach lieblich wie Blümchen Wunberhold selbst ist die Darstellung und Redeblumen sind gerade so viel angewandt, als zur Erhöhung lebendiger Anschauung nöthig ist. Hohes Interesse gewinnl das Lied in den letzten drei Strophen, wo ihn das Gefühl, das tiefst Gefühl ergreift und er seiner geliebten Gattin gedenkt, die auch das Blümchen Wunderhold besessen, so daß uns der Sänger mit einer Thräne im Auge am Schlusse des Gedichtes verläßt.

[S. 36] Doch nicht nur als Lyriker, mehr noch als Epiker steht Bürger unter den Meistern des deutschen Gesanges. Zu einem vollständigen Epos ist es wohl und konnte bei ihm, der so wenig Zeit sich zusammenfand, nicht kommen, nur die Ballade und Romanze bearbeitete er und zwar mit einer Meisterschaft, die ihn über alle Göttinger Freunde erhob.

[S. 37] Seine erste Ballade, wodurch Bürger bei den Göttinger Freunden und bald in ganz Deutschland ungemeines Interesse verbreitete, war Leonore, ein wahres Drama im Kleinen, worin die Erzählung ohne je die Einheit des Stoffs zu stören, bis zu ihrem Ende unaufhaltsam fortschreitet und Alles angewendet ist unsere Phantasie mitten in die Begebenheit zu versetzen, Mitleid und Furcht, Schrecken und Entsetzen zu erregen. Unter allen seinen Balladen hat aber den meisten poetischen Werth: der wilde Jäger. Schon der Stoff ist hoch poetisch, da er die Idee einer bösen und guten Natur im Menschen unter der Person des wilden Jägers vorstellt und dazu ist die Gestalt, (gleichsam der Träger der versinnlichten Idee) aus dem Bereiche des alten Volksglaubens genommen; denn wer kennt nicht den wilden Jäger? und die Phantasie des Lesers wird sogleich beschäftigt das Bild zu verfolgen, welches ihr aus den Erzählungen der Amme noch erinnerlich ist. Auch hier ist volles, kräftig fortschreitendes dramatisches Leben. Wie ergreifend ist die Darstellung des göttlichen Gerichts, das den Ruhelosen am Ende ereilt; denn wie vor einem Gewitter alles Leben aus der Natur zu weichen scheint und eine lange Stille sich über alle Welt verbreitet, so verstummt hier plötzlich das Jagdgetümmel; wie von unsichtbaren Gestalten ergriffen erstarren Graf und Begleiter und wir werden von unheimlicher Bangigkeit mit ergriffen, bis endlich das Gewitter losbricht und ihn dahinreißt in die Hölle.
    Haben wir uns nun an den Vorzügen dieses Dichters geletzt, so ist's doch auch nothwendig, um nicht falschem Geschmacke Vorschub zu leisten, die Schattenseite seiner Poesie zu zeigen. Diese besteht zuerst in einer Ungleichheit der Darstellung und in ganz unschönen Ausbrüchen des Affekts und der Leidenschaft; Mängel, die sich aus seiner Lage, worin er gar selten Herr seiner selbst war, und seinem gereizten Gemüthe herschreiben. Daher kam es denn auch, daß er bald von der höchsten Höhe und Bedeutsamkeit, zur gemeinsten Niedrigkeit und Plattheit herabsinkt und daß sich mitten unter Meisterwerken manch leichtfertig hingesudeltes Machwerk befindet. Dahin gehören unter andern die Menagerie der Götter, Frau Schnips, Fortunens Pranger u. dgl. m., die leider von manchen seiner Verehrer und vom Volke fast eben so freudig aufgenommen wurden, wie seine Leonore und Blümchen Wunderhold. Solche Mißgriffe that er wohl meist nur unbewußt, allein auch mit völliger Besonnenheit hat er Manches d arum verfehlt, weil er das Poetische bei einzelnen Individuen im Volke suchte, nicht wissend, daß das Volk nur in Masse und in seiner gesammten Erscheinung poetisch sei. So bildete er gleich denjenigen niederländischen Malern, die ihre Darstellungen aus dem gemeinen Leben nicht zu idealisiren verstanden und in seinen Weibern von Weinsberg, seiner Pfarrer´s Tochter von Taubenhain, in manchen seiner schönsten Lieder und Balladen sind solche Gemeinheiten, die das ganze Gemälde entstellen. Deßgleichen hat er dem herrschenden Volksgeiste zu Liebe, gerne den epischen Ernst in Spaß verwandelt, und mußte so die große Wirkung der Romantik, die wohl Spiel und Scherz, doch nie gemeinen Spaß duldet, verscherzen. Alle diese Fehler hat Schiller in einer ausführlichen Recension gerügt und gründlich nachgewiesen und es gehörte mit zu den bittersten Kränkungen, die Bürger in seinem Leben und eben damals (1791) erfahren, mitten unter den Huldigungen und Lobpreisungen von ganz Deutschland, eine solche Stimme zu vernehmen.”

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1844

Anonym. Bürgers Lenore. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Stuttgart und Tübingen.  Digitalisiert von Google

“[S. 126] Es wäre doch sonderbar, wenn — doch halt; ich will euch etwas von meiner Bekanntschaft mit einem Manne erzählen, der in seiner Art auch Geisterseher war, und von dem wir das wunderbarste und schauerlichste Lied haben, das je unter dem Monde gesungen worden ist, ein Lied, das vollkommen würdig ist, von jenen klapperdürren Gesellen gelallt zu werden, die ihre mitternächtlichen Tänze auf den kleinen Hügeln unseres Gottesackers ansführen. Ihr kennt doch Bürgers Lenore?" — „Ei freilich! wie sollten wir nicht!" riefen beide Mädchen, und Cäcilie sezte hinzu: „Ich spiele sogar die alte Melodie von Rollins." — „Keine Melodie der Welt," rief der Kreishauptmann, „paßt dieser Ballade vollkommen an. Ich möchte die Töne kennen lernen, die diesen entsetzlichen Grabesspuck würdig einleiten und weiter führen. Für dieses Lied wüßte ich keine. Ich halte mich an jene leise hingesummte, bruchstückweise vorgetragene Melodie, die ein alter blinder Schäfer sang, aus dessen Munde auch Bürger die Weise vernahm, und von der er behauptete, sie habe die ganze Ballade mit all ihrem Liebeswahnsinn und Grabesschrecken in ihm erschaffen. Wie dem auch sey, so war der Blinde eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung, wenn man ihn nicht mit Bürgers Augen ansah. Es war ein kleiner verkrüppelter Mann, der zur Messezeit die umliegenden Dörfer besuchte, wo er seine Lieder sang, die sich alle durchaus nicht vom gewöhnlichen Schlage schlechter Bänkelsängerlieder unterschieden, nur das Eine ausgenommen, von dem ich eben spreche.“

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1844

Wagner, Rudolph (Hg). Samuel Thomas von Sömmerring´s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Erste Abtheilung. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[S. 40] Pempelfort den 22. Mai 1786.
[...] Also, lieber Sömmerring, wenn etwas zwischen uns getreten ist, so entdecken Sie mirs ohne längern Verzug mit deutscher Freimüthigkeit. Daß Sie nicht verreist sind und sich wohl befinden hörte ich von Bürger.

Leben Sie ferner wohl. Ich bleibe Ihr aufrichtiger Freund F. H. Jacobi “

 

1844

Oppermann, Heinrich Albert. Schöne Literatur.  In: Die Göttinger gelehrten Anzeigen [...]. Hannover. Digitalisiert von Google

“[S. 77] Man bediente sich in späteren Zeiten wohl des Wortes ´unser Musenalmanach´, die größte Schmeichelei, die ihm werden konnte, einer Anerkennung, die sich Bürger erst dann zu erfreuen hatte, als er nach langem Jammer 1789 ertraordinairer Professor geworden war. Bürger's Leonore wird zwar auch in den G. A. 1773 S. 106 und 887, 1774 S. 4 beiläufig erwähnt, so wie sein Name bei den Anzeigen der verschiedenen Jahrgänge des Musenalmanachs genannt; das ist aber auch alles, bis auf eine Anzeige seiner Gedichte 1789 S. 1089. Übrigens erhielt Bürger, der die funfzigjährige Stiftungsfeier durch seinen Gesang verherrlicht, neben Dorothea Schlözer u. A., ein Doctordiplom der philosophischen Facultät. — Bürger, der an der Bibliothek der schönen Wissenschaften, am deutschen Merkur, deutschen Museum, Journal von und für Deutschland, den politischen Annalen, der allgemeinen deutschen Bibliothek und der allgemeinen Literaturzeitung Mitarbeiter war, wurde von den G. A. zur Mitarbeit nie aufgefordert. Ob Heyne oder die Societät die Schuld davon tragen, wissen wir nicht. “

 

1844

Geldern. Rez. Hölty. Roman von Friedrich Voigts. In: Zeitung für die elegante Welt.  Digitalisiert von Google

“[S. 793] Wie kann ein schwärmerischer Pastorsohn, dem man schon auf der ersten Seite die Schwindsucht ansieht, und dessen Tod auf der letzten Seite man gleich bei seinem ersten Auftreten prophezeiht, der nur räsonnirende Bundesgesellschaften besucht, Gedichte schreibt und aus dem Englischen übersetzt, wie kann der der Held eines Romanes sein? Ueberhaupt sind die meisten deutschen Dichter mit ihren fast immer nur innerlichen, an Ereignissen so armen Leben dafür verdorben, um wieviel mehr erst Hölty, der arme, nur kranke, nur gemüthliche Dichter. Bürger, der frische, freie, der für seine unglückselige Liebe sich in einen offnen Kampf mit der Welt und ihren Institutionen eingelassen, Bürger wäre wohl ein dankbareres Sujet gewesen.“

 

1844

Waldschütz, Johann Nepomuk. Rezension Bürgers sämmtliche Werke, Wien. In: Zuschauer. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben. (Sammlung Helmut Scherer)

“[S. 1052] Am 18. Juni 1844 war es ein halbes Säkulum, daß der Engel des Todes seine Schattenfittige über G.A. Bürger breitete; ein halbes Säkulum, daß jener Mann seine Augen zum ewigen Schlummer schloß, der, Liebling der Musen, für sein Volk und seine Zeit gewirkt, dessen Werke, einerseits vergöttert, andererseits mit scharfem Tadel verfolgt, im Herzen seiner Nation einen Wiederhall gefunden haben, der nicht verklingen wird, so lange die Liebe für deutschen Gesang noch glüht.
  Bürger war ein würdiges Glied jener schönen Kette edler Geister, die, in voller Jugendkraft und Herzensblüte vereint, das Reich der Poesie heimisch machten auf deutschem Boden. Göthe sagt von diesem Bündnisse:
  "Die beiden Grafen Stollberg, Bürger, Voß, Hölty und Andere waren im Glauben und Geiste um Klopstock versammelt, dessen Wirkung sich nach allen Seiten hin erstreckte." - - Bürger war einer der gewaltigen Geister jenes Bruderbundes, einer jener Auserwählten, die - was ihm freilich von mehren Seiten zum Vorwurf gemacht wurde - ihren größten Ruhm darein setzten, ein Volksdichter zu seyn. Wenn ihm namentlich Schiller in seiner Recension den Vorwurf machte, daß er es nicht verstände, zu idealisiren; wenn er endlich in die Worte ausbricht: Bürger´s Muse hat einen zu sinnlichen, zu gemeinsinnlichen Charakter; Liebe ist ihm selten etws Anderes, als Genuß oder sinnliche Augenweide; Schönheit oft nur Jugend, Gesundheit, Glückseligkeit und Wohlleben," so kommt der größere Theil dieses harten, wenn auch eben nicht ganz unbegründeten Tadels vielleicht auf Rechnung der Individualität Schillers im Gegenhalte zu Bürger. Dieser glaubte nur dadurch dem Volke verständlich zu werden, wenn er sich zu ihm herunterließe, wenn er so spräche und schrieb, wie es das Volk zu hören und zu thun gewohnt ist, während jener, in den lichten Räumen der erhabensten Poesie thronend, mit schöpferischer Hand das Volk zu sich emporzuheben bemüht war. Der eine idealisirte fast zu viel, während der andere der Wirklichkeit zu großen Spielraum ließ, und hierin mag der Grund liegen, daß die beiden großen Geister sich nicht ganz verstanden, sich nicht mit jener Schonung und Zartheit umschlungen hielten, die nur aus gleichem Streben und gleichem Wirken hervorgeht.
  Wenn Schiller gegen Bürger´s hastige Bilderjagd zu Felde zieht und ihn wegen häufiger Anwendung von Flickworten, wie : "Klinglingling, Hopp, Hopp, Hopp; Huhu, Sassa" u.s.w., scharf und unnachsichtlich geißelt, so muß der unbefangene Beurtheiler dieser Ansicht beistimmen, und seine Meinung dahin aussprechen, daß diese Auswüchse der Bürger´schen Muse vielleicht nicht so sehr auf Rechnung einer gewissen Formlosigkeit und Leichtfertigkeit im Produziren - denn bekanntlich legte eben Bürger sehr oft die emsigste Feile an seine Werke, bevor er sie der Öffentlichkeit übergab - als auf das einseitige Streben, um jeden Preis die Sprache des Volkes zu reden und sogar ihre Unförmlichkeiten in seine Poesien aufzunehmen, gesetzt werden müssen. Nicht unberücksichtigt darf hierbei gelassen werden, daß Bürger in sehr drückenden Verhältnissen lebte, und jede Gelegenheit, ein Produkt seiner Muse in die Welt zu schleudern ergreifen mußte, um nur das Nöthigste für sich und seine Familie zu erwerben.

[S. 1053] Ein unbestreitbares Verdienst um den deutschen Parnaß erwarb sich Bürger dadurch, daß er das vergessene und nach einseitigen Vorurtheilen lange verachtete Sonett wieder zu Ehren brachte, und wenn Schiller sagt: "Bei seinen Sonetten, Mustern ihrer Art, die sich auf den Lippen des Deklamators in Gesang verwandeln, wünschen wir mit ihm. daß sie keinen Nachahmer finden möchten, der nicht gleich ihm und seinem vortrefflichen Freunde Schlegel die Leyer des pythischen Gottes spielen kann" so ist das eine Huldigung, die um so viel mehr Werth hat, wenn man erwägt, wie strenge eben Schiller über Bürger´s Leistungen geurtheilt.

[S. 1054] Nein, es war kein unverdienstlicher Versuch, dem biedern Bürger in einem neuen Kleide der Welt wieder vorzuführen, auf daß er die Herzen der Enkel, wie einst jene ihrer Großväter, erfreue und erquicke!”

Die vollständige Rezension in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1844

Schlosser, Friedrich Christoph. Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs. Vierter Band, Heidelberg Digitalisiert von Google.

“[S. 15] Um die Zeit, als der Don Carlos erschien und Schiller gegen einen armseligen Jahrgehalt seine Wohnung nach Jena verlegte, war er schon als lyrischer Dichter allgemein anerkannt und hatte schon alle Dichter der Klopstockschen und Gleimschen Schule durch seine philosophische Lyrik verdunkelt. Bürgen, den Schiller wohl etwas zu hart beurtheilt hat, war vielleicht in einem gewissen Sinn mehr eigentlicher Volksdichter als Schiller; aber Niemand verstand besser als Schiller ein gemüthliches, schwärmendes Volk durch philosophische Dichtung zur Welt der Ideen zu erheben. Dieser Punct ist für den Fortschritt der Nation zur Zeit der französischen Republik und des Kaiserthums besonders wichtig, weil durch Schillers Gedichte die ganze Nation für Philosophie und Idealität zu einer Zeit geweckt ward, als die Idealphilosophen in den Schulen den Gelehrten die Mangelhaftigkeit aller seit Aristoteles erfundenen Systeme bewiesen. Das ganze deutsche Leben ward, wie wir aus der Erinnerung wissen, von innen ans in eine lebhafte Bewegung für alles Ideale gebracht, von der man in der ganz auf das Reale und Materielle gerichteten frühern Zeit, die in unsern Tagen wiederzukehren scheint, auch nicht einmal eine Vorstellung hatte

[S. 167] Zu den Verbündeten in Göttingen, den keuschen und reinen Dichtern, welche den empfindsamen Dichter der Messiade als Vehrer, Führer und Haupt erkannten, gehörte Bürger im eigentlichen Sinne nicht, obgleich er damals, schon im Amte, von ihnen als Dichter freundlich begrüßt ward. Er hatte das Unglück gehabt, in Halle von Klotz beschützt und der Schaar seiner Clienten einverleibt zu werden, er ward also zu dem schmählichen Wandel, den Klotz mit seinen jüngern Freunden führte, gewissermaßen getrieben. Dadurch ward die Nation um den einzigen Mann betrogen, der, wie die Proben, die er geliefert hat, beweisen, einzig und allein unter allen im Stande gewesen wäre, das eigentlich sogenannte Volk für die Dichtkunst volksmäßig zu gewinnen. Nur Göthe allein war es vergönnt, zugleich den Reinen und Unreinen anzugehören, weil ein göttlich Genie jeden Ton trifft. Er konnte auch später zugleich eine Iphigenia dichten, konnte den Werther schreiben, und doch für kleine sächsische Höfe Wahlverwandtschaft und Kunstromane dem Tone ihrer Gesellschaften anpassen, er ward Allen alles, die einzelnen göttinger Dichter waren jeder nur für gewisse Gegenden, Stände, Stämme, Kreise und Sitten passend, und auch das war für uns Deutsche unendlich viel.“

 

1844

Götzinger, Max Wilhelm. Bürger. In: Die deutsche Literatur. Erster Teil.

“[S. 558] Der Lieblingsdichter der Nation; dies ward er, blieb er lange und verdiente es zu seyn. Er ward von Klein und Groß, von Hohen und Niedern, von Alt und Jung nicht bloß gelesen, sondern auswendig gelernt. Und diese Balladen und Lieder lernten sich so leicht auswendig, prägten sich dem Ohre so gern und dem Gedächtnis so fest ein durch den melodischen Strom ihrer Verse und die kräftigste Fülle der Sprache, durch die Reinheit des Ausdrucks und die lebendigste Vergegenwärtigung.

[S. 560] In den meisten Gedichten hingegen, welche die Liebe zum Gegenstande haben, ist der Gegenstand, seine unselige Leidenschaft, zu persönlich und eigenthümlich, als daß sie für Volksdichtung gelten könnte; es liegen hier keine gemeinsamen Gefühle, Empfindungen zu Grunde, sondern nur das furchtbare Verhängnis eines Einzelnen, der noch dazu sehr unmännlich erscheint. Im Sinne jener Zeit war das allerdings Naturpoesie, da hier nichts Gemachtes vorlag, sondern das Tiefstempfundene. [...] Was Klopstock von Klang, Tonausdruck und Bewegung gelehrt und gesagt, Herder von Colorit und Machtworten geredet, Göthe und Mahler Müller in ihren Hymnen und lyrischen Rhapsodien versucht hatten: diesem ganzen dunklen Streben gab Bürger eine klare, verständige, durchaus deutsche Richtung.

[S. 561] Auch für die Fortbildung des Verses ist Bürger von der höchsten Bedeutung, und es ist sonderbar, daß dieses Verdienst des Mannes noch nie hervorgehoben worden ist. Vom Hexameter wollte er nichts wissen und übersetzte sogar den Homer in Jamben; eben so wenig aber wollte er Göthe´s Knittelverse sich aneignen; dagegen ist er der Erfinder und Begründer desjenigen Verses, den wir vorzugsweise den Balladenvers nennen können, und der darin besteht, daß die Zeilen bloß nach Hebungen gemessen und regelmäßige Füße verschmäht werden.

[S. 562] Bürger läßt sich in der Entwicklung der deutschen Sprache und Literatur mit Lessing vergleichen. Lessing war der Schöpfer der reinsten, kräftigsten und beredtesten Prosa, Bürger der Schöpfer der reinsten, kräftigsten und raschesten Dichtersprache. [...] Der Vorwurf, daß er das Volk bisweilen mit dem Pöbel verwechselt habe und gemein geworden sey anstatt volksmäßig, ist nicht unbegründet; allein betrachtet man diese Seite historisch, so erscheint Bürgers Gemeinheit in mildem Lichte; gegen Lenz und Klinger, nahmentich gegen den letztern, ist er stets edel und unbefangen; der Schmutz jener Zeit klebte an ihm, aber im Ganzen waren die Stunden der Dichtung seine edelsten und reinsten. Daß er sich in Stoffem vergriff oder im Einzelnen rohe Ausdrücke wählte anstatt kräftiger, beweist nur denselben Irrthum, in welchem Göthe nach einer andern Richtung verfiel, als er sich der Incorrectheit geflissentlich ergab."

Götzingers Bürger in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1844

Schopenhauer, Arthur. Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Erblichkeit der Eigenschaften, S. 525] Bürger, dieses ächte Dichtergenie, dem vielleicht die erste Stelle nach Göthen unter den Deutschen Dichtern gebürt, hat über seine Eltern einen für uns bedeutsamen Bericht erstattet, welchen sein Freund und Arzt Althof, in seiner 1798 erschienenen Biographie, mit diesen Worten wiedergiebt: [...].

[Metaphysik der Geschlechtsliebe, S. 531] Metaphysik der Geschlechtsliebe.
   Ihr Weisen, hoch und tief gelahrt,
   Die ihr's ersinnt und wißt,
   Wie, wo und wann sich Alles paart?
   Warum sich's liebt und küßt?
   Ihr hohen Weisen, sagt mir's an!
   Ergrübelt, was mir da,
   Ergrübelt mir, wo, wie und wann,
   Warum mir so geschah?
                Bürger.

Dieses Kapitel ist das letzte von vieren, deren mannigfaltige, gegenseitige Beziehungen zu einander, vermöge welcher sie gewissermaaßen ein untergeordnetes Ganzes bilden, der aufmerksame Leser erkennen wird, ohne daß ich nöthig hätte, durch Berufungen und Zurückweisungen meinen Vortrag zu unterbrechen.
   Die Dichter ist man gewohnt hauptsachlich mit der Schilderung der Geschlechtsliebe beschaftigt zu sehn. Diese ist in der Regel das Hauptthema aller dramatischen Werke, der tragischen, wie der komischen, der romantischen, wie der klassischen, der Indischen, wie der Europäischen: nicht weniger ist sie der Stoff des bei Weitem größten Theils der lyrischen Poesie, und ebenfalls der epischen; zumal wenn wir dieser die hohen Stöße von Romanen beizählen wollen, welche, in allen civilisirten Landern Europa's, jedes Jahr so regelmäßig wie die Früchte des Bodens erzeugt, schon seit Jahrhunderten. Alle diese Werke sind, ihrem Hauptinhalte nach, nichts Anderes, als vielseitige, kurze oder ausführliche Beschreibungen der in Rede stehenden Leidenschaft.“

  

1844

Ziegler, Anton. Vaterländische Bilder-Chronik aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates. II. Band. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 197] In Weinsberg selbst besteht ein eigener Frauen-Verein, welcher für die Erhaltung der denkwürdigen Ruinen Sorge trägt, und zugleich jene unbemittelten Frauen unterstützt, deren eheliche Treue für tadellos gehalten wird.*

* Ei sagt mir doch wo Weinsberg liegt?
  Ist gar ein wackres Städtchen.
  Hat treu und fromm und klug gewiegt,
  Viel Weiberchen und Mädchen.
  Ich muß, kommt mir das Freien ein,
  Fürwahr! muß Eins aus Weinsberg frei´n. “

 

1844

Jacob, Friedrich. Genovefa.  In: Lübische Spiele. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 24] Genovefa.  O mir Unseligen! darf das Geschick denn jegliches Gut mir entreißen?
          [...]
         Und siebenmal raste der Winter um uns mit Frost und erstarrendem Schneesturm.
         Und siebenmal keimten, umfächelt vom Lenz, die fast schon welkenden Kräfte.
         Nicht ganz ist, denk´ ich, Frau Magdalis Wort in Bürgers Gedichten vergessen:
         Ach, Wittwen ertragen oft schwerere Noth, als glückliche Menschen ermessen.
         Doch was sie erduldet, und was sie entbehrt, wär´ mir ein gefundenes Essen.
         Stets war ich verschuldet, die Kasse geleert, wir hatten nur Wurzeln zu essen.
         Sie hatte doch Wasser zu Schwarzbrot und Wurst. Doch nein, das meldet vom Kaiser
         Derselbe Verfasser! - wir Hunger zu Durst, zur Erwärmung schwälende Reiser. “

 

1844

Berge, Walter vom. Aus Paris. In: Frankfurter Konversationsblatt, 12. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 772] Sie sollen hören, wie die Luftfahrt abgelaufen ist! bin ich doch Ihr Berichterstatter und verpflichtet, Ihnen treulich zu rapportiren, was sich hier in Erde, Luft, Wasser und Feuer ereignet. Also ´Geduld - Geduld, wenn's Herz auch bricht, des Kmirsch sind wir nun ledig, Gott sey dem Margat gnädig!´ “

 

1844

Anonym. Paris, 27 Jun. In: Allgemeine Zeitung. Drittes Quartal. Stuttgart und Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 1461] Das TheaterPorte St. Martin läßt jetzt ein nach Bürgers Ballade bearbeitetes phantastisches Drama: ´Leonore oder die Todten reiten schnell´ einstudiren. Ob Holtey's Drama benützt worden ist weiß ich nicht, es wird sich aber bald zeigen; das Stück wird mit einem großen Luxus von Decorationen ausgestattet, und soll ein schützender Talisman gegen die Hitze und die leeren Bänke des Sommers werden. Wir werden sehen. Jedenfalls haben die deutschen Uebersetzer nichts daran zu übersetzen. Wie Schade!“

 

1844

Künzer, F. Diözesan-Nachrichten. In: Schlesisches Kirchenblatt, 21. September. Breslau. Digitalisiert von Google

“[S. 302] Diözesan-Nachrichten, Lorzendorf, 17. September.
Der Herr Pseudonymikus irrt, wenn er meint, ich hätte meine Erklärung in der Schles. Zeit. für eine rühmliche Vertheidigung gehalten; es ist mir nicht in den Sinn gekommen, mich ihm gegenüber zu vertheidigen. Sein Beweis für meine Unkenntniß in der Logik ist falsch. Er folgert aus den, für mich in Anspruch genommenen Worten Bürgers: ´die schlechtesten Früchte sind es nicht; an denen die Wespen nagen´: 1) daß ich mein Buch für gut halte, während es doch nur heißt: ´die schlechtesten Früchte sind es nicht;´ ich habe also nur gemeint, ich sei grade nicht die schlechteste Frucht, was der Herr mir wohl zu sagen erlauben wird; 2) folgert er, daß ich ihn für eine Wespe halte; ich beziehe aber den Ausdruck ´Wespe´ auf gewisse Kritiker ganz so, wie es unser Dichter thut, dem der Herr am Ende doch die Logik nicht absprechen wird. “

 

1844

Sommer, Ferdinand von. Das brennende Kloster. In: Konrad von Wallenrode, Hochmeister des Deutschen Ordens. Erster Band. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 101] Der Fremde begann:
 Der Bauer, der durch Rechten in's Paradies kam. *)
[...]
*) Nach dieser Erzählung des Rütebeuf, aus dem 12ten Jahrhundert, oder einer späteren Bearbeitung derselben, ist wahrscheinlich Bürger's ´Frau Schnips´ gebildet worden. - Der Verfasser hat wahrscheinlich dadurch die falschen und zu eigennützigen Zwecken benutzten Citationen der Evangelien der Priester seiner Zeit durch wahrhaftere und verständigere zu persifliren gesucht, und es ist höchst merkwürdig, wie dergleichen Wahrheiten haben mit Beifall und ohne Gefahr öffentlich vorgetragen werden können, während man Tausende armseliger, nichts bedeutender Abweichungen wegen verketzerte, verfolgte, marterte und verbrannte. “

 

1844

Lange, Otto. Die besonderen Arten der lyrischen Poesie. In: Deutsche Poetik.Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 196] In Betreff der Ballade haben wir zu bemerken, daß sie das vorhin bei der Romanze bezeichnete exotische Element nicht ausschließt, daß sich dasselbe vielmehr auch in ihr findet, nur nicht mit so hervortretender Bedeutung. Ursprünglich war die Ballade das, was wir jetzt unter Romanze verstehen. Von ballare (tanzen) hergeleitet bedeutete sie im Italienischen ein Lied von subjectivem, meist auf Liebe sich beziehendem Inhalt. Es diente als Text zu einer Tanzmusik und gehorchte einer bestimmten Form. Dann wandten die Schotten und Engländer diesen Namen besonders auf Ur-volkserzählungen an, welche sie in metrischer Form bearbeiteten. In diesem Sinne faßte unter den Deutschen zuerst Bürger das Wesen der Ballade auf und schuf theils aus englischen und dänischen, theils deutschen, theils überhaupt nordischen Volkssagen ein Gedicht, das seinem Inhalte nach in manchen Stücken der Romanze verwandt ist, das aber als unterscheidendes Merkmal das Gepräge des Schauerlichen an sich trägt. Um die Verwandtschaft der Ballade mit der Romanze zu bezeichnen, könnte man die erstere nordische Romanze nennen. In dem Sinne der Bürgerschen Ballade arbeiteten unter den Deutschen Goethe, Uhland, Chamisso, Zeidlitz und Heine, während Schillern das Wesen derselben mehr oder weniger fremd blieb. Letzteres hatte seinen Grund darin, daß Schiller mit seinem stets das Ideale erfassenden Geiste sich nicht leicht in die volksthümliche Ausdrucks- und Anschauungsweise, welche dieses Gedicht erfordert, hineinzufinden vermochte.

[S. 270] Allein trotz dem ist nach Schillers Meinung die landschaftliche Natur sehr wohl zu einer dichterischen Behandlung geeignet, wenn der Dichter es nämlich versucht, ´sie durch eine symbolische Operation in eine menschliche zu verwandeln und dadurch aller der Kunstvorzüge, welche ein Eigenthum der Letztern sind, theilhaftig zu machen.´ Diese Operation besteht nun darin, daß die landschaftliche Poesie entweder zu einer Darstellung von Empfindungen oder von Ideen wird. Matthisson soll es besonders gelungen sein, diese Aufgabe zu lösen**.

**) Wir möchten nicht alles das unterschreiben, was Schiller über Matthisson und Bürger sagt. Schillers günstiges Urtheil über Matthisson hat seinen Grund in des großen Dichters Idealismus. Bürger steht unserer Meinung nach, obgleich vielfach angegriffen, auf dem Felde seiner Muse viel höher als Matthisson.  “

 

1844

Moshamer, Joseph Alois. Geschichte der neueren Zeit. Zweite Periode. In: Die allgemeine Weltgeschichte zum Behufe der Menschenkunde vorzüglich in Biographien für die reifere Jugend. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 293] Bürger (Gottfried Aug.) wurde 1748 zu Wolmerswende bei Halberstadt geboren, zeigte schon als Knabe eine sehr lebhafte, doch ungeregelte Einbildungskraft, und durchlebte seine Studienjahre unter Tugenden und Fehlern, wie er eben ohne festen Plan oder gediegene Grundsätze von den Umständen und Eindrücken geleitet wurde. Ein Biograph sagt von ihm: ´Ohne seine Jugendfreunde: Boie, Hölty, Miller, Voß, die beiden Stollberg, Cramer und Leisewitz, welche mit ihm in Göttingen studierten, wäre er wahrscheinlich verloren gewesen; allein durch sie, namentlich durch Boie, ward er endlich auf einen bessern Weg geleitet.´ Nichts desto weniger hatte er bis an seine endliche Auflösung mit schweren Leiden zu kämpfen, drei Mal verheiratet, war er in keiner Ehe für die Dauer glücklich, und das Joch der Dürftigkeit drückte ihn fast beständig darnieder. Es ist nur zu verwundern, wie er doch so viel zu leisten im Stande war. Seine poetischen Arbeiten fanden allgemeinen Beifall, ja er ist so recht populär geworden, und in Fleisch und Blut seiner Nation übergegangen. Schiller war gegen ihn ein zu strenger Kunstrichter, und hat ihm auch im Herzen wehe gethan. Bürger steht in einzelnen Gedichten, z. B. ´Lenore´, jetzt noch unübertroffen da, undseine ´wunderbaren Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen´ werden noch immer gerne gelesen. Er starb als Professor an der Universität zu Göttingen 1794.”

 

1844

Anonym. Entscheidungsgründe. In: Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechts-Pflege, Altenburg. Digitalisiert von Google
 
“[S. 163] Was die Kosten dieser Instanz betrifft, so fallen dieselben mit Einschluß der diesmaligen Verschickungskosten dem jetzigen Leuteranten wegen seiner leichtsinnigen Streitsucht allein zur Last etc.
    Beide Theile ´erweichten ihren harten Sinn und machten´ – im sechsten Jahre nach dem ersten Anlaß zu ihrem Streit und Hader – ´endlich Friede.´ Das Marburger Erkenntniß beschritt die Rechtskraft; der Denunciat trat jedoch den ihm nachgelassenen Beweis nicht an, sondern leistete Abbitte und Ehrenerklärung. Das war das Resultat von der Vergeudung an Papier, Tinte, Streusand und Heftzwirn, deren schwere Kosten gar bald der eigentliche Streitgegenstand wurden.”

 

1844

L d f. Humoristisch-satirischer Auslegekasten. In: Oesterreichisches Morgenblatt, 21. October, Wien. Digitalisiert von Google

”[S. 507] Zerrissene Reiseblätter eines Zerrissenen.
Nachmittags machte ich eine Landpartie von der Cajüte auf's Verdeck, es war zwar nicht viel freundlicher als Vormittag, aber ´nur wehen kann der Wind, und Regen macht nur naß.´ Ich ließ mir wie gewöhnlich nach Tisch einen schwarzen Kaffee bringen, das schwarze Meer schmeckt mehr nach Kaffee, als dieser Schwarze. Zu hitzig war dieser Mocca von Gemperle keinesfalls.”

 

1844

Maringi, Ingmar. Galimathias. In: Magazin für Lachlustige, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 408] Auf einmal aber verlor sich alle Verwirrung, ein sanftes Rosenlicht umzog alle Eisgruben und Felberbäume, süße Stimmen erschallten, gleich Tönen aus den Kehlen zarter Spanferkel, und folgender Gesang lies sich vernehmen:
     Schwerin bist Du wirklich todt,
     Kommst auch nicht mehr zum Leben?
     Lenore fuhr ums Morgenroth
     Von Lisabon bis Theben.
     Ein frommer Knecht war Fridolin,
     Nicht von geringem Stande;
     Der helle Strahl des Mondes schien,
     Ihn schlugen die Häscher in Bande.
 Wie schön ruft der Säugling an der liebenden Mutter Busen,
 Denn er feuerte heute den siebzigsten frohen Geburtstag.
           [...]
 Doch ich muß ein Ende machen
 Dieser wunderlichen Sachen,
 War darunter was zum Lachen,
 Kann ich mehr dergleichen machen;
 Laß auch d'rum, den tollen Sachen
 Einen schönen Schluß zu machen,
 Diese prächt'gen Reime krachen.”

 

1844

Blumenhagen, Wilhelm. Höhe und Tiefe oder So sind sie. In: W. Blumenhagens sämmtliche Schriften, Zwölfter Band, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 383] Oft zieht es mich allmächtig zu ihr, und ich träume, wie ich ihr Kind zu dem meinigen mache, und das hohe Opfer ihr Beweis der unendlichen Liebe ist, und sie mich doppelt liebt darum. Weiter träume ich, wie ich wegziehe mit ihr, weit hin in Polens Wildnisse, und mich da anbaue, und Keiner mich verlacht und Keiner weiß, daß ich eine befleckte Lilie an meine Brust nahm. Aber dann kommt der Stolz meiner unbefleckten Seele, dann fällt mir des lieben Barden Männerlied ein, Bürgers Lied:
   Dem steht das hohe Wort wohl an,
   Das Heldenwort: Ich bin ein Mann!
und Adele sinkt tiefer und tiefer in den Schmutz, und ich sehe Buhlerinnen ihr die Hand reichen, und höhnisch sagen: Was ist sie denn besser wie wir? Ihr fehlte nur ein armseliges, quälendes Leben, und sie nahm unsern Ordenskranz!”

 

1844

Anzeige. In: Kölnische Zeitung 05.06.

1844 Kölnische Zeitung  05.06.

1845

Allgemeines deutsches Volks-Conversations-Lexikon und Fremdwörterbuch: Ein unentbehrliches Handbuch für Jedermann. Hrsg. von mehren Gelehrten, Band 1 1845 Digitalisiert von Google

“[S. 721] Doch lebte er mit seiner Frau höchst unglücklich, da er schon bei seiner Vermählung sich in die jüngere Schwester derselben verliebt hatte, und sich entschließen konnte, der Geliebten die Rechte seiner Gattin einzuräumen. Diesem in seine Außenseiten allerdings nicht edlen Liebesverhältniß verdanken wir die herrlichen Verse des Dichters an ´Molly´

[S. 722] Seine Sorgen wegen seiner traurigen Verhältnisse, seiner Verschuldung, seiner Verlassenheit im heranrückenden Alter, sein gerechter Gram über die gänzlich unbegründete Kritik seiner Lieder von Schiller, der die Volkspoesie offenbar nicht fassen konnte, seine körperliche Siechheit und sein geistiger Unmuth lösten ihn endlich auf am 8. Juni 1794. Bürger war echter Volksdichter im wahrsten Sinne des Worts, derbe, geradezu und dennoch in den kunstvollsten Formen das edelste Versmaß haltend; rein und klangreich ist auch seine Prosa; daneben ist er einer der größten Sprachschöpfer der neuesten Zeit, ein tiefer Kenner des unendlichen Reichthums und der unversieglichen Quellen unsrer Muttersprache und ein Verächter und erfolgreicher Bekämpfer alles gelehrten Pedantismus, den er mehrfach köstlich geißelt. “

 

1845

Alexis. Willibald. [Rez.] Hölty - Roman von Friedrich Voigts. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Digitalisiert von Google

“[S. 586] Eine historische Kritik, die aber hier gar nicht hergehört, würde manche Anachronismen zu rügen haben. So war Goethe um ein Jahr jünger als Hölty, und doch erscheint die Geliebte seiner Jugend, die damals selbst ein ganz junges Mädchen sein mußte, als mütterliche Freundin Hölty's. Auch sonst ist Manches herangezogen, was durch Ort und Zeit den wenigen Jahren, die hier vorgeführt werden, entfernt steht. So Bürger´s Verhältnisse. Aber was schadet es! dem Verf. war es nicht um eine chronikalische, sondern um eine geistige Auffassung der Zeit zu thun, und die hat er trefflich geliefert. Eher möchten wir rügen, daß er Bürger nicht bedeutend genug aufgefaßt hat. Wir gewinnen wenigstens kein so klares Bild von ihm als den andern Dichtern, und seine Liebe zu Molly, voll verbrecherischer, aber süßer Sinnenglut, die ein Nationalgut der Poesie geworden ist, ist zu abseits und lange nicht mit den warmen Tönen geschildert, mit der Bürger selbst sie uns geschildert hat.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1845

Gutzkow, Karl. Seraphine. In: Gesammelte Werke von Karl Gutzkow. Dritter Band, Frankfurt a.M. Digitalisiert von Google

“[S. 95] Die Opposition der Predigerin gegen Goethe im Sinne Pustkuchen's bringt mich darauf, einen Dichter zu nennen, der damals für mich ein eigenes Studium wurde. Das war Bürger. Eines Tages bracht´ ich seine mit einem Porträt gezierten Werke den beiden Schwestern. Seraphine, die Bildung genug besaß, um Bürger´s Leben zu kennen, erblaßte, als ich den Namen nannte. Ich sprach ohne Rückhalt mit feurigen Worten und leidenschaftlichen Mienen von den Leiden des Mannes, von Molly, als sie sich losreißen wollte, von seiner Liebe zur Schwester seiner Gattin. Hier zeigte ein Bild seine schmerzhaften Züge, diesen gutmüthigen frommen Glanz des Auges, dies schlichte Haar, das glatt gekämmt, ganz gegen die Sitte seiner Zeit vom Scheitel des unglücklichen Mannes hing. Als ich dies Alles ausdeutete und die Geschichte Bürger's erzählte, standen mir die Thränen in den Augen, so daß die Mädchen stumm zur Erde blickten und Seraphine seufzend ankündigte, wir würden heut zu Evelinen gehen.“

 

1845

Boas, Eduard. Namen-Symbolik in der deutschen Poesie. In: Herwegh, Georg. Gedichte und kritische Aufsätze aus den Jahren 1839 und 1840. Digitalisiert von Google

“[S. 83] Das erste deutsche Genie, das seine Geliebte nannte, wie sie hieß, war Gottfried August Bürger, unser letzter eigentlicher Volksdichter. Nur Wenigen wird es bekannt sein, daß Bürger es war, der die "wunderbaren Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustigen Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen" geschrieben. “

 

1845

S. Rez. Deutsche Anthologie für höhere Lehranstalten und für Freunde der Poesie. Heilbronn 1844. In: Die Mittelschule. Zeitschrift für das Unterrichts- und Erziehungswesen [...]. Reutlingen. Digitalisiert von Google

“[S. 286] Man wird sich wundern, daß der eigentliche Balladendichter, Bürger, in dieser Rubrik ganz übergangen ist, und es könnte scheinen, daß hier die bekannte Schiller'sche Recension zuviel Einfluß auf die Wahl des Herausgebers gehabt habe. Allein er wird sich leicht rechtfertigen können, wenn er sich überall nur an die keusche Muse gehalten hat, die keusche in jedem Sinn. Und dieß ist die Bürger'sche einmal nicht. Nicht blos daß sie sich immer zu sehr im Erotischen, und zwar im Sinnlich-erotischen bewegt, es beleidigt die Keuschheit des Verses, wenn selbst die beste Bürger'sche Ballade (Leonore) ihr sinnloses ´Hurre, Hurre, Hopp, Hopp, Hopp´, und das sonst tadellose ´Lied vom braven Manne´ sein ´gallopirt´ und sein ´Halloh! Halloh!´ doch nicht verläugnen kann. “

 

1845

Nodnagel, August. Deutsches Sagenbuch für die reifere Jugend. 1845. Digitalisiert von Google.

“[S. V] Sowie aber jene alten Mythen diesen Zweck fördern, so dienen ferner die deutschen Volkssagen zum Verständniß der vaterländischen Dichter, das selbst in den niedrigsten Land- und Bürgerschulen wenigstens einigermaßen beachtet werden muß, weil unsere größten Dichter, z. B. Schiller, Bürger u.s.w. durch die wohlfeilen Ausgaben auch in Häuser Eingang fanden, wo man sie sonst nicht erwartet hätte. Wie will man ohne Sagenkenntniß den Toggenburg, Alpenjäger, Gang nach dem Eisenhammer, Taucher u.a. verstehen? Oder die dem Volke noch bekanntern Dichtungen Bürgers [Hervorhebung - K.D.]: Lenore, der wilde Jäger, die Weiber von Weinsperg u.a.? In der Schule kommt ohnehin häufig z. B. im Lesebuch ein Gedicht oder doch eine einzelne Dichterstelle vor, worüber der Lehrer keine genügende Auskunft geben kann, wenn ihm das Leben und Wesen der Sage fremd blieb.”

 

1845

Anonym (1804). Gottfried August Bürger. In: Literarische Zeitung. Digitalisiert von Google.

“[Sp. 1062] Unsre Aufgabe ist hier nicht, dieses Verhältniss [zu Molly] moralisch zu richten; wir haben es nur als Factum in seinen Wirkungen zu betrachten. Da müssen wir denn sagen, dass die Liebe, die glühende Leidenschaft, die Molly dem Dichter eingeflösst hatte, ihn Lieder singen liess, in denen er im eigentlichsten Verstande einzig und unübertrefflich ist; einzig im Ausdruck
beglückter Liebe, einzig im Ausdruck des Kampfes und Schmerzes.
     Betrachten wir "das Mädel, das ich meine" und "Liebeszauber!" Die Worte sind hier schlicht und einfach, aber zugleich so wahr, so aus tiefstem Herzen gesprochen, dass man sagen möchte, was Lessing von Shakespeare's Romeo und Julie sagt: das hat die Liebe selbst gedichtet! In der That, es ist das herzlichste Glücksgefühl, die innigste und freudigste Bewunderung der Schönheit und Liebenswürdigkeit der Geliebten, welche diese Lieder eingegeben hat, und wir stehen nicht an, zu behaupten, dass auch die Liebeslieder Goethe's nicht so tief aus dem Gemüthe hervorgeholt sind, wie diese Bürger´schen. Viel weniger noch war Schiller zu solchen Weisen befähigt, daher er in seiner bekannten Recension unsern Dichter auch hier entschieden verkennt und das, was zu lohen wäre, nicht nur nicht lobt, sondern tadelt. An dem "Mädel, das ich meine" rügt Schiller, dass der Dichter durch "eine Compilation von Zügen" das Bild der Geliebten habe malen wollen! Als ob er dies gewollt hätte! Als ob die Aufzähluug der einzelnen Schönheiten der Geliebten hier nicht spielend und ganz im Sinne des Volksliedes wäre! Als ob nicht der Liebende spräche, der sich nicht satt loben kann! Als ob es nicht reizend wäre, bei den Schönheiten der Geliebten zugleich an die lieblichsten Bilder der Erde erinnert zu werden!

[Sp. 1064] Niemand wird lesen können, ohne von der Situation getroffen zu werden [Lenore]. - Die gelungensten der übrigen Bürger´schen Romanzen sind: "des Pfarrers Tochter von Taubenhain - der wilde Jäger - die Weiber von Weinsberg - der Ritter und sein Liebchen - der Raubgraf." Das erste Gedicht, an Lenore sich anreihend, ist wie diese von wunderbarer Wahrheit der Darstellung; Liebe und Leidenschaft, Hingebung, Verrath und Verzweiflung leben und weben in glühenden Zügen vor der Seele des Lesers. Wie viel hatte der Dichter zu überwinden, und wie viel hat er überwunden! Wir nehmen die Strophe aus, welche die Bestrafung der Tochter durch den grausamen Vater schildert und die einen wirklich peinlichen Eindruck macht; - alles Uebrige ist aber zu wahrer Poesie geworden, wenn auch zu tragisch ergreifender und erschütternder Poesie. Der "wilde Jäger" ist vielleicht noch höher zu stellen als "des Pfarrers Tochter von Taubenhain". Ein Gedicht von höchster Anschaulichkeit, vollkommen im Sinn der Volksromauze gedacht, dramatisch und mit den besten poetischen Mitteln zugleich wirklich warnend. Denn der Wüthrich darf in der That glauben, dass der Dichter hier nur eine Strafe geschildert hat, womit seine geistigen Leiden nach dem Tode auf´s treffendste symbolisirt sind. - Die übrigen drei Romanzen können um nichts weniger zum Beweis dienen, wie acht und lebendig Bürger den Volkston zu treffen wusste. Dieser Ton ist dem Dichter recht eigentlich gemäss und hat auch ohne Zweifel am meisten dazu beigetragen, ihn zum Lieblingsdichter seiner Zeit zu machen.
    Sollen wir nun über die Romanzen Bürger's im Allgemeinen unser Urtheil abgeben, so halten wir dafür, dass er, verglichen mit den beiden grössten unserer Dichter, vor Schiller die einfache volksmässige Darstellung, und vor Goethe, der ihm an Reichthum und Feinheit freilich auch in dieser Gattung überlegen ist, die markvolle Zeichnung voraus hat. Einzelne Stellen in diesen Gedichten sind übrigens der Art, dass sie nur mit Shakespeare´scher Poesie verglichen werden können. - -

[Sp. 1066] Wir verzichten darauf, die Verstösse namhaft zu machen, die Bürger in seinen Gedichten sich hat zu Schulden kommen lassen. Wir finden sie in "Leonardo und Blandine", in "Frau Schnips", im Zechlied", in der "Entführung", im "Lied von der Treue" und in "Graf Walter"; von den weniger bedeutenden Gedichten nicht zu reden. Die "Frau Schnips" ist für Bürgern besonders charakteristisch, daher wir noch Einiges über sie bemerken wollen. Der Gedanke dieses "Mährleins" ist wahr und die Erfindung im volksmässigen Sinne zu loben. Hätte der Dichter den Himmelsbewohnern ihre auf Erden begangenen Sünden mit überlegenem Humor und innerlichem Ernst von der Heldin vorhalten lassen, so ist kein Zweifel, dass das biblische Wort: "wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie" in neuer und frappanter Weise versinnlicht worden wäre. Dem Zauber der Ueberkraft und Ueberderbheit konnte aber Bürger auch hier nicht widerstehen. Er lässt die Heldin Jedem, der ihr den Einlass in den Himmel wehrt, auf gründlich gemeine Weise den Text lesen und macht das Gedicht dadurch eben so unwahr als widerwärtig, indem die Frau, die einen Schwall von Rohheiten ausschüttet, und diejenige, die in edler Reue um Vergebung fleht, als zwei ganz verschiedene Personen erscheinen müssen. Der Dichter selber gewahrte dies aber nicht und zeigt in der angehängten Apologie keine Ahnung, dass diese "Frau Schnips" ausser den Zeloten auch noch den Aesthetikern missfallen könnte!
    Doch genug! Wie sehr dies und Anderes in Bürger's Gedichten zu tadeln sein mag, wie sehr wir ihm solche Irrungen des Geschmacks, namentlich in sonst guten und vortrefflichen Gedichten verdenken mögen - glücklich und begünstigt müssen wir denjenigen nennen, der in einer Thätigkeit Muster geworden ist und Gebilde vollendet hat, die der Mitwelt und Nachwelt zur Erquickung und Erhebung gereichen! Dies ist unserm Dichter vergönnt gewesen und mag als glänzender Ersatz betrachtet werden für die Irrthümer, zu denen er durch eine energische Natur und nicht weniger auch durch einen unglücklichen Lebensgang verleitet worden ist. Bürger war in seinen schönsten Dichtungen die Freude seiner Zeitgenossen, er wird immer die Freude derer bleiben, die für das ächte Gold der Poesie Sinn und Gemüth haben! Dies ist das Resultat unserer Betrachtung und soll denn auch über den Dichter unser letztes Wort sein.”

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1845

Anonym. Rezension von Müllers "Bürger, ein deutsches Dichterleben". In: Die Grenzboten: Zeitschrift für Politik und Literatur, Band 2 Digitalisiert von Google.

“[S. 308] Was A. von Sternberg in seinem “Lessing", was Voigts in "Hölty". was endlich H. Kurz in "Schiller's Jugendjahre" beabsichtigt hatten, dasselbe beabsichtigt Otto Müller im vorliegenden Buche. Inwieweit die Ereignisse des Privatlebens auf die Production des Dichters einwirkten, aus welchen Stimmungen und persönlichen Verhältnissen diese und jene Richtung seiner Productivität sich hervorarbeitete - dies psychologisch zu entwickeln, stellte er sich zur Aufgabe. Der Verfasser hat sein Werk "Roman" genannt. Und doch möchte ich fragen, warum er eben diese Bezeichnung wählte, die dem oberflächlichen Leser leicht alle gegebenen Situationen und ihre Folgen nur als in der Phantasie des Verfassers emporgewachsene erscheinen lassen möchte. Sie sind es nicht; besonders nicht in der ersten Hälfte der Erzählung. Dort hält sich der Geschichtsgang vollkommen genau an die Ueberlieferungen, wie sie theils gedruckte Biographien Bürger's bekannt machten, theils handschriftlich auf Otto Müller gelangte Nachrichten darthun. Und weil nun Einzelheiten, Gespräche und Gedanken hinzugedichtet sind - soll man darum das ganze Buch einen Roman nennen? Genügte nicht der erste erläuternde Titelzusatz: "ein deutsches Dichterleben"? Denn mögen auch die historischen Beweise für manche der geschilderten Lebensmomente fehlen, die psychologische Wahrheit aller Einzelheiten der Darstellung fühlen wir nicht eine Secunde lang verletzt. Ich halte diese romantische Biographie eben darum nicht nur für interessanter, als manches andere ähnliche Werk; ich erachte sie auch dem Literarhistoriker für belehrender. Der Verfasser verfolgt in ihr wirklich keinerlei andern Zweck, als jenen der Darstellung eines "deutschen" Dichterlebens. Es war ihm nicht darum zu thun, sich selbst über die Aehnlichkeiten der Gegenwart mit damals auszusprechen, er wollte nicht durch Bürger zu einer ephemeren Besprochenheit werden. Darum durfte er auch alle die frühern Perioden Bürger's in Göttingen und im Hainbunde nur noch wie Nachklänge in den Anfang der Erzählung hereinspielen lassen und diese sogleich mit der Verbindung des Dichters mit Dora, mit seinem Leben als Amtmann zu Wölmershausen beginnen. Denn Molly, das eigentlich bedingende Lebenselement Bürgers, tritt diesem erst in jener Zeit nahe. So drängen sich nun also auch gleichzeitig die Wirrnisse seines Gemüthes und aller endlose Schmerz seiner Seele, die Erkenntniß einer unbefriedigenden Verbindung und einer unbefriedigenden Lebensstellung neben die unbezähmbare Leidenschaft zu Molly in die volle Beleuchtung des Vordergrundes und die folgenden Acte seines Lebensdramas finden darin ihre volle Motivirung. Es ist jene jache Zerrissenheit des Bürger´schen Lebens, wie wir sie aus den Biographien herauslesen, zu einer vollkommen zusammenhängenden und sich in sich selbst begründenden Nothwendigkeit ohne Lücken zusammengebauet. Wir erkennen es deutlich, wie Alles so kommen mußte und nicht anders konnte. Darin liegt für Denjenigen, der diesen ersten echten deutschen "Volksdichter" liebt und sich unwillkührlich doch immer wieder von seiner Persönlichkeit abgestoßen empfand, etwas unendlich Wohlthuendes und Versöhnendes. Eben in der Lösung dieser schweren Aufgabe begründet sich die Trefflichkeit des vorliegenden Seelengemäldes. Mußte ich aber oben die Wahl des Titels "Roman" auf der einen Seite mißbilligen, so erscheint dieselbe auf der andern Seite vollständig durch die Drapirung der Erzählung gerechtfertigt, und auch diese Einkleidung muß, bis auf eine hier und da hervortretende lyrische Breite und eine gewisse Schwülstigkeit des Ausdrucks, mit vollem Lobe anerkannt werden. Doch auch dieses Lob findet seine vollste Anwendung mehr auf die erste Hälfte, als auf andere Theile des Buches. Dort streben alle Fäden nach den Mittelpunkten, Bürger und Molly, zusammen, während dies in der zweiten minder der Fall ist, wo der Erzähler die Biographie unsers Dichters bei Seite legen und es versuchen will, "ohne Rücksicht auf Zeit und geschichtliche Ueberlieferung die poetische Wahrheit der Erzählung von der historischen noch mehr als jetzt geschah, zu scheiden." Dort entschlüpft ihm der eine und der andere Faden, dabei treten auch wieder Personen hervor, welche dem innern Erzählungsgange und den Entwicklungen fremd bleiben. Dahin rechne ich vorzüglich August Wilhelm Schlegel. Oder sollte seine Verlobung mit jener Professorstochter, die er eine "Verplemperung" nennt, als Nebenstück zu Bürger's Verheirathung mit Dora und Elifs Hahn gelten? Dazu beruht sie auf zu kleinen Motiven, dazu ist sie zu vorübergehend erwähnt und dafür bleibt sie zu einflußlos auf Schlegels fernere Entwicklung. Allein trotz solcher kleinen Ausstellungen muß die Kritik mit vollem Lobe auf diesen Roman hinweisen. Möge er denn die Verbreitung finden, deren er würdig ist und welche leider ähnlichen Werken der Neuzeit durch eine ungerechte Vernachlässigung von Seiten des größern Publicums vorenthalten worden ist.“

 

1845

Schefer, Leopold. Die Osternacht. In: Ausgewählte Werke. Siebenter Theil. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 99] Ich selbst nun wollte ihm einen frommen Trostspruch aus Gotteswort in das Ohr rufen - aber das Ohr war taub! und ich hatte zu viel Ehrfurcht, um zu schreien; aber das Haupt neigte sich, wie ein stillwahnsinniges Kind, und seine frommen großen milden Augen sahen freundlich auf mich; über das Antlitz flog einmal - ein trauriges Lächeln, und die schönen Lippen zuckten, als wollten sie sprechen. Aber es bedeckte seine Augen wie blaue Glockenblumen, mit den schöngewölbten, langbewimperten Augenliedern - und schwieg. Und ich rief außer mir: ´Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht; mit Gott im Himmel hadre nicht!´ und es war, als hätte das Haupt sein Herz in der Erde, und das Herz desselben schlug laut unter mir, und hämmerte wie ein tiefes unterirdisches Werk in stiller weithörender Nacht.“

 

1845

Rötscher, Heinrich Theodor. Seydelmanns erste Jugend. In: Seydelmann´s Leben und Wirken. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 19] Doch seelenvergnügt bin ich, wenn ich nach vollbrachter Arbeit des Abends bei Tische sitze, Deine und Jenkners Briefe lese und Lafontaine´s treu dargestellte Gemälde des Lebens, wie weiland ein liebender Ritter umherirre, Bürgers Leonore und Kotzebue's Spiele studire, und dann bei dem Gedanken, bei dem seeligen Gedanken stehen bleibe, daß ich - daß wir für diese zeitliche Trennung einst unzertrennbar ein frohes Alter genießen werden, Du und Jenkner mit den Seinigen, ich als liebender Freund, als Glied der Familie in Eurem Zirkel und wir alle herzlichen Freuden der Gegenwart festhalten und sie vereint genießen werden.“

 

1845

Laßberg, Joseph Freiherr von. Brief vom 23. May 1845 an Franz Pfeiffer. In: Briefwechsel zwischen Joseph Freiherrn von Laßberg und Ludwig Uhland. Wien 1870. Digitalisiert von Google

“[S. 294] Nun aber empfangen Sie auch meinen besten Dank, für die so freundschaftliche Zuweisung des Herren Doctor H. Sein Brief gefällt mir sehr gut, er stellt mir einen biedern und herzlichen Schwaben von altem Schrot und Korn dar und ich glaube auch G. A. Bürgers Blümchen Wunderhold in seinem Karakter nicht zu vermißen. “

 

1845

F. Wiest an A. Oehlenschläger, 2. Februar 1845. In: Der Wanderer, 4. Februar. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 120] Ich hoffe, daß Willmers - noch Mode in Wien wird, daß man vielleicht gar in Salons dänische Handschuhe á la Willmers tragen wird. Das edle, kräftige Dänenroß, welches dießmal unsern virtuosen Nordlandsreiter in die heiße Schlacht der Töne hinein trug, lieferte Bösendorfer's berühmter Marstall. Auch für das nächste Concert wird Willmers seinem Knappen zurufen: ´Auf, sattle mir mein Dänenroß!´ denn es hat ihn muthig und ohne Wanken zum glänzenden Siege getragen.“

 

1845

S. (Neapel.) In: Der Wanderer, 30. Jänner. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 104] ´Leonore, oder die Todten reiten schnell.´ Diese Ballade des deutschen Bürger ist nun gar ein Opernlibretto geworden. Mercadante hat die Musik geschrieben, das San Carlo Theater das Opus aufgeführt und die Journalisten wissen nicht genug des Lobes über diese classische Musik zu sagen. Ihrer Meinung nach hätte sich Mercadante dießmal selbst übertroffen. Und wir können dieß alles so gemüthlich ruhig erzählen - warum? Wir kennen den Fanatismus eines welschen Publicums hinlänglich.“

 

1845

Roos, Richard [d.i. Karl August Engelhardt]. Der große Unbekannte. Leipzig und Meissen. Digitalisiert von Google

“[S. 45] Seit mehrern Jahren schon hatten Mariens Lieder mich - Marien die meinigen, in Journalen bezaubert - hatten wir uns, wie einst Elise und Bürger, angesungen, ohne uns zu kennen. Alles Forschen nach der herrlichen Pseudonyme war vergebens gewesen und jetzt - ich Glücklicher!“

 

1845

Anonym. Deutsche Bundesstaaten. In: Passavia  Nr. 120 vom 1. Mai. Passau. Digitalisiert von Google

“Bayern. (München, 25. April) Endlich, endlich ist er in München eingezogen, der Frühling, daherbrausend auf seiner von Sonnengold funkelnden Quadriga, umwirbelt von einer Wolke nachträglichen Märzenstaubs. Aber das Warten ließ er uns sauer werden. Alle Welt fragte: wo bleibt er denn: Und alle Welt wußte keine Antwort darauf. Die Erde war längst fertig mit ihrem Winterschlaf und harrte des Frühlings zum Lever, - der Ungalante aber blieb aus. Ihr gings wie Bürgers Leonore: sie fuhr um jedes Morgenroth empor aus schweren Träumen,
  ´bist untreu, Frühling, oder todt?
  wie lang willst du noch säumen?´
Aber ihre Ungeduld zauberte ihn nicht herbei.“

 

1845

Herzogl. Hoftheater. In: Regierungs- und Intelligenzblatt für das Herzogthum Coburg, 15. November. Digitalisiert von Google

“[Sp. 838] Freitag den 21. Novbr. Zum Besten der Hoftheater-Pensionsanstalt: (Neu einstudirt) Lenore. Schauspiel mit Gesang in drei Abtheilungen, frei nach Bürgers Ballade, von C. von Holtey. Musik von M. Eberwein.(Mit mehreren neuen Gesangseinlagen.) “

 

1845

Thiel, J. Chr. In: Allgemeiner Anzeiger, 28. October. Gotha. Digitalisuiert von Google

“[Sp. 3825] Wornach müssen die Leistungen der Lehrer beurtheilt werden?
    Der Geist muß denken. Ohne Denken gleicht
    Der Mensch dem Oechs- und Eselein im Stalle.
    Sein Herz muß lieben. Ohne Liebe schleicht
    Sein Leben matt und lahm, nach Adam's Falle.
                              Bürger

 

1845

Böttiger, Karl Wilhelm. Fünfzehntes Hauptstück. In: Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes für Schule und Haus und für Gebildete überhaupt. Siebenter Theil, Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 129] Friedr. v. Schiller aus Marbach in Württembergischen (geb. 1759, gest. 9. Mai 1805) war mit kantischen Ideen wohl vertraut und Meister in der dichterischen, wie in der prosaischen Darstellung, zu welcher Gattung auch historische Werke, wie der dreißigjährige Krieg und der Abfall der Niederlande, gehören. Seinen unübertroffenen dramatischen Arbeiten gab er, wie dem Fiesco (selbst den Räubern), dem Wallenstein, der Maria Stuart, Jungfrau von Orleans, dem Don Carlos, eine historische Unterlage und bezeichnet sich als den tiefen, unwiderstehlichen Herzenskenner. Darum ist er, wie Keiner, Dichter des Volks geworden, glücklicher darin, als der frühere Gttf. Aug. Bürger (aus Wolmerswende im Halberstädtischen (1748 - 1794), welcher mit seinem wahren poetischen Beruf doch nur Volksdichter geworden und jetzt vielleicht mehr als billig und gerecht vergessen ist.”

 

1845

Görres, Guido. Erinnerungen an Clemens Brentano. In: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, München. Digitalisiert von Google

“[S. 88] Er beugte sich wie der immer blühende und fruchtende Christbaum einer derben fachlichen Vorzeit über einen gähnenden Abgrund und über den von Seufzern zerrissenen Zaun der Gegenwart bis zu der sehnsüchtigen Jasminlaube der Pfarrerstochter von Taubenheim hin, welche beschäftigt war, den kaum verbleichten himmelblauen Frack Werthers und
dessen strohgelbe Beinkleider auf dem Grabe Siegwarts gegen Mottenfraß auszuklopfen und abwechselnd den bei der Urne seiner Geliebten verfrorenen Kapuziner nach den Methoden des Miltenberger Noth- und Hilfbüchleins aufzuthauen, während Karl Moor eine bleichgehärmte Wange an einen Aschenkrug lehnend ihr Matthisons Elegie in den Ruinen eines alten Bergschlosses vorlas und seitwärts ein Verbrecher aus Ehrsucht mit Lida Hand in Hand im Mondenschimmer am Unkenteich Irrlichter weidete und nimmer vergaß, was er allda empfand. – Ein so großes Stück von der Geschichtskarte der Phantasie umfaßte jener Herr Schwab, daß ich wohl sagen kann: in den Zweigen dieses Baumes plauderten noch die Legenden, Gespenstergeschichten und Mährchen in nächtlicher Rockenstube, als schon Lenore ums Morgenroth aus schweren Träumen emporfuhr; – in einen Zweigen hielten noch die asiatischen Banisen, die Simplizissimi, die Aventüriers, die Felsenbürger, die Robinsonen, die Seeräuber, die Cartouche, die Finanziers und deren Jude, Süß Oppenheimer, Gespräche im Reiche der Todten bis tief in die Sternennacht, da unter seinem Schatten Götz von Berchlichingen nebst Suite vereint mit Schillers Räubern der Zukunft auf den Dienst lauerten, und dicht neben diesen die heilige Vehme und alle geheimen Ordensritter bis zur Dya-Na-Sore Loge hielten.”

 

1845

Anonym. Caroline Pichler. In: Taschenbuch für die vaterländische Geschichte, Hg. Joseph Freiherr von Hormayr, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 118] Unterdessen ging aber auch der Unterricht in ernsthafteren Gegenständen fort. Nebst dem Latein lernte ich die lebenden Sprachen, Französisch, Italienisch und späterhin Englisch, um ihre besten Schriftsteller lesen zu können. Zur Belustigung und zugleich zur Uebung eines mir von der Natur verliehenen trefflichen Gedächtnisses lernte ich jeden Tag etwas auswendig und noch jetzt könnte ich viel aus Gellert's Fabeln und geistlichen Liedern, so wie aus Bürgers und Stollberg's Romanzen, hersagen, welche ich mit meinem Bruder als ein ziemlich wildes Mädchen, dem es an weiblichen Spielgefährten gebrach, bald recitierte, bald mimisch darstellte.”

 

1845

Anonym. Litterarisches Irrenhaus. In: Sonntagsblätter, 21. Dezember, Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 1184]
   Und wieder geht es hop, hop, hop,
   Der Unsinn reitet im Gallopp;
   Das Tollhaus wird schon volle,
   Wie dichten die Dichter so tolle.
          Bürger's Parodie der ´Lenore´.
Eben, wir begreifen's nicht.
Wir lesen in einem deutschen Blatte folgende Verse von einem Hrn. Xaver Krink:
    Der Sturmwind saus't,
    Die Woge braust;
    Und warum sollen sie nicht sausen, brausen?
    Das Menschenherz
    Fühlt Lust und Schmerz,
    Warum auch will es nicht in Frieden hausen?
           Lottokollekturliebe.
Dieser Hr. Xaver Krink singt ferner:
    In des Lebens Lottoserien
    Fielst Du mir als Treffer zu,
    Mädchen Du aus Lodomerien,
    Du, Du!
Du, Du! Scheker!”

 

1845

Haffner, Carl. Der Tod und der Wunder-Doctor. In: Oesterreischisches Volks-Theater, Erster Band, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 199] Lied
 Dann bin ich auch ein Zimmermann,
 Der feste Häuser baut,
 Zum Hausherrn mach' ich Jedermann,
 Sogar die ärmste Haut.
 Es machen zwar das ganze Haus
 Sechs Bretter und zwei Brettchen aus,
 Doch wer hineinzieht, denkt auf Ehr'
 Nicht an Palast und Schloß je mehr.”

 

1845

Anonym. Von welchem Werthe ist es für die Wirksamkeit des Schullehrers, daß er die Liebe der Kinder, die Achtung und das Vertrauen der Eltern besizt, und wie erwirbt er sich dieselben? In: Katholisches Magazin für Pädagogik und Didaktik, Rottweil a. N. Digitalisiert von Google

"[S. 50] Daß ihm, selbst unverdient, gar nichts Unangenehmes begegnen könne und solle, wollen wir gar nicht in Abrede stellen, denn jeder Mensch hat seine Neider und Feinde, und wäre gar nicht einmal gut, wenn der Lehrer die einzige Ausnahme machen würde; denn wozu sonst der Trost: daß es die schlechtesten Früchte nicht sind, woran die Wespen nagen? Wozu die Lehre des Christenthums: daß die Tugend erkämpft werden müsse?”

 

1845

München, 25. April. In: Der Bayerische Landbote, 28.04.

“Die Erde war längst fertig mit ihrem Winterschlaf und harrte des Frühlings zum Lever, - der Ungalante aber blieb aus. Ihr gings wie Bürgers Leonore: sie fuhr um jedes Morgenroth empor aus schweren Träumen,
  ´bist untreu, Frühling oder todt?
   wie lange willst du noch säumen?´
Aber ihre Ungeduld zauberte ihn nicht vorbei.”

 

1845

Anzeige. In: Der Bayerische Landbote, 20. Novbr.

“München, 18. Nov. Der Kunstverein ist diese Woche wenigstens in nummerärer Hinsicht sehr reich bestellt. Am besten ist das Genrefach durch eine Scene aus Bürgers Leonore, von Eberhardt vertreten, ein so technisch tüchtiges als durch lebhafte Vergegenwärtigung des Moments sich auszeichnendes Bild. Daß aber ungeachtet der entschiedenen Sprache, welche es spricht, Dutzende von Betrachtern sein Thema nicht zu entziffern vermochten, beweist wie fremd Bürger unter uns geworden ist, der populärste aller deutschen Sänger!”
 

1845

Hiesiges. In: Augsburger Tagblatt, 07.12.

“Im Kunstvereine sind ausgestellt: Landschaft, von Seidl. - Landschaft, von Huber. - Der Starnbergersee bei Dutzing, von Alers. - Leonore, nach Bürgers Gedichte, von J. Eberhardt.”
 

1845

Anzeige. In: Jeversches Wochenblatt 24.08.

1845 Jeversches Wochenblatt  24.08.

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29032023-164